Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1887
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- 1887-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1887
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- Deutsch
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4400 Nichtamtlicher Teil. .V 207, 8. September 1887. gearbeiteten ornamentalen Teilen voll Bewegung und mit sorgfäl- ^ tigem Takte behandelt. Der Verführung zum Übermaße, zu welcher die nordische Renaissance so gerne die Hand bietet, ist nirgend nach gegeben, das Ornament tritt nie aus dem Organismus des Ganzen heraus; wo es sich findet, da hat man die Empfindung, daß es auch hingehört. Mit gleicher Maßhaltung sind die mehrfach vorkommen den Turm- und Vorbauten behandelt, und wir werden weiter unten sehen, wie streng die äußere Gestaltung der inneren Verteilung der Räume entspricht und wie jeder dieser einzelnen Bauteile einem be stimmten, notwendigen Zwecke dient, sein Fehlen also die Ent fernung eines wichtigen Gliedes aus dem inneren Organismus bedeuten würde. So bleibt dem Ganzen trotz seiner vielseitigen, teilweise sogar unsymmetrischen Belebtheit der wohlthuende Ein druck ruhiger Klarheit vollkommen gewahrt. Zu bedauern ist nur, daß die vorliegende Straße trotz ihrer verhältnismäßigen Breite dennoch keinen genügend entfernten Standpunkt bietet, um die ganze Großartigkeit des Baues mit einem Blicke voll aus den Be schauer wirken lassen zu können. Biel besser bietet sich dieser Standpunkt für die Hinterfront, deren Vorland zur Zeit noch vollkommen frei liegt. Diese läßt denn auch trotz ihrer noch teilweisen Unfertigkeit die Großartigkeit des Baues vollkommen ermessen. Man blickt in einen von weit vor- tretendcn Seitenflügeln flankierten, im Hintergründe durch das gewaltige Hauptgebäude abgeschlossenen Hof. Die hier eintretende Verkürzung des Hanptbaues um die Breiten der Seitenflügel läßt die gewaltige Höhe des auch hier stark heraustrctenden Mittelbaues augenfälliger zur Erscheinung gelangen, das Beherrschende dieses Mittelpunktes mit den turmgekrönten hochragenden Dächern kommt in der Abgeschlossenheit des umfriedigten Raumes in ernsterer Weise zur Geltung als in der Straßenfront. Da es auch hier an Treppentürmen nicht fehlt, so bietet dieser Blick freilich mehr das Bild eines fast klosterartig gehaltenen mittel alterlichen Schlosses als eines modernen Gewerbehauses. Eine im Bogen herausgebaute einstöckige Vorhalle auf einer Terrasse mit Freitreppe vor dem Mittelbau kann diesen Eindruck nur fördern, nicht abschwächen, und unwillkürlich zaubert sich die Phantasie des Beschauers zierliche Rasenbeete, den von Wassergeflügel idyllisch belebten Weiher und all das Drum und Dran eines vornehmen Herrschaftssitzes an die Stätte des zur Zeit noch wüst liegenden von emsigen Handwerkern bevölkerten Bauplatzes. Aber besser eine zu vornehme als eine vernachlässigte Hinterfront; aus jeden Fall wird die augenfällige besondere Schönheit dieser Seite des Baues dem anzulegenden öffentlichen Garten sehr zum Vorteil gereichen und ihm viele Freunde gewinnen. Die Seitenflügel, einerseits (stadtwärts) an der noch ganz freiliegenden Platostraße, andererseits <dem Eitenburger Bahnhoss terrain zugekehrt) am Gerichtsweg, zeigen einfachere Formen als die Hauptfront, bieten sich aber dem Blicke in höchst würdiger, reichlich belebter und gewinnender Weise dar. Namentlich der der Stadt zugekehrte Flügel, welcher in seinem erkergeschmückten Eckbau Beratungszimmer, im übrigen Arbeitsräume, in einem Anbau die Bestellanstalt und im Dachgeschoß eine Wohnung birgt, zeigt eine zierliche und teilweise reiche Architektur; nur die Dachfenster der Wohnung sitzen, wie uns scheint, etwas unvermittelt auf der Dachkante aus, ein Eindruck, der vielleicht nur durch das stumpfe Schiesergrau ihrer Fassungen veranlaßt ist und sich, wenn wirklich begründet, mit Leichtigkeit heben lassen würde. Der andere Seitenflügel, soweit vollendet, dient Ausstellnngszwecken, wodurch die äußere Form seiner Erscheinung mit vielen und großen gleichförmigen Fenstern wesentlich bedingt wurde. Diese Front trägt daher eine einfachere, gleichmäßigere Haltung als die anderen, ohne übrigens im geringsten den Charakter des Monu mentalen zu verleugnen, welcher den ganzen Bau auszeichnet Ein Anbau nach rückwärts, in der Verlängerung des Flügels, welcher dem Anbau am gegenüberliegenden Seitenflügel symmetrisch ent sprechen wird, ist noch im Werden. Dieser Anbau, zu welchem sich der Vorstand des Börsenvereins nach Anhörung der engeren Bau kommission und des Rechnungsausschusses aus Gründen der Ren tabilität entschlossen hat, wird den Flügel um weitere sechzehn Meter verlängern. Er ist dazu bestimmt in Verbindung mit dem hohen und hellcrleuchteten Kellergewölbe des Flügclbanes künftig die Druckerei des Börsenblattes in sich aufzunehmen. Vom Äußeren dem Inneren uns zuwendend, erfüllt es mit Befriedigung zu sehen, wie getreu die Gestalt der Fassaden der inneren Raumverteilung entspricht, wie die Ausbauten und Ab stufungen der Fronten, die scharfe Begrenzung ihrer einzelnen Teile mit Notwendigkeit aus der inneren Einteilung sich ergeben, deren Ausdruck sic sind. Man betritt durch die Eingangshalle im Kuppelvorbau, an welche sich rechts und links abgesonderte kleinere Räume anschließen, aus wenigen breiten Stufen sofort den großen Festsaal, welcher den ganzen Raum des mächtigen Mittelbaues einnimmt und sich nach rückwärts in eine bogenförmig heransgebaute Halle sortsetzt, aus welcher man aus die Terrasse und über eine Freitreppe in ten Garten gelangt. Sechs mächtige Fenster, drei an jeder der beiden Frontseiten, werden die großen Abmessungen des Saales mit reichlichem Tages licht versehen, welches selbst dann noch genügen dürfte, wenn nach dem Vorgänge der Leipziger Firma Carl Fr. Fleischer, welche in dankenswerter Weise die Stiftung einer würdigen Glasmalerei für das Mittelsenster der Hintersront angeboten hat, auch anderen oder allen Fenstern der gleiche kostbare Schmuck gegeben werden möchte. Nach rechts und links führen breite Thüren in langgestreckte lichtdurchflutete Nebensäle, welche beiderseits je den ganzen Raum der Hauptfront in der Höhe des Erdgeschosses bis zu den beider seitig angeordneten Portalausbaulen beanspruchen. In ganz gleichen Abmessungen liegen über diesen Nebcnsäleu, links vom Hauptsaal und mit dessen Galerie durch eine Feuerthür kommuni zierend, die Bibliothek des Börsenvereins, rechts das Museum für das Buchgewerbe, welches letztere durch eine starke Wellblechwölbung unter einer halbmeterdicken Cement- und Kalkbettung in ganz be sonderer Weise vor Feuersgesahr gesichert ist. Beide Räume er freuen sich großer Helligkeit, welche von beiden Langseiten durch große Fenster hereinströmt. Man gelangt zu allen diesen Nebensälen im oberen und unteren Stock in bequemer Weise durch die aus beiden Frontflügeln kurz vor dem Abschluß angeordneten und durch die beschriebenen gegiebeltcn Vorbauten mit Portal auch nach außen scharf markierten Treppen häuser, welche durch die ganze Tiefe und Höhe des Gebäudes gehend mit ihren weiten Hallen und bequemen Treppen eine recht glückliche Verbindung dieser Teile des Hauptbaues unter sich und gleichzeitig mit den verschiedenen Stockwerken der Seitenflügel Her stellen, wie denn überhaupt die ganze Verkehrsermöglichung im Ge bäude als mustergiltig bezeichnet werden darf. Im Seitenflügel nach der Platostraße befinden sich zunächst, im Eckbau übereinander liegend und auch in der äußeren Front durch besonderen Reichtum der Architektur ausgezeichnet, die Be- ralungs- und Arbeitszimmer des Vorstandes des Börsenvcreins, welche unmittelbar, in der Verlängerung des Seitenflügels, mit den hierher verlegten Räumlichkeiten der künftigen »Geschäftsstelle« des Börsenvereins (Bereinigung des jetzigen Centralbureaus mit der Expedition des Börsenblattes) und der Redaktion des Börsen blattes in Verbindung treten. Im oberen Stockwerke wird die Buchdrucker - Bcrufsgenossenschaft mietweise Wohnung nehmen. Daß weiterhin, am Ende des Flügels, auch die Bcstcllanstalt ein sehr geräumiges Unterkommen gesunden hat, wurde bereits oben erwähnt. Alle diese Räume sind durch ein weiteres besonderes Treppenhaus unter sich in Verbindung gesetzt. Hier befindet sich auch eine breite Durchfahrt nach dem Hof- und Gartcnraum. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß dieser Flügelbau, welcher zuerst in Angriff genommen wurde und jetzt beinahe vollendet ist, am I. April nächsten Jahres bezogen werden kann. Auch der jenseitige Flügelbau, nach dem Gerichtswege hin, ist
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