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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19300826
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-26
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197, 26, August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhanvel. Über die »technische« Seite des Besprechungswesens ist fol gendes zu erwähnen: Die Rezensionsexemplare gehen der Redaktion von Ver legern oder Autoren unaufgefordert zu oder sie werden auch beim Verlag erbeten. Es soll dabei nicht verschwiegen werden, daß der Eingang von Besprechungsstücken aus dem Ausland sehr spärlich ist, was im Interesse der ausländischen Verleger be dauert werden muß, da die Besprechungen in »LI 8ol« sowohl in Spanien wie in Südamerika große Beachtung finden. Jedes eingegangene Besprechungsstück wird in eine Zettel kartei ausgenommen, nachdem der Verleger eine Empfangs bestätigung erhalten hat. Die Verteilung an die geeigneten Rezensenten erfolgt durch die Redaktion, die nach Erscheinen der Besprechung Beleg-Ausschnitte an den Verlag schickt. Alle in °>LI Sol« erscheinenden Artikel, Rezensionen und bibliographischen Notizen werden den Redakteuren und auswär tigen Mitarbeitern bezahlt; dadurch ist jede Beeinflussung aus geschlossen und das Vertrauen der Leser in die Unparteilichkeit der Besprechungen stärkt den Einfluß der Zeitung. Um auch ein Beispiel dafür zu geben, wie von verlegerischer Seite das Bcsprechungswesen gehandhabt wird, möge einiges aus der Praxis der »Lspssa Lalxs», eines der bedeutendsten spanischen Verlagshäuser, berichtet werden. Durchschnittlich werden etwa 55—80 Rezensionsexemplare versandt; bei reli giösen und wissenschaftlichen Werken erhöht sich diese Zahl, wäh rend rein wissenschaftliche und besonders auch medizinische Schriften im allgemeinen nur an die Fachblätter verschickt werden. Der Verlag verfügt über eine Kartei der Zeitungen und Zeitschriften, die außer den Organen, die selbständige Be sprechungen bringen, auch solche Blätter umfaßt, die keine eigent liche »Büchcrschau« enthalten und nur zu kostenlosem gelegent lichen Abdruck Hinweise auf neue Werke mit Berlegernotizen veröffentlichen. Frauenarbeit im Buchhandel. Von Martha Günther. Die Arbeit der Frau im Buchhandel, ist sie eine andere als die jenige des Mannes? Diese Frage ist, sobald die Vorbedingungen der Freude und Liebe am Beruf und an den Menschen vorlicgen, ohne weiteres zu bejahen. Das möchte ich an meinem persönlichen Erleben und Empfinden erläutern. Als siebzehnjähriges Mädel kam ich in den Buchhandel. Ich war begeistert! Wenn Beruf »berufen sein« heißt, nun ich fühlte mich zu allen möglichen großen und guten Dingen im Buchhandel berufen. Daß ich mit sehr kleinen Aufgaben wie Staubwischen, Packen und dem berühmten Buchhändlerknoten beginnen mußte, störte mich gar nicht. Uber allem stand ja die Idee —. die Liebe zum Buch — die Liebe zu den Menschen! Ich hatte also jenes un bezahlbare Etwas, das man heute so schön und kurz mit dem »inne ren Plus« bezeichnet. Praktische Fragen und Sorgen um Berufs aussichten (es war Inflation) traten hinter dieser Begeisterung zurück. Ich fragte nicht, was später wird, ich freute mich nur auf die Bücher und Menschen, die auf mich warteten. Aber warteten sic denn wirklich? Auf mich? Auf das Mäd chen? Ist denn überhaupt Frauenarbeit im Buchhandel nötig? Und wenn, worin liegt dann der besondere Wert dieser Arbeit? Und auf der anderen Seite: Kann uns Mädchen denn der Buch händlerberuf eine befriedigende Lebensaufgabe werden und sein, nicht nur unsere geistigen Kräfte lösen — sondern uns auch wirk lich seelische Bereicherung geben und unsere frauliche Eigenart nicht verkümmern lassen? Wir Mädchen haben nicht den Ehrgeiz, dasselbe oder mehr als der Mann zu leisten. Wir wollen vielmehr die Arbeit im Beruf anders oder andere Arbeit leisten, sobald wir uns der besonderen Eigenart unseres Wesens voll bewußt sind. Wir wollen diese Eigenart vertiefen, in unserer Arbeit betonen und dankbar die Fähigkeiten des Mannes anerkennen. Unser Wunsch ist, unsere Arbeit im Buchhandel zu einer wertvollen Ergänzung der Mannes arbeit gestalten. Denn der Buchhändlerberuf schließt in seiner Vielseitigkeit unendliche Möglichkeiten zur Entfaltung unseres Wesens in sich — es kommt nur darauf an, wie wir ihn auffassen und was wir daraus machen. Vor allem ist cs wohl neben der Freude an Büchern die Aus sicht auf lebendige Arbeit an Menschen, die uns so anzieht. An geborene Liebenswürdigkeit, Temperament, gutes Einfühlungsver mögen, die Vorbedingungen, eine gute Verkaufskraft zu werden, sind leicht von uns erfüllt. Das »schöne Lächeln« nicht zu ver gessen — wer von uns Mädeln lacht nicht gern? —, und die Kun den lassen sich gern von uns bedienen. Technisches läßt sich er lernen. Ich würde jedem Chef raten, der mehrere Mitarbeiter hat, im Verkauf auch weibliche Wesen einzustellen, damit er jedem seiner Kunden gerecht werden kann. Unsere Bücherliebe und Lesefreudigkeit gibt uns den Käufern gegenüber bald ein sicheres Gefühl und schasst persönlichen Kon takt. Trotzdem werden wir in manchen Fällen männliche Hilfe dankbar empfinden, weil es nicht jedem jungen Mädchen leicht wird, z. B. politische Sachen zu verkaufen (ich meine nicht »einzupackcu«) oder auch geschichtliche Werke: denn auch mir haben schwache Seiten. Nomane und Biographien lassen sich an das Durchschnittspublikum noch am leichtesten von uns verkaufen. Die Bilderbücher und Ju gendschriften sind für uns eine besondere Wonne und Aufgabe. Mit Kindern und Müttern werden wir immer gut fertig. Mädel mit künstlerischer Begabung finden auch im Buchhandel Ausdrucksmöglichkeitcn im Schaufenster. Auch die weniger Be gabten werden genug Schönheitssinn und Geschicklichkeit besitzen, um in diese Aufgabe hineinzuwachsen. Und wenn uns sonst Wer bung und Neklamewesen nicht liegen sollten haben wir im Buch- feuster das Mittel einer feinen und vornehmen Werbung, die ganz unserem Wesen entspricht. Deshalb wecke jede ihre schlummernden Talente! Jede von uns hat einmal Ideen, aus denen sich etwas gestalten läßt! Vielleicht fanden wir nur nicht die Form, in der sie auszuführen sind. Jedenfalls ist auch im Schaufenster- und Werbewesen eine Zusammenarbeit von Mann und Frau sehr an* regeud, besonders in kleinen Sortimenten, wo sich die Arbeits teilung ohnehin nicht so streng durchführen läßt. Ich glaube, wir Mädchen können mit unserem frohen Wesen, unserem Lachen einen Hellen Klang in jedes noch so düstere Bücher gewölbe bringen. Wir stellen uns Blumen auf den Arbeitstisch oder in den Laden. So ein wenig Grünendes und Blühendes im Raum schafft doch Schönheit und Naturverbnndenheit, erhöht die Arbeitsfreude. Wir wollen oder können gar nicht immer nur ernst und immer nur sachlich sein. Wir sind doch Mädchen! Einerlei, mit welchen Menschen wir zusammen arbeiten, sie beeinflussen uns und wir sie. Denken wir daran, daß es auf uns ankommt, welche Achtung der Mann vor der Frau im Beruf überhaupt hat. Eins wollen wir auch ehrlich zugeben, daß wir es körperlich oft schwerer haben als der Mann, daß uns dieses tägliche Eingespannt- scin auch manchesmal zuviel wird! Dann möchten wir uns wohl ausruhen und dürfen doch unsere Schwäche nicht zeigen. Ritterlich keit auf Seiten des Mannes (Kollege oder Chef) werden wir immer dankbar hinnehmen und hinterher mit erhöhter Arbeitsfreude ver gelten. Das Verhältnis zwischen dem Chef, der Angestellten (lieber hören wir »Mitarbeiterin«) und dem Kollegen ist zwar an sich ein ?ein geschäftliches, das weder dem einen noch dem anderen außerhalb des Geschäfts irgendwelche Verpflichtungen aufcrlegt, aber über dem geschäftlichen Verhältnis steht doch das Allgemein- menschliche. Und das suchen wir Mädchen überall und ganz be sonders, wenn wir noch sehr jung sind. Wir wären ja keine rechten Mädchen, wenn wir nicht an jedem Platz, an den uns das Leben stellt, ein wenig Liebe geben möchten und ein wenig Liebe ersehnten. Einerlei, ob uns der Berus nur Übergang oder Lebensaufgabe ist, immer wollen wir Mädchen versuchen, ihn recht zu erfüllen! Denn nicht in der Nachahmung der Arbeitsweise des Mannes, son dern in der Betonung unserer Eigenart liegt unsere Stärke. Wir sind ja alle Sehnende und Suchende, das ist es, was uns verbindet, wenn auch die Wege verschieden sind. Ist sich jeder dessen bewußt, so brauchen wir gar nicht um unsere Stellung innerhalb des Buch handels zu kämpfen — zu reden — zu schreiben — kein Mann wird uns seine Achtung und Anerkennung versaaen, und — auch er wird uns nicht mehr als seine Konkurrentin ansehen. Die Zeiten dürfen endgültig vorüber sein, da man uns Frauen als untergeordnete, nicht vollgültige Kräfte im Buchhandel betrach tete. Ich glaube sogar, daß die große Liebe, die wir Mädchen für den Buchhandel als Beruf mitbringen und die Tatsache, daß sich ihm aus diesem Grunde gerade Töchter guter Familien zuwenden, dem Buchhandel als Stand sehr dienlich sein dürften. 809
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