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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1907
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- Deutsch
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^ 47, 25. Februar 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtsch». Buchhandel. 2161 Einmal sehen sie in ihren Unternehmungen keine Geschäfts objekte: dann aber erfreuen sich die meisten noch außer ordentlicher Unterstützungen von seiten der betreffenden Gemeinwesen. Gegen solchen Wettbewerb kann der Privat- geschäftsmann nicht ankommen; nie und nimmer kann es aber Aufgabe dieser gemeinnützigen Vereine sein, guten privaten Unternehmungen, die früher als die Vereine be standen haben, in ganz ungerechtfertigter Weise mit den Machtmitteln entgegenzutreten, über die sie verfügen. Es würde z. B. dem Rheinischen Verkehrsverein nicht anstehen, einen Rheinführer herauszugeben und zu verschenken oder zu einem die Kosten kaum deckenden Preise zu verkaufen, weil ein dahingehendes Bedürfnis der Fremden seit langem in überreichem Maße erfüllt wird. Das macht auch die Schweiz, das Fremdenverkehrsland par sxesll»E,, nicht, und man würde jeden auslachen, der die Schweiz ohne Führer besuchen wollte, den er sich vielmehr vorher kaufen muß. Die lokalen Verkehrsvereine hingegen glauben leicht, daß sie auch auf dem Gebiet des Führerwesens sich be tätigen müßten. Der erste kostenlose Führer wurde mir schon vor Jahrzehnten zu meinem Erstaunen in Kassel-um Gepäckschalter des Bahnhofs eingehändigt. Das bedeutet eine direkte Schädigung des Buchhandels; denn ich hätte mir selbstverständlich das ganz brauchbare Büchlein gekauft. Ich hatte die Absicht, die Stadt kennen zu lerneu, und mußte dazu auch die Mittel anwenden wollen. Das Geschenk war aber, auch vom Standpunkt des Vereins aus betrachtet, ganz zwecklos; denn es erzielte betreffs der Lösung der Auf gabe des Vereins, Fremde zum Besuch der Smdt anzuregen, nichts. Wer schon da ist, braucht nicht mehr zum Kommen animiert zu werden! Im vorigen Jahre kaufte ich mir in Hildesheim im Verkehrsvereinsbureau einen Führer, während mir in Braunschweig wieder einer geschenkt wurde. Da ich mir, besonders aber von fremden Leuten, nicht gern etwas schenken lasse, wofür ich nichts leiste, so mied ich in andern Städten die Verkehrsbureaus überhaupt. Gewiß werden auch andre Reisende diese Empfindung teilen, wenn sie auch nicht in der Mehrzahl sein werden. Jeden falls aber ist das klar, daß durch ein solches Vorgehen der Vereine gar nichts für ihren eigentlichen Zweck erreicht wird. Um so eher aber wird die Forderung als gerechtfertigt betrachtet werden müssen, daß die Vereine nicht eine Wohltat für die Allgemeinheit innerhalb eines gewissen Bezirks mit einer Schädigung bestimmter Kreise darin verbinden. Denn nicht nur die Sortimentsbuchhändler werden infolge der gedachten Praxis direkt geschädigt, sondern auch die Verleger und Verfasser von Büchern, die bis zu ihrer Verdrängung durch die Konkurrenzunternehmungen auf den Aktioaseiten der Bilanzen standen. Durch öffentliche Gelder, zu denen auch die Geschädigten direkt oder indirekt beitragen, soll aber der privaten Unternehmertätigkeit nicht entgegen getreten werden, wenn nicht ein ganz besondrer Grund dazu drängt. Das ist eine so einfache Binsenweisheit, daß man sich wundern muß, wie sie überhaupt übersehen werden kann. Aber nicht allein das ist der Fall, sondern die Verkennung ihrer Auf gabe geht bei manchen Vereinen so weit, daß sie sogar, darauf aufmerksam gemacht, sich dieser Einsicht verschließen. Mir ist eine Stadt bekannt, in der der Vorsitzende des Verkehrs vereins einem Verleger auf dessen Vorhaltungen sein Bedauern ausgesprochen hat, daß nun seine Führerliteratur wertlos werde, da der Verein selbst die Sache in die Hand nehmen werde! Und obwohl diesem selben Verein von einem hohen städtischen Beamten die Mitarbeit an dem geplanten Führer mit der Begründung verweigert wurde, daß dazu in Anbetracht der vorhandenen Führerliteratur ein Bedürfnis nicht behauptet werden könne, hat sich dieser Verein nicht Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. von seinem Vorsatz abbringen lassen, mit öffentlichen Mitteln in Wettbewerb mit den privaten Unternehmungen zu treten. Aber mit dieser direkten Schädigung des Sortimenters und Verlegers ist die schädigende Wirkung des Vorgehens der Verkehrsvereine nicht einmal erschöpft. Sie erstreckt sich noch viel weiter. Jeder, der einmal im Sortiment gear beitet hat, weiß, wieviel Literatur an Fremde abgesetzt wird, die sein Geschäft aufsuchen, auch wenn sie von vorn herein nicht mit dieser Absicht gekommen sind. Der geschickte Verkäufer weiß demjenigen, der sein Geschäft einmal betreten hat, auch das zu verkaufen, wofür dieser Interesse hat. Sicher ist, daß sehr viel unverkauft bleibt, wenn sich die Reisenden einmal gewöhnt haben werden, statt die Buchhandlungen nur die Verkehrsvereinsbureaus aufzusuchen, um sich dort ihren Bedarf — schenken zu lassen. Wie läßt sich nun einer solchen Weiterentwicklung der Verhältnisse entgegentreten? Ich meine, daß der Buchhandel Veranlassung hätte, mit solchen Vorstellungen den Verkehrs vereinen ihr falsches Handeln zum Bewußtsein zu bringen. Es wäre wohl in erster Linie Sache der Orts- und Kreis vereine, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Sehr wahrscheinlich ließe sich auf diese Art in den meisten Fällen eine leichte und befriedigende Einigung erzielen, die die wahl berechtigten Interessen des Buchhandels in loyaler Weise berücksichtigt. Sollte das nicht der Fall sein, so müßte die Sache in den Stadtverordnetensitzungen zur Sprache gebracht werden. Unparteiische Beurteiler werden sich nicht der Er kenntnis verschließen können, daß es nicht Aufgabe der Ver kehrsvereine, die den Zweck verfolgen, den Mitgliedern ihrer Gemeinde Vorteile zuzuführen, sein kann, den Buchhandel direkt und indirekt zu schädigen. Jedenfalls aber bin ich der Meinung, daß die Angelegenheit wichtig genug ist, an dieser Stelle einmal zum Gegenstand einer Aussprache gemacht zu werden. G. Hölscher. Die I. Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. (Vgl. Nr. 40 d. Bl.) ll. Es ist wohl nicht ohne innern und tiefern Zusammen hang, wenn die Münchner Abteilung einen von der Berliner wesentlich verschiedenen Charakter zeigt. In der deutschen Reichshauptstadt weht nun einmal ein kühlerer Zug, der die Veranlassung sein mag, daß die Leute dort im allgemeinen die Dinge dieser Welt nüchternem Auges ansehen als an mancher andern Stätte. Das mag auch der Grund sein, weshalb die Sinnesrichtung des Künstlers sich dort in realern Bahnen bewegt als anderswo. So stehen denn auch die graphischen Arbeiten der Münchner in einem offenbaren Gegensatz zu denen der Berliner. Wie ein poetischer Hauch liegt es über den erstem, während ein starker Realismus die letztem kennzeichnet. Das soll für Berlin keinen Vorwurf bedeuten; nur die Verschiedenartigkeit der An schauung soll mit dieser Gegenüberstellung gekennzeichnet sein. Denn das unterliegt keinem Zweifel und darf als erfreuliche Tatsache angesehen werden, daß an beiden Orten in der künstlerischen Entwicklung unsrer Tage mit Eifer ge arbeitet wird. Es ist interessant zu sehen, wie an diesen beiden Stätten, trotz andersgearteter Geistesrichtung, im Grunde genommen die Ziele der Künstler die gleichen sind: Mittel und Wege zu finden, die Gebiete ihrer Kunst neu zu erforschen und zu erweitern. In beiden Richtungen macht sich das gleiche Streben geltend, neben der Tafelmalerei auch die angewandte Kunst, in diesem Fall die graphische, zu 283
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