Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1893

HS 114, 19, Mai 1893, Amtlicher Teil, 3047 sondern es sind alles Gedanken, die in längerer und mehrjähriger Erfahrung sich uns als zweckmäßig und wünschenswert aufgedrängt haben. Den letzten Anstoß allerdings gaben die vorjährigen Verhandlungen an dieser Stelle, Bekanntlich hatte vor zwei Jahren der Verein Dresdner Buchhändler beantragt, den Vertrag mit der Hinrichs'schen Buchhandlung zu kün digen und das gesamte Bibliographiewesen auf den Börsenverein zu übernehmen. Im vorigen Jahre hat dann der Referent des Vorstandes, Herr vr. Ad, Geibel, in ausführlicher Darlegung nachgewiesen, daß dieser Weg nicht empfehlenswert sei, und die Versammlung hat darauf einstimmig, wenigstens widerspruchslos, diesen Gedanken aufgegeben. Anschließend daran kamen die Herren Hartmann und Georg, Herr Hartmann führte lebhafte Klage über das viel zu seltene Erscheinen des dem Börsenblatt bisher beigelegten Verzeichnisses, Er sagte damals wörtlich: „Wenn drei oder vier Wochen vergangen sind, nachdem das letzte Monatsverzeichnis erschienen ist, dann bedeutet es für den Sortimenter eine entsetzliche Arbeit, eine An. frage über Werke, die vor acht oder vierzehn Tagen oder drei Wochen erschienen sind, zu beantworten, weil er, wenn das Monatsverzeichnis noch nicht erschienen ist, nicht weiß, wo er suchen soll. Er muß die sämtlichen zwanzig oder dreißig Börsenblätter, in denen täglich die neuen Erscheinungen nach Verlegern verzeichnet werden, durchgehen und verliert unendliche Zeit, Ich enthalte mich jedes weiteren Antrages und möchte nur die Anregung geben, ob es nicht möglich ist, vielleicht in der Montagsnummer ein Verzeichnis herauszugeben, alphabetisch nach den Autoren über das, was in den sechs vorhergegangenen Nummern erschienen ist, und dann das Schlagwörterverzeichnis herauszugeben". Dann kam Herr Carl Georg, der wünschte, daß das tägliche Verzeichnis der Neuigkeiten im Börsenblatt nach dem Alphabet der Autoren geordnet werde, und diesem Alphabet möglichst noch ein zweites, nach Schlagwörtern geordnetes Alphabet der Titel beizufügen. Meine Herren! Dem Börsenblatt-Ausschuß sind diese Anträge überwiesen worden und er hatte sich folgendes klar zu machen. Der Weg, die Bibliographie auf den Börsenverein zu übernehmen, ist grundsätzlich durch die Hauptversammlung verlassen, er ist als aufgegeben zu betrachten. Die nächste Folgerung daraus war, daß das jetzt noch vom Börsenverein bearbeitete monatliche Verzeichnis etwas ganz allein und zusammenhanglos Dastehendes sei, da die tägliche, die Viertel jahres-, die Halbjahres.Bibliographie und die Jahres- und die fünfjährigen Kataloge von der I, C, Hinrichs'schen Buch. Handlung und von anderen Verlagshandlungen bearbeitet werden Mitten darin steht das früher aus den Antrag der Versammlung aufgenommene monatliche Verzeichnis, also jedenfalls eine Inkonsequenz, Was nun die Hartmann'schen Wünsche anbetriffl, so war folgendes beantragt: das monatliche Verzeichnis genügt nicht; es ist im Interesse des Sortiments auf das Dringendste zu wünschen, daß wir wöchentlich eine liebersicht über das Erscheinende haben, Herr Georg wünschte dem jetzigen Alphabet noch ein zweites Alphabet beigesügt zu sehen. Beide Anträge bedeuteten, wenn ausgeführt, der Hartmann'sche Mehrkosten von etwa 6—7000 Mk,, die zu den Kosten des jetzigen monatlichen Verzeichnisses mit 8000 Mk, hinzulreten würden: der Georg'sche Antrag bedeutet ebenfalls ein Mehr von 3—4000 Mk, Wir hätten also, hätten wir diesen beiden Anträgen Folge gegeben, den Börsenverein mit 4000 Mk,, 6000 Mk, oder mit 7000 Mk, mehr belastet und hätten noch die 8000 Mk, für das monatliche Verzeichnis daneben gehabt. Wir haben geglaubt, daß sich für einen so weitgehenden Antrag keine Mehrheit und namentlich nicht Zustimmung des Vorstandes und des Rechnungs-Ausschusses finden werde. Wir haben daher auf Mittel und Wege gesonnen, um einen anderen Weg einzuschlagen, und der bot sich durch den Vorschlag, den wir Ihnen unterbreitet haben, Es würde danach, um Lies nochmals kurz aus unserer Denkschrift zu wieder- holen, Las monatliche Verzeichnis wegsallen; an dessen Stelle tritt das bereits seit einigen Jahren von der Hinrichs'schen Buchhandlung herausgegebene wöchentliche Verzeichnis, erweitert durch ein monatliches, alphabetisches und Schlagwörter register, und noch einige andere Verbesserungen, Die Kosten der Ausführung dieses Gedankens würden etwa 10 000 Mk, betragen für die jetzige Auslage des Börsenblattes, die beinahe 3000 beträgt. Da das monatliche Verzeichnis 8000 bis 8500 Mk, kostet, so würde unser Vorschlag eine Mehrausgabe von 1500—2000 Mk, bedeuten, während die Ausführung der Hartmann-Georg'schen Anträge 4—6000 Mk, gekostet haben würde. Dazu trat dann noch die Ueberzeugung, daß das monatliche Verzeichnis in logischer Folge davon, daß die Hauptversammlung den Grundsatz, die Bibliographie selbst zu bearbeiten, aufgegeben hatte, für die Dauer unhaltbar sei. Alles dies führte uns dazu, diesen Vorschlag zu machen, und wir können auch nach dem, was wir gestern in der Delegiertenversammlung und eben von Herrn Francke gehört haben, nur daran fest- halten. Der Grund, daß wir diesen Vorschlag von den anderen sonderten und zur sofortigen Beratung stellten, war die einfache Erwägung, daß hier zwei oder drei Jahre hindurch die allerlebhastesten Klage» über einen sörmlichen Notstand in der Bibliographie geführt worden waren, daß wir deshalb dachten, der Notstand bestehe wirklich, und es werde mit Freuden willkommen geheißen werden, wenn, je eher je lieber, eine nach unserer Ansicht willkommene Aenderung eingeführt werde. Wir hörten nun gestern, daß das nicht der Fall sei; der Börsenblatt-Ausschuß bescheidet sich vollständig; wenn die Herren Sortimenter glauben, daß sie ein Jahr weiter auskommen können, dann hat es ja nicht das mindeste Bedenken, noch ein Jahr mit der Reform zu warten, vorausgesetzt, daß die Hinrichs'sche Buchhandlung an ihren, dem Börsenverein gegenüber eingegangenen Verpflichtungen weiter festhalten will, was ich natürlich nicht weiß. Was aber Herr Francke angeführt hat von einer Ersparnis bei einer Beibehaltung des monatlichen Verzeichnisses, dem muß ich entschieden widersprechen. Es ist nicht der Fall; denn wenn wir das monatliche Verzeichnis beibehalten, und dazu noch die Kosten der Bearbeitung eines weiteren Registers fügen, wie Herr Francke meint, so kostet das nicht 1500 Mk, mehr, wie unser Vorschlag, sondern 4 oder 5000 Mk, Also nicht eine Ersparnis, sondern eine Mehrausgabe bedeutet die Anregung, die Herr Francke vorhin ge- geben hat. Noch eine Aeußerung möchte ich herausgreifen. Man sagt: warum soll der Börsenverein denjenigen seiner Mit glieder, die sich nicht die Hinrichs'sche Bibliographie kaufen, sie schenken? Das ist eine vollständige Verkehrung der Sachlage. Darum handelt es sich nicht, sondern es handelt sich darum, eine möglichst vollkommene Bibliographie zu schaffen. Nach der ehrlichen Ueberzeugung, die wir nach langen Beratungen gewonnen haben, wissen wir dafür keinen anderen Weg, als den wir Ihnen vorgeschlagen haben, und weil wir eben die Sache für vollständig spruchreif nach jeder Richtung halten, deshalb haben wir beantragt, diesen Punkt herauszugreifen, und empfehlen ihn zur sofortigen Annahme. Herr A, Francke-Bern; Meine Herren! Nur ein kurzes Wort der Erwiderung. Herr Voigtländer hat uns eben gesagt, es könne das keine Ersparnis bedeuten Nun heißt es hier in der Denkschrift: Die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung will ihre wöchentliche Bibliographie (mit Wochenregister) dem Börsenverein liefern als regelmäßige Beilage des Börsenblattes, Sie ist bereit, das Verzeichnis noch zu erweitern durch zwölf Monalsregister und durch Einfügung der Schlagworte in die Sechzigster Jahrgang. 408