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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1930
- Strukturtyp
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- 1930-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1930
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- Deutsch
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7688 237, ll. Oktober IS3». Künftig o! Sitzen 22enn es zum ersten Male gelingt, ohne Hilfe der in ihrer weitgehenden Nützlichkeit noch unentdeckten Arme und Hände, in kühnem Schwung und allein um die Achse eines runden und rosigen Popos emporzuschießen, um ganz verwirrt vor Staunen über diesen nicht vorhergesehenen Erfolg vielfältiger Bemühungen, mit dem Gesicht am Rande des Weidenkörbchens zu landen — so nennt inan dies sanfte Kunststück: Sitzen. Sitzen ist schön. Es bietet ungeahnte Vorteile. Man hat einen Überblick über Stube, Mutter, Flasche, Zwieback — kurz über jene vielstimmige Welt, die sich jenseits des Mullhimmels abspielt. Sitzen ist schön. Aber wenn man nun genug hat davon . . .? Was dann? Vorwärts geht das sanfte Kunststück wohl. Aber zurück? Hier ergeben sich Schwierigkeiten. Soll man es wagen, sich einfach ins Bodenlose fallen zu lassen, aufs Geratewohl und ohne Möglichkeit, den Kopf aus dem allzu gut ge polsterten Hälschen rückwärts zu wenden? Und wie wird das gemacht, ganz nebenher? Ist die Ent deckung der rundlichen Achse nicht genug? Gibt es noch etwas darüber hinaus? Baby versinkt in sich selbst, hoffnungslos: stülpt sich ineinander wie ein kleiner halbleerer Sack vor Müdigkeit. Kommt den niemand . . .? Nein nie mand kommt. Es gibt hier nur eins: Baby brülle! Baby brüllt. Die Geburt der Sprache „Ü^ei'n!" Es ist Baby, das dies Wort gesagt hat. Nie mand anderes; Baby allein und höchstselbst. Es sitzt auf dem Wickeltisch, rosig, rund und gut ge wachsen, und schwillt vor Selbstbewußtsein wie ein aufgeblasenes Jahrmarktsferkelchen. Sein eines rundes Bein hat es nachdenksam in der Hand. Es hat .nein' gesagt, es hat zum ersten Male in seinem Leben unzweideutig eine Meinung geäußert, es braucht nicht mehr die gestopften Wurstärmchen in Abwehrstellung vor den Suppenlöffel zu halten, wenn es pappsatt ist, braucht sich nie mehr auf der Nase herumtanzen zu lassen. Schluß mit dieser ewigen Bevormunderei, ent scheidendes Bekenntnis zur Selbständigkeit, Abschluß frühester Vergangenheit. .Nein', sagt es, und das heißt nicht weniger als dies: Ich, Baby, werde nunmehr den dornenvollen Lebenspsad unter meine sanft gerundeten Beine nehmen und in eigener Verantwortlichkeit handeln. Und damit beginnt es. wett alS Witte Dorothea Kj Dms I^Iutisc srvölilt voll ilicsm Xij cios kobso, sie bsköist seine Lctinl eckk so kleine V/elt. Unci 6obv> Lctineikols, ist Ineuts sciion cios nsl in ciis V/slt sielnt onci so gut es seinen unci lisne, Lonne onci >Vo>cl Xöibc^sn, olle cliese Dinge sinci cio Loby. l^lon must sie ?u engnünclen Unci wie Lot>v cios mocint, vvie sictn unci tonmt, cios ist cien lnlnolt ciis geistvolle liat kuep eines E öl/c// //V /.5/-V5/V sc inende Bücher. Börsenblatt f. - Dtschn.Buchhandel. 7689 nd Vorstellung n fer-Dernburg Lie schenkt iiim unten Lciimenren Lis löciielt unci reigt ilnm ciis gnoüs, ^tenn nocii roppslnclen Löugling unci ienigs l^Iöciel, cios mit gnoken Zeugen t vensuciit, ciisse ^u begneitsn. k^lsn- Lss unci /^lm, ciis ^lulikut, unci cios nissig intenessont unci menkv/ünciig iün lissen, mon mulZ sie sicii unten^ventsn. >s V/elt in ciissem kleinen Uicn spiegelt lebenciigen unci tnüiiliciisn Luciiss. amüsantesten öücliek- gesell sieben zr /z, 25. l/-V05/V 5.50 6 - 6^KI_II^>V10 Höfli chkeit Schnarchen mitten in der Nacht ist das furchtbarste, was es gibt. Man wacht auf davon: das Zimmer I ist dunkel und alles so still und doch so laut. Manch mal knackt es irgendwo, und Baby fürchtet sich ent setzlich vor Einbrechern. Dann rollt vielleicht ein Mäuschen eine Nuß herum, die Baby beim Spielen unter der Kommode verloren hat. Es könnte aber auch ganz etwas anderes sein, etwas Schreckliches, ein Gespenst, oder ein Heinzelmännchen, das sie holt, weil sie heute wieder in aller Stille etwas angestellt hat, was nur sie allein weiß. Oder der Froschkönig kommt, ganz naß und eklig! Am schlimmsten aber ist dies Schnarchen. Ihr I kleines Bett bebt davon. Ach, du liebe Güte, das kann doch überhaupt nicht der Vater sein! So tut kein Mensch... So tut sogar bestimmt kein Mensch...! Es ist der Wolf. . .! Er liegt unter ihrem Bett. I Ach, welch entsetzliche Angst sie hat. . .! Sie muß den Vater wecken, es Hilst alles nichts, und dabei wagt sie doch kaum sich zu bewegen; und geschimpft kriegt sie auch gehörig, daß weiß sie schon. Ganz, ganz leise zupft sie an seinem Bett, einmal I und noch einmal; aber es dauert eine ganze Weile, bis der Vater munter wird, und gleich darauf auch die Mutter. „Väts," sagt sie, „süßer, etwas schnarcht hier! entsetzlich; ich Hab so angst, Väts . . .!" Nun hält er ihr die lange Rede. Baby hört sie I geduldig an, denn wenigstens kann er jetzt nicht schnarchen. Er schilt sie und sagt .alberne Person' zu ihr. . . All das ist Unsinn, was braucht sie sich I zu fürchten, wenn doch die Eltern bei ihr sind und > sie beschützen. Außer ihnen ist niemand im Zimmer, I und das bißchen Schnarchen wird sie wohl gütigst entschuldigen . . ., „oder soll ich vielleicht im Rinnstein schlafen. . .?" .Nein, um Gottes willen nicht. . .!' Baby ist außer sich! Er soll dableiben. Er soll nicht fort- ! gehen...! Sie wird mucksbumsstill sein und alles ertragen, wenn er nur nicht in den Rinnstein geht...! „Der Vati bleibt schon," sagt die Mutter und ! „schlaf nun endlich, Kind." Baby versucht es, leise vor sich hinschluchzend. Aber ! dann wird es wieder still, und das Dunkel ist da, und alles beginnt von vorn. Baby kann nicht ein- schlafen, sie kann nicht, ihre Furcht ist grenzenlos. Das Schnarchen geht wieder an, lauter als zuvor. Diesmal ist es nicht ein Wolf nur, es ist eine Herde... es klingt . . ., nein, sie kann es nicht aushalten...! Und von Angst gemartert, faßt sie einen schrecklichen Entschluß. Es muß sein. „Vätß", schreit sie ganz laut mit aufgerissenen Augen im Bett sitzend. . . Und wieder aus dem Schlaf gestört, bereit, tätlich gegen diesen kleinen Teufel vorzugehen, hört er das milde Stimmchen so höflich, als es nur irgend geht: „Bitte," sagt es, „bitte, guter Väts, möchtest du nicht doch vielleicht lieber in'n Rinnstein gehn...?"
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