X: L88, lb. August 1929. Künftig erscheinende Bücher. BSrtcnblaU s.d.Dtlchn.Buchhani-r. 5831 welche Jahn dem ersten Kapitel seines Buches vorausstellte. Wohl ist die hier verlangte Treue zur Wahrheit und Gerechtigkeit bei vielem sehr vielen unserer Landsleute stärker in die Brüche ge gangen, als Jahn und Dvß es vielleicht jemals angenommen haben, aber dennoch gibt es eine große Anzahl unter uns, die Verachtung und selbst schnöden Tod einem Unredlichsein vorzichen, und Liese sind es, welche das Volkstum, die Seele unseres Volkes bewahren und weiterbilöen, bis „die Zeit erfüllet ist". Als Friedrich Ludwig Jahn sein Buch „Deutsches Volkstum" schrieb und veröffentlichte, war Deutschland in Schmach und Knechtschaft. Feigheit und Angst beherrschten die Gemüter und nur wenige deutsche Männer wagten es, dem Unrecht entgegenzutreken. Zwei Jahre nach dem Er scheinen des Buches war die Völkerschlacht bei Leipzig, und kurze Zeit darauf halte sich das er wachte deutsche Volk aus den Banden seiner Bedrücker befreit. Man hat später schwer an diesem Volke, das aus eigener Kraft die Freiheit wieder errang, gesündigt. Friedrich Ludwig Jahn und viele andere der besten Landsleute haben darunter gelitten. Heute feiert man den damals verfolg ten, heute erweist man ihm die größte Ehre, welche den Führern unseres Volkes zuteil wird, und dennoch sind in Wahrheit seine Forderungen, seine Grundsätze niemals erfüllt worden und stehen gerade jetzt wiederum im schärfsten Widerspruch zu allem, was im öffentlichen Leben des Volkes und dem Eigenleben jedes einzelnen maßgebend und richtig erachtet wird. Das deutsche Volk hak noch lange nicht gelernt, seinen großen Führern, seinen Denkern, Dichtern, Künstlern und selbstlosen Männern der Tat, der Aufopferung zu folgen, es setzt ihnen manchmal nach Jahrzehnten, Jahr hunderten Denkmale — aber es läuft jedem, der mit irgendeiner Irrlehre daher kommt, immer nach in Knechtschaft und Not und wird erst dann, wenn diese unertragbar geworden, wieder fähig, den wahren, bewährten Führern von neuem zu vertrauen. Friedrich Ludwig Jahn verlangte in seinem Buche unter anderem: „Frömmigkeit der Deutschen, Deutschheit und Urchristentum, Volkgerziehung, Kindlichkeit, Menschenbildung, Lesen der muster gültigen volkstümlichen Schriften, vaterländische Geschichte, Allgemeinmachung der schönen Künste, Achtung des Bürgerrechts, Verbannung der Ausländerei, allgemeine Volkstracht, Bücherwescn, Muttersprache, deutsche Namen, Volksfaßlichkeit, die Herausgabe deutscher Bardenhaine, deutscher Heldengedichte, die Bcrpönung der unöeutschen, unvvlkstümlichen Bücher, ein reines, edles Fa milienleben." Ich darf es jedem Leser überlassen, durch eigene Vergleiche selbst festzustellen, wie weit die vorherrschenden Anschauungen unserer Zeit von diesen Forderungen Friedrich Ludwig Jahns entfernt sind. Gewiß hak sich in den verflossenen 120 Jahren vieles im äußerlichen Leben unseres Volkes ver ändert. Die Erfindungen und dadurch entstandene Maschinenleistungen haben starken Einfluß ausgeübk. Die heute weltbeherrschenden Mächte, Technik und Kapitalismus haben große Um stellungen hervorgerufen. Die inzwischen erfolgte Einigkeit der deutschen Stämme, das Auftreten der fremdländischen alles zersetzenden Lehren und ihrer falschen Folgerungen, der Weltkrieg, der aufgczwungcne Versailler Vertrag, die Abkehr von den bisherigen Staatsverhältnissen haben ebenfalls das äußere Leben unseres Volkes stark beeinflußt und verschoben, aber alle diese Ände rungen konnten nur deshalb so eintreken und erfolgen, weil die Mahnungen unserer wahren Führer, der Denker, Dichter und Künstler niemals genügend beachtet wurden, und stets fremde Irrlehren die größte Verbreitung fanden. Wären zum Beispiel alle vorher an das deutsche Volk ergangenen Botschaften unserer großen Denker, Dichter und Künstler, Goethe, Schiller, Beethoven und vieler anderer richtig ausgenommen und beherzigt, wären die vorgenannten Forderungen Friedrich Ludwig Jahns wahrhaft erfüllt worden, dann wäre das Innenleben unseres Volkes so kräftig gewesen, daß alle kommenden Jrrtümer und Weltereignisse ein ganz anderes gefestigtes und widerstands fähiges Volk angctrosfen und infolge davon auch ganz andere Wirkungen hervorgebracht hätten. Es ist eine große, vielleicht die größte Schuld des deutschen Volkes, daß es von der Höhe der