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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Zeitungen
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 240, 1. November 1919. Der Emwanü, der Aufschlag helfe die Valuta heben, sei also patriotisch, ist nicht stichhaltig. Für den Export rechnen die geringen Umsatzzif fern des Buchhandels überhaupt nicht mit; die machen sich noch nicht fühlbar, wenn sie das Fünffache betragen würden. Die Valuta wird reguliert durch Vertrauen. Gesetze, die unsere Produktion be einträchtigen, die, durch zu starke Bedrückung des Kapitals, dessen Werbekraft treffen, lassen die Valuta sinken, auch wenn zur selben Zeit Hunderte von Millionen mehr exportiert als eiugcführt würden. Denn: Valuta ist »Vertrauen«. Also weg mit den Valuta-Auf schlägen, die ja doch nur eine »vorübergehende Erscheinung« sind! A. Brinitzer t. Fa. Hoffmann K Campe. Politik und Börsen» erein. Mit steigender Verwunderung haben wir leider in letzter Zeit wiederholt fcststellen müssen, daß mehr und mehr das Buchhändler- Börsenblatt zu einer Stätte geworden ist, in der neben der Vertretung wirtschaftlicher Interessen politische Streitfragen ausgefochten werden. Wir sprechen nicht gern von unserer Politik, wir versuchen nicht andere mit mehr oder weniger drastischen Mitteln zu unserer Meinung zu be kehren, wir sprechen nicht von der starkmachenden Einigkeit und Hetzen gegen unsere politischen Gegner. Wir sehen vielmehr unsere Aufgabe darin, durch Arbeit, durch Handeln unser Vaterland wieder vorwärts zu bringen. Wir können aber nicht dazu schweigen, daß in dem offiziellen Blatte einer wirtschaftlichen Vereinigung, deren Mitglieder stets stolz waren auf ihre Zugehörigkeit zu derselben, und die sich gern als Kol legen bezeichueten, in einer Weise Politik getrieben wird, wie dies zu letzt in trauriger Weise der Artikel des Herrn Or. Ruprecht in Nr. 234 vom 24. Oktober versucht. Wir müssen uns, offen gesagt, wundern, daß hier die Redaktion nicht zu bremsen versucht hat. Unser politisches Leben ist schon genug verstänkert durch mehr oder weniger feine Kampfesweisen. Wer den Beruf in sich fühlt, dazu das Seinige beizutragen, dem wird sein Leibblatt gewiß seine Spalten öffnen. Unser Buchhändler-Börsenblatt aber wollen wir doch nach Möglichkeit frei von dergleichen halten, vielleicht nicht ganz zuletzt im Interesse unseres armen Vaterlandes, dessen Wohl und Wehe uns allen gleich nahe geht. Verlag für Sprach- und Handels Wissenschaft S. Simon. ttber die Frage, ob und inwieweit das Börsenblatt den Anspruch erhebt, ein politisches Blatt zu sein, haben wir uns bereits aus An laß einer ähnlichen Beschwerde in dem Artikel »Politik und Buchhan del* im Jahrgang 1915, Nr. 50 ausgesprochen. Was wir damals über die Notwendigkeit einer politischen Durchdringung unseres Berufes zum Zwecke besseren Verständnisses für die geistigen und wirtschaft lichen Zusammenhänge gesagt haben — unter selbstverständlicher Ab lehnung jeder Parteipolitik oder politischen Kannegießeret —, gilt heute, wo wir den Krieg verloren haben und unser Wirtschaftsleben vollständig neu aufbaucn müssen, in verstärktem Maße. Wie kön nen denn die vielfältigen Erscheinungen der Gegenwart richtig ge sehen, wie die zahlreichen Fragen, vor die wir jetzt gestellt sind, rich tig gelöst werden ohne politische Einsicht, d. h. die Fähigkeit, aus ge schichtlichen Beobachtungen einigermaßen zutreffende Schlüsse zu ziehen und richtige Maßstäbe zur Beurteilung der Gegenwart zu gewinnen? Wie wollen wir ohne politische Bildung erkennen, was unserem Vater- landc nottut, wann das Einzelinteresse hinter das Allgemeininteresse zurückzutrcten hat, ob Zwangswirtschaft, Vergesellschaftung, Soziali sierung oder privater Erwerbstrieb bessere Regulatoren unserer Wirt schaft sind, und wie überhaupt den sozialen Aufgaben unserer Zeit gerecht werden, wenn zur beruflichen nicht auch die politische Bildung tritt, aller Rederei zum Trotz, daß politisch Lied ein garstig Lied sei, Politik den Charakter verderbe usw.? Können wir, was auch Herr Simon als notwendig ansieht, »durch Arbeit, durch Handeln unser Vaterland wieder vorwärtsbringen«, wenn es uns an politischer Ein sicht fehlt und geflissentlich alles aus dem Börsenblatt ferngehalten werden soll, was irgendwelchen politischen Anstrich hat? Machiavel lismus, Stänkerei und Hetzerei sind doch nur Auswüchse der Politik, mit deren wirklichem Wesen sie so wenig etwas zrt tun haben wie Giite mit Schwäche oder Sparsamkeit mit Geiz. Was wir unter Politik verstehen, ist nichts anderes als angewandte Geschichte und in allen den Fällen unentbehrlich, wo es gilt, die Zeichen der Zeit zu deuten und den einzelnen das eigene wohlverstandene Interesse erkennen zu lassen. Eine einseitige Befangenheit in naturwissenschaftlichen Denk formen wird uns so wenig zum Verständnis der Gegenwart führen, die doch nicht losgelöst für sich betrachtet werden kann, sondern mit tausend Fäden an die Vergangenheit gebunden ist, wie eine rein ästhetische Be trachtungsweise, die uns den Wald vor Bäumen nicht sehen läßt. Ja wir möchten behaupten, daß das Maß von beruflicher Fernsicht und Er kenntnis geradezu von dem Maß politischer Bildung bestimmt wird, von dem wiederum die Frage abhängt, was ein Berufsstand im Leben einer Nation bedeutet. Darum haben wir wiederholt empfohlen, jede Gelegenheit zu benutzen, um Einfluß im Stadtparlament, in den Ver einen oder wo sich sonst die Möglichkeit öffentlicher Betätigung und Einflußnahme bietet, zu nehmen, überzeugt, daß der Buchhandel dabei nur gewinnen kann. Führen nicht schließlich alle Wege nach Rom, d. h. zu einer politischen Auffassung unseres Lebens, das wir im besten Sinne erst leben, wenn wir es politisieren, es im Zusammenhang mit dem großen Ganzen empfinden? Nicht darum handelt es sich, ob Herr vr. Ruprecht recht hat oder nicht, sondern erstens, ob die Art seiner Darstellung zu beanstanden ist, und ob zweitens sich daraus für die Redaktion das Recht ergeben hätte, seine Einsendung abzuweisen. Ein Mann wie vr. Ruprecht hat, mag mau seinen Ausführungen zustimmen oder nicht, wohl das Recht gehört zu werben, und wenn seine temperamentvolle Art auch der Redaktion schon manche —sagen wir — Unbequemlichkeit bereitet hat, so möchte sie doch seine Mitarbeiterschaft vielleicht gerade wegen seines Temperaments nicht missen. Was davon der Sache zugute kommt, ihr eine eigene Färbung gibt oder als rein persönliche Eigenart mit in ben Kauf genommen werden muß, wird jeder Leser nach dem Grad seiner inneren Verwandtschaft mit ihm empfinden und aufnehmen. Für unrichtig aber halten wir es, zu verlangen, daß das Börsenblatt nichts enthalten soll, als was der eigenen Meinung entspricht, unrichtig schon deshalb, weil oft ein Irrtum fruchtbringender sein kann als ein halbes Dutzend banaler Wahrheiten. Obwohl wir die scharfe Ablehnung der Kriegswirtschaftsstelle nicht billigen, da wir glauben, daß sie trotz mancher Mißstände uns vor dem Zusammenbruch unserer Papier wirtschaft bewahrt hat und infolgedessen mehr Dank als Tadel ver dient, halten wir die Ausführungen Or. Ruprechts über den deut schen Jnteressenstandpunkt, der allein in der Valutafrage leitend sein sollte, doch für durchaus beachtenswert. Wir sind und bleiben auf lange hinaus für das feindliche Ausland die »Boches«, gleichviel was wir tun oder sagen, ob wir unsere Bücher mit oder ohne Teuerungszuschlag liefern, eine Verkaufsordnung für das Ausland einführen oder jedem Verleger die Entscheidung bei Auslandlieferungen überlassen. Wenn also nicht andere Gründe gegen die Verkaufsordnung sprechen — cs gibt deren freilich genug —, so kann doch wenigstens die Frage, ob wir durch einen Valutazuschlag unserem Ansehen im Auslände schaden, aus dem Spiele bleiben. Das ist der langen Rede kurzer Sinn. Außer dem aber wird man — mag man über die Kriegswirtschaftsstelle ur teilen wie man will — Herrn I)r. Ruprecht darin recht geben müssen, daß der Buchhandel seine Verhältnisse nach Möglichkeit selbst ordnen und sich nicht von staatlichen Behörden ins Schlepptau nehmen lassen sollte. Je zielbewußter ein Berufsstand unter Anerkennung öffent licher Interessen und der Gesamtwirtschaftslage seine eigenen Nöte und Beschwerden abzustellen vermag und es versteht, sich zwanglos in die Neuordnung der Verhältnisse einzufügen, um so weniger Ver anlassung liegt für den Staat zu einer Einmischung vor. Bestimmt > doch die Fähigkeit zur Selbstverwaltung zum guten Teil die Grenzen behördlichen Zwanges, ein Umstand, der den Wert straffer beruflicher l Organisation besonders diejenigen erkennen lassen sollte, die allzu viel ! Rücksicht auf sich und allzu wenig auf andere nehmen. Es darf eben § heute nicht jeder tun und lassen, was er will, wenn dieser Wille ^ nicht zugleich auch auf das Gesamtinteresse gerichtet ist. Ein > anderer wichtiger Punkt, auf den Herr vr. Ruprecht aufmerksam i macht, ist die Bewertung des Entwurfs der Verkaufsordnung als ' Keimzelle einer künftigen Ordnung unseres Verhältnisses zum Aus land, ein Hinweis, wert, daß ihm Beachtung geschenkt wird, obwohl ! das Ausland um den Preis der Valutazuschläge wohl lieber jetzt darauf verzichten dürfte. Schließlich: ist es nicht auch ein Verdienst, so viele Federn in Bewegung gesetzt, so vielen Männern Anregung ge- ' boten zu haben, sich mit der Sache im Börsenblatt zu beschäftigen, die, ! wie die Herren Simon, Lazarus und Brinitzer, dies wohl schwerlich ^ ohne sein Vorgehen getan hätten? Es gehört zur Politik einer Re daktion, auch solche Wirkungen in den Kreis ihrer Berechnung zu ziehen, da nun einmal ohne Politik nicht auszukommen ist. Red. Bezug durch da» Barsortimeut. Würden die Verleger bei Ankündigung ihrer Neuerscheinungen nicht geneigt sein, gleich durch ein gemeinsames Zeichen (K u V und K N u O> im Börsenblatt auszubriicken, das! ihr neues Werk bei den B a r s o r t i m e n t e r „ zu haben ist? Ich glaube, vielen Kollegen war« damit sehr gedient, zu wissen, ob eine Neuigkeit bei den Barsortimentcn zu haben ist, um sie zusammen mit andere» ! Büchern von dort aus zu beziehen. P, H. Verantwortlicher vicdakteur: Emtl Thomas. — Verlag: Der Börsenverctn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: N a m m L S e e m a n n. Sämtlich ln Leipzig. — Adresse der Reduktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 tBuchhändlerbaus).
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