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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1913
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- Deutsch
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/jk 31, 7. Februar 1913. Redaktioneller Teil. Die Absatzmöglichkeit des deutschen Buch handels in China. In Nr. 2ZS des Börsenbl. 1S12 ist eine Denkschrift des Vor standes des Börsenvereins über die Begründung einer Vereinigung zum Export deutscher Lehr- und Lernmittel nach China zum Ab druck gebracht worden, in der u. a. auch auf die Bestrebungen des »Ostastatischen Lloyd«, der deutschen Geistesarbeit und speziell dem deutschen Buche einen stärkeren Anteil in China zu sichern, hinge wiesen wird. Da diese Pionierarbeit in wirksamer und zweckmäßiger Weise den Boden vorbereiten hilft, auf dem der Börsenoerein in erster Linie siir den deutschen Lehr mittelhandel zu ernten hasst, so dürsten die nachstehenden Ausführungen vielleicht mit dazu beitragen, ihm die für einen Erfolg unbedingt notwendige Unterstützung der beteiligten Kreise zu verschaffen. Der Artikel bildet den ersten Teil einer unter dem Titel »Praktisches zur deutschen Kulturpolitik« im »Ostasiatischcn Lloyd« erscheinenden Aussatzreihe und darf um so mehr Anspruch aus Beachtung machen, als angesichts der bevorstehenden Erschlie ßung Chinas tm weitesten Sinne die anderen Nationen sich einen möglichst günstigen Platz an der Sonne z» sichern suchen. Daß der Börsenvereln nicht daran denkt, die dem Deutschen bisher im Völker- wettbewerb traditionell überlasseneNoüe des armen Poeten zu überneh me», der sich erst einflndct, wenn die Welt weggegeben ist, geht aus der Notiz hervor, die er durch sein Pressebureau dieser Tage an die maß gebenden Zeitungen versandte und die unter der Spitzmarke: »Die Hebung des Exports deutscher Lehr- und Lernmittel nach China« an der Spitze der Kleinen Mitteilungen in dieser Nummer ab gedruckt ist. Red. Eine der vornehmsten Erzeugungen Deutschlands ist immer noch die geistig-literarische, und einer der vornehmsten Handels zweige in Deutschland ist in steigendem Matz der Buchhandel, überhaupt die Herstellung und der Vertrieb von Geistesschätzen in Gestalt von Büchern fast jeder Art und für jedes Bedürfnis, von Lehrmitteln uslv., und die weitestgehende Verbreitung von künstlerischen Werten, einschließlich der autzer dem eigentlich literarischen und dem musikalischen Gebiet liegen den. Am bewundernswertesten mutz aber dem Beobachter auf diesem ganzen Gebiet die Organisation von Erzeugung und Ver trieb sein, das System, das die ganze geistige Erzeugung, fast automatisch, jedermann zugänglich und so tatsächlich zum Eigen tum des ganzen Volks macht. Diese Organisation ist einzig in der Welt, an sich schon ein echtes Kind des systematischen, syste matisierenden deutschen Geistes, der hier einmal in Wohl aus schließlich erfreulicher Weise zur Geltung kommt. Der Deutsche daheim nimmt es hin und nutzt es als selbstverständlich aus, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen. Man lernt es erst bewußt schätzen, wenn man einmal in irgendeinem andern Land das zweifelhafte Vergnügen gehabt hat, sich irgendein Buch, das man gerade notwendig braucht, zu beschaffen. Ist man noch so naiv, beim ersten besten Bllcherverkäufer ein Buch verlangen zu wollen, das nicht gerade aus dem Ladentisch liegt oder im Fenster steht, so wird der gute Mann meist verdutzt dreinschauen, und die Möglichkeit des »Bestellens« wird ihm oft nur einleuchten, wenn er zufällig nicht bloß Bücherkrämer ist, sondern mit dem gerade in Frage kommenden Verlag in besonderer Verbindung steht. Selbst bedeutendere Werke kann man in Paris oder Lon don unter Umständen nicht einmal durch den Verleger selbst er halten, und man bekommt oft solche ausländische Werke durch die bekannten Spezialisten in Berlin oder auch durch den ersten besten deutschen Sortimenter, durch dessen Leipziger Agenten und seine ausländischen Verbindungen, die sich auf dem Laufenden zu halten wissen, schneller, als wenn man sich in Paris oder London selbst auf die Suche begeben wollte. Die einzigartige deutsche buchhändlerische Organisation, aus der solche Erfolge beruhen, ist Wohl in den Grundzügen bekannt. Aber die unge heure Bedeutung eines solchen Systems für den Kulturstand eines Volkes ist uns vielleicht nicht immer genügend bewußt. Deshalb ist es nötig, im Zusammenhang mit den deutschen kultur politischen Fragen in China auch darauf einmal hinzuweisen. Hier interessiert uns nun zunächst die Wirksamkeit dieser Or ganisation gegenüber dem Ausland, besonders vom Standpunkt der Durchsetzung der deutschen Kultur in China. Und da ist die betrübliche Feststellung zu machen, daß das System zwar, wie wir eben gesehen haben, beim Aufsuchen ausländischer Werke, also gewissermaßen bei der Aufsaugung auf fremdem Boden er zeugter Schätze, mit seiner vorzüglich durchgearbeiteten Organi sation und seinen ausgezeichnet durchgebildeten und wachsamen Organen auch über das eigentlich organisierte Gebiet hinaus bis ins Ausland wirkt, daß es aber umgekehrt, gewissermaßen expansiv, wenig wirksam ist. Uns ist sogar ein Fall bekannt, wo jemand in einem kleinen Ort Deutschlands durch einen Sorti mentsbuchhändler ohne irgendwelche eigenen Umstände zu einem in Peking chinesisch gedruckten Buch gekommen ist, dessen Namen er nicht einmal genau bezeichnen konnte. Nun male man sich aber einmal aus, wie etwa in einer, selbst größer«, bedeuten dem Stadt seines Landes ein Chinese, der von den paar deut schen Buchhandlungen in Tsingtau und Shanghai vermutlich keine Kenntnis haben wird, zu einem in Berlin erzeugten Buch, Lehrmittel, Kunstblatt oder dergleichen kommen mag, von dem er einmal hat läuten hören oder von dem er eine (natürlich druckfehlerentstellte) Angabe in einer Zeitung gesehen hat! Wenn er nicht sehr hartnäckig ist und ihm nicht etwa ein hilfreicher Missionar beispringen kann, wird er es bei seinem frommen Wunsch bewenden lassen und sich mit englischen und amerika nischen Erzeugnissen, die er — im Original oder chinesisch be arbeitet — vielleicht schon in der nächsten Straße haben kann, zufriedengeben. Und er wird sich sagen: »Da sieht man einmal wieder, Englisch ist doch das einzig Richtige für uns in China!« Man darf sich nicht wundern, daß auf diese Weise der chaotische englische und amerikanische Buchhandel in ganz China durchgedrungen ist, während der so vollkommen organisierte deutsche Buchhandel sich bei der Durchdringung des chinesischen Geistesmarktes überhaupt nicht bemerklich macht. (Die erwähn ten paar deutschen Buchhandlungen liefern natürlich auch an Chi nesen, Studenten usw., die sich an sie wenden; aber sie sind ihrer ganzen Anlage nach notwendig auf die Bedürfnisse der Fremden, ebensowenig auf eine Eroberung des chinesischen Markts eingestellt, wie die nach China liefernden Exportbuch- handlungen in Deutschland.) Es sind nicht nur die bekannten historischen Gründe und der bekannte Mangel an geistiger Ex pansion der meisten Deutschen in China, sondern es ist vor allem die Eigenart des an sich so vollendeten deutschen Systems. Das, wie oben hervorgehoben war, fast automatische Funktionieren der wundervollen, feinen »Bildungskanalisation«, das der deutsche Buchhandel und die verwandten Zweige darstellen, ver sagt natürlich im Ausland, besonders in China, wo eben die Leitung und die Anschlüsse fehlen. Der englische und der ame rikanische Produzent dagegen, der eine so ausgezeichnete, auto matisch funktionierende Einrichtung nie gekannt hat, weiß von vorn herein, daß er sich, genau wie jeder andere Produzent, den Absatz selbst suchen mutz; wie er in der eigenen Heimat den Absatz selbst organisieren mutz, so hat er auch in China mit eigener Initiative zugegriffen und sich mit doppeltem Eifer den für ihn jungfräulichen Markt erobert. Gerade so wie etwa mit seinen Zigaretten, Haarschneidemaschinen, Rasierapparaten, ist er auch mit seinen Geislesschäyen gleichsam als Musterreiter ins Land gezogen. Natürlich hat er sich die Mitwirkung der vielen Missionare, Lehrer usw. gesichert. In Shanghai zum Beispiel hat eine Missionsdruckerei mit Filialgeschäft im Gebäude des chinesischen »Christlichen Vereins Junger Männer« die Vertre tung des bekannten New Uorker Verlags von MacMillan. Ge legentliche, mit Hülfe amerikanischer Missionare und ihrer Mit arbeiter veranstaltete, meist zwar recht chaotische, immer aber reichhaltige und anregende und starken Besuch findende »Aus stellungen« mit englischen und chinesischen frommen Sprüchen und mehr frömmelnden als schönen Bildern an den Wänden fördern das Geschäft ganz bedeutend. Die würdigen englischen und amerikanischen Missionare verfehlen bei dem leichtfertigen Shanghaier mit seinem unterschiedslosen Hang sowohl für alles Abergläubische und übernatürliche wie für alles Kultische und Frömmelnde nie ihre Wirkung. Die amerikanische Firma Mac Millan L Co. hat nicht nur einen offenbar gewaltigen Absatz für ihre allgemeine Produttion, sondern vertreibt vor allem auch eine vielseitige, eigens für den chinesischen Bedarf hergestellte, teils englische, teils chinesische, teils zweisprachige Literatur 181»
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