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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1929
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X» 257, 5. November 1929, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. kunst in einer uns nicht geläufigen Auffassung, bartlos, dar stellt. Die Gutenberg-Werkstälte fand schon bei der Eröffnung vielen Auklang. Am Eröffnungstage besichtigte der König mit seiner Familie und dem Gefolge sowie dem spanischen Minister präsidenten die Werkstätt« und fand gegenüber dem Leiter 'des Gutenberg-Museums, Herrn Direktor Or. Ruppel, Mainz, der unter Mitarbeit des Berichterstatters den Aufbau der Werkstätte durchführte, herzliche Wort« der Anerkennung und des Dankes, die um so höher anzuwerten sind, als der König von Spanien selbst ein begeisterter Liebhaber 'des Buches ist. Es dürste in 'diesem Zusammenhänge eine Tatsache erwähnt werden, die für die Leistungsfähigkeit des spanischen Buch gewerbes charakteristisch ist. Am 9. Mai 1929, mittags 12 Uhr, wurde die Ausstellung mit dem bei derartigen Anlässen üblichen und in Spanien besonders gesteigerten Pomp eröffnet. Natür lich fehlten auch hier die Filinoperateure nicht, und als am gleichen Tage nachmittags 4 Uhr der König die Besichtigung der Ausstellung begann, die sich bis in die späten Abendstunden hinzog und an den folgenden Tagen vormittags und nachmittags ihre Fortsetzung fand, waren natürlich auch die Photographen und Filmoperateure in voller Tätigkeit. Wie durch die Drucke belegt, wurde ein Teil der Aufnahmen durch Flugzeug nach dem etwa 690 Kilometer entfernten Madrid überführt, dort ent wickelt und zu Druckplatten verarbeitet. Am nächsten Morgen, kurz nach 7 Uhr, war bereits 'die neueste Ausgabe des in Spanien beliebten und sehr weit verbreiteten »Madrider ABC«, einer reich illustrierten Zeitschrift, di« für Spanien fast dieselbe Be deutung wie die »Berliner Jllustrirte Zeitung« für Deutschland besitzt, ein 40 Seiten starkes Heft mit den bis 4 Uhr nachmittags erfolgten Aufnahmen käuflich zu erwerben. Eine sehr beacht lich« Leistung, die um so mehr anzuerkennen ist, wenn man die sonstigen Bcförderungsverhältnifse in Spanien berücksichtigt. Die buchgewerbliche Abteilung der Jbcro-Amerikanischen Ausstellung in Sevilla wird sicher dazu beitragen, dem Buche neue Freunde zu gewinnen, und sie wird auch dazu berufen sein, das Verständnis von dem Wesen der Kunst Gutenbergs weiteren Kreisen näherzubringen. G. M. Volksausgaben. Soeben kündet wieder einer unserer größten Verleger moderner Literatur von einem der bedeutendsten Romane eine Volksausgabe an, die nicht einmal eine einmalige zu sein scheint, und statt des bisherigen Preises von 17.— RM. einen solchen von 2.85 RM. für die 'der Beschreibung nach annähernd ähn liche Ausgabe Vorsicht. Es erhebt sich die Frage, ob dieses Verfahren erwünscht und dem Gsdanken des deutschen Oualitätsbuches zuträglich ist. Zunächst die rein geschäftliche Seite. Nach der reichen Rabattstaffel, die sich zwischen 30 und 40N bewegt, kann fest gestellt werden, daß für den Verlag selbst 'beim Verkaufe mit Höchstrabatt sicher noch ein Nutzen verbleibt, der sich dann steigert, wenn man berechnet, daß 'die weitaus meisten Exem plare zu modrigeren Staffeln verlauft werden, wenn nicht gar zu allerniodrigsten. Es ist also hiermit der Beweis erbracht, daß die Herstellung des Buches in einer Auflage von wenigstens 100 000 Exemplaren höchstens etwa 1.50 RM. betragen kann. Immer und immer wieder wird von Berlegcrscite darauf hin- gewicsen, daß die Herstellungspreise sich Wohl mit der größeren Auflage senken, doch trete bei allergrößten Auflagen die Ver billigung kaum mehr in Erscheinung. Derartige Ausführungen gelangen natürlich auch zur Kenntnis des Publikums, 'das seine Schlüsse über andere Bücher daraus zu ziehen versteht. Den Stoß auszuhalten hat — wie immer — das Sortiment. Das Sortiment wird bald merken, ob es bei dem Masscn- vertriob derartiger Volksausgaben noch verdienen kann oder nicht. Soweit die Volksausgabe -zusätzlich« verkauft wird, läßt sich 'das Vorliegen eines sehr geringen (7 Ex. — 5 üg!) Ver dienstes natürlich nicht leugnen. Soweit aber die billige Volks ausgabe als willkommener Ersatz betrachtet wird und dadurch der Kauf eines änderen Buches unterbleibt, sieht es um den Verdienst schon anders aus. Wie mancher Kunde kauft eine Volksausgabe zu 2.85 RM., 'der ebenso gerne 4—6 RM. für ein Geschenk angelegt hätte. Es ist unmöglich, 'die Summe und die Bilanz aus diesen beiden Arten von Verkäufen zu ziehen, doch neige ich als alter Sortimenter 'dazu, daß sie sich mindestens die Wage halten werden. Wir sehen also in den Sortimentskassen auf der einen Seite eine Extra-Einnahme für »zusätzlichen« Verkauf, auf der anderen Seite einen mindestens gleich großen Fehlbetrag für Ausfall Leim Verkauf des billigen Buches an Stelle des sonst gewählten teureren. Das Sortiment hat also weder verdient noch zugesetzt, wenn man die Sache noch optimistisch ansieht. Soweit die Bilanz des Geldes. Wie ist es mit der Bilanz der Ideale? Was soll das Publikum sagen, wenn ein anderer Verleger für ein annähernd gleich erfolgreiches Buch unentwegt 25.— RM. fordert, nachdem doch der Druck weiterer Neu-Auf- lagen bei diesem Buche schon lange risikolos vor sich geht? Muß das Publikum nicht annehmen, daß bei den geringen Herstel lungskosten ss. oben!) hier mit einem ganz unverhältnismäßig großem Verdienst gearbeitet wird? Werden die Kartellgerichte bei derartig krassen Preisunterschieden immer noch ihren jetzi gen Standpunkt beibehalten, werden nicht auch die Gerichte eines Tages kommen und die »zu hohen Verdienste des Verlages und des Sortiments« beanstanden und damit u. ll. das ganze Ladenpreissystem, auf das der Buchhandel alles Recht hat, stolz zu sein, gefährden? Werden durch das Vorgehen einzelner Verleger nicht immer mehr andere Verleger gezwungen, ein Gleiches zu tun, zum Teil mit ganz belanglosen Büchern, wie wir es schon erlebt haben? Wir sahen eine ganze Reihe einmaliger Volksausgaben zum Preise von 2.85 RM. das Licht der Welt erblicken, bei denen die Auflage vom Verleger selbst als mit 20 000 angegeben wurde. Wo bleibt hier das verbilligend« Moment 'der »Massen«-Her- stellung? Eine Reihe dieser billigen Ausgaben war in der Aus stattung schöner als die teurere Schwesterausgabe! Wo bleibt da die Logik? Vor allem, wie sollen wir armen gequälten Sortimenter dem lieben und — ach so mißtrauischen --'Publikum klar machen, daß wohl für eine beschränkt« Zahl nachweislich gang- 'barer Bücher die Herstellung derartig verbilligter Volksaus gaben möglich und vom Kulturstandpunkt aus empfehlenswert wäre, daß aber bei allen anderen Büchern die 5—8fachen Preise durchaus normal wären? Mag sein, daß es gelingt, hier und da einen Kunden zu überzeugen, wenn man von -der unglaub lichen Auflagenhöh«, vom Verzicht des Verlegers auf jeden Ver dienst in Erkenntnis seiner kulturellen Pflichten, von 'der Bereit willigkeit des Autors, auf erhebliche Teile seines Honorars bei der billigen Ausgabe zu verzichten, von dem knappen Verdienst, der uns Einzelhändlern bleibt, spricht. Die Mehrzahl derjeni gen, die sich überhaupt mit dem Problem befassen, und das sind gerade die besten öffentlichen und privaten Bücherkäufer, läßt sich nicht überzeugen oder, wie sie selbst sagt »nicht täuschen«. Für sie steht es fest, daß an 'den anderen Büchern »enorm« ver dient wird. Und was heißt heute noch »große Auflage«, wo sich bei be stimmten Kriegsbüchern die Auflagen nach unseren früheren Be griffen ins Gigantische gesteigert haben? Was besagen — immer in den Augen des Publikums — die paar kümmerlichen zehn tausend Exemplare, die bisher von dem nun volksausgabercif gewordenen Buche gedruckt wurden, gemessen an den 100 000, ja in einem Falle fast 1000 000? Hier zu überzeugen ist sehr schwer, das Mißtrauen gegen den soliden Buchhandel ist ent standen, wird wachsen und uns allen vielleicht eines Tages über dem Kopf zusammenschlagen. Die Argumente, die man gegen meine Ausführungen Vor bringen kann, sind mir bekannt, zum Teil ja auch schon oben ge streift worden. Ich möchte betonen, daß sich mein Artikel keineswegs gegen eine bestimmte Volksausgabe wendet, sondern gegen das Volksausgaben-System überhaupt. Ich sehe darin eine Gefahr nicht nur für das Ansehen des zunächst unmittelbar getroffenen Sortiments, sondern auch für das Ansehen des Ver- 1179
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