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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1932
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- 1932-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1932
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X! 1, 2. Januar 1932. Redaktioneller Teil. Börjcublalt s. d. Dtschn Buchhaudcl. Hier muß festgestellt werden, daß manche Mitglieder die Anwendbarkeit der Notverordnung gerne für gewisse Teile des Buchhandels zugestanden hätten, wenn nur der von ihnen vertretene Zweig „Ausnahme" bliebe. Für solche Gebefreudigkeit — auS den Taschen der anderen — durste der Vorstand des Börsenvereins kein Verständnis haben. Er mußte, wenn Opfer in Frage kamen, sie von allen verlangen; er mußte den von der vierten Notverordnung vertretenen Grundgedanken des verbilligten Wiedcrbeschasfungspreises als allgemeine Grundlage auch für den Buchhandel gelten lassen, wollte er nicht dessen Ruf und innere Einheit leichtfertig aufs Spiel setzen. Man mag zu der Politik der Reichsregierung der vierten Notverordnung stehen wie man will: kein Deutscher hat das Recht, sich von den Folgen dieser Politik einseitig und selbstsüchtig zu drücken! Es kann nicht Ausgabe einer Organisation wie der des Gesamtbuchhandels sein, der wirtschafrspolitischen Meinung des einzelnen in jeder Weife gerecht zu werden. Am wenigsten ist dies möglich bei uns Deutschen, wo der Spruch „Viel Köpf, viel Sinn" ganz besondere Geltung hat — in der Politik am meisten. Könnte wohl ein Dichter des Auslandes in das Stammbuch einer geselligen Vereinigung ähnliches schreiben wie neulich der Dichter Penzoldt: „Jeder sein eigener Deutscher"? Es wäre ver kehrt, zum Beginn des Goethejahres zu leugnen, daß in der Eigenwilligkeit des Deutschen auch mancher Vorteil beschlossen liegt. Aber in Notzeit kann keine Rücksicht gerade hierauf genommen werden, sondern es muß von den Führern der Weg ge wählt werden, der vielleicht vielen nicht gefällt, der aber doch die Gesamtheit davor bewahrt, daß man sich plötzlich unübersteig- baren Hindernissen gegenübersieht. Ein solches Hindernis würde aber für den Gesamtbuchhandel der Zorn der öffentlichen Meinung, der Regierungsstellen und derer in unseren Reihen sein, die bei der vierten Notverordnung die Einbeziehung des Buch handels nicht anzweifeln, ja von seiner Einbeziehung Besserung erhoffen. Buchhandel ist ein bürgerlicher Beruf wie kaum ein anderer, denn bei Verlag wie im Laden entscheidet den Wert der Leistung „Persönlichkeit". Persönlichkeit steht freilich einstweilen noch reichlich gering im Kurs und entscheidend ist die Masse, und ihr Einfluß — dessen waren sich alle an der buchhändlerischen Notverordnung vom 11. Dezember Beteiligten bewußt — ist auch reichlich bei der vierten Notverordnung der Reichsregierung zu spüren. Gerade deshalb aber und weil wir andererseits auch bei dieser Notverordnung den Mut feststellen, gar manchen Götzen der Masse umzustoßen, besinnen wir uns auf unsere Bürgerlichkeit und stellen uns in den Staat, auch wenn uns seine Wege manche Bedenken einflößen. Wir tun dies nicht ihm, sondern dem Volke zulieb, dem gerade wir Buchhändler dienen sollen. Goethe, mit dem wir das neue Jahr beginnen wollen, sagt einmal: „Man kann auf dem rechten Wege irren und aus dem falschen recht gehen", lind wer fragt, wie das geschehen soll, dem rufen wir das andere Wort zu: „Eigentlich kommt alles auf die Gesinnung an". Wollen wir aber dieser Gesinnung Ausdruck geben, so besinnen wir uns jener Bürgerlichkeit, die neulich in Berlin Hans Grimm in flammender Rede gegen alle jene verteidigte, die ihren Wert und Sinn für die Gesamtheit noch nicht begriffen haben, weil sie zwar gerne den Bürger beerben wollen, wo es ihm gut geht, nicht aber feine Sorgen und Mühen, seine Werkoerant- wortung, seinen Mut im Kampf des Lebens, seine Begeisterung für selbständige Planung und seinen Aufbauwillen nicht nur für seinen persönlichen Nutzen, sondern für den von Generationen. Diese Verächter des Bürgertums werden erkennen müssen, daß das Goethewort wahr bleibt: „Wer ist das würdigste Glied des Staats? Ein wackerer Bürger, Unter jeglicher Form bleibt er der edelste Stoff". Sie werden lernen, daß die viel berufene „Gemeinschaft" leerer Schall und Rauch bleibt, wenn sie meinen, daß jene Fäulnis, die weithin den Lebensraum verpestet, mit Bürgertum etwas zu tun hat. Sie stammt nur vom Verrat am Bürgertum, mag er von außen oder aus den eigenen Reihen kommen. Wir Buchhändler wenigstens können ruhig darauf Hin weisen, daß wir ein Bürgertum kennen und daß es bei uns bestimmend blieb, ein Bürgertum, das trotz aller Eigenwilligkeit des Wirkens im eigenen Geschäft dem Buchhandel eine Verfassung gab und erhallen hat, die nicht nur dem Gemeinwohl des Berufs, sondern dem der Gesamtheit diente und dient. Heute steht im Mittelpunkt dieser Verfassung der feste Ladenpreis, freilich stark durch die letzten Ereignisse gefährdet. Wenn wir aber den Mut aufbringen, im neuen Jahr wieder alle Kräfte zusammenzufassen, um den gesenkten Preisen jene Zuverlässigkeit zu verschaffen, die über eine Generation den Freunden des deutschen Buches in aller Welt die Sicherheit gab, daß der Preis des deutschen Buches für den einzelnen nicht Glücksache ist, so wird auch unser Stand trotz aller Stürme in Wurzel und Stamm so gesund bleiben, daß der Baum wieder grünen wird, auch wenn mancher Zweig abgerissen wurde. „Wer Großes will, muß sich- zusammenraffen." Wir wollen uns zusammenraffen und darauf verzichten, über die Ereignisse der letzten Wochen zu rechten, dafür aber im neuen Jahre Ordnung schaffen. Der Beginn des Goethejahres stehe unter dem Wort aus der Pandora: „Des echten Mannes Feier ist die Tat". vr. Fr. Oldenbourg. O Wirtschaftsbeirat hatte sich zuletzt noch nicht zu einer Empfeh lung entsprechender Maßnahmen entschließen können, und man nahm danach bereits an, daß der Gedanke ganz fallen gelassen sei. Um so mehr überraschte es, daß die Notverordnung vom 8. Dezember im 3. Kapitel ihres ersten Teils dann doch auch hier zufaßte. Welche Wirkungen das halben wird, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Die Meinungen sind geteilt. Darüber aber besteht doch wohl Einigkeit, daß, wenn schon eine Zins senkung versucht werden sollte, dies nur auf dem bejchrittenen Wege geschehen konnte. Im Verhandlungswege hätte sich alles im Sande verlaufen. Hier gerade konnte nur das Diktat in Frage kommen. 2 Betrachtungen und Erläuterungen zur vierten Notverordnung. IV (I—m siehe Nummer 298, 298 und 301/1931). Zinsscntnntz. Die Frage der Zinssenkung hat die Öffentlichkeit schon seit geraumer Zeit beschäftigt. Daß der Wirtschaft eine Entlastung an dieser Stelle erwünscht sein müßte, konnte nicht bestritten werden. Auf der anderen Seite herrschte Einigkeit darüber, daß gerade ein Eingriff in diese verwickelten Zusammenhänge ange sichts der Empfindlichkeit des Objektes und der Unübersehbar- keit der Folgen als überaus bedenklich zu gelten hatte. Der
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