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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1929
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- 1929-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1929
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der Schreiber, Zeichner oder Knipser. Auf Schöpfer kann kein Gesetz eingerichtet werden. Es ist schon nicht richtig gewesen, den »Urheber« zum Objekt des Rechtsschutzes zu machen. Ich habe es bereits öfters gesagt, wiederhole es aber auch hier: Im gemeinen Sprachgebrauch ist Urheber einer Sache oder Hand lung, wer sie angeregt, veranlaßt, begonnen hat, »der zuerst auf hebt und ins Dasein ruft«; er bleibt Urheber, auch wenn er die Ausführung seines Gedankens anderen überläßt. Führt ein Schriftsteller oder Künstler durch Abfassung eines Werkes eigene oder anderer Gedanken aus, so ist er der Verfasser, aber nicht der Urheber im gemeinsprachlichen Sinne des Wortes. Im Sinne des Gesetzes aber ist jetzt Urheber, der einen Gedanken durch individuelle Geistcstätigkeit formt. Diese Former nennt man bei Schriftwerken richtig Verfasser. Es wäre seinerzeit eine dankenswerte sprachbildnerische Tat gewesen, wenn man dieses Wort auch für die Former von Werken der Tonkunst und der bildenden Kunst eingeführt hätte. (Schluß folgt.) Der neue Druck — das schöne Buch. Ausstellung vom 3.—19. August 1929 in Magdeburg. Die Begrüßungsworte des Oberbürgermeisters und die Eröff nungsansprache des Reichskunstwarts vr. Nedslob lassen erkennen, daß man der an sich kleinen Schau in den von Albinmüller auf dem schönen Magdeburger Ausstellungsgelände erbauten Kunstausstel lungsräumen einige Bedeutung beimißt. Anschaulich ist zunächst der Überblick, den der frühere Banhaus professor Moholy-Nagy mit erläuterndem Text über die Frage gibt: »Wohin geht die typographische Entwicklung?«. Danach haben der Franzose Apollinaire und der Italiener Marinetti mit der Durch brechung des von links nach rechts geführten Drucksatzes begonnen. Über die Blickfang-Serien und den Bauhausstil ist man den Vor schlägen des Normenausschusses der deutschen Industrie nachgekom men, hat Papierformat, Satzbild und -spiegel, Klischeegröße usw. ge regelt. Die Zukunft soll eine Auflockerung des Satzbildes (auch beim Buch) bringen, die die horizontale — vertikale Werkgerechtigkeit des Handsatzes aufheben werde. Dieser Darstellung entgegen hat es außer Russen und Bauhauskünstlern auch früher schon Graphiker ge geben, die ihren eigenen Weg gegangen sind. Betonen will die gesamte Ausstellung, daß Unpraktisches niemals schön sein kann, daß da gegen das Zweckmäßige richtunggebend für die »neue Typo graphie« ist. Diesen Gedanken soll besonders die Plakatausstellung des Ringes neuer Werbege st alter klarlegen. Doch bleibt hier manches noch im Versuch stecken und kann durchaus nicht als »zweckmäßig« bezeichnet werden. Neben guter wird leider auch un glückliche Photomontage gezeigt. Wirkungsvoll fallen die Buchum schläge des Malik-Verlages von John Heartfield-Berlin (Pseud. für Wieland Herzfelde) auf; ebenfalls auch diejenigen, die vr. Walter Dexel-Jena (jetzt Kunstgewerbeschule Magdeburg) für Hesse L Becker geschaffen hat. Der Münchner Jan Tschichold überrascht durch die große Einfachheit, mit der er wegweisend Bild, Farbe und Buch staben auf seinen Theater- und Kinoplakaten sprechen läßt. Hervor ragend sind zwei Eisenbahnplakate des Franzosen Cassandre. Über zeugend sicher in Farbe und Gliederung wirken wieder die Werbe plakate von vr. Dexel, der für die Entwicklung der Magdeburger Kunstgewerbeschule von Bedeutung werden dürfte. Nebenbei sei erwähnt, daß der uns von Anna Blume her bekannte Sänger Kurt Schwitters sich nun als Werbekllnstler vorstellt. In Neben räumen zeigt die Stadt Magdeburg eine Anzahl vorbildlicher Werbe drucke sowie die Vorarbeiten für die Photomontagen Magdeburger Ansichten der Dresdener Ausstellung von Hans Hofmann und Mila Hofmann-Lederer. Bei der B u ch a u s st e l l u n g wollen wir etwas länger ver weilen. Es handelt sich um die »Ne ich sw an der - Ausstel lung handwerklich guter und wohlfeiler Buchein bände 1929«. So lang und werbetechnisch unglücklich diese Be nennung auch sein mag, fürchterlicher ist die von irgenöwem (nicht in Magdeburg) dafür geprägte Bezeichnung Rehabu. Doch lassen wir uns dadurch nicht abschrecken. Sie will also für den Hand einband werben, und zwar für den wohlfeilen, trotzdem schönen und guten, da die augenblickliche Wirtschaftslage doch dem Luxuseinband nicht förderlich ist. Gut ist der Katalog, den der Veranstalter der Rehabu, der Bund Meister der Einbandkunst E. V., Sitz Leipzig, herausgegeben hat. Die ausgezeichneten Abbildungen sollen die Liebe zum Hand- 880 gebundenen Buch wecken. Die Aufsätze von vr. Nedslob, Otto Pfaff, Professor Dorfner, Professor Loubier und vr. Klette sagen der All gemeinheit Beherzigenswertes. Der Buchhändler wird aber die Nichtigkeit der Prophezeiung vr. Klettes bezweifeln: »Bibliophile müssen ihre Bücher nur broschiert kaufen, und der Verlag wird sich dazu bequemen müssen, seine Werke broschiert herauszugeben, um sie überhaupt verkaufen zu können««. Aber selbst vom Standpunkt vr. Klettes-Leipzig aus muß ich beim Betrachten mancher Bände doch sagen, daß ich den Verlegerein band häufig vorziehen würde, weil er von wirklicher Künstlerhand entworfen, dem Inhalt des Buches weit mehr angepaßt, also viel eher als »Kleid« aufzufassen ist als mancher handgefertigte Einband. Bei der Werbung nimmt man es zwar nicht so genau mit dem Urteil, aber doch muh man vorsichtig sein. Das zeigt sich auch auf der Rehabu. Da ist zum Beispiel der Wehrwolf von Löns ausgestellt. Gegen die technische Ausführung des Einbandes ist gar nichts einzuwenden: aber in diesem Einband würde ich den Wehrwolf bestimmt nicht in meinen Bücherschrank stellen. Dieses ernste Buch hat einen heiter gestimmten Einband: braun und violett kreuzweise schräg ge streiftes Uberzugpapier, Pergamentrücken mit violettem Titelschild auf umrahmendem braunen Feld. Oder das leicht geschriebene Buch »Balzac, 30 tolldreiste Geschichten« hat einen Lederrücken, aus dem dreimal drei nebeneinander liegende schwere echte Bünde vorge täuscht sind. An sich führte vr. Redslob schon aus, Bildwirkung, Schmuck und Zierrat seien heute dem »Bau, der Formung aus Material und Stoff gewichen«. Für den Bau eines Einbandes von so kleinem Format hat man nie drei Bünde dicht nebeneinander gelegt, und außerdem erscheinen mir heute Bünde bei Romanen ohnehin viel zu schwer, selbst einzeln. Sie kommen mir bei den kleinen Formaten vor wie die einst beliebten überflüssigen Stuck fassaden an den Häusern, die längst schlichter Sachlichkeit gewichen sind. Weiter fallen mir die beiden Bände »Grimm, Volk ohne Raum« auf. Diese beiden echt deutschen Bände tragen auf dem Rücken eine ganz schwere, übergroße Antiquaschrist als Titel, wäh rend selbstverständlich die Bücher in Fraktur gedruckt sind. Ich könnte sie so nicht in meinem Bücherschrank leiden. Dasselbe bei »Mann, Der Zauberberg«: der Einband in grellen gelben Farben prächtig dem Inhalt und Titel angepaßt, der Rückentitel wieder in Antiqua, während der Druck in Fraktur geschehen ist. Außer vielen sehr schweren Einbänden bei kleinen und leichten Romanen sehen wir andererseits unruhige Einbände bei ernsten Büchern, schwere Schrift bei kleinen Formaten, zierlichste, dünne Schrift bei schweren großen Bänden. Das sind nur einige Dinge, die mir sofort ins Auge fielen. Dann aber, was noch viel, viel schlimmer ist: der Mangel an pfleglicher Behandlung der Bücher in der Ausstellung! Hier soll doch Liebe zu den Büchern geweckt werden. Ich glaube, die Ver fertiger mancher Einbände würden aufschreien, wenn sie ihre Kinder hier ausliegen sähen. Welche Mühe hat sie der Einband gekostet, welches Nachdenken der Entwurf, die Farbenzusammenstellung! Und hier werden die Bücher einfach aufgeschlagen, auf den Bauch gelegt, mit dem Rücken und beiden Deckeln nach oben. Wie da die Blätter, ja die Bücher überhaupt leiden, muß jeder Laie sofort empfinden, wieviel mehr ein Bücherliebhaber. Ich trete seit Jahren für die pflegliche Behandlung des Buches beim Buchhändler ein (siehe Ab schnitt 3 »Pflege« in meinem Buch »Das Schaufenster des Buch- und Musikalienhändlers«): aber in einer mustergültigen Ausstellung darf so etwas überhaupt nicht Vorkommen. In dem Schrank »Höchst leistungen der Einbandkunst« sind lediglich zwei stehende Bände vorschriftsmäßig umbunden, die übrigen schweren Bände, die gar schräg ausgestellt und angelehnt sind, oder mit quer nach vorn ge stellten Deckeln stehen, müssen sich verziehen, müssen im Aussehen leiden, ganz einerlei, ob sie handgebunden sind oder nicht: ich würde einen derartigen Band in diesem Zustande nicht mehr als »Höchst leistung« abnehmen. Erwähnt muß werden, daß an diesem Mangel der pfleglichen Behandlung nicht die Magdeburger Ausstellungs leitung schuld ist, da die Aufstellung, wie man mir auf Befragen er klärte, durch einen auswärtigen Herrn erfolgt ist. So erkennen wir an manchem, daß der Buchbindermeister nicht immer der Mann ist, den Einband, das Kleid passend und richtig auszuwählen oder zu schaffen. Er kann sich gar nicht jedesmal bei den vielen Einzelbänden, die ihm in die Hän^e gelegt werden, so in den Inhalt vertiefen, wie es der Künstler muß, der für große Auflagen den Einband zu schaffen hat. Der Meister ist vielmehr auf den Kunden, den Bücherliebhaber, angewiesen. Unbestritten soll dagegen die größere Haltbarkeit des handgebundenen Buches bleiben. Aber es muß auch anerkannt werden, daß, von den aufgeführten Mängeln abgesehen, eine große Anzahl schöner und vorbildlicher Einbände ausgestellt ist, über deren Besitz man sich ohne weiteres
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