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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1930
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- Deutsch
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X- L8I, IS. Juli 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. der Verkaufsordnung ist dieser Grundsatz demzufolge verankert worden. Die Schwierigkeit liegt nun aber darin, festzustellen, wer als regulärer Lehrmittelhändler anzusehen ist uno wer nicht. Deshalb ist es notwendig, eine Art »Stammrolle» zu schaffen, und der Vorstand ist zur Zeit dabei, zusammen mit dem Vorstande des Vereins Deutscher Lehrmittel-Verleger hierfür die nötigen Un terlagen zu suchen und Richtlinien festzusetzsn. Eine zu hohe Rabattgewährung an die Besorger und Gelegenheitshändler bie tet zweifellos einen Anreiz zu Unterbietung und Schleuderei und ist deshalb zu bekämpfen. Die Gefahr hierfür liegt weniger beim Verleger und Fabrikanten als beim Zwischenhändler, dem Lehrmittel-Großsortiment; aber auch dieses hat erklärt, denllnter- schied in der Rabattierung schon jetzt zu machen und noch weiter durchzuführen, sobald die zu schaffende Stammrolle hierzu eine Handhabe biete. Diejenigen, die sich weigern, den Revers auf Jnnehaltung der Bestimmungen der Verkaufsordnung zu unter schreiben, sind bisher seitens der Verleger und Fabrikanten mit einem um 10^ gekürzten Rabatt beliefert worden; nach einem jetzt gefaßten Beschlüsse sollen diese künftighin überhaupt nicht mehr beliefert werden. Punkt 0 der Tagesordnung: Einheitliche Verträge und Provisionssätze für Vertreter. Der l. Vor sitzende stellte fest, daß im Vertreterwesen ein ziemliches Durch einander herrsche. Der Vorstand hat sich deshalb mit dieser Frage befaßt und ist zur Zeit dabei, ein Schema-Formular für Verträge auszuarbeiten, wobei gewisse Unterschiede zu machen sind zwischen reinen Provisionsvertretern, Stadtreisenden mit Fixum und Provision und Provinzvertretern mit Provision und Reisespesen. Wünschenswert ist, daß nicht nur die Verdienstsätze einheitlich geregelt werden, sondern daß auch die allgemeinen Anstellungs-Bedingungen überall die gleichen sind. Das ent worfene Vertragsformular unterliegt zur Zeit der Nachprüfung eines mit dieser Materie vertrauten Syndikus und wird den Mit gliedern in Kürze zugehen. Punkt 7 der Tagesordnung: Verstöße gegen die Vcrkaufsordnung. Der l. Vorsitzende berichtete, daß die V.D.L. eine Menge Material über Schleuderei und sonstige Ver stöße in ihren Akten habe und bat, ihm laufend derartige Fälle, unter Beifügung beweiskräftigen Materials, zukommen zu lassen. Zu Punkt 8 der Tagesordnung: Evtl. Anträge aus Mitgliederkreisen sind Anträge nicht eingegangen. Punkt 9 der Tagesordnung: Verschiedenes. Herr Hau mann (Essen) beschwerte sich über das Vorgehen der Lichtbildstellen und die Unterstützung, welche diese seitens ver schiedener Regierungsstellen dadurch erfahren, daß man die Lehr kräfte auffordert, bei Einkauf eines Epidiaskopes unbedingt vor her den Rat der zuständigen Lichtbildstelle einzuholen. Herr Kamp (Bochum) und Herr Or. Priebatsch (Breslau) schlos sen sich den Ausführungen an und empfahlen, eine entsprechende Eingabe zwecks Beseitigung dieser Mißstände zu machen. Die Versammlung beschloß demgemäß. Nicht gehaltene Kantate-Rede. Wer in den alten Jahrgängen des Börsenblattes blättert, dem fällt auf, welch' große Bedeutung den Kantate-Reden unserer Größten zukam. Mit Peinlicher Genauigkeit wurde sie vorbe reitet, lange nachher wurde sie diskutiert und noch nach Jahren zitiert. Man meldete sich zum Wort, man griff zur Feder, wenn man Ausgereiftes zu Gehör bringen wollte und konnte. So kam es zu den heute unbekannten Rededuellen von Einzelpersönlich- keitcn, die erst den wirklichen Reiz einer großen Versammlung ausmachen. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen. Das Schwergewicht liegt heute nicht mehr in der öffentlichen Ver sammlung, die Ausschußarbeit dominiert. So werden Geschichts schreiber dereinst magere Berichte zu verarbeiten haben und den Außenstehenden mag unsere Zeit ideenloser erscheinen. Die Zahl der ungehaltenen Reden wächst. Dies ist kein Schaden, denn die strenge Selbstkritik früherer Generationen besitzen wir nicht immer. Die Zeit verlangt auch, daß wir oft noch nicht völlig Aus- 8K2 gereistes sagen, weil das Zeittempo ein zu schnelles ist. Aber auch Verantwortung kann zum Reden zwingen und obwohl ich kein »Großer» bin, so sei mir gestattet, zu sprechen, und zwar nur des halb, weil mein Temperament durch den Kleinkamps des Tages noch nicht ganz auf Vernunftsflaschen gezogen ist. Ich hätte ge wünscht, daß das, was ich zu sagen habe, gerade, weil es nicht be deutend ist, jemand anderes gesagt hätte. Da sich aber niemand findet und es doch einmal gesagt werden muß, so sei eine nicht gehaltene Kantalerede 1930 nun hier veröffentlicht. Wenn seit Jahren Werbungs- oder Bildungsfragen im Ge- schäftsbericht erwähnt werden, so muß man gewärtigen, daß bei Wortmeldungen zu diesen Punkten die Mehrzahl der Anwesenden ein spöttisches Lächeln nicht unterdrücken kann, weil sie glauben, daß eine Reihe sogenannter Theoretiker dem Buchhandel Dinge einreden will, die für den Gesamtaufbau seiner Organisation unwesentlich sind. Weiß doch jeder am besten, was ihm nützt und frommt. Man läßt diejenigen, die sich in diese Ideen verbissen haben und die sich für sie einsetzen, gewähren, wie man ja gern in einem größeren Kreise sich freut, wenn Leute mit Temperament einen gewissen Spleen zeigen. Woher kommt diese innere Abneigung? Es ist am heutigen Tage schon betont worden, daß die Wirtschafts lage im Buchhandel sich bedrohlich verschärft. Es sind hierüber Resolutionen in Vorbereitung und doch muß es dem Außen stehenden scheinen, als ob es dem Buchhandel immer noch sehr gut gehe. Denn während 1922 und 1923, als Werbe- und Bildungs fragen erstmalig auf den Tagesordnungen buchhändlerischer Ver eine erschienen, wir mit der sachgemäßen Behandlung dieser Fra gen an der Spitze fast aller Wirtschaftsorganisationen marschier ten, sind wir heute In der praktischen Durchbildung und Durch führung der Probleme von einer großen Anzahl wesentlicher Ver bände bereits überflügelt. Wir erkannten wohl den Wert dieser Fragen, nur blieb unser Verhältnis zu ihnen platonisch. Wir können uns nicht damit entschuldigen, daß der Waren-Charakter des Buches andere Gesetze hat und daß diese anderen Gesetze eben verhindern, daß Werbungsfragen für uns so brennend sind. Wissen wir doch nicht, wie unser Umsatz wäre, wenn wir noch an den Methoden von 1900 festhielten. Wenn der von der Werbestelle des Börsenvereins angesagte Münchener Kursus wegen zu geringer Beteiligung abgesagt wer den mußte, wenn die Freizeit auf der Comburg nicht stattsinden kann, so kommt diesen Absagen doch symptomatische Bedeutung zu und es hieße den Kopf in den Sand stecken, wenn wir nur glauben, es handele sich bei dem Nichtzustandekommen der Kurse um die übliche Bildungsmüdigkeit, um die gesunde Abkehr von Problemen, deren Nutzen für die praktische Arbeit nur sehr bedingt ist; man wende auch nicht ein, daß bei der schlechten Wirtschafts lage jede nicht unbedingt notwendige Ausgabe vermieden werden mutz. Dies ist richtig. Aber es gilt doch zu fragen, ob cs nicht Ausgaben gibt, deren Gewinn größer ist wie die einmalig aus- geaebene Summe. Unstreitig trifft die nachfolgende Zuschrift an mich das Kernproblem: »Der wichtigste Grund ist aber die mangelnde geistige Unterstützung seitens der Arbeitgeber und teilweise älteren Prokuristen. Es würde allen psychologischen Erfahrungen widersprechen, wenn man annehmen würde, daß Jugend zu 100 Prozent bildungsbeflissen sei. Es gehört dazu immer eine moralische Aufmunterung seitens der Vorgesetzten Stellen. Fehlt aber diese Aufmunterung — und das ist der Fall —, kom men dazu sogar noch abfällige Bemerkungen über den Wert solcher Kurse und werden ferner Schwierigkeiten hinsichtlich Urlaub und Finanzierung der Reise gemacht, dann wäre es wirklich zu viel verlangt, wenn eine junge Generation in Massen solche Schwierigkeiten von sich aus überwinden würde. Das sieht nach wenig Vertrauen in die nachwachsende Gene ration aus. Aber ich glaube, man soll die Menschen nicht besser machen, als sie sind. Die neue Generation scheint mir recht tüchtig, aber etwas müßte man ihr das Leben schon er leichtern. Ganz aus sich heraus kann sie es nicht schaffen. Für alles hier Behauptete habe ich Beweise. Leider kann ich aber keine Namen nennen, da sonst meine Gewährsleute per sönliche Ungelegenheiten befürchten müßten. Ich muß deshalb bitten, mir das so zu glauben.»
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