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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1930
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- Deutsch
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X- 197, 26. August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Praktiker in der Öffentlichkeit diskutiert werden, denn falls sie in allen beteiligten Lagern — bei Autoren, Kritikern, Buchver lagen und Zeitungsredaktionen — Anklang fänden, sollte man nicht zögern, an die Durchführung einer vernünftigen Regelung des reichlich vielgestaltigen und im Erfolg bisher unsicheren Be- sprechungswesens zu gehen und an die Stelle der oft wahllosen Streuung von Besprechungsstücken eine rationalisierte Ver gebung an die wirklich interessierten Redaktionen und Kritiker zu setzen. Auch an dieser Stelle sei den Beiträgern aufrichtig dafür gedankt, daß sie uns so klare Darstellungen der besonderen Ver hältnisse in ihren Ländern gegeben haben. III. Die Welt des Buches in England. Von James Milne, London lütorsry dourusllst-. Vielleicht das richtigste Bild vom Besprcchungswefen und der Welt des Buches im heutigen England erhält man, wenn man sich die Veränderungen vergegenwärtigt, die im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts vor sich gegangen sind. Diese Zeit ist mir als Londoner Zeitungs-Buchkritiker gerade voll in Erinnerung und einige persönliche Worte sind vielleicht inter essanter und nützlicher als eine Reihe von allgemeinen Er örterungen. Die Kritik ist der englischen Literatur zu allen Zeiten eine wertvolle Hilfe gewesen und hat die besten Köpfe beschäftigt. Die Kritiken in der alten »LdiudurzU üevisv-, die erst kürzlich eingegangen ist, und in der noch er scheinenden »üusrterl^ kovio«-- hatten im 19. Jahrhundert wesentlichen Anteil. Man muß daran denken, daß Macaulays berühmte Essays als Kritiken geschrieben worden sind, und wenn man sie heute wieder liest, wird man einen ganz merkwürdig modern anmutenden Klang in ihnen finden, denn Macaulay hatte sehr viel von einem Journalisten, wie auch ein anderer, späterer englischer Historiker, James Anthony Froude. Die literarische Tradition ist ebenso wie die Über lieferung auf anderen Gebieten des englischen Lebens stark und dauerhaft, und man kann sagen, daß die gelehrte Kritik, die würdig im Ton, und doch aufrichtig in der Meinungsäußerung war, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestanden hat. Sie war dem hochkultivierten, exklusiven Lesepublikum, wie es Eng land zum größten Teile im Viktorianischen Zeitalter aufwies, ausgezeichnet angepaßt. Dieses Publikum wünschte im allge meinen nur auf die besten Bücher hingewiesen zu werden, und da in jenen Tagen viel weniger verlegt wurde als heute, so war die Auslese viel leichter durchzuführen. Schottland mit seinem ausgebildeten System freier Erziehung war ein besser belesenes Land als England, und auch das ärmlichste schottische Haus war nicht ohne Bücher. Als sich in England die Volks bildung hob, entstand eine sehr merkbare Hinneigung zu demo kratischer Lektüre, wodurch die moderne Art der Buchbesprechung gestaltet und beeinflußt wurde. Der englische Literaturhistoriker wird bei eingehendem und erschöpfendem Studium wahrscheinlich finden, daß der Grund zu den charakteristischen Zügen unserer heutigen englischen Literatur bereits in den letzten zehn Jahren des 19. Jahr hunderts gelegt worden ist. Zwischen 1890 und 1900 kamen viele kluge und geistreiche neue Schriftsteller, Essayisten, Dichter und Romanciers auf und gaben der englischen Autorenwelt neue Ziele und neue Anziehungskraft. Vor allem wurden die Romanschriftstellerinnen zahlreicher und brachten in die Litera tur eine ausgesprochen feminine Note, die weibliche Leser inter essierte und anzog. Der neue Geist literarischen Fortschritts fand bei den Kritikern ein Echo, und tatsächlich waren einige junge Autoren die einflußreichsten unter ihnen. Das Ergebnis war zunächst eine beträchtliche Erweiterung des Besprechungs- Wesens in den britischen Tageszeitungen, weil man erkannte, daß der Zeitungsleser auch Bücherleser sein könne. Man bekam Geschmack an guten Büchern und, weil man vielfach außerstande war, die neuen zu erwerben, verlangte man stürmisch nach 806 billigen Ausgaben und erhielt sie. Doch selbst wenn diese neuen Bücher gar nicht angeschafst werden sollten, hatte man das Be dürfnis, in der Zeitung über sie zu lesen. Diese bedeutsame psychologische Entwicklung im englischen Buch- und Besprechungswesen hat ebenso bedeutsame Er gebnisse gezeitigt. In den alten, gediegenen Wochenschriften wurden schließlich Kritiken und Besprechungen zum Hauptinhalt, und sind es auch heute noch, soweit diese Blätter das Auf und Nieder der neuzeitlichen Entwicklung überstanden haben. Eine neue scharfe Konkurrenz erwuchs ihnen, als die großen Tageszeitungen das schufen, was uns jetzt als »lütsiai-)- ?ages« ganz vertraut geworden ist. Einige Tageszeitungen ließön sie täglich erscheinen, andere wieder nur ein- oder zweimal die Woche. Die Londoner und die Provinzblätter waren voll von solchen »lütsrai^ kagss«, und niemand wunderte sich darüber, wenn eine liberale Zeitung viel konservative Leser hatte oder umgekehrt trotz der entgegengesetzten politischen Einstellung, aber eben dank einer gutbearbeiteten »I-itorar^ ?ags«. Manches Buch, das früher als nur für die gebildete Oberschicht geeignet ge golten hatte, war mit einem Male durch die Zeitung zusammen mit allerlei interessanten Meldungen vom Tage der großen Menge nähergebracht. Das führte, wie wir gleich sehen werden, nach und nach zu den heute herrschenden Verhältnissen im eng lischen Besprechungswesen. Das führende Literaturblatt Londons ist nach dem Erlöschen des berühmten und einflußreichen »Ltbenaoum« das jeden Donnerstag erscheinende »limes lülerar;' Supplement-. Daneben kommt im Hinblick auf den literarischen Einfluß noch »Hw Speetntor- in Frage, obwohl das Blatt vorwiegend politischen und öffentlichen Angelegenheiten gewidmet ist. Noch ist zu er wähnen »äobn O'Iwndon's Veekl^-, das sich der Bücher und Autoren in gemeinverständlicher Weise annimmt. Die Fach blätter des englischen Buchhandels sind »rvs IMblisbsrs' Oircu- lar« und »Ibs Uudlisber and Loolcssllbr«, die wöchentlich heraus kommen; monatlich erscheinende literarische Zeitschriften sind »Ibe Soolcman« und »I-ondon dlereur^«. Die Aufzählung dieser verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften soll zeigen, welche Organe ständig für die Kritik und Berichterstattung über die englischen Neuerscheinungen zur Verfügung stehen. Zugleich mit den erwähnten Blättern wären noch zu nennen der »Od- server- und die »Sunday limss«, die jeden Sonntag der Buch kritik viel Raum gewähren und im- Verhältnis mehr Verleger anzeigen erhalten als irgendeine Londoner Zeitung sonst. Die Hauptsache ist jedoch, daß jede Londoner Tageszeitung von Be deutung ihren sogenannten »literai)- editvr- (literarischen Re dakteur) hat und auch in den Redaktionen der Provinzpresse immer ein Mitglied anzutrefsen ist, das diesen Posten gut aus füllt. Geht man gegen Abend aus die Redaktion einer Londoner Tageszeitung, so sieht man ganze Reihen neuer Bücher, die einer ersten Durchsicht seitens des literar^ editor harren. Die Ver lagsboten haben sie im Laufe des Tages abgegeben, alle an den »kiditor» (Hauptschriftleiter) adressiert, wie es Höflichkeit und Tradition verlangen. Der »litsrary säitor« stellt eine Liste aller eingegangenen Bücher zusammen, die täglich oder auch jeden zweiten Tag unter »Bücher-Eingang« veröffentlicht wird. Auf diese Weise erhält der Verleger eine gedruckte Empfangs bestätigung, unabhängig davon, ob später eine Besprechung er folgt oder nicht; die Titelanführung allein ist jedoch schon von großem Wert, da die Bücherkäufer in England diese Spalten ebenso verfolgen wie die Kritiken. Nachdem der literory editor, zuweilen nach Rücksprache mit dem Hauptschriftleiter oder anderen Mitgliedern der Redaktion, eine Entscheidung darüber getroffen hat, welche Bücher be sprochen werden sollen, werden sie an die in Frage kommenden Damen oder Herren versandt. Jedes Blatt von Ruf hat einen Stab von gelegentlichen Mitarbeitern, die ihre besonderen Be sprechungsgebiete haben, z. B. Biographisches, Reisewerke, Ro manliteratur. Ihre Referate werden nach Druckzeilen honoriert, wobei- gewöhnlich ein Minimum für kurze Kritiken feststeht. Eine Besprechung bringt ihrem Verfasser 10 bis 100 Schilling, eine wichtige, mit Unterschrift, sogar noch mehr. Kein Buch, ob be-
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