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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1885
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- Deutsch
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deckt ist, aus denen die mit Blei eingefaßten Fensterscheiben freundlich schillernd Herausblicken. Wer in diesem Hofe steht, bewundert, wenn er Künstler oder Kunstfreund ist, die schöne Harmonie, welche zwischen den einzelnen Teilen des bedeutenden Baues herrscht; die Höhe der Gebäude ist keineswegs groß und gestattet, mit einem Blick einen Gesamteindruck zu gewinnen. Verschiedene Büsten der Geschäftsinhaber schmücken die einzelnen Fanden; so erblickt man das Medaillon von Christoph Plan- tin mit seinem Denkspruch: »Gabors st oonstautia«, von Jean Moretus mit der Devise: »Kations reota«, von Justus Lipsius mit dem Spruch: »Noribuo antiguio«, u. a. Es war ein sinniger Gedanke, die Begründer und Nachfolger des Geschäfts im Bilde an einem Orte darzustellen, wo sie die An gehörigen und Mitarbeiter der Firma stets vor Augen hatten, so daß sie aus ihrem Anblick Mut und Ausdauer für ihre eigene Arbeit schöpfen konnten. Wir sagten oben, daß auf das Vestibül sich vier Thüren öffneten. Von diesen führen die beiden zur Rechten zu den Räumen, in welchen die Familie Moretus zahlreiche Samm lungen aufgestellt hat, auf welche wir noch zurückkommen wer den. Die erste Thüre links gewährt Zugang zu einer Art von Wartesaal, dessen Wände mit vier großen Teppichen geschmückt sind, die man fast für Gobelins halten könnte. Gegenwärtig dient dieser Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch mit grüner Decke steht, den Mitgliedern der Verwaltungs-Kommission des Plantin-Museums als Sitzungszimmer. Die zweite Thür zur Linken des Vestibüls ist zugemauert worden. Treten wir jetzt in das Innere. Wir wählen zuerst das typographische Atelier, die Werk stätte, zur Besichtigung. In dasselbe gelangen wir vom Hofe aus, nachdem wir in einem Vorraume zwei alte Pressen von solider Bauart aber geringer Schönheit beschaut und uns dabei die Druckweise zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts ins Ge dächtnis zurückgeruscn haben. Die Werkstätte nimmt fast die ganze Längsseite eines der beiden schmalen Seitengebäude ein und empfängt von außen ein vorzügliches Licht. Es befinden sich darin die Setzkästen und alle Gebrauchsgegenstände für zwanzig bis fünfundzwanzig Setzer. Die Setzkästen sind noch gefüllt und zwar mit den verschiedensten Schriftgattungen, die Te- nakel sind noch darauf befestigt; man möchte glauben, die Ar beit sei während einer Mittagspause unterbrochen. Die Setz kästen sind nicht so hoch wie die heutzutage gebräuchlichen, denn der Setzer arbeitete früher im Sitzen, wie dies auch die Schemel beweisen, welche mitten in den »Gassen« stehen. An den Fenster wänden hängen noch die Kolumnenschnüre. Im Hintergründe des Zimmers befinden sich auf verschie denen Tischen Linien in jeder Größe, Schiffe, auf denen noch unvollendeter Satz steht, Durchschuß u. s. w. Zwei druckreife Formen bemerkt man, sie gehören zu einem theologischen Werke; auch ein Stoß bedruckter Bogen liegt da. Die ganze linke Seite des Raumes ist von Holzpressen eingenommen, es sind davon noch sieben vorhanden, (mit jenen beiden, welche aus der Zeit von Christoph Plantin herstammen; letzterer benutzte 1565 deren sieben, 1575 besaß er fünfzehn, 1576 zweiundzwanzig; 1577, nach der spanischen Invasion, gebrauchte er nur fünf; 1578 verkaufte er sieben und behielt sechzehn. Die Stephanus, die bedeutendsten französischen Buchdrucker des sechzehnten Jahrhun derts, arbeiteten niemals mit mehr als vier Pressen.) Jeden falls ist die Werkstätte früher größer gewesen und später ver kleinert worden. Nachdem wir wieder in den Hof getreten sind, gelangen wir durch drei kleine Zimmer in den Saal der Korrektoren, einen der schönsten und größten Räume des ganzen Hauses. Er wurde im Jahre 1637 für seinen Zweck eingerichtet und diente demselben länger als zwei Jahrhunderte. Auch hier ist alles noch auf demselben Platze geblieben, wo es sich früher befand; die ganze Umgebung ist stumm und spricht doch so beredt von den großen Mitarbeitern, deren Namen mit dem Rufe des Hauses Plantin unzertrennlich verbunden bleibt. Rechts vom Eintritt bemerkt man eine große Truhe, gefüllt mit Briefen, Korrekturen, Manuskripten; sodann stößt man auf das »Bureau« der Korrektoren, ein Meisterstück der Holzschnitzerei. Dasselbe besteht aus einem großen Tisch von Eichenholz, dessen eine Seite sich an die Mauer lehnt. An den beiden sich im rechten Winkel anschließenden Seiten sind Sitze mit hohen Rück lehnen und Bildschnitzereien von E. Quellins Hand ange bracht. Die Sitze befinden sich ziemlich hoch auf dem Podium, so daß man eine Stufe hinaufsteigen muß. Unter dem Tisch sind zahlreiche Fächer angebracht. Zwei hohe Repositorien enthalten eine große Anzahl von Kästen, deren jeder den Namen einer der Städte aufweist, in welchen die Plantinsche Firma Geschäftsverbindungen unterhielt; sie bergen die Aushängebogen der in der Ausführung begriffenen Druckwerke aus jenen Orten mit der hierauf bezüglichen Kor respondenz. Eine besondere Zierde des Saales bildet der Kamin von Marmor, wie denn sowohl dieser Raum wie auch viele andere Zimmer durch Erzeugnisse der Kunst, besonders auch Gemälde reich geschmückt sind; wir kommen auf die letzte ren noch zurück. Dies ist also der Saal, in welchem die hauptsächlichsten Mitarbeiter des Plantinschen Geschäfts eine stille, aber emsige und überaus fruchtbare Thätigkeit entwickelt haben. Zu ihnen ge hörten in erster Linie Theodor Poelman und Corneille Kiel, zwei große Gelehrte. Aber auch Franz Ravelingen oder Raphelengius und Jean Moretus, welche ihnen folgten, waren Männer von hohem Gelehrtenrufe; der erstere war der hauptsächlichste Mitarbeiter des Abtes Arias Montanus an der Polyglotten-Bibel. Beide wurden, wie bereits im ersten Abschnitt erwähnt, die Schwiegersöhne Plantins. Die späteren Korrektoren des Hauses zeichneten sich weniger durch Gelehrsam keit aus. Dagegen waren die ersten Moretus, namentlich Bal thasar I und II, wahre Gelehrte, die französisch, holländisch, lateinisch, spanisch, griechisch und italienisch verstanden und auch in anderen Wissenschaften Wohl bewandert waren. Aus dem Korrektorensaal gelangt man in das frühere Comptoir. Die Wände sind lederfarbig gehalten, ein breites Fenster giebt dem Raum ein schönes Licht. Neben der Ein gangsthür steht ein großer Schrank für Briefe; auch ein schönes Ölgemälde schmückt eine Wand. In diesem Zimmer haben ver schiedene Generationen von strebsamen Männern gearbeitet und oft ihr Glück begründet. Einige statistische Notizen über den Wert des Geschäfts mögen hier folgen. Zur Zeit des Todes von Christoph Plantin wurde das Material der Antwerpens Druckerei auf 18 000 Gulden, der Bücher auf 146 000 Gulden geschätzt. Die Druckerei zu Leiden wurde im Wert von 15 000 Gulden, die dortigen Bücher zu 23 000 Gulden angenommen. Fügt man hierzu den Taxwert der Immobilien zu Antwerpen und nimmt man nur die Hälfte der Schätzung der Bücher als wirklichen Wert an, so erhält man die Summe von 175 000 Gulden oder 1 400 000 Francs als den Betrag des Plantinschen Vermögens zur Zeit seines Todes. Nach dem Tode von Balthasar I war das Ganze wohl aus das Doppelte dieser Summe gestiegen, und 1662 besaß Balthasar II allein ein Vermögen von 2 Mil-
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