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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1885
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- 1885-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1885
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- Deutsch
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6108 Nichtamtlicher Teil. ^5 276, 30. November 1885. Der nächste Entwurf in der Reihe, wie sie ausgestellt sind, ist der von Carl Weichardt in Leipzig, dem leider schon längere Zeit durch ernstliche Krankheit heimgesuchten Erbauer der Leipziger neuen Börse. Dem Baustile nach ist er in schöner ernster italienischer Renaissance gehalten. Über dem Erdgeschoß mit stattlichen Rundbogenfenstern zieht sich ein Obergeschoß niit kleineren dreigekuppelten Fenstern hin. Da der große Saal in der Mitte der Vorderfront liegt, war dort die Anlage eines Haupteinganges niit dahinterliegendem Vestibül unthunlich, und es hat daher der Verfasser in zwei seitlichen, wirksam, aber nicht allzu geschwollen ausladenden Risaliten zwei Haupteingänge an gebracht, von denen der linke zum Vestibül und von da einer seits in den großen Saal, andererseits in die Geschäftsräume, der rechte in die dem Publikum zugänglichen Sammlungen führt. Hinter dem großen Saale ist in einem halbrunden Ausbau der kleine Saal cingeordnet. Den an der Hinterfront liegenden Restaurationsgarten um zieht im Halbkreise eine Kolonnade, die Ausstellungsräume ent haltend, und in einem mit diesem in Verbindung stehenden Neben bau sind die Bestell-, Sortier-, Redaktions- und Expeditionsräume untergebracht. Es hat jedenfalls sehr viel für sich, die in größerem Maße jährlich nur eine Woche lang, zu Ostern, in Anspruch ge nommenen Ausstellungsräume so zu legen, daß sie wie hier während der übrigen einundfünfzig Wochen nicht leer stehen, sondern als Kolonnaden des Restaurationsgartens benutzt werden können. Auch ist die Verlegung der Expeditionsräume u. s. w. in schmucklose Hintergebäude gewiß billiger als in Bauten mit kostspieligen Monumentalfayaden. Aus einer Variante ist übrigens ersichtlich, wie sich der Verfasser eine Erweiterung der Aus stellungsräume denkt. Die beiden anderen Entwürfe, der Grisebachsche und der Haubenrissersche, beides deutsche Renaissanceentwürfe, dürften wohl diejenigen sein, welche die Besucher der Ausstellung am mindesten erwärmten. Der Grisebachsche besteht gleich dem prämiierten aus einem Hauptbau und einem nach der Plato- straße gelegenen Nebenbau, der sich aber ziemlich steif dem elfteren angliedert. Die Fanden des Projektes Nucken ganz gefällig, jedoch weit weniger malerisch als die des prämiierten; auch steht es in den Grnndrißdispositionen hinter diesem zurück. Bei dem Haubenrisserschen Entwurf ist wieder alles in einem Gebäude ohne Anhangbauten untergebracht. Was sein Äußeres betrifft, so trägt er den entschiedenen Rothauscharakter mehr als der Grisebachsche zur Schau, ja er ähnelt ungemein dem altehrwürdigen Bremer Rathaus bis auf die Bildernischen zwischen den Fensterachsen, noch mehr fast dem Hofenschen Ent warft zur Wiesbadener Rathauskonkurrenz. Seine vier Licht höfe sind recht eng, doch wird er hierin noch von dem Eisenlohr- Weigleschen übertroffen, welcher einen einer Esse gleichenden, etwa Ihz und 3 Meter im Grundrisse messenden Lichthof auf weist und einen anderen, der nur wenig größer ist. In Bezug aus die hohen deutschen Renaissance-Dachkon struktionen sei übrigens bemerkt, daß sie im Vergleiche zu der Größe ihrer leeren unbenutzbaren Hohlräume doch eigentlich die Baukosten unproduktiv erhöhen und dieser Umstand dem statt lichen Eindrücke, den sie Hervorbringen, immerhin einigermaßen die Wage halten dürfte. Betrachtet man nun das Ergebnis der Konkurrenz im ganzen, so kann man wohl sagen, daß sie recht Schönes zu Tage ge fördert hat, und daß man gewiß zu dem Ürteile des Preis gerichtes alles Vertrauen haben kann. Die Männer der Praxis, der baulichen, wie der buchhändlerischen, haben sicher nach allen Seiten erwogen, was am besten frommt, und es wird schließlich als die Frucht dieses Wettbewerbes sich auf Leipzigs Grund und Boden ein Bauwerk erheben, das dem Schauenden Freude, dem Benutzenden Bequemlichkeit gewähren und der Stadt nicht nur zu hoher monumentaler Zierde gereichen, sondern ihr auch ein Wahrzeichen der hohen Ehre sein wird, daß der deutsche Buch handel auch fürder hier gern seinen Mittelpunkt findet. Adolf Weiske. Der Magister TiniuS. Im Börsenblatte Nr. 259 erwähnten wir unter anderen berüchtigten Bücherdieben auch den Magister Tin ins. Der Um stand, daß ein Geistlicher aus Bibliomanie zum Raubmörder wurde, wie wenigstens das Gericht annahm, läßt es wohl ge rechtfertigt erscheinen, wenn wir uns heute nochmals mit dem selben beschäftigen. Es ist hier natürlich nicht der Ort, der ge richtlichen Untersuchung von Schritt zu Schritt zu folgen; wer sich dafür interessiert, den verweisen wir auf die Darstellung im »Neuen Pitaval«, Leipzig, Brockhaus. Bd. IV (1843) S. 149 u. folg. Der Thatbestand selbst ist kurz folgender: Der hochbetagte Kaufmann Schmidt, Eigentümer eines Hauses in der Grimmaischen Gasse in Leipzig, wurde am 28. Februar 1812 tödlich verwundet und starb nach wenigen Tagen; aus seinem Schreibtische wurden elf Leipziger Stadtobl'gationen, zusammen im Werte von 3000 Thalern, geraubt und noch am gleichen Vormittage im Fregeschen Wechselcomptoir in Konveutionsmünze umgewechselt. Im Februar 1813 erregte ein neuer schaudervoller Mord, abermals in der Mitte der Stadt, allgemeines Entsetzen; die fünfundsiebzigjährige Wittwe des Briefträgers Kunhardt, wohnhaft am neuen Neu markt, war das Opfer. Der Verdacht der Täterschaft am letzten Verbrechen lenkte sich bald auf den Prediger Tinius in Poserna; am 4. März wurde er in Haft genommen und die Untersuchung eröffnet. Diese dehnte sich bald auch, namentlich infolge eines aufge fangenen Briefes des Tinius selbst, auf das ersterwähnte Ver brechen, ja auf mehrere andere versuchte Verbrechen aus und währte bei der außerordentlichen Heftigkeit, mit der sich Tinius verteidigte, auch wohl verschleppt durch die Üngunst der politischen Verhältnisse, durch zehn Jahre, bis das Endurteil erfolgte. Bereits am 31. März 1814 wurde er feierlich seines Ämtes entsetzt; der Superintendent vr. Rosenmüller, den sein Amt zu dieser traurigen Handlung berief, äußerte sich in seiner Rede u. a. wie folgt: »Wir sehen an dem schrecklichen Beispiele dieses Mannes, wie unglaublich tief ein Mensch sinken kann, wenn er sich von einer einzigen Leidenschaft beherrschen läßt. Seine Lieblingsneigung schien, an sich betrachtet, unschuldig zu sein. Er wünschte eine zahlreiche Büchersammlung zu besitzen, mit den angesehensten Gelehrten in Bekanntschaft zu kommen, um sich dadurch Ruhm und Ehre zu erwerben; hierzu wurde aber weit mehr Aufwand erforderlich, als er mit seinem eigenen Vermögen bestreiten konnte; weil er nun seinen Zweck nicht durch regelmäßige Mittel bestreiten konnte, so verfiel er auf den unseligen Gedanken, ihn durch List, Betrug und die gröbsten Verbrechen zu erreichen. Durch Stolz und Eitelkeit ganz ver blendet, unterdrückte er alle Regungen des Gewissens und stürzte sich in den tiefsten Abgrund des Verbrechens« u. s. w. Im Jahre 1815 reichte Tinius ein Gnadengesuch beim Könige von Preußen ein, das wir nach dem im Besitze des Herrn Karl Geibel in Leipzig befindlichen Originale hier wiedergeben; es lautet: »Sire! Ihrem königlichen Vaterherzen naht sich in tiefster
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