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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1887
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- 1887-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1887
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- Deutsch
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testen Schriftschneider war der französische Goldschmied Nikolaus Jenson. Die hochgeschätzte, nicht übertroffene Kursivschrift des Aldus stellte der Goldschmied Franz Raibolini (Franz von Bo logna) her. In Florenz schnitten der berühmte Goldschmied Bernardo Cennini und sein Sohn Dominicus Schriften und bauten selbst Pressen. Als selbständiges Gewerbe wurde die Schrift gießerei zuerst in Straßburg und Basel betrieben. Die Arbeitskräfte für die Buchdruckereien wurden aus allen Klassen rekrutiert, namentlich aus denen der Schönschreiber, Illu minatoren, Rubrikatoren und Formenschneider, welche befürchteten ihr Brot durch die neue Kunst zu verlieren. Später schlossen sich ihnen Studenten, nicht immer die besten, und junge Männer der gebildeten Stände an, die ihren Beruf aus irgend einem Grunde nicht verfolgen konnten oder wollten. Wenn Kapp sagt, daß die neue Kunst namentlich die Städte aufsuchte, wo die Miniaturmalerei und der Handschriftenhandel geblüht hatten (S. 269), so ist dies zunächst wohl so zu ver stehen, daß sie von den größten Emporien des Handels, den Sitzen der Kunst, des Reichtums und zugleich des freien Bürger sinns überhaupt angezogen wurde; den Schreibern und Minia toren gingen sie kaum nach; sie fand sie aber an den Plätzen vor, die aus andern Gründen die Buchdrucker anzogen. Daß auch eine kleinere Stadt, Hagenau, wo der Handschriftenhandel durch Zufall eine zeitlang blühte, bald eine bedeutende Buchdruckerei erhielt, stößt das eben Gesagte nicht um. Die Abtrennung der buchhändlerischen Thätigkeit von der des Druckers genügte mit der Zeit nicht, es mußte noch eine weitere Teilung stattfinden. Auch der Verleger brauchte, als das Terrain sich erweiterte, einen Mittelsmann zwischen sich und dem Publikum. So bildete sich die Klasse der Buchführer (Sortimenter und Kolporteure). Der eigentliche Buchführer be schränkte sich meist auf seinen ständigen Geschäftssitz und auf den Kommissionshandel, während der herumziehende Hausierer kein eigentlicher Buchhändler war, sondern auch andere Geschäfte mit-! betrieb. Derselbe schlug gewöhnlich seinen Laden an den Kirch- thüren, vor den Eingängen zu den Kollegien oder auch in einem Wirtshause auf und kündigte sich durch Anschläge und Verzeich nisse an, in welchen er einlud ihn zu besuchen. Daß ganz be sonders die Klöster von den fahrenden Buchhändlern aufgesucht wurden und zu deren besten Kunden gehörten, ist selbstver ständlich. Auf den sehr in Aufnahme kommenden Messen und großen Märkten wurden die Buchhändler anfänglich durch Warenhändler vertreten. Erst später fanden sich die Verleger persönlich ein, und zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts war Frankfurt a. M. bereits ein Emporium des europäischen Buchhandels. Die großen Verleger beschränkten sich jedoch nicht auf den Meßverkehr allein, sondern unterhielten auch Niederlagen an bedeutenden Plätzen. Schon Fust und Schöffer hatten eine Filiale in Paris; ihrem Beispiel folgte Koberger, der außerdem eine ganze Zahl von Kom- manditen errichtete. Anfänglich war die Buchdruckerei zwar mehr ein Ge schäft für den persönlich fleißig und angestrengt arbeitenden Mann, und große bare Mittel kamen weniger in Frage. Die Zurückhaltung der Kapitalisten von der Buchdruckerei sowohl als dem Verlag dauerte jedoch nicht lange. Mailand und Venedig erkannten zuerst die Bedeutung der neuen Geschäftsbranchen; bald folgten namentlich Straßburg, Basel, Nürnberg, Köln und Augsburg dem Beispiel der großen Association. Verleger, wie Leonhard und Lukas Alantsee in Wien, Joh. Rynmann in Augs burg, Gottfr. Hittorp in Köln, Koberger in Nürnberg u. a. be teiligten sich bei Geschäften von großem Werte und Umfang und beschäftigten Druckereien an vielen Orten. Bereits zu einer Zeit, wo Drucker und Verleger noch in einer Person vereinigt waren, kam es öfters vor, daß die großen (redlichen) Drucker bei Überhäufung mit Arbeiten einen Teil der selben den kleineren (gemeinen) Buchdruckereien zur Ausführung überwiesen. Dieses System blieb auch dann noch bestehen, als die Verleger selbständig auftraten und die größeren Buchdruckereien gegen Lohn benutzten. Druckarbeiten auf Bestellung kommen bereits in der allerersten Zeit nach der Erfindung vor; das berühmte Psalterium z. B. wurde auf Bestellung zweier Klöster ansgeführt. Als erste Accidenzarbeit können Wohl die Ablaßbriefe betrachtet werden. Wie das Berlagsgeschäft an Umfang wuchs, trat in diesem sogar eine weitere Teilung nach Spezialitäten ein. Im großen war diese Teilung, nach Ländern vorgenommen, folgende. In Deutschland überwogen Theologie, Scholastik und Erbauung; in Italien trat die neue Kunst sofort in den Dienst der klas sischen Philologie und der schönen Litteratur. Unter der be engenden Aussicht der Sorbonne beschränkte die Presse in Paris ihre Wirksamkeit namentlich auf den theologischen und juristischen Verlag; Lyon widmete sich der volkstümlichen wie der juristischen und medizinischen Literatur; England wendete sich dem Roman und der Sittenliteratur zu. Was nun in Deutschland die ein zelnen Städte betrifft, so blieb Köln die feste Burg des Katholicis- mus, während Wittenberg die protestantische Litteratur vertrat. Erfurt und Leipzig hatten lange die Führung in der Rechts wissenschaft. In Straßburg bildeten Theologie und kanonisches Recht die Hauptstütze des Verlags; doch blühten dort auch die Litteratur des Humanismus und die populären Erscheinungen. Basel widmete sich den großen theologischen und philosophischen Werken und blieb lange der Sitz des gelehrten Verlags. Unter Beeinflussung des Erasmus druckte Joh. Froben meist Kirchen väter und streng theologische Werke, am liebsten umfangreiche Fo lianten; die kleinen Bücher schätzte er gering; während Petri als Nachdrucker für die Lehre Luthers Propaganda machte. Thomas Anselm in Tübingen war einer der bedeutendsten humanistischen Verleger. Augsburg und Nürnberg huldigten einer kosmo politischen und encyklopädischen Richtung, bei welcher die Illu stration einen hervorragenden Platz einnahm. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts war der deutsche Buchhandel in allen Hauptsachen fast so entwickelt und gegliedert, wie heute. Im siebzehnten Jahrhundert gingen aus der Reihe der Sortimenter in einer größeren Ausdehnung als in irgend einer früheren oder späteren Zeit Verleger hervor. Hiervon ist jedoch nicht auf einen Blütezustand des Sortimentshandels zu schließen; im Gegenteil muß mau einen Zustand des Rückganges darin erblicken. Der Sortimenter verlegte oft nur, um Tausch objekte für das damals übliche Geschäft des Verstechens (Tauschhandel) zu haben. Bei diesem wurde der beiderseitige wirkliche Bedarf nicht so genau ins Auge gefaßt, wie beim Kaufen gegen bares Geld. Hierdurch wuchsen viele Lager über die Maßen heran und mußten dann verschleudert werden. Die Norm beim Tauschgeschäft war Bogen gegen Bogen; bei dem verschiedenen inneren oder Verkehrswert wurden jedoch auch öfters zwei Bogen für einen beansprucht; die Holländer gingen noch weiter und verlangten drei, selbst vier Bogen, da ihre schön gedruckten korrekten Klassiker-Ausgaben einen großen Markt hatten, während der deutsche Verlag für sie schwer ver käuflich war. Über die sonstigen Regeln und Usancen des Geschäfts sind die Nachrichten höchst lückenhaft. Preise wurden in den älteren Katalogen nicht erwähnt. Das Buch war eine Ware wie jede andere, und mußte sich erst eine feste Stellung auf dem Markte erobern; hier wurde sie billiger, dort teurer verkauft. Aldus Manutius war der erste, der, nachdem es ihm unmöglich ge worden war, alle Anfragen wegen der Preise zu erledigen, Kata loge mit solchen herausgab, was erst später von den großen Verlegern nachgeahmt wurde. Zwei Jahrhunderte hindurch ent behrten die Meßkataloge noch der Preisangaben; erst von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts schreiben sich die feststehenden Ladenpreise her. Bis dahin konnte man am Verlagsorte billiger kaufen, als auf der Messe. Man unterschied auch zwischen
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