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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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1424 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .4? 31, 7. Februar 1913. von Schulausgaben, Unterhaltungsschriften uslv. Es ist inter essant, einmal zu sehen, was da alles den Chinesen nahegebracht wird, zum Beispiel schöngeistige Literatur bis zu Shakespeare in kleinen, handlichen, billigen Teilheften, chinesisch und englisch — zum Teil leichter bearbeitet — mit chinesischen Anmerkungen usw. Das ist es, was die Herzen des geistig geradezu überrumpelten chinesischen Volks gewonnen, mit unausrottbaren Vorstellungen erfüllt und die Geister nun auch auf den anderen Gebieten in die Gefolgschaft des Angelsachsentums gezwungen hat, nicht das zwar nützliche und unumgängliche, aber nie den Ausschlag ge bende technische und sonstige praktisch unmittelbar verwertbare Wissen. Sind nun auch die Methoden zum Teil für unfern Geschmack etwas reichlich amerikanisch, so ist doch der Erfolg da, der den Grundsatz der Absatzeroberung durch eigene Initiative belohnt. Wenn der deutsche Buch- und Lehrmittelhandel in China einen nicht nur für innerwirtschaftliche, sondern für die ganze deutsche Kulturgeltung wichtigen Platz erobern will, so mutz er auch in einer ihm bisher grundsätzlich sernliegenden Weise selbsttätig eingreifen. Da zu dem ihm von Deutschland her geläufigen System vielseitiger seiner und feinster Absatz- und Ver teilungskanäle in China die Leitungen und Anschlüsse ganz und gar fehlen, so kämen zwei Möglichkeiten in Frage: die deutschen Produzenten müßten entweder mit ihrem deutschen System für China brechen und, wie die englischen, amerikanischen und dem zufolge auch die »modernen« chinesischen Unternehmungen, den Absatz durch eigene Verkaufsstellen und Filialen in allen bedeu tenden Städten, oder auch durch Agenturen, die nur ihre Erzeug nisse führen, selbst regeln und sichern, oder aber sie müßten — was allerdings für China eine Kulturtat von ungeheurer Be deutung wäre und vielleicht im Zusammenhang mit erweiterter Schultätigkeit und mit einer jetzt mehr als jemals naheliegenden Einführung des Deutschen in die chinesischen Mittelschulen ver hältnismäßig leicht durchzuführen wäre — die Begründung eines chinesischen Sortimentsbuchhandels durch Unterstützung geeig neter Unternehmer herbeiführen; vielleicht wäre auch eine Ver bindung beider Systeme nötig. Mit einer imponierenden Zentral stelle wäre es noch nicht getan, auf jeden Fall mutz auch der Einzelabsatz organisiert und nach der ersten oder der zweiten oder nach beiden angegebenen Methoden geregelt werden. Heute verkauft in China jeder nur, was er selbst druckt; und was jemand erzeugt, mutz er auch selbst verkaufen, selbst ver hökern. Es herrscht das Hökersystem, wie es von uns schon frü her genannt worden ist; es gibt keine Sortimenter. Verlag und Ladenverkauf gehen immer zusammen. Die Buchhandlungen, die man in den Städten sieht, sind nur die Läden der unzähligen kleinen Druckereien oder die Filialen der paar großen Verlage, der Commercial Press, der Wen-Ming Press usw., oder Geschäfte, die von einem dieser Verlagshäuser abhängig sind. Wenn alle diese auch gelegentlich andere Erzeugnisse in Kommission nehmen, so tun sie doch nichts dafür; ja, sie übernehmen dergleichen viel leicht nur, um einen möglichen Wettbewerb von vornherein in der eigenen Hand zu haben. Auf jeden Fall verkaufen sie am liebsten und empfehlen daher nur das Selbstgedruckte, selbst wenn die Kommission für anderes einen höhern Gewinn abwirst. Denn sie haben nicht das Interesse, um des Augenblicksgewinns der hohem Kommission wegen das Publikum an irgendetwas Gedrucktes zu gewöhnen, das nicht aus ihrer eigenen Werkstatt hervorgegangen ist. Das bleibt bestehen, auch wenn das Druckwerk nach Inhalt, Form, Zweck usw. gar nicht mit den eigenen Er zeugnissen in Wettbewerb steht. Diese chinesischen Verkaufs stellen werden nie als Sortimcntsgeschäfte für den deutschen Buch handel in Frage kommen können. Höchstens ist der eigentliche altchinesische Buchhandel zum Teil eine Art primitiver Sorti mentsbetrieb, insofern als der Händler oft nicht selbstgedruckte, sondern von verschiedenen Druckereien gelieferte Büchlein ver kauft. Aber dieser Handel kommt im allgemeinen für die deut schen Interessen nicht in Frage. Er verhandelt die ganz billigen, größtenteils nach der uralten Holzdruckmethode gedruckten Büch lein, Romane, leichtfertige Geschichtchen, Lieder und die alten Klassiker und Schulbücher, und blüht hairptsächlich auf der Straße. Unter diesen Verhältnissen leidet auch alle sonstige deutsche literarische Arbeit in China. Für jedes geistige Wirken für die deutsche Kultur in China jetzt und in Zukunft, fehlt jede breitere Möglichkeit, solange nicht ein eigener buchhändlerischer Absatz- und Verteilungsmechanismus geschaffen ist, der die Erzeugnisse dieser Arbeit wirklich unter das Volk bringt. Aus dem Zeitschriften-Verlag. Beim Übergang einer Zeitschrift auf einen an deren Verleger verstößt eine Erklärung des aus scheidenden Verlegers, daß das Unternehmen nicht lebensfähig sei, nicht gegen die guten Sitten. Eine höchst befremdende Entscheidung über einen Vorgang beim Nückübergang einer Zeitschrift an ihren früheren Besitzer ist kürzlich vom Landgericht I in Berlin ergangen. Dem Rechtsstreit lag folgender Prozeßstoff zugrunde: Ter Verleger und Eigentümer L. eines Zeitschriftenunternehmens hatte dasselbe durch Vertrag auf eine größere Verlagsfirma N. über tragen. Herausgeber der Zeitschrift war ein Or. A. Im Vertrage ivar bestimmt, daß der Vertrag von Jahr zu Jahr laufen sollte mit vierteljährlicher Kündigung vor Ablauf des Vertrags. Sollte die Verlagsfirma N. die Zeitschrift nicht mehr erscheinen lasten wollen, so hatte sie von dieser Absicht dem Verleger X. mindestens ein Viertel jahr vorher Kenntnis zu geben, und wenn es ihr nicht gelänge, die Zeitschrift an einen andern Verlag zu verkaufen, der dann die Ver pflichtungen aus diesem Vertrage Herrn L. gegenüber zu übernehmen hätte, so sollte die Zeitschrift mit allen Vorräten und Materialien ohne Passiva wieder in das ausschließliche Eigentum des Herrn L. übergehen. Nachdem die Verlagsfirma N. die Zeitschrift mehrere Jahre ver legt hatte, lehnte sie 1911 eine Fortsetzung des Vertrages ab. In der letzten von der Verlagsfirma N. und vr. Z). verlegten, bzw. heraus gegebenen Nummer der Zeitschrift veröffentlichten beide einen »Epi log«, der also lautete: Epilog. »Mit dem vorliegenden Hefte, das nichts als ein Abschteds- gruß an den freundlichen Leser sein will, trete ich von der Leitung der Zeitschrift zurück. Mir bleibt nächst dieser Mitteilung die wenig erfreuliche Pflicht, die Gründe meines längst geplanten Rücktritts und weiterhin des Rückgangs der Zeitschrift darzulegen. Nun denn: ich glaube, daß die Zeit für Blätter von der ernsten Art unserer Zeitschrift vorüber ist. Nicht erst heute oder gestern hat sich diese Überzeugung, die meinen Rücktritt veranlaßte, mir aufgedrängt; sie ist das Ergebnis langjähriger Beobachtungen, wie sie jeder macht, der im Mittelpunkt des literarischen Lebens unserer Tage steht. Mehr denn jemals beherrscht heute Momus den literarischen Markt. Unterhaltung will das Publikum, nicht ernste Lektüre, flüchtige Unterhaltung um jeden Preis, und je leichter die Ware, um so angenehmer erscheint sie, um so gemäßer ist sie ihm. Ich habe es unserer Zeitschrift für unwürdig erachtet, so üblem Geschmack Zu geständnisse zu machen. Deshalb der unaufhaltsame Rückgang in der Abonnenten- und Jnseratenzahl, den ja andere Blätter ähnlicher Art deutlich zeigen. Ich habe mich nach Kräften bemüht, die alte Tradition unserer Zeitschrift treulich zu bewahren: auch unter meiner Redaktion verdiente sich manch junger Dichter, dessen Name nun in der literarischen Welt Klang und Ansehen hat, in unserer Zeitschrift die Sporen, ward manch Samenkorn hier ausgestrcnt, das für die Allgemeinheit reiche und vielfältige Frucht getragen hat. Und so, glaube ich, ist meine Arbeit doch nicht ganz umsonst ge wesen, wenn sie auch eine undankbare war. vr. A. Dem Schlußwort des bisherigen Leiters unserer Zeitschrift hat der Verlag nur noch hinzuzufügen, daß er seinerseits kein Mittel der Propaganda unversucht gelassen und keinerlei Kosten gescheut hat, das Blatt zu halten und womöglich wieder in die Höhe zu bringen. Wenn ihm dies trotz unermüdlicher Arbeit und reichlicher Geldzubuße doch nicht gelungen ist, so glaubte er die Schuld des Verfalls sich nicht beizumessen zu brauchen. Nur ein Gefühl der Pietät hat ihn vermocht, die Zeitschrift trotz aller Mißerfolge so lange noch zu halten. Mit den vorliegenden Blättern, die das dritte Quartal des laufenden Jahrgangs schließen, fällt das Blatt wieder an Herrn T. zurück. N . . . ., Verlag. Infolge dieser Veröffentlichung erhob L. Klage gegen die Ver lagsfirma und den Herausgeber ans Schadenersatz wegen vorsätz licher, gegen die guten Sitten verstoßender, zum mindeste« aber fahr lässiger Schädigung nach 88 826, 823 des B. G.-B. Der Kläger behauptete nun, daß die Verlagsfirma, als sie die Verlängerung des Vertrags ablehnte, ihm andere Bedingungen an- sFortseüuiig auf S. 1457.)
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