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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1930
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- Deutsch
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X? 197, 28. August 1830. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. sprachen oder nicht, geht jemals an den Verlag zurück, was er auch gar nicht erwartet. Im allgemeinen überlassen die Zei tungen den Rezensenten die Exemplare, wenn das Werk nicht gerade für die Redaktionsbibliothek gebraucht wird. Sobald eine Besprechung erscheint, wird ein Exemplar der betreffenden Nummer aus Höflichkeit dem Verlag geschickt, jedoch nicht an den Autor, der bei der eben geschilderten Handhabung des Be sprechungswesens ganz ausgeschaltet bleibt. Wünscht der Ver fasser, daß an bestimmte Kritiker Besprechungsstücke gesandt wer den sollen, so besorgt das der Verleger. Im ganzen darf Wohl gesagt werden, daß die Buchwerbung in London sehr umfassend und sehr wirksam ist und sich bei der Erfüllung ihrer Aufgabe ihre Unabhängigkeit bewahrt. Der Verkehr zwischen Verlegern und Autoren einerseits und der Presse andererseits wickelt sich ganz reibungslos und für beide Teile befriedigend ab. Zuweilen hört man wohl einen Zei tungsverleger murren, für keinen Handelszweig werde soviel kostenlose Reklame gemacht wie für den Buchverlag, der Ver lagsbuchhändler jedoch hat hierzu zweierlei zu bemerken: Erstens werfen Bücher in keinem Falle soviel ab, daß eine ausgedehnte, ins einzelne gehende Propaganda sich bezahlt machen würde, abgesehen von den besonderen Glücksfällen, wo es sich um »kost soUsri-Romane handelt; zweitens interessieren Bücher die Zei tungsleser als Teil der Tagesneuigkeiten und bilden daher ein Geschenk an die Redaktionen. Weiterhin stoßen wir auf eine besondere Art der Handhabung des Besprechungswesens, die für die hier in Frage kommenden Bücher schon lange in London beliebt ist und wohl auch weiter in Gunst bleiben wird. Es handelt sich darum, wie kommt eine lebensvolle Biographie oder Autobiographie vom Verlag aus auf den Tisch des »litsrar^ oäitor« eines Londoner Morgenblattes? In der Regel wird sie 8—10 Tage vor dem Erscheinen an die Redaktion ge sandt, weil es die Verleger mit jedem Buch so zu halten pflegen, das interessant genug ist, um gerade am Tage des Erscheinens besprochen zu werden. Fassen wir einen Fall ins Auge, auf den ich mich noch recht gut besinne, obwohl in den langen Jahren die Erinnerung daran hätte verblaßt sein können. John Morley's »I-iks ok Olsästoos«. Die Besprechungsstücke, 100, 150 oder 200 wur den den Redaktionen unter dem Siegel der Verschwiegenheit zehn Tage vor dem Erscheinungstermin zugestellt und auf diese Weise erschienen am gegebenen Tage in allen Blättern gleich zeitig ausführliche Besprechungen; also eine ganz mächtige Re klamewelle, die natürlich nur durch das aufsehenerregende Buch bedingt war. Mit Morley's »Gladstone« hatte kein Redakteur Schwierigkeiten, denn die Welt wartete auf das Buch. Aber so manche weniger bedeutende, wenn auch immerhin wichtige Biographie liegt lange aus dem Schreibtisch und der Redakteur muß sich schlüssig werden, was damit geschehen soll. Vielleicht ist eine kritische Würdigung erforderlich, wahrscheinlicher ist aber, daß das Buch dem Publikum besser durch eine Angabe seines Inhalts mit Auszügen nahegebracht wird. Das ist die Art der Besprechung, wie sie den englischen Lesern am meisten zu- sagt: eine kurze Inhaltsangabe, die durch Wiedergabe einiger charakteristischer Textproben illustriert wird. Der Leser sagt: »Herr Kritiker, ich möchte von Ihnen nicht hören, daß ich dies oder jenes Buch lesen soll, da Sie ja doch nur Ihre eigene Meinung ohne nähere Begründung geben. Ich möchte viel mehr, daß Sie das Buch selbst zu mir sprechen lassen durch Lese proben; ich werde dann viel eher wissen, ob es ein Buch für mich ist oder nicht.« Man kann diese sehr berechtigte Anschauung des Durchschnittslesers nur billigen, und überdies paßt eine Be sprechung in Gestalt eines referierenden Kommentars mit Aus zügen auch am besten in die Nachrichtenspalten einer Zeitung. Mit vollem Namen gezeichnete Kritiken, besonders aus der Feder bekannter Persönlichkeiten, eignen sich ebenfalls gut dafür und sind auch deswegen beliebt, weil die heutige englische Leser generation darüber unterrichtet sein will, wer führenden litera rischen Einfluß besitzt. So hat vor einiger Zeit Arnold Bennett, der bekannte Romanschriftsteller einen Artikel in einem einflußreichen Londoner Abendblatt verfaßt, und auf ihn geht die »Entdeckung- des Jud Süß für England zurück, der hier einen ähnlichen Erfolg gehabt hat wie »Im Westen nichts Neues-. Die Erwähnung dieser beiden Romane bringt uns auf die Beziehungen zwischen der englischen und der deutschen Litera tur und auf das Zusammenwirken im Buchbesprechungswesen. Der Weltkrieg zerstörte die starke Brücke, die die Litera turen der beiden Länder verband, es war natürlich nicht mög lich, sie in einem Tage wieder zu erbauen, obwohl das Reich des Geistes einen der ganzen Menschheit gemeinsamen Besitz bildet. Emil Ludwigs »Napoleon- war vielleicht das erste deutsche Buch, das tatsächlich wieder eine Bücherbrücke schuf, und ihm sind dann auch andere wie »Jud Süß- und die Kriegsromane gefolgt. Vor gar nicht langer Zeit noch wurden sowohl englische wie ausländische Kriegsbücher vom englischen Verlag abgelehnt, weil das Publikum noch müde und erschöpft vom Krieg war, nichts über das große Ringen zu lesen wünschte. Plötzlich aber wollte anscheinend die jüngere Generation Englands wissen, was eine andere jüngere Generation, jenseits der Nordsee, über all das dachte, und es besteht kaum ein Zweifel, daß diese menschlich verständliche Neugier, aus dem Wunsche zu wissen und zu verstehen geboren, hinter der Popularität deutscher Kriegsromane in England stand. Diese deutschen Romane ent fesselten eine ganze Flut von Kriegsbüchern, die erst jetzt ab zuebben beginnt. Nachdem im Vorhergehenden die Lage und die Tätigkeit der englischen Buchwelt erläutert worden sind, können nunmehr die deutschen Verleger und Autoren selbst erwägen, wie sie an sie herankommen können, falls das Verlangen danach besteht. England nimmt gern interessante Bücher aus anderen Ländern auf, aber lieber in englischer Übersetzung als in den Original sprachen. Die kritischen, hochstehenden Wochenschriften besprechen wohl auch Bücher in fremden Sprachen, aber von der Tages presse, die einen überaus starken Einfluß ausübt, ist in dieser Hinsicht wenig zu erwarten. Trotzdem werden Besprechungs exemplare, woher sie auch kommen, stets Beachtung finden. Werden sie als Drucksache versandt, so sollte immer in einem Begleitbriefe darauf hingewiesen werden, worin ihr besonderer literarischer Wert besteht und namentlich, was sie dem englischen Leser zu sagen haben. Jeder »literary eäitor» in England ist dankbar, wenn er in diesem Sinne Hinweise erhält. Seine eigenen vorzüglichen Beziehungen zu den englischen Verlegern werden durch die Tatsache beleuchtet, daß Abmachungen darüber, an welchem Tage eine Buchbesprechung erscheinen soll, auf das peinlichste beachtet zu werden pflegen. Zuweilen hört man, daß deutsche Besprechungsexemplare ihren Weg zu englischen Kritikern durch die Vermittlung einer englischen literarischen Agentur oder durch die Freundlichkeit eines Londoner Buchhändlers finden. Sie kennen diejenigen Zeitungen, die für die betreffenden Bücher das meiste Interesse haben und daher die größte Wahrscheinlichkeit für eine Be sprechung bieten. Zweifellos geschieht etwas ähnliches in Deutschland für englische Bücher, die nicht ins Deutsche über setzt worden sind; denn nur ein Bruchteil der Produktion jedes Landes wird übersetzt. Abgesehen von dieser persönlichen Ver mittlung sollte jedoch eine in beiden Ländern Parallel laufende Organisation geschaffen werden, die eine erleichterte Vertei lung der Besprechungsstücke gewährleistet und die zugleich Bücherbestellungen übernimmt, die auf Grund der Besprechungen eingehen. Ein erster Schritt hierzu ist eine bessere Kenntnis der wechselseitigen Verhältnisse, die zwischen Ländern wie Eng land und Deutschland nicht so schwer zu erlangen sein sollte, da beide sich den Büchern ganz besonders widmen und der »Er leuchtung und Führung zu Fortschritt und Glück«, Ziele, denen ja auch die meisten Bücher dienen. * IV. Amerikanische Blätter und deutsche Bücher. Von Hermann A l e x an d e r - New Dork. Gewiß ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, daß die Schöpfungen deutscher Autoren den Lesern, an die sich jene wen den, in der richtigen Weise vorgelegt, so vorgelegt werden, daß in den Lesern das Verlangen erweckt wird, in den Besitz des Buches zu gelangen, und daß besonders überseedeutsche, zu denen auch 807
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