Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1902

281, 4. Dezember 1902, Nichtamtlicher Teil, 10115 Zur Erleichterung seiner Wahl dient die nächste Abteilung des Katalogs, eine »Litterarische Rundschau«, die eine ansehn liche Reihe von neuen Werken anführt und jedes mit knappen, über den Inhalt unterrichtenden, auch kritisch be urteilenden Zeilen begleitet. Ein Nachtrag dazu ist zweck- mäßigerweise an den Eingang des Katalogs gestellt. Viele Tcxtbilder beleben diese Seiten, Den Schluß bilden Anzeigen, die reichlich zwei Fünftel des ganzen Umfangs des Katalogs in Anspruch nehmen. Es verdient bemerkt zu werden, und dasselbe gilt für die andern Kataloge, daß diese Anzeigen seit einigen Jahren im großen und ganzen wesentlich schönere Satzbilder zeigen als früher, bevor hervorragende Künstler und Kunstverständige mit ihren Bemühungen um Verbesserung unsrer Drucktechnik eingesetzt hatten. Immerhin kann es der unbefangenen Be obachtung nicht entgehen, daß viele Verleger in diesen ihren Anzeigen gar zu viel zu sagen und zu empfehlen haben Sie bedenken nicht, daß Anzeigen mit Ueberladung an Text leicht völlig in der Wirkung versagen. Es giebt eben recht viele Leute, die durch überfüllte Anzeigen abgeschreckt werden, auch nur den Versuch zu machen, sie zu lesen. Das Uebermaß verwirrt sie, Die Mehrzahl der Anzeigen hält sich übrigens frei von diesem Fehler, und manche — auch kleine - finden sich darunter, die als Muster für gute Jnseratbildung auf gestellt werden dürfen Aus hem großen Bücherbestand des Dolckmarschen Bar sortiments bildet das eben erwähnte Titclverzeichnis nur einen Auszug, Sehr viel mehr umfaßt der kleine dicke Band in 12",, der dem Buchhandel seit Jahren bekannt, auch in seinen einzelnen Abteilungen gesondert zu haben und natürlich auch in diesem Jahr wieder erschienen ist. Sein Titel ist folgender: L^stsmatisobes I-agsr-Vörrsisbois von K Volelcmar io I-sipriz uoä Lsrlio, Alt »uskitbrllcbom 8cblagv8rtsr- VsrLsiobvis. 15. Oktober 1902. 12". VIII, 866, 312 8. Iv bisxssmsm Liabavä, Eine ungeheure Menge von bewährten, gangbaren Büchern findet sich hier verzeichnet. Zunächst in vielge- gliedertcr systematischer Ordnung, daraus nach zahlreichen Schlagwörtern geordnet, die ein schnelles Ausfinden jedes einzelnen Titels ermöglichen und auch dem Unkundigen, deren es unter Bücherkäufern nicht wenige giebt, ein langes, wohl gar vergebliches Suchen ersparen. Wir schätzen die Gesamt zahl der hier verzeichneten Bücher aus etwa 40 000. Achtung vor dem jungen Buchhändler, dessen Bllcherkenntnis dieses Heer von Titeln, das ja nur eine Grundlage seines sonstigen Gedächtnisschatzes zu bilden hat, mit Sicherheit beherrscht. Ein recht vornehm und nett ausgestatteter Katalog ist auch der von K, F, Koehler in Leipzig: I-ittsrarisobor TVsibvLsbtslratslog 1902, ^usgsgobsv äurab X, k. Xosblsr, Uarsortimvut iv I-siprlg, XV, laki-g. I-sr,-8", 78 8oitvu: Xsaos vom Lücbor- markt; 164 8paltsi>: 8/stsmatiselies Vsrroisbvis von V^srksn aas äer gssawtsv I-ittsrstur; 62 86it.su: ^u- rsigsv nebst vlslsu Lsilagov. dlit vielen Illnztrations- probsn. In UmseblnZ mit llltslbilä in I'arbsnärnek. Der Katalog hält sich in den Grenzen eines großen Oktavsormats, Der schöne, klare Antiquadruck giebt seinen Seiten eine angenehm ruhige, ansprechende Erscheinung Drei große Abteilungen bilden seinen Inhalt: 1, Neues vom Büchermarkt mit daneben laufender Spalte für die Neuig keiten des Jahres 1902 — 2, Weihnachtskatalog (Syste- matisch geordnetes Bücherverzeichnis) — 3, Bücheranzeigen der Verleger, Die Abteilung -Neues vom Büchermarkt« bringt saus 76 Seiten zahlreiche Büchcrbesprcchungen, die in der Haupt sache ein Bild des Inhalts geben, daneben auch in mancher kritischen Behandlung trotz großer Knappheit der einzelnen Berichte überlegenes Urteil erkennen lassen, das angenehm berührt, und dem der Leser Vertrauen schenken wird. Auch hier fehlt es nicht an Belebung der Textzeilen durch ein gestreute Bilder aus den besprochenen Werken, Das Bücher verzeichnis ist übersichtlich eingeteilt und — ähnlich dem Dolckmarschen — ungemein reichhaltig Unter den Anzeigen findet sich auch hier viel Vortreffliches neben manchem schäd lichen Uebermaß im Satzbild, Vergessen sei aber nicht, daß der Sortimenter aus allen diesen Anzeigen — den in der äußern Erscheinung mehr und auch den minder gelungenen — manche sachliche Belehrung schöpfen kann, Ihre genaue Durchsicht und Würdigung sei ihm zu seinem eignen Besten empfohlen. Der Umschlag läßt aus dem Rahmen dunklen Tann reises mit kräftig hervortretendem Titel ein wirksames Far bendruckbild hervorleuchten, Schulkinder und junge Mädchen betrachten mit jugendlicher Begeisterung einen Bücherstand aus dem Weihnachtsmarkt Das hübsch erfundene Bildchen ist von Weißhaar gemalt. Unter dem Bild läßt der Tannen rahmen hinreichend Raum für die Firma des Sortiments, das den Katalog als eignes Lagerverzeichnis an seine Kunden und an solche, die es werden sollen, hinausgicbt. Von einer gewissen Eigenart ist der Katalog des dritten Leipziger Barsortiments, L, Staackmann, der nachstehend bibliographisch verzeichnet sei: Gute Bücher, gute Freunde, Eine Auswahl hervor ragender Werke der neuen Litteratur, herausgegeben von L, Staackmann, Barsortimcnt, in Leipzig, Mit einem Bries als Einleitung und einem Anhänge: Drei Briese eines alten Buchhändlers über Jugend bücher und die Neuigkeiten des Jahres 1902, Gr,-8", 126 S, mit vielen Probeillustrationen, Gute Bücher, gute Freunde! Ein keineswegs neuer Gedanke, aber um so bewährter in seiner tröstlichen Richtig keit, Ein beigesügtcr Brief des Herausgebers K, W, an den Verleger führt den Gedanken des weitern aus. In langer Folge finden sich unter dieser Ueberschrift gegen hundert Bücher aus der Bibliothek eines Bücherfreundes besprochen, eines Mannes, der durch seine dienstliche Stellung an einem welt entlegenen Ort sestgehalte» ist und doch nicht einsam, im Gegen teil von einer großen, an Zahl und innerm Wert wachsenden Freundesschar täglich umgeben ist durch seine gut gewählte und eifrig vermehrte Bücherei, die seinen Gesichtskreis in weite Fernen spannt, sein Wissen bereichert, sein Urteil festigt, ihn unterhält, erquickt und tröstet und ihm den Gedanken an Weltverlassenheit nie auskommen läßt. Unter bewährten ältern Büchern (die grundlegenden klassischen Schätze jedes Bücherbesitzes sind natürlich außer Betracht gelassen) finden sich überwiegend viele neue, Jedes Buch findet seine inhalt liche Schilderung nnd Würdigung Damit und mit einem anschließenden Register werde» 64 Seiten angefüllt. Weiter folgen »Drei Briefe eines alten Buchhändlers über Jugendbücher- an seine -liebe Base«, Unter dem Text finden sich als sortlaufende Fußnoten gut gewählte Bilder bücher und Jugendschrifteu verzeichnet. Endlich kommen auch Neuigkeiten des Jahres 1902 in Besprechungen zu ihrem Recht, — Den Beschluß machen wie bei andern Kata logen Anzeigen der Verleger; aber anders als bei den vor erwähnten und den später zu besprechenden Katalogen machen diese durch den prächtigen einheitliche» Druck in Original- Gothisch einen höchst wohlthucnden Gesamteindruck, ? Diesen ausgeprägt künstlerischen, freilich stark altertllmeln- 1331»