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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1932
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- 1932-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1932
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- Deutsch
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X» 1, 2. Januar 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Aus einem buchhändlerischen „Conto-Vuch für alte Neste 1802 1845". Dieses Buch ist einer der wichtigsten Zeugen ans der Ver gangenheit der Buchhandlung Gräfe und Unzer in Königsberg, die am 2. Januar 1932 ihr hundertjähriges Namensjubiläum feiern kann. (Das zweihundertjährige Geschäftsjubiläum war bereits im Jahre 1922.) Das; die Verhältnisse vor hundert Jahren nicht besser waren als heute, dafür ist dieses »Conto-Buch« ein Zeuge, das durch die einzig artigen Randbemerkungen, die der damalige Inhaber der Buchhand lung August Wilhelm Unzer zu den einzelnen Konten machte, ein wichtiges Kulturdokument wurde. Fn dem Kontobuch sind alle Kunden der Buchhandlung einge tragen, die Bücher auf Kredit oder Abzahlung kauften und dann mit den Zahlungen im Rückstand blieben. An sich wäre das nun nichts so besonderes — denn heute ist es nicht anders —, wenn nicht das Buch gerade die schwere Zeit der größten Not und der Befreiung Preußens — die Zeitspanne zwischen dem Krieg von 1806 und den Befreiungskriegen — umfaßte. Das Elend jener Zeit spiegelt sich allein schon in den trockenen Zahlen jenes »Conto-Buches«. Schon bei einer oberflächlichen Durchsicht der Namen der »faulen Kunden« der damaligen Zeit findet man fast alle führenden Familien Ost preußens darunter. Der alteingesessene Adel war damals genau so verschuldet und durch die Napolconszeit zahlungsunfähig wie die geachteten Bürger. Nach einer Randbemerkung A. W. Unzers war der Herzog von Holstein-Beck »rein insolvent«. Und selbst der Minister von Stei n, der Präsident Auerswald, der Re gierungspräsident von Hippel, der Graf Henckel von Donners mar ck und der Erzieher des Kronprinzen, Del brück, mußten bei dem Buchhändler Schulden machen, die aller dings ohne Ausnahmen und bald bezahlt wurden. Aber über den Rahmen eines Geschäftsbuches hinaus gibt es, mit den Bemerkungen Unzers, eine Schilderung der damaligen Zustände. Bis 1817 findet man kaum eine Seite, auf der die Bemerkung fehlt: »Im Kriege gefallen«, »Blieb im Kriege«, »Kam nach Sibirien«, »Spurlos ver schwunden«, »Im Kriege verschollen«. Ein düsteres Bild. Es sind bekannte Namen dabei, die diese Bemerkungen tragen. Unter dem Konto eines Herrn Hinz aus Gartenpungel steht: »Starb unter den Mißhandlungen der großen Nation«. Drückeberger gab es damals auch schon. Unter einem Konto steht: »Herr v. L. blieb aus, aber nicht im Kriege«. Die Armut jener Zeit ist aus den Bemerkungen ebenfalls ersichtlich. Da heißt es: »Verarmte ganz und starb«, »Hinterließ nichts«, »Starb im Hospital«, »Hinterlieh nur arme Kinder«. Und mit etwas mitleidigem Humor bei einer Witwe: »Arme alte Schachtel«. Bei anderen wieder liest man »Entwich ob zu vieler Schulden«, »Verarmte ganz und^>( entwich«. Sogar der Oberbürgermeister von Königsberg, Heidemann, war zahlungsunfähig! Unzer schrieb unter sein Konto: »Starb insol-/^ vent«. Den Bürgermeistern in jener Zeit scheint es nicht besonders gut gegangen zu sein. Es sind noch zwei weitere in dem Buch, die nicht bezahlten. Bei einem heißt es sogar im Zusatz: »Eigentlicher Name: Betrüger«. — Die Verluste, die Unzer erlitt — in einigen Fällen gingen sie weit über tausend Taler ließen ihn nicht den Humor verlieren. Dafür einige Beispiele: »Herr Greis (Schauspieler) hielt Zahlung für Sünde«, »Wurde unsichtbar und kam nicht wieder«. Bei einem Kunden in Polen: »In Polen nichts zu holen«. Und bei anderen: »Machte sich unsichtbar«, »Starb als großer Betrugs künstler«, »Betrug vornehm und entwich«, »Starb als Bruder Lustig«. Da war ein Herr Keyser aus Tilstt, bei dem hieß es »Zwar Schwager eines russischen Fürsten, aber dennoch schlecht«. Von einem Negi- mentschirurgus heißt es: »Wurde Barbier im Himmel«. Ein Herr- Trost »Kam nach Tapiau ins Loch«. Ein Referendar in Block bekam die Bemerkung: »Starb nicht als Geheimer Rath«. Wahrscheinlich gab dieser als Kreditgrund seine zukünftige Karriere an. Ein Polizei rat muß sich die Bemerkung: »Starb als ganz miserabler Kerl« gefallen lassen, während ein anderer Kunde »als königlicher Offi ziant zum Teufel« ging. Ein Buchbinder-hatte »Nein alles ver- X kleistert«, und ein Herr le Noble war »Trotz des schönen Namens' ein Betrüger Nr. 1«. Bei dem Kalkulator Reimer »Verkalkulierte sich und entwich«. Ein Kunde mit dem Namen Weinstock bekam die grimmige Bemerkung »Trug schlechte Frucht«. Der Herr Theodor- Weih »Wurde vor Schulden ganz schwarz«. Prinzessin Nadziwill ließ sich Humboldts Ansichten auf Konto schreiben, bezahlt wurde nicht. Dafür steht unter ihrem Konto: »Biergcld dem Kammer diener«. — Znm Schluß noch einige Beispiele v.on den Unsitten der da maligen Zeit: Oft finden sich die Zusätze: »Bewies; sich als Gauner«, »Bezeigte sich als gemeiner Betrüger«, »Kümmelte und starb insol vent«, »Starb als Verschwender im Elend«, »Blieb im Spiel« und »Alles verkümmelt«. Die Bemerkungen Unzers bleiben mit dem Jahre 1817 fort. Das »Conto-Buch« wird rein geschäftlich — nüchtern. Trotzdem ist es allein durch die Namen der Knuden, unter denen sich zwei Vorfahren des Reichspräsidenten Hiudenburg befinden, noch recht interessant: ein Referendar von Hindenbnrg, Marien werder, aus den Jahren 1820 30 und Landschaftsdircktor v. Hinden- burg-Neudeck (1821). Der letztere scheint, seinen Käufen nach, ein sehr musikalischer Herr gewesen zu fein. — Interessant ist es, aus den Konten festzustellen, daß damals sofort nach den Kriegen eine reiche Kriegsliteratur entstand und gekauft wurde. Besonders oft kommen, neben militärischen Werken, »Blüchers Heimkehr«, »Die Befreiungs kriege«, »Louis Ferdinand« u. a. vor. Otto Dikreiter. Wöchentliche Übersicht llber geschüftl. Einrichtungen und Veränderungen. Zusammengestellt von der Redaktion des Adreßbuches des Deutschen Buchhandels. Abkürzungen: H Mitglied des B.-V. — H Mitglied des Ver bandes der Deutschen Musikalienhändler. — X Handelsgerichtlich eingetragen. — ---- ^ Fernsprecher. -- TA.: - Telegrammadresse. — V Bankkonto. — d' — Postscheckkonto. — 4 — Mitglied der BAG. — f — In das Adreßbuch neu aufgenommene Firma. — Bbl. ^ Börsenblatt. Vorhergehende Liste 1931, Nr. 294. 17.-30. Dez. 1931. Konkurse und Vergleichsverfahren. §>A ndorff, Gebrüder, Sag a n (Schles.). In Konkurs s. 21/IX. 1931. HBergholz Nachf. Ernst Scho mann, W., Stralsund. In Konkurs s. 4/XH. 1931. S. a. Bbl. 291. B o l tz e, Otto, Buchhandlung, Saal selb (Saale). Ver gleichsverfahren 9/XIl. 1931 aufgehoben. S. a. Bbl. 293. Kaptuller, Hans, Tilsit. Konkursverfahren aufgehoben, Firma erloschen. HRamdohr'sche Buchhandlung Inh. Bernhard u. Arnold Diestelmann, Braun schweig. Vergleichs verfahren 9/XII. 1931 eröffnet. Vertrauensperson: Dipl.-Kaufm. L. Hitschler, Noonstr. 12. S. a. Bbl>. 292. S ch ö n e r t, C a r l, L e i p z i g C 1. Vergleichsverfahren aufgehoben, Firma in Konkurs s. 2/XII. 1931. S. a. Bbl. 291. HAgis-Verlag G. m. b. H., Berlin S 11. Adresse jetzt: SW 68, Lindenstr. 32/34. v-h jetzt: Dönhoff 5566. fHAllegro T h e a t e r v e r l a g G. m. b. H., Berlin-Halen- X fee, Johann-Georg-Str. 10. (§-»> Uhland 3777. — 226.) Geschäftsf.: H Ernst Gutman. Leipziger Komm.: Hug L Co. ^vj8kio8k6rn6 paa Xob 6 ndavn 8 II a n e g a a r ä e, Kopenhagen, ging an V. N. Foght über, -er Uoveckbauegaaräens .^v,8l<io8k firmiert. HB e per's Buchh. (Thomas L Oppermann), F e r d., Königsberg (Pr.). Der Mrtinh. HEdmund Nakowski ist verstorben. bB u ch st u b e O/S. Erich 2 macz n y, Hiudenburg (Ob-er- schles.), Kronprinzenftr. 121. Buch-, Papier- u. Kunstgewerbe- handlg'. Gegr. 15/XI. 1931. (TA.: Buchstube Hiudenburg. — W Dtsche Genossenschaftsbank. — Breslau 27681.) Leipziger- Komin.: >v. Volckmar. "Druckerei und V e r l a g s a n st a l t Norden G. m. b. H., Berlin N 4. Robert Bucka wurde zum weiteren Geschäftsf. bestellt. Dem Ulrich Dihle wurde Ges.-Prokura erteilt. Düsseldorfer Buchversand Leo Scherpcnbach, D ii s - s e l d,or f, firmiert fetzt: Leo Scherpenbach. Ecksteins Biographischer Verlag Berlin, Berlin W 50, wurde im ZldresMch gestrichen. HE g g e n b e r g e r ' s ch e Buchh. Carl N e n y i, Budapest. HAle?ander Nenyi ist als Leiter ausgeschieden, an seine Stelle trat Frau I)r. Rüdiger geb. Valerie Renyi. Die Prokura des Coloman Mürton ist erloschen. HF inking d. I'., E r n st, L e i p z i g C 1. Der Inh. HEmil Ernst Finking ist 14/XII. 1931 verstorben, das Geschäft ging an Frau Hella verw. Finking über. HG ieseckeL Devrient, LeipzigCI. Die Prokura des Her mann Döge ist erloschen. HH offmann vor m. August Schulz, Alfred, Köslin, ging mit Akt. u. Pass, an Richard Freier und Hans Janke über, die Alfred Hoffmann firmieren. K-r- jetzt: 2^11. 5
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