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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1929
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- 1929-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1929
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X- 191, 19. August 1929. Fertige Bücher. Börsenblatt f. -. Dtschn. Buchhandel. 8997 satz zu den üblichen Kriegsbüchern nicht wieder rückwärts gelenkt, sonder abstrahiert, objektiviert in neuen, geistigen, denkerischen Problemen. ES waren nicht die geringsten und unwürdigsten Geister, die ihr Leben für solche Probleme opferten, die, wie Partenau wieder, in dieser eisklaren, männlichen Atmosphäre, in Armeen, Kriegs plänen, Aufmärschen dachten und phantasierten. Vielleicht gibt es nichts Größeres und Verführerisches für den männlichen Geist als dies. Es ist ein Spiel allerdings mit dem edelsten Mate rial, dem Menschen, und dem kostbarsten Einsatz, dem Blute; und sollte freilich niemals von rohen, unwissenden, unverantwort lichen Fäusten gehandhabt werden. In Partenau aber zeigt sich wieder die großartige, geistige Schönheit dieses ursprünglich Kriegerischen. Es wird von ihm, nach den Greueln und den Er niedrigungen, die es im langen, mechanisierten Kriege erfahren hat, in seiner ursprünglichen Reinheit äind Bedeutung, in seinem Glanz wiederhergestellt. Der Geist großer Feldherren lebt in dem häßlichen, kahl köpfigen, sommersprossigen Manne, dem Oberleutnant der Reichs wehr, Subalternosfizier in dem Söldnerheer eines niederge- worfenen Landes. Er denkt in Armeen, aber er lebt in einer be schränkten, einengenden Wirklichkeit. Daraus ergeben sich harte Spannungen, ergibt sich schließlich unabwendbar sein Schicksal. Dieses Schicksal muß tragisch sein. Unerbittlich wächst neben der mehr verborgenen geistigen nun auch die sichtbare menschliche Tragödie. Das männliche Wesen Partenaus geht bis zur Ein seitigkeit und wendet sich gegen ihn selber: seinem Dasein fehlt jetzt im Frieden der mildere, weibliche Gegenpol — er kann nur wieder am Manne Gefallen finden. So muß man erleben, wie dieser Einzige, Außergewöhnliche seinem eigenen Geschleißte ver fällt: den Oberfähnrich Kiebold liebt Partenau, denselben, mit dem er das Kriegsspiel spielte. Schön, herrisch und überlegen, vom Krieg nicht mehr angerührt und belastet, überragend begabt, leicht die Frauen erobernd: so ist dieser Oberfähnrich. Er ist ein neuer Typ, eine neue Jugend im Gegensatz zu dem schweren, be lasteten Partenau, ein Genie, nicht dem leidenschaftlichen Geist, wie die meisten seit einem Jahrhundert, sondern schon wieder der Rasse nach, vollkommen und herrisch geboren, der wirkliche Gegenspieler von Partenau und einer ganzen Kriegsgeneration, wohl sein Freund, sein Meisterschüler, aber zugleich sein Ver nichter, an dessen Geschlossenheit eine problematischere Seel« zu grunde geht. Durch diese Liebe stirbt Partenau. Er stirbt nicht an ihr, aber sie wird ihm zum Anlaß des Untergangs; sie stößt ihn fort auf den Weg, der er doch einmal gehen muß. Nach jenem Kriegs spiel setzt die eigentliche Verwicklung ein: Partenau ist seiner Neigung zu Kiebold erlegen, der von Blut und Rasse der Über legene, Edlere, Kühle bleibt. Die Beziehung wird ruchbar — schon droht der öffentliche Skandal; es kommt zum Zusammen stoß zwischen einer gewöhnlichen und einer außergewöhnlichen Welt; Gesellschaft, ja auch Kameraden wenden sich gegen den Außenseiter. Noch einmal versucht man jetzt zu »bereinigen-, aber es zeigt sich, daß da nichts mehr zu bereinigen ist. Partenau ist ein Fremder in seiner Zeit. Sein Genie ist den Zeitgenossen lästig und unverständlich. Nottvendig, folgerichtig wählt er jetzt, da er sich auch von der letzten Verbindung mit dieser Welt, von Kiebold trennen soll, — notwendig wählt er den Untergang. Das ist mit immer steigendem inneren Anteil geschrieben, mit einer grandiosen Liebe zur Wahrheit und Wirklichkeit darge stellt. Selbst Moralisten treten bestimmt nach der Lektüre des Buches auf seiten Partenaus. Partenau liebt auf seine Weise, aber diese Liebe ist nicht unwürdig an ihm; wer weiß, warum er nicht anders kann! Vielleicht liebt er nur eine neue, harmonische, selbstherrliche Rasse in diesem Kiebold. Davon wird indessen nicht weiter gesprochen; im Buche stehen nur die Ereignisse, aber sie scheinen uns tief, hintergründig, wahrhaftig symbolisch. Ge rade in diesen heiklen Kapiteln erweist sich eine Größe und eine innere Gerechtigkeit, die nicht alltäglich ist. Partenau stirbt. Es scheint freiwillig, aber bei näherem Zusehen erweist sich, daß es notwendig gewesen ist. Me inneren und äußeren Ereignisse führen dieses Leben zum Untergang. Sein Tod ist furchtbar, aber weil er aus unsichtbaren Gesetzen folgt, so ist er wie in den Dramen Shakespeares auch groß, er schütternd und wieder versöhnend. Es ist eine Art überirdischer Ausgleich an ihm — über aller Vernunst, dem darum die ganze Kraft unseres Gefühls gehören kann. Partenau, der strategische Träumer, der ernste Soldatenspieler, paßt nicht mehr in die Welt. Er mußte zugrunde gehen. Der Tod auf dem Schlachtfeld hat ihn verschont, aber jetzt muß er die Waffe, die er sonst gegen andere erhob, am Ende doch gegen sich selber kehren. Schuldig unschuldig kommt er zum Untergang. Er stirbt als Mann, und so wie er wohl auf dem Gefechtsseld gestorben wäre, einsam, dem Leben gram — uns Nachlebenden aber zu tiefer Erschütterung. Der Geist großer heroischer Zeiten weht über dem Tod dieses Partenau; die letzten Verse aus Hamlet, gesprochen durch Fortin- bras, gehen durch unseren Sinn: .... denn er hätte Wär er hinauf gelangt, unfehlbar sich Höchst königlich bewährt! (Münchner Neueste Nachrichten vom 9. 8. 1929) ^VIXX KLXL Oebektet IlVi 4.— , in deinen li^l Ü.— Verlangen 8ie kro8pektbarten! Ibin 8 8eitiger 8onrlerpro8pelLl i8t in Vorbereitung. Börsenblatt f. Deutschen BuchhanbeL SS. Jahrgang.
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