Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1919
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- 1919-11-01
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- 01.11.1919
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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240, 1. November 1919. Redakttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 100°/o, wie er von einer Reihe von Verlegern verlangt wird, eine Än derung erfahren muß. Wir werden in den nächsten Jahren mehr als genug bemüht sein müssen, den Absatz des deutschen Buches zu heben und nicht den exportierenden Kollegen sowohl als auch den Buchhänd lern im Auslande das Geschäft noch zu erschweren. Die schweizer buch- händlerischen Verhältnisse sind mir aus eigener Praxis bekannt. Ich weiß ganz genau, das; die Verteuerung des deutschen Buches um 100°/« die Kollegen in Basel, Bern, Zürich usw. — von der französsschen Schweiz ganz abgesehen — immer mehr der Pflege der Auslands- Literatur in die Arme führen wird. Die Herren Verleger sollten doch nicht vergessen, das; es sich nicht immer nur um Bücher wie Bismarck, Tirpitz, Ludendorsf usw., die unbedingt gehen, handelt; es muh für die meisten Bücher, ebenso wie im Jnlande, so auch im Auslande von den Sortimentern durch alle mög lichen Vertriebsanstrengimgen gearbeitet werden. Wie in der Schweiz, so ist es gewiß auch in anderen neutralen Ländern. Daß außerdem Uiügehungen der Bestimmung des Extra-Preiszuschlages stattfindcn könne«, sehen wir heute schon. Fast alle großen Städte sind zurzeit überschwemmt von Hollän dern, Schweden, Dänen usw., die, da die Mark gänzlich herunter ist, hier billig leben und ohne Exportaufschlag einkaufen. In wie vielen Fällen diese Einkäufe für Wiederverkäufe bestimmt sind, läßt sich nicht feststellen; genug, der Verleger läuft Gefahr, seine Absicht trotz des Aufschlags vereitelt zu sehen; der Sortimenter kommt aber in die traurige Lage, seinen bisherigen Export irgend einen; »Schieberbuch händler« — es gibt ja so viele Löcher — abgeben zu müssen und ein fach ausgeschaltet zu werden. Herr Or. Ruprecht, Göttingen, schrieb im Börsenblatt Nr. 234 u. a.: ... »Von der Kriegswirtschaftsstellc und ihrem raffenden und lähmenden orientalischen Geiste haben wir genug erduldet«. Ich sehe nicht ein, aus welchem Grunde eine derartige verletzende Äußerung erfolgt ist, um so weniger, wenn die »Nafferei« von der Kricgswirt- schaftsstclle nun auf den Verlag selbst übertragen werden soll. Und die Hauptsache: Wird denn auf diese Weise der eigentliche Zweck des Versuches, die Wiedererzielung einer für uns günstigen Valuta, erreicht? Nein und nochmals nein! Es gibt nur einen Weg, um die Valuta nach und nach zu heben, nämlich, wie bedeutende Finanzlcute und Großindustrielle schon immer vorgeschlagen haben, durch Schaffung von Guthaben im Auslände. Und dazu kann die vor zügliche Organisation des Buchhandels nicht wenig beittagen und für andere Berufszweige geradezu vorbildlich wirken. Jedes Mitglied des Börsenvereins muß verpflichtet werden, nach dem Auslande nur m der Währung des betreffenden Landes zu liefern. Die Lieferung muß zu einem vom Börsenverein für jedes ein zelne Land festzusetzenüen Vergleichskurs stattfinden, der ungefähr einem Zuschläge von n u r 50°/« zum Mark-Ordiuär-Preis entsprechen soll. Dies muß gleichmäßig unter dem Schutze des Börsenvereins von allen Buchhändlern, Antiquaren usw. durchgeführt werden. Es wird notwendig sein, daß dem Börsenverein in Leipzig eine »Umrechnungs- stcllc für den Ausland-Buchhandel« (»OearinZ-kouse«) angegliedert wird, die sich Konten bei je einer großen Bank in den Hauptstädten des Auslandes eröffnen läßt. Expediert nun z. B. die Firma Julius Springer nach einer Stadt Hollands für ^ 100.— Bücher, so liefert sie diese zu dem nach der eingerichteten Tabelle vorgeschriebenen Gul- dcnpreise und reicht gleichzeitig der Abrechnungsstelle ein Duplikat der Lieferung ein. Die holländische Firma bezahlt nun den Betrag für das Konto »Abrechnungsstelle Leipzig« für Julius Springer an die betreffende Amsterdamer Bank. Auf diese Weise entstehen Guthaben in Holland und vermutlich ebenso bei den Banken in den Hauptstädten anderer Länder, über die die Abrechnungsstelle Leipzig verfügen kann. Wir haben nun viele Buchhändler-Jmport-Firmen in Deutschland, die gern von diesen Guthaben, besonders wenn sie über diese billiger als zu dem augenblicklichen Kurse verfügen können, Gebrauch machen werden. Ich setze mein Beispiel fort: Die Firma Brockhaus hat in Hol land einen Betrag, der ungefähr dem Guthaben von Julius Springer auf der Bank in Amsterdam entspricht, zu zahlen. Die Firma Brock- hans wird nun bei der Verrechnungsstelle in Leipzig dieses Guthaben erwerben und ihre Zahlung in Holland wiederum leisten, ohne unter dem Drucke des hohen Kursstandes zu leiden. Ja, ich halte es sogar für möglich, daß bei dem Verkauf dieser Forderung noch eine Provi sion zugunsten der betreffenden Auslandslieferanten erhoben werden kann, da die angetanste Zahlung immer noch geringer als unter Be rücksichtigung des vorliegenden Valutastandes ausfallen wird. Auf diese Weise werden nicht nur die Verleger befriedigt, sondern es bietet sich auch die Möglichkeit, die ausländischen Bücher wieder zn bil ligeren Preisen einzuführen und dementsprechend zu verkaufen. So wird es auch unseren Antiquaren möglich, im Auslande zu angemes senen Preisen wieder einzukaufen. Wir sind, wie ich schon vorher ausfühxtc, durch unsere vortreff liche Organisation in der Lage, eher eine derartige Einrichtung zu schaf fen, als jeder andere Berufszweig. Ich zweifle aber auch nicht, daß die Einrichtung sich bewähren und in anderen Branchen Nachahmung finden wird. Unsere verhältnismäßig wenigen Millionen, die der Buchhandel exportiert, werden nicht imstande sein, das ganze Wirtschaftssystem zu beeinflussen und umzuändern: finden wir aber Nachahmung, so dürfte ein Erfolg für das Ganze sicher und aussichtsvoll sein! Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, daß eine derartige Ein richtung dem Börsenvereiu, der natürlich Spesen und Provision er heben müßte, sicher ein neues Geschäft und neue Mittel zuführen würde. Berlin W. 8. Hermann Lazarus i. Fa. A. Asher L Co. Wirklich: „Wir Bochss". (Entgegnung auf Herrn vr. Wilhelm Ruprechts Ausführungen in Nr. 234.^ Der Entschluß wird mir schwer genug, hervorzutreten, und nichts wäre mir lieber, als wenn ein anderer es täte. Aber die Ausführun gen des Herrn vr. Wilhelm Ruprecht müssen zurückgewiesen wer den, wegen ihrer unrichtigen Tendenz und wegen der Ungehörigkeiten am Schluß. Politische und parteiliche Polemik sollte man dem Fach blatt der Buchhändler, das sachlichen Erörterungen dient, fernhal- tcn. Den Kriegsgesellschaften, die mit Recht keiner mag, sollte der nicht »raffenden orientalischen Geist« vorwerfen, der durch Valutaaufschläge selber »raffen« will. Und wie man zur »heutigen Neichsregierung« sich stellt, möge jeder ebenso für sich behalten, wie man früher geschäft liche Debatten nicht vom konservativen, liberalen oder sozialdemo kratischen Standpunkt führte, sondern vom Standpunkt der Logik und des berechtigten Interesses. Der Stank der Tageszeitungsschlagworte macht das Hirn nicht klarer zum Denken. Die Ausführungen des Herrn vr. Ruprecht sind geeignet, das deutsche Volk um den Rest der Sympathien zu bringen, die es noch im Ausland genießt. Er setzt das Buch auf gleiche Stufe mit anderen Waren — wogegen der Buchhändler sich stets auflehnte. Die meisten unter uns werden ihm wohl darin nicht folgen. Aber rein technisch be trachtet, ist es ein großer Unterschied, ob ich Eisen, Holz (Möbel) aus führe oder Bücher. Die erstgenannten Erzeugnisse ohne Valuta- Aufschläge zu exportieren, wäre schädlich und töricht. Und hierbei könnte sich der Ausländer mit Recht ob des »ckumpinz;«, des Preis drückens beklagen. Bei Büchern liegt das aber ganz anders. Ein deutsches Buch kann kein englisch gedrucktes im Preise drücken! Wohl aber kann es den Deutschen im Ausland eine Brücke zum Mutterlande sein, kann es den deutschlesenden Ausländern deut schen Geist, deutsche Kultur und Wissenschaft vermitteln, kann es unter den heutigen traurigen Zuständen die einzige Möglichkeit sein, zu zeigen, das; Deutschland doch noch eine Großmacht ist — im Reiche des Geistes. Hier auf den nüchternen Sinn der Engländer als Beispiel zu ver weisen, den saero egowmv anzurufen, ist ganz verfehlt. Gerade der Engländer weiß und verstand es im Kriege, uns zu unserem Schaden zu beweisen, wie groß die Macht der Presse ist — und das Buch gehört m i t zur Presse. Der Engländer würde nicht bloß keine Valuta- Aufschläge nehmen und das Eindringen englischen Geistes in deutschen Kreisen erschweren nein, er zahlte sicher noch etwas zu, wüßte er eine Methode, seine Weltherrschaft auch auf geistigem Gebiet anderen Nationen fühlbar zu machen. Den materiellen Nutzen holte er sich dann auf andere Weise, der bliebe nicht aus. Das Verkehrteste, was der Deutsche machen könnte, von der politischen Seite aus ge sehen — wofür den meisten von uns, wie sich hier wieder einmal zeigt, jeder Sinn fehlt, da wir im Durchschnitt eben ein unpolitisch denkendes und handelndes Volk sind —, wäre jetzt, eine chinesische Mauer um unseren geistigen Export zu ziehen. Man rede nicht von besonderen »Aufklärungsdruckschriften«, die von; Aufschlag ausgenom men werden könnten. Mit solchem Schund vom seligen Kriegspresse amt und anderen »Zluslandsstellen« ist genug Unheil angerichtet wor den, das wir jetzt recht teuer zu bezahlen haben! Die besten »Auf klärungsschriften« sind Gottfried Kellers Werke, die Bücher von Earl Hauptmann, Gustav Falke und den unzähligen anderen, deren wir ja, als vielleicht das einzige Volk der Erde, in jeder Epoche ganze »Gar nituren« besitzen und besaßen, während intellektuelle Größen von sol cher Bedeutung bei anderen Völkern immer nur vereinzelt zu finden sind. Aufklärungsschriften sind auch unsere technischen Werke, die unübertroffen sind, die sich der Ausländer, wenn wir sie ihn; nicht liefern, einfach »umschreiben« läßt — ohne daß man ihm etwas anhaben könnte —, die ihm aber gerade in der Ursprache den Wert nnd die Gediegenheit deutschen Wissens und Forschend zeigen. 97
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