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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1922
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- Deutsch
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»»rtmdl-ud rttchn. »Ucht-rdu, Redaktioneller Teil. 133, 10, Juni 1922. Ausstattung und ihr reiches, wertvolles Jllustrattonsmaterial fällt vor allem die Monatsschrift für Literatur und Kunst »Der Feuervogel» (»ösr-vtitra», Verlag »Russische Kunst», Berlin) auf. Der Inhalt der einzelnen Hefte ist sehr reichhaltig und mannigfaltig, die vielen Wiedergaben russischer Kunstwerke sind auch für den deutschen Leser von größtem Interesse, die litera- rischen Beiträge sind durchweg wertvoll. Wichtig ist, daß in einem Anhang die für deutsche Leser besonders beachtenswerten Auf sätze vollständig oder auszugsweise in Übersetzung mitgeteilt werden. Nicht ganz so anspruchsvoll tritt eine zweite Berliner Monatsschrift »Sxolocbi» (»Nordlicht», Verlag E. A. Gut« now) auf, aber auch sie hält sich literarisch auf beachtenswerter Höhe. So ist in Deutschland ein Mittelpunkt äußerst regen und viel seitigen russischen Geisteslebens entstanden. Es wird bei uns viel — und sicher oft mit vollem Recht — über die »ungebetenen östlichen Gäste» geklagt. Aber »üUsrksrsnänM sst lntsr st lutsr», sagt der kluge Kaplan in Eichendorffs »Taugenichts». Der russi sche Verlags- und Sortimentsbuchhandel in Deutschland dürfte doch Wohl das beste und sicherste Mittel sein, die beiden Völker einander näherzubringen und die geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen zu fördern und zu festigen. Es ist falsch, in den Tausenden von Emigranten nur das Rußland der Vergangenheit zu sehen; es stecken hier unzählige Keime einer Zukunft, die auch uns nicht gleichgültig sein kann. Es wächst eine ganze russische Generation bei uns auf, für deren Entwicklung das, was sie in Deutschland sieht und erlebt, von entscheidender Bedeutung werden muß. Es liegt in unserm eigenen Interesse, auf diese Entwicklung in der richtigen Weise mit dem richtigen Verständnis einzuwirken. Buch und Presse. Von Or. Wilhelm Ahrens, Rostock i. M. Die Redaktion des Börsenblatts hatte die Güte, mir eine unter dem Titel »Buch und Presse» schon früher erschienene Son dernummer der »Deutschen Presse», der bekannten Zeitschrift für die Interessen des Zeitungswesens, zur Besprechung zu überlassen. Selbstverständlich konnte und kann ich meine Aufgabe nicht dahin ausfassen, daß ich, der dem praktischen Buchhandel fernstehende Schriftsteller und Privatgelehrte, mich hier nun etwa über solche in der Sondernummer erörterte Themen verbreiten wollte, für welche die große Mehrzahl der Leser dieses Blattes mir an Sach kenntnis und noch mehr an Erfahrung bedeutend überlegen ist. Ich werde daher über verschiedene Aufsätze der Sondernummer, mögen sie an sich noch so wertvoll fein, ziemlich schnell hinweg gehen müssen. Einen verhältnismäßig breiten Raum in dieser Sondernummer nimmt jedoch die Erörterung einer Frage oder eines Fragenbündels ein, die in der Tat in den Beziehungen zwischen Buchhandel und Presse die allerwichtigste ist und die, wie bekannt, auch in den Spalten des Börsenblatts schon seit Jahren zu immer wiederkehrenden Erörterungen Anlaß ge geben hat und die somit offenbar, wie eben die beständige Wieder kehr dieser Erörterungen aufs deutlichste zeigt, einer befriedigen den Lösung noch entbehrt. Es ist das Buch b es p r e ch un g s w es en, das ich meine. Da es sich hier um ein Gebiet handelt, auf dem ich nicht ohne praktische Erfahrung bin, so durfte ich — in Übereinstimmung mit der geehrten Redaktion dieses Blattes — es als den wesentlichen Teil meiner Aufgabe ansehen, über die für diesen Fragenkomplex in Betracht kommenden Abschnitte der Sondernummer eingehen der zu referieren. Um jedoch auch meine ursprüngliche Aufgabe nicht ganz zu vernachlässigen, darf ich zunächst über die inter essante Sondernummer, für deren Herausgabe der Verlag von Julius Vollmer, Berlin-Friedenau, gewiß auch den Dank des Buchhandels verdient, einen kurzen Bericht hier geben. Den Reigen der Mitarbeiter eröffnet kein Geringerer als der Erste Vorsteher des Börsenvereins, Herr Hofrat vr. A. Meiner. »Buchhandel und Presse-, so betitelt sich sein einleitender Aufsatz, der die allgemeinen Beziehungen zwischen Buchhandel und Presse kurz, aber in glücklicher Gruppierung aller hierbei in Be- SL4 tracht kommenden wichtigeren Momente bespricht und dabei im Vorbeigehen auch aus einige interessante, Wohl einer besonderen Erörterung werte Spezialfragen hinweist. An zweiter Stelle reiht sich ein mit viel Geist geschriebener Aufsatz von Eugen Diederichs, Jena, »über die Zukunft des deutschen Buches- an, und diesem wieder folgt ein durch seine statistischen Angaben sehr wertvoller, vermutlich auch für die meisten Buchhändler noch lehrreicher und interessanter Artikel von Georg Eltzschig, Bremen, über »Das deutsche Buch im Ausland». »Valutazuschlag und andere Exportabgaben» erörtert sodann Paul Graupe mit dem Ergebnis, daß die völlige Beseitigung des ersteren und die Herabsetzung der sonstigen Exportabgaben aus ein Mindest maß gesordert wird (die dafür beigebrachten Gründe werden frei- lich nicht allgemein überzeugen, doch mögen Berufenere urteilen!). Unter der Überschrift »Wenn wir rezensiert werden» gibt so dann Alfred Döblin eine Kritik der heutigen Buchkritik, eine Kritik freilich nicht vom Standpunkte des Buchhandels, son- dein, wie schon der Titel deutlich sagt, von dem des rezensierten Buchverfassers') aus. Nicht die äußeren Krankheiten des Buch besprechungswesens, wenn ich so sagen darf, sind es daher, die in diesem Aussatz erörtert werden, sondern vielmehr die inneren Krankheiten, und wenn uns hier späterhin auch vorwiegend jene ersteren, die aus den äuß er en Einrichtungen und Gebräuchen des Buchbesprechungswesens sich ergebenden Mißstände also, be schäftigen sollen, so führt uns dieser Aufsatz Döblins immerhin be reits in das Gebiet, dem unsere besondere Aufmerksamkeit gel ten soll, hinein, und so mag es denn gestattet sein, bei diesem Abschnitte der Sondernummer ein wenig länger als bei den vor hergegangenen zu verweilen. Der »Narzismus» vieler Kritiker, wie Döblin es nennt, diese Neigungen selbstgefälliger Rezensenten, nicht über das ihnen vor liegende Buch, sondern über sich selbst und die eigenen Gedanken, Empfindungen, Neigungen zu sprechen und an dem Buch, das sie natürlich nicht gelesen, nur vorbeizureden, ist es, was unser Autor als das oder doch als ein Erzübel der heutigen Kritik be sonders verdammt. Natürlich sind Klagen dieser Art nicht erst heute aufgekommen; sie sind, wenn auch in andere Formen geklei det, vielleicht ebenso alt schon wie die Buchkritik überhaupt. Be kannt vor allem ist beispielsweise aus dem 18. Jahrhundert Lich- tenbergs boshaftes Wort: »Unter die größten Entdeckun gen, aus die der menschliche Verstand in den neuesten Zeiten ge fallen ist, gehört meiner Meinung nach Wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zuhaben». — Aber auch andere und allgemeinere Klagen der Gelehrten und Schriftsteller über die Buchkrittk ließen sich Wohl aus allen Zeitperioden in großer Zahl beibringen. Als Beispiel nenne ich aus neuerer Zeit — ziemlich willkürlich — eine sich mir gerade darbietende Stelle aus einem Brief des hervorragenden Königsberger Philo logen Lehrs, der an den berühmten Friedrich Ritsch! schreibt (1871): »Der erste Versuch zu einer Regeneration des ganz heruntergekommenen Rezensionswesens — für Mlo- loxics wenigstens — wäre damit zu machen, daß die Anonymität abgeschafft würde». In direktem Gegensatz dazu wieder verlangt beispielsweise Jakob Grimm für Rezensionen geradezu Anony mität, »die eine offenbar größere moralische Kraft hat» (Brief an Meusebach, 1827). Das Beispiel — mehr soll es natürlich nicht sein — zeigt: Über die anzuwendenden Heilmittel gehen die An sichten der verschiedenen Ärzte recht weit auseinander; nur darin, daß das Kind krank, schwerkrank ist, stimmten und stimmen sie mehr oder weniger alle überein. Doch kehren wir zu unserm Autor, zu Alfred Döblin also, zurück, und Prüfen wir das von ihm wenn auch nicht gerade ge forderte, so doch vorgeschlagene Heilverfahren ein wenig! Um die Theaterkritik, so meint er, sei es bei den Zeitungen viel besser bestellt, als um die Buchkritik, und zwar deshalb, weil die Theatcrrezcnsenten »ausgewählte Männer, philologisch geschulte, vorsichtige Köpfe» seien. So wird denn nach dem Vorbild der Theaterkritik auch für die Buchbesprechung die Anstellung »haupt amtlicher» Kritiker an Stelle der jetzigen »Gelegenheitskritiker» *) vr, ms-!, Alfred Döblin ist Arzt und Romanschriftsteller.
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