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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1929
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- 1929-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1929
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- Deutsch
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257, 5, November 1929, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. Fast zwei Jahrhunderte bestimmt die Gegenreformation Richtung und Grenzen des geistigen Lebens in München. Die literarische Pro paganda wird zu ihrem Hauptmittel. In dieser Zeit nimmt das katholische und religiöse Schrifttum einen starken Aufschwung, den sich Drucker und Verleger zunutze machen. Seit 1564 ist Adam Berg der Hauptvertreter dieser Gattung, unter ihm erreicht das Münchener Buchwesen eine Bedeutung wie noch nie zuvor, allerdings erkauft unter Preisgabe alles nicht unbedingt katholisch-rechtgläubigen Lese stoffs. Der Lebenslaus Bergs ist äußerst interessant: von protestan tischer Herkunft, übernahm er nach seiner Gesellenwanberschaft, die ihn vielleicht nach den Niederlanden brachte, das verwahrloste Geschäft Schobsers und führte es bald zu einer förmlichen Monopolstellung, an der sein Gönner Herzog Albrccht V., der ihn auch zum Hosbuch- brucker machte, durch tätige Beihilfe nicht unbeteiligt war. Durch die Fülle seiner Erzeugnisse — etwa 3VV Werke außer den amtlichen Ver ordnungen! — und ihre Güte — seine Notendrücke (Orlando di Lasso!) — gehört sein Geschäft zu den bedeutendsten deutschen Firmen jener Zeit. Berg knüpfte geschäftliche Verbindungen bis weit über die bayrischen Lande hinaus, und seine Notendrücke traten mit denen von Plantin-Moretus in Wettbewerb, kurz: sein Name hatte europäi schen Klang. Diese Erfolge waren nicht allein durch großes fachliches Können bedingt, Berg wußte auch die religiös-geistige Konjunktur richtig zu nutzen. Als die Inquisition ihn 158g in den Kerker warf, gab er seinen religiösen Standpunkt preis und unterwarf sich. Das herzogliche Haus war ihm von da ab erst recht gewogen, und der Spruch unter seinem großen, schönen Signet steht wohl mit dielen Vorgängen in engstem Zusammenhang: Veracht nicht den alten Stammen / Daruon vns gut Frücht her kamen. Weil Dienstbarkeit in dtser Welt / Zu jeder zeit das Lob erhelt. Seit 15S7 tritt neben Berg ein zweiter Drucker-Verleger aus: Niko laus Heinrich, der eine verwitwete Tochter Bergs heiratete und später, trotz aller Schikanen und Prozesse des alten Bergs, auch Hos- buchbrucker wird, Bis mitten hinein in den Mjährtgen Krieg hält der Aufschwung des Buchhandels an, hauptsächlich eine Folge des regen Schrifttums der Jesuiten, bas bestimmend und befruchtend sllr die ganze Barockzeit ist. Die neuen Firmen, die nun mit den alten in Wettbewerb treten — Johannes Hertzroy, Cornelius Leysser, Melchior Segen —, stehen alle in nahen Beziehungen zur Gesell schaft Jesu und bringen in bunter Folge Arbeiten religiösen Inhalts, lateinische Dichtungen, Unterrichtsbücher und Geschichtswerke heraus, teilweise sogar als Massenartikel. Das Güldene Almosen, eine Stiftung der Jesuiten zur planmäßigen, unentgeltlichen oder sehr billigen Abgabe belehrender und unterhaltender glaubenstreuer Schriften an bedürftige Volksschichten, eine Art Buchgesellschast und Preßverein, entsteht 1814 und spielt innerhalb des Münchner Buch wesens fast zwei Jahrhundert- eine bedeutsame Rolle. Mehr als der Mjährtge Krieg tragen 161Ü bis 175V die wirtschaftlichen und geistigen Nöte der Zeit — Erbfolgekriege und Bevorzugung fremder Kultur- formcn bei den führenden Schichten — dazu bei, daß die Wirkungs kraft des Münchner Buchhandels abnimmt, noch verstärkt durch be wußte Abschlteßung vom deutschen Gesamtkörper, die sich rein äußer lich schon im Aussall Münchens in den Jahresverzeichnissen der Buch- hänblcrmessen dokumentiert. Erst als in der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts der Anschluß an das außerbayrische deutsche Geistes leben gesucht wird, die Aufklärung mit toleranter Gesinnung und linder Zensur ihren Einzug hält, und der Wille besteht, zwischen Glauben und Wissen die Brücke zu schlagen, blühen Verlag und Sor timent wieder aus. Die Reaktion und Willkür unter Karl Theo dor vermag dann zwar seit 1777 mit Zensuredikten und Katalogen verbotener Bücher das geistig-sortschrittliche Leben noch einmal lahm zulegen, kann aber die inzwischen zu Ansehen und Wohlstand gelangten Firmen Lindauer, Strobel, Lentner nicht mehr erdrücken und nicht verhindern, baß die Vorschriften umgangen und verbotene Drucke heimlich verbreitet werden. Aufgabe späterer Forschung wird es sein, diese heute sehr einsclttg gesehene Periode gründlich zu durch leuchten. Wert und Unwert liegt hier absolut noch nicht fest; das un verkennbare Wachstum des Buchhandels und die Notwendigkeit einer derartig heftigen Tätigkeit der Druckschrtftenpolizet Karl Theodors sprechen allein schon gegen die landläufige Meinung. Die politischen Wandlungen der Übergangszeit um 186V, die Flucht Karl Theodors, der Regierungsantritt Maz Josefs, die Auf hebung des alten Zensurkollegiums durch Montgelas, mit einem Wort: der Ausbau eines modernen Staatswcsens mit gleichen Rechten vor dem Gesetz und Glaubensfreiheit aller Staatsangehörigen, brach ten dem bayerischen und Münchener Buchwesen neue Lebens- und Entwicklungsmögltchkeiten, die, wie sich bald herausstellte, nur in Verbindung mit dem gesamtdeutschen Buchhandel zu lösen waren. Hier bricht die ausgezeichnete Arbeit Dirrs, die nur in ganz großen Zügen referiert werden konnte, ab, und man hat, wenn man sie aus der Hand legt, nur den einen Wunsch, daß sich bald jemand findet, der die Fortsetzung dazu schreibt, denn eine Gesamtdarstellung des Münchener Buchwesens im 19. Jahrhundert fehlt noch. Auf den Anhang, der die Stammbäume der sechs ältesten Mün chener Firmen nach Forschungen von vr. G. Wulz enthält, muß noch besonders verwiesen werden. In diesen kurzen Notizen steckt mühselige Arbeit, die selbst den heutigen Inhabern dieser Firmen manches Neue bringt und vorbildlich für jede künstige Münchner Kirmengeschtchte ist. In seltener Einmütigkeit ist das Werk durch Stiftungen ver schiedener Münchener Firmen zustande gekommen. Die Satzarbett spendete Kn o rr L H t rth, den Druck und die Bildstöcke F. B ru ck- mann — 24 Tascln in Autotypie und Zinkätzungen —, das Papier dteMünchen-DachauerPaptersabrik — trotz seiner Güte etwas zu dünn gewählt, so das; der Druck durchschlägt —, den Einband R. Oldenbourg. Dieser Einband, der heutige Ansprüche an äußere Buchgestaltung voll befriedigt, wird gleichzeitig und in glück licher Form dem historischen Inhalt des Buches gerecht. Der Ent- wurs von H. Schlamelcher, ein Linolschnitt, deutet mit wenigen Strichen gelb aus schwarzem Grund, in lustigem Durcheinander die Einzelheiten der Materie an — man steht u. a. Presse, Setzerkasten, astrologische Zeichen, Münchner Kindl, Frauentürme, er ist originell und ansprechend. Man bekommt, wenn man das Buch geschlossen liegen sieht, Lust, es zu besitzen und zu lesen, und das ist die Haupt sache, vor allem dann, wenn die Lektüre so lohnend ist wie hier. München. vr. Annemarie Meiner. Berggrav, Eivind: Die Seele des Gefangenen. Beob achtungen und Erfahrungen aus der Strafanstalt. Berech tigt« Übertragung aus dem Norwegischen von Günther Ruprecht. Göttingen, Vandenhoeck L Ruprecht. 1829. 8° 14V Seiten. Leinen RM 5.8Ü. Berggrav hat mehrere Jahre als Strasanstaltsgelstlichcr gewirkt und vermittelt aus sicherer Beobachtung heraus das retn menschliche Schicksal des Gefangenem Gefängnisse sind sür ihn groß« psycho logische Laboratorien, tn denen die Erforschung der Seele in einer bestimmten inneren und äußeren Lebenssituatton nicht nur möglich, sondern notwendige Pslicht ist. Berggrav fördert vor allem durch sein Werk den Glauben an das Gute im Menschen und läßt seine Leser einen tiefen Einblick tun tn das Wesen des Gefängnisses sowie tn das gefühlsmäßige Moment seiner Insassen. Dabet werben die Gegenwartsfragen nach einer Revision von Strafrecht und Strafvoll zug in lebendiger Darstellung des öfteren berührt. Ergreifend an dem Buch ist die Schilderung der Sehnsucht während der Gefangen schaft, dramatisch gesteigert dagegen die Wandlungen der verschie densten Charaktere in der Zeit der Strafe. Besonders hervorzu heben ist, baß der Übersetzer die Haltung des norwegischen Buches zuinnerst erfühlt und getroffen hat; er spricht eine dem ernsten Stoff würdig angepaßte, schlichte und Loch gut ausgewogene Sprache. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, daß der Übersetzer des Berg- gravschcn Buches unser Mitglied, Herr Günther Ruprecht tn Fa. Vandenhoeck L Ruprecht, Güttingen, ist. Und wir haben allen Grund, dankbar zu sein, daß der Kulturberus des Buchhändlers sich auch tn dem Maße immer stärkere Geltung verschafft, als er aus seinen eigenen Reihen Autoren und literarische Mitarbeiter stellt. Ock. Für die buchhündlerische Fachbibliothek. Alle sür diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift leitung des Börsenblattes, Leipzig C 1, Gerichtsweg 28, Postschließ- sach 274/75, zu richten. Vorhergehende Liste s. 1929, Nr. 252. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. Literarischer Almauach für den Landwirt, Forstwirt, Tierzüchter, Gartcnbauer u. Siedler. 1830. Leipzig: Vereinigung Landwirt schaftlicher Verleger G. m. b. H. 96 S. kl. 8° Mk. —.1V u. Stasselpreis. Der Bahnhossbuchhandcl. 24. Jg., Nr. 2V. Leipzig. Aus dem In halt: R. Leibl: Die Konzesstonspflicht von Bahnhofswirtschaften. — Vom Büchermarkt des Bahnhossbuchhandels. Der Buch- und Zeitschrlstenhandel. 50. Jg., Nr. 43. Berlin. Aus dem Inhalt: Abonnentenverstcherung und Gesetzgebung. Der Buchhandlungsrclscnde. Osstztcllcs Organ des Verbandes der Buchhandlungsrctsenbcn Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz. 11. Jg. Nr. 24. Berlin N 58, Seneselberstr. 17 II. Aus dem Inhalt: Die Hauptarttkel des Ncisebuchhanbels. <1> Forts.) 1181
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