^ 73, 28. März 1907. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3375 Johannes B. Zensen: Madame d'Ora Roman. Geh. M. 3.50, geb. M. 4.50 Soeben erscheint das dritte und vierte Tausend. Es ist nur erst ein paar Monate her, daß dieser neue Däne urplötzlich aus- tauchte — niemand hatte vorher eine rechte Ahnung, daß er lebte und dichtete. Da kommt er unversehens mit diesem Buche herangerückt, aus dem man erfahren muß, wieviel Neues und Ungesagtes noch zu sagen ist. Ein Buch voll Grausen und Poesie zugleich, eine Geschichte, die jeden wie keuschester Blumendust entzücken muß und zur selben Zeit mit hypnotischer Kraft das Lerz erstarren macht. Lier gehen Menschen von einem Fremdsein ohne Beispiel sür uns herum — aber plötzlich bannen sie ihren Blick in unsere Augen, und wir wissen, daß sie trotz ihrer unmenschlichen Geschicke immer in unserer nächsten Nähe gestanden haben. Lier fallen die Masken von den Seelen, leicht wie von Kinderhänden weggezogen. Eine wildlodernde Phantasie hat eine Anzahl von Ereignissen geschaffen, die jeden Augenblick Wahrheit zu werden drohen, so raffiniert und mit so verblüffender Technik sind sie aus dem Nichts gehoben. Dieser Dichter ist ein Träumer, der mit lächelndem Gesicht, der Farcen des Alltags müde, die entsetzlichsten Laschischbilder träumt, von denen er kühn ihre Wirklichkeit behauptet. Ein Tänzer ist er nahe den Abgründen. Er ist alles in einer Person: Nomantiker, Ironiker und Naturalist zugleich. Ein himmlicher Teufelsmensch, um es nur zu sagen. (Berliner Tageblatt) Johannes V. Zensen ist vielleicht der höchste Grad animalischer Vitalität, der in der heutigen Produktion sich beobachten läßt. Er atmet nicht, er schnaubt, fällt aus der Erzählung in ein keuchendes Präsens, stößt ganze Sätze im Sperrdruck hervor. „Madame d'Ora" ist ein betäubendes Nomanorchestrion. Es arbeitet mit allen Detektiv greueln, mit dem Mord eines intellektuellen Aufschlitzerjacks, mit Pestbazillen, Radium, Röntgenstrahlen, spiritistischen Seancen, Entlarvung des Mediums und wüstem Boxer kampf. Zuletzt raust mit dem englischen Geheimpolizisten ein amerikanischer sich um die Beute: „Ich will euren gottverdammten Lyde-Park zu einem Düngerhaufen von rauchenden Leichen machen." Er schickt sich an, den Briten niederzuknallen: „Geh nach Lause und stirb als galoppierendes Mitglied einer Bibelgesellschaft!" Dennoch ist „Madame d'Ora" eine Vision, ein Traumgebilde und ein starkes Epos. (B. Z. am Mittag, Berlin) Bestellzettel liegen bei! S. Fischer, Verlag, Berlin