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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1930
- Strukturtyp
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- Band
- 1930-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1930
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- Deutsch
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226, 29. September 1930. MWund aus den Kops eines Leutschen. Das neue U-Boot-Buch Edgar Freih. v. Spiegels. Von Börries, Freih. v. Münchhausen. I Ein wundervolles Buch, das ich zweimal hin- I tereinander voller Staunen, voller Bewun- I derung, voller Begeisterung, voll tiefster see- I lischer Freude gelesen Habel Ein herrliches Buch, das Zehntausende beglücken wird wie mich in seiner tollkühnen Tapferkeit, seinem goldenen Humor, seiner warmen, echten Mensch lichkeit! — Edgar Freiherr v. Spiegel war Kapitänleutnant der Kaiserlichen Marine und hat während des Krieges die beiden erstaun lichen Büchlein geschrieben, die mit einem Schlage die ganze verlogene Abenteuerei von allen Old Shatterhands und Nick Carters über den Haufen warfen durch Wahrheiten, wie sie wildphantastischer kein Indianerroman > ersinnen konnte. Nun hat er sein drittes, sein I größtes Buch geschrieben: „U-Boot im I F e g e f e u e r"*). Das deutsche Schrifttum I ist um sein bestes Seekriegsbuch bereichert! — Spiegel erzählt in künstlerisch glänzendem Aufbau die Geschichte des von ihm geführten Unterseebootes „U 202", die wilden Sturm fahrten, die überwältigenden Siege, den furchtbaren letzten Kampf gegen eine englische U-Boot-Falle, sein hoffnungsloses Schwimmen über seinem versinkenden Boot, seine wunder bare Rettung, die Gefangenschaft in Donning- ton-Hall und die märchenhaft listenreiche Flucht. „Nichts ist gewaltiger als der Mensch" singt der griechische Sänger — ja: Nichts ist gewaltiger als ein echter Mann in seiner *1 „U-Voot im Fegefeuer" erscheint so eben im Verlag Scherl, Berlin. Geheftet 3,50 M-, Ganzleinen 5 M. Die früheren Bücher von Spiegel: „U 202" lkart. 1 M., Auflage 350 000). „Oberheizer Zennc, der letzte Mann der Wiesbaden lGanzleinen 2 M.. Auflage 150 000). leidenschaftlichem Mut un zartfühlender Größe, von prachtvoller Ritter "chkert und bezauberndem Humor! — Hundert Gedanken schießen an und kristal- lisieren sich um die schmucklose soldatische Dar stellung: Spiegel ist der Mann, auf dessen Kopf die englische Regierung einen Preis von 1000 Pfund gesetzt hatte, der Mann, der sei nem Besieger Sanders den Rang eines Kor vettenkapitäns und den englischen ?our le merite, das Victoriakreuz, eintrug. Aber dieser von dem großen England gefürchtete Mann war gleichzeitig der Mann, der im April 1917 die „Horsa" versenkt und mit allergrößter eigener Gefahr die versinkende Besatzung gerettet hatte. Diese wundervolle Tat echter Menschlichkeit war wie ein Flug feuer durch ganz England gelaufen und hatte den deutschen Baron fast zu einer Art Volks helden gemacht. So wird seine Ankunft in England — soweit es das Schicksal eines Ge fangenen zuläßt — zu einem Triumph: Der untersuchende Kapitän erhebt sich vor ihm und drückt ihm die Hand, der Lord der Ad- miralität läßt ihn in seinen feierlichen Saal kommen und spricht ihm den Dank Englands für seine Ritterlichkeit aus, und als er in das Schloß gebracht wird, das ihn zwei Jahre als Gefangenen beherbergen soll, da ist sein Empfang auf Befehl der Admiralität „Konourablv" und das beste Zimmer für ihn hergerichtet. — Prachtvoll ist die Schilderung der Eng länder, die Spiegel schon von früher her aus gezeichnet kannte. Ihre vornehme sportlich betonte Ritterlichkeit sticht crsrculich ab gegen die viehische Ouälsucht, von der alle Gefan genen aus Frankreich zu berichten wissen. Der Kapitän der U-Doot-Falle, die Spiegels Boot zusammenschoß, läßt die Gefangenen trocken anziehen und tritt auf die völlig Er schöpften zu, legt Spiegel die Hand auf die Schulter und sagt: „Armer alter Kerl, wie tun Sie mir leid — aber Sie haben mir einen großartigen Kampf geliefert!" Aber freilich, das Grausige überwiegt auch in diesem Werke leider weit alles Erhebende. Als ich den fürchterlichen Tod des Oberleut nants von Ahlefeld in dem verunglückten U- Boot 11 30 las, um dessen Hebung sich zwanzig Schiffe mit allen erdenklichen Mitteln 73 Stun den lang vergeblich bemühten, da versagten meine Nerven, und ich glaubte nicht, daß ich noch Grausigeres jemals lesen würde, und sollte ich hundert Jahre alt werden. Und doch mußte ich in diesem selben Buche eine Über steigerung selbst dieser Empfindungen erleben, und das war der würgende Ekel über den „„deutschen"" Soldatenrat beim Empfang Spiegels in der Heimat. Ich kann nicht da von schreiben. — Dieser Mann hat „das größte Wunder des Krieges" erlebt, in allen tiefsten Tiefen durch litten, in allen jubelnden Höhen durchjauchzt: Sein U-Boot, das mit allen den lieben, präch tigen Kameraden hoffnungslos unter ihm wegsank, blieb schwimmfähig und rettete sich in die Heimat! Wochenlang hat er den Tod seiner Leute in bittersten (und wie unnötigen) Selbstvorwürfen beklagt, da kommt das Tele gramm aus London, und das Allerunwahr scheinlichste der Welt ist wahr geworden: Alle gerettet, alle Kameraden und alle englischen Kapitäne und Seeleute der von ihm versenk ten Schiffe sind, mit dem letzten Tropfen Öl in den Dieselmotoren, vor Sylt von den deut schen Vorpostenschiffen ausgenommen worden! Der Tag mit dieser Nachricht ist sicherlich Spiegels größter Tag gewesen. Gott schenkt unter Millionen Männern nicht einem einen Tag wie diesen! — Spiegels Bruder stand im 2. Garderegiment, und zum Unterschied von ihm hieß dieser Kapitänleutnant der „Wasser spiegel". Liebe Freunde, ich will euch ver sichern: Mit diesem Buche vom U-Boot im Fegefeuer hat sich der Wasserspiegel aus der Seichtheit der Kriegsbücher ins echte deutsche Schrifttum gehoben! Voller Freude beglück wünsche ich den Verfasser — aber mit dop pelter, ernsterer Freude beglückwünsche ich die deutsche Leserschaftl (Berliner Lokal-Anzeiger) verri.^6 scueiri. / seiri.11^ swss kusiielemng in Wien bei Kodes, Uods. in Lese! bei äilsod I-cdosps, ä!isin-äus!ie,ssung ,üs Polen: conoosdis ä.-S, Posen Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 97. Jahrgang. 979
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