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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1929
- Strukturtyp
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- Band
- 1929-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1929
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- Deutsch
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X- 257, 5. November 1829, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschii.Buchhandet. lagcs unld damit 'des ganzen deutschen Buchhandels. Ich sehe die Gefahr für die Einstellung der Autoren zur Höhe des Buch- Preises; ein joder Autor wird wünschen, 'daß gerade sein Buch jetzt volksausgabereif «sein wird oder gar, als nächste Folge, daß sein neuestes Buch sofort in einer Riesenauflage verbilligt er scheint. Ich sehe eine Gefahr für die Leistungsfähigkeit 'des Sor timents, das sehr bald verminderte Kasseneinnahmen zu spüren bekommen wird. Den Rückschlag hiervon wird wieder der Verlag zu spüren bekommen. Damit zusammenhängend werden die Wir kungen auf die Autorenhonorare nicht ausbleiben können. Hier kann uns nur geschlossene Abwehrfront des gesamten Sortiments helfen. Die in Frage kommenden Verleger werden mir selbst den Vorwurf machen können, 'daß ich ja gerade durch ein« erhebliche Bestellung auf die neueste Volksausgabe mit zur Verbreitung derselben beitrage; ein belangloser Vorwurf, denn ich allein kann mich natürlich nicht gegen den Vertrieb sträuben, ohne mich selbst schwer zu schädigen. Wenn es einem Verlag möglich sein kann, von einem Kriegsbuch ohne Veranstaltung einer Volksausgabe innerhalb eines guten halben Jahres über 800 MO Exemplare zu verkau fen, so ist dadurch eigentlich der Beweis erbracht, daß der Preis für ein Buch in den weitaus meisten Fällen nur eine unter geordnete Rolle spielt, denn ausgesprochen billig kann man das Buch nicht gerade nennen. Wie ich hörte, hat der Verlag sogar erst beabsichtigt, das Buch in einer billigen Reihe für 1.— RM. erscheinen zu lassen! Ob's stimmt oder nicht, einerlei, es wäre technisch auch möglich gewesen. Der Erfolg sür den gesamten Buchhandel ist so jedenfalls besser, bei mir hat nicht ein Kunde den Preis beanstandet, wie wird das werden, wenn sich 'die billigen Preise erst allzusehr beim Publikum eingenistet haben? Wie wird es dem Sortiment künftig möglich sein, wertvolle Neuerscheinungen geringen Umfangs zum Preise von 6 bis 8 RM. zu verkaufen, damit jungen Autoren und ihren Ver legern den Weg ebnend? Der Absatz derartiger Neuerscheinun gen wird bei weiterem Uberhandnehmen von billigen Volksaus gaben immer weiter zurückgehen, was wiederum sine weitere Preiserhöhung für solch« Bücher nach sich zieht. Die Schraube ohne Ende wird angezogen. Wer hätte es vor Jahren für möglich gehalten, daß von unseren angesehensten Verlegern einer nach dem anderen dazu übergeht, auch seinerseits billige Ausgaben berühmtester Werke auf 'den Markt zu bringen? In jenen Jahren, als die neuen Verleger billiger Bücher mehr oder weniger als Außenseiter angesehen wurden? Wir sahen, der geschäftliche Erfolg ist für den Verleger vor handen, indem er jedoch seiner anderen Produktion gleichzeitig einen Teil des Absatzes selbst versperrt, insgesamt genommen also mehr als fragwürdig. Wir sahen, 'der geschäftliche Erfolg ist für das Sortiment gleich Null, wenn nicht verlustbringend. Das Ansehen des Gesamtbuchhandels und seine bisherige Preis politik werden den schwersten Angriffen ausgesetzt. Das ist die Gesamtbilanz der billigen Volksausgaben!! Wozu solch« auf den Markt bringen? Waldemar Delbanco. Buchwesen und Schrifttum im alten München. In der Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels gibt es noch heute weite und große Gebiete, die nur ganz oberflächlich bekannt sind, in weit stärkerem Maße als man vielleicht gemeinhin annimmt. Dar stellungen des Buchwesens einzelner Landschaften oder Städte sind äußerst spärlich vorhanden, die monographische Erfassung hervor ragender Verleger- und Druckerpersönlichkeitcn ist gering. Der Er forschung der Frühzcit des Buchdrucks hat man bisher die meisten Kräfte gewidmet, aber schon das Buchwesen des 18. Jahrhunderts ist eine terra inkognito, aus der die Arbeiten K. SchottenloherS fast allein als sichere und seste Stützpunkte herausragen, wegweisend sür klinstigc Untersuchungen. Man ist geneigt anzunehmen, baß die Er fassung des gesamten Buchwesens an Brette und Diese gewinnt, je näher man der Gegenwart komm«, aber selbst das ist nur für ver einzelte Gebiete der Fall. Wie schwierig es beispielsweise war, die verlegerische Tätigkeit eines Mannes wie Georg Htrth nur zehn 1180 Jahre nach seinem Tode zu crsassen, wie heute schon sozusagen kein Material zur historischen Beurteilung eines sür seine Zeit so be deutsamen Truckers wie Max Huttler vorhanden ist, mögen basllr als Beweise, die mir besonders nahe liegen, dienen. Den heutigen Drucker und Verleger aber kann man nicht genug erinnern, wie wichtig sein Archiv, wenn er überhaupt eins hat, und er sollte es haben, künftigen Geschlechtern sein wird. Es ist, salls er es nicht er halten kann und will, immer zu schade, um zur Makulatur zu wan dern, aber immer wichtig genug, um an einer Stätte des Sammelns und Forschen- ausbcwahrt und gelegentlich verwertet zu werden. In der Bibliothek des Börsenvereins haben sich die Leute des Buchs diesen Ort selber geschossen. Aber wie ost vergessen sie seine Existenz tm entscheidenden Falle! Unter diesen Umständen ist jede Arbeit, die einen Vorstoß in das weite, unbekannte Gebiet der allgemeinen wie der speziellen Buchge schichte macht, sehr zu begrüßen. Es gereicht dem Bayrischen und dem Münchner Buchhändlerverein zur Ehre, daß sie zur Feier ihres 58- jährigen Bestehens diesen Umständen Rechnung trugen und eine Gabe wählten, die wohl in Beziehung steht zur lokalen Veranstaltung einer besonderen Berussgruppe und doch zur selben Zeit weit über ihren Rahmen hinausgreist und sowohl von allgemeinem wie wissen schaftlichem Wert ist. Es handelt sich um die Arbeit des Leiters des Münchner Stadtarchivs vr. Pius Dirr: Buchwesen und Schrifttum tm alten München 14 5 8 bis 18 8 8 <Verlag von Knorr L Hirth, gleichzeitig III. Band der Freien Schristen- solge »Kultur und Geschichte« des Stadtarchivs Münchens. Mit diesem Werk ist nicht nur ein wesentlicher Beitrag zur Ge schichte des Buchs gegeben, sondern, da das Buch geistiger Ausdruck seiner Zeit ist, gleichzeitig ein Stück Geistes- und Kulturgeschichte. Man wird künftig an diesen kulturgeschichtlichen Studien, die zum großen Teil ganz neu aus den Quellen geschöpft wurden, nicht vor übergehen können, auch dem Kenner bayerischer und Münchner Ver gangenheit bringen sie manche überraschende Resultate und neue Ge sichtspunkte, und einem größeren Kreis können sie in ihrer gemein verständlichen Form ein lebendiges Bild der kulturellen Entwicklung Münchens geben. Daß bei einem solchen ersten Versuch, die Buchge werbe tm Zusammenhang mit dem Schrifttum und der Kultur- und Getstesgeschichte der Stadt durch drei Jahrhunderte hindurch dar zustellen, von einer Erschöpfung des Stosscs keine Rebe sein kann, ist klar. Es ist auch gar nicht nötig. Zuerst müssen einmal die großen Linien und wichtigen Abschnitte aufgewiesen sein, ehe bas Heraus- arbetten von einzelnen Stosfgruppen einsetzen kann. Die Hauptsache bleibt, daß ein erster Schritt getan und der Anstoß zu weiteren For schungen gegeben ist. Dies ist Dirr in reichstem Maße gelungen. Be wußt verzichtet er aus einen bllcherkundltchen und bibliographischen Teil, immer wieder zeigt er aus große Wissenslücken, die noch auszu- süllen sind ses sehlt z. B. bis heute eine ausführliche Münchener Kulturgeschichte des Zeitalters der Aufklärung), und in vorsichtig umsichtigen Formulierungen sucht er das Problematische mancher Epochen klarzulegen. Es ist sein Verdienst, wenn künftig die Be deutung des Altmünchner Buchwesens und Schrifttums weniger unterschätzt und richtiger gewertet wird als bisher. Haben auch manche deutschen Städte in früheren Jahrhunderten in bezug aus das Buchwesen eine größere und ruhmvollere Rolle gespielt, unwichtig ist die Münchener Entwicklung innerhalb der allgemeinen nicht und nie gewesen, auch wenn sie manchmal nicht stark nach außen hin in Er scheinung trat. Charakteristisch sür das Altmllnchener Buchwesen ist seine Ab hängigkeit von den jeweiligen religiösen und geistigen Strömungen, die es entweder zu Gedeihen und Blüte oder zu Kamps und Unter drückung führten. Dirr hat verstanden, dies im einzelnen vortreff lich herauszuarbeiten. 1517 war cs beispielsweise noch möglich, baß Staupttz, der Lehrer Luthers, in München Gastprebigtcn hielt, die, als sic -gedruckt waren, Luther seiner Mutter als Erbauungsbnch schenkte! Und der erste bedeutendere Drucker der Stadt snachdem 1482 der erste Typendruck von Hans Schauer vollendet wurde), Hans Schob ser, druckte bis zum Wormser Edikt Luthers Schriften nach, ja wagte selbst noch 1523 evangelische Schriften unter die Presse zu neh men, zur selben Zeit als noch ein großer Teil von Adel und Bürger tum einer milden, tiesrcligiösen und resormsreundlichen Gesinnung huldigte. Der Bruch, wie er dann tatsächlich durch das Verhalten Luthers erfolgte, hätte vermieden werden können. Der Buchhandel Münchens aber hatte dann im Gegensatz zum protestantischen Norden einen besonders schweren Stand, denn die Periode des Abwartcns und der Duldsamkeit wurde abgelöst von einer Zeit ausgeprägtester katho lisch-konfessioneller Betonung, planmäßigen unerbittlichen KampseS, der Abwehr und des Angriffs. Die Anwendung der Mittel ist schließ lich in beiden Lagern die gleiche sHexenbränbe); ein Stück europäischer Geschichte spielt sich hier ab und endet mit dem Ergebnis ouius regio, eins religio.
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