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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1885
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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265, 16. November 1885 Nichtamtlicher Teil. 5731 Nichtamtlicher Teil. Brrnard Quaritch's nimnLl tracks sal« 1885. Wenn ich an den Kopf dieses Aufsatzes die englische Be zeichnung des zu behandelnden Gegenstandes setze, so geschieht es, um die Schwierigkeit, ich möchte fast sagen Unmöglichkeit zu umgehen, für eine spezifisch englische Einrichtung im Geschäfts betriebe unserer Kollegen überm Kanal den richtigen, d. h. tref fenden deutschen Ausdruck zu finden. Was ist ein annual tracks suis? wird sich mancher fragen und vergebens sich zu orientieren versuchen, nachdem er sich überzeugt hat, daß die wörtliche Übersetzung: Jährlicher Handels verkauf (oder Zunftversteigerung), das Rätsel nicht löst. Unter den verschiedenen Eigentümlichkeiten und Gepflogenheiten des eng lischen Buchhandels, welche derselbe besitzt und durch welche er sich wesentlich von dem deutschen unterscheidet, ist die Gewohn heit der größeren Verlagshandlungen (xublisbsrs), ihre Ver lags- und Partie-Artikel (rswaincksrs) dem Sortiments- Buchhandel (den eigentlichen doolcssllers) jährlich einmal zu besonders günstigen Preisen und Zahlungsbedingungen an zubieten, eine der charakteristischsten: das ist ein tracks sals. Es werden zu diesem Zwecke besondere Kataloge gedruckt und an die hauptsächlichsten Kunden (oder wie Mr. Bernard Quaritch am Kopfe seines Katalogs sagt: to a sslset uumbsr ok doolrssUsrs) versandt. In diesen Verzeichnissen findet man nicht allein die von der betreffenden Firma bereits veröffent lichten Werke, sondern auch diejenigen neuen Unterneh mungen, welche noch im Entstehen begriffen sind, aufgeführt. Herr B. Quaritch ist nicht allein der größte Antiquar und Sortimenter der Welt, sondern auch gleichzeitig einer der hervorragendsten Verleger Englands. Es ist bekannt, daß er in seinem Antiquariate neben der gangbaren Litteratur immer die größten, teuersten und seltensten Bücher und Hand schriften vorrätig hat, und wird es deshalb nicht überraschen zu hören, daß seine zahlreichen Verlags- und Partieartikel in der Hauptsache aus sogenannten schweren Werken bestehen: Gallerie- Werke, kunstgewerbliche Publikationen, besonders solche über Ornamentik, Naturwissenschaften rc., Reproduktionen seltener Werke früherer Jahrhunderte (American«, Shakespeariana rc.), die umfangreichen Publikationen des Oriental Translation Tunäs, der llolbsin 8ooist^ sto. Sein diesjähriger (tracks sale-) Kata log enthält auf 20 Folio-Seiten 223 Werke. Welche ungeheure Summe von Anlagekapital in diese Unternehmungen gesteckt worden sein muß, mag daraus hervorgehen, daß z. B. der Ge- samt-Original-Preis der 75 Werke des Orisntal Translation Uuncks (welche eine Nr. des Katalogs bilden) sich allein auf 3065 Mark beläuft! Zum Verkaufe dieser 223 Bücher ladet Herr Quaritch wie folgt ein: Lsrnarck Onaritolr's OataloZus ot boolrs wbiob will de ollsrsä to a sslsot nninbsr ot booüssllsrs at tbs UrsLinasons' tavsrn on l?rickaz-, Oot. 9 ^ Oinusr on tadle at kivs o'eloed pnnotnall^. (Es folgen dann die Kaufs-Bedingungen und dann der eigent liche Katalog.) Man wolle beachten, daß die Kauflust durch ein solennes Essen (was natürlich der Versteigerung vorangeht!) angefeuert werden soll. Ohne Zweifel geschieht dies, besonders wenn alle Anwesenden ebenso viel von den teuren Weinen und dem aus gezeichneten Champagner getrunken haben, als im Verhältnisse stehen würde zu den 17 (siebzehn!) Gängen, aus denen das Quaritch's tracks sals ckinnsr bestand. Herr Quaritch ist ein guter Geschäftsmann, welcher versteht seine Auktionen für die Anwesenden interessant zu machen. Er sorgt nicht allein für kulinarische Genüsse (die sich ja schließlich jeder selbst, allerdings aus dem eignen Geldbeutel verschaffen könnte), sondern er sorgt auch dafür, daß eine geistige An regung dazukomme. Schon bei meiner Ankunft hörte ich von allen Seiten be züglich des Quaritch'schen sals: Oapitain Lurton will de prsssnt. Dieser interessante, geistreiche und gelehrte Mann war denn auch auf Wunsch seines Freundes, des Herrn Quaritch, zugegen. Ka pitän R. F. Burton ist bekannt durch seine Erforschungsreisen in Asien, Afrika und Amerika, seine zahlreichen litterarischen Arbeiten (Reisewerke, Übersetzung der Lnsiaden, der 1001 Nacht rc.) Unerschrocken im Reisen, unermüdlich in der Arbeit, hat er außerdem als Offizier und Konsul ein Leben von außergewöhn lichen Erfahrungen und Erlebnissen hinter sich. Nachdem das Diner von Herrn Quaritch mit: Ineipit tsli- oitsr oosna eröffnet worden war, dankte er den Versammelten für ihre Anwesenheit und Kapitän Burton für die Ehre seines Er scheinens, indem er kurz dessen Verdienste erwähnte. Als Dank hierfür las Burton einige noch unveröffentlichte Kapitel aus 1001 Nacht vor, welche sich sowohl durch Geist als auch durch — Freiheit auszeichneten, und welche es verständlich machen, daß das berühmte Werk von allen Arabern bei ihrer sinnlich angelegten Natur sozusagen verschlungen wird und weder für Schuljungen noch junge Mädchen als Lektüre paßt. Mr. Quaritch und Kapitän Burton nebeneinander zu sehen forderte unbedingt zu Vergleichen auf: der eine zweifellos der berühmteste, größte und unternehmendste der jetzt lebenden Buch händler, der andere der ebenso berühmte Reisende und Gelehrte. Der eine, der 15 Jahre lang kaum mehr als einmal länger als 3—4 Tage im Geschäft fehlte (also fast immer in London war), und der andere, der in dieser Zeit einige male um die Erde reiste! Welcher Unterschied — und doch haben beide dafür ge sorgt, daß dauernde Merkmale ihrer Thätigkeit für immer existieren werden. Auf diese doppelte Weise angeregt, begann das eigentliche Geschäft des Verkaufs der Verlagsartikcl etwa ^8 Uhr. Die Bücher waren in demselben Saale, in welchem das Diner stattfand, auf Nebentischen in bequemer Weise ausgelegt und während des ganzen Tages den Interessenten zur Ansicht zugänglich. Diese Ausstellung der Quaritch'schen Publikationen, in ihren hübschen Leinwandbänden, oder in ihren Prachtkleidern als Ma roquin rc., zwingt den deutschen Buchhändler zu der Bemerkung, daß unsere englischen Kollegen uns in dieser Beziehung vor aus sind. Sollte sich das englische System, möglichst alle Bücher ge bunden zu veröffentlichen (trotz mancher dagegen sprechender Gründe), als das entschieden bessere nicht auch bei uns zum Vorteile aller einführen lassen? Wer Bücher kauft, liest sie in den meisten Fällen auch (oder benutzt sie wenigstens zum Nach schlagen): für beide Fälle ist es besser, der Verleger liefert sie nicht broschiert, sondern in einem billigen und geschmackvollen Einbande, als daß der Käufer gezwungen ist, häufig nur für schweres Geld einen schlechten und geschmacklosen Band von einem Provinz-Buchbinder Herstellen zu lassen. 788*
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