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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1887
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- 1887-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1887
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- Deutsch
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2443 107, 11. Mai 1887. Nichtamtlicher Teil. größter Strenge, während die nicht weniger giftigen der katho lischen Seite frei ausgingen. Übrigens waren die Schmähschriften gar nicht mehr zu unterdrücken. Kaiser Mathias (1612 — 1619) arbeitete im Sinne seines Vorgängers Rudolph II. weiter, bis der lange vorhergesehene Bruch endlich cintrat und der unglückselige dreißigjährige Krieg ausbrach. Wenn in diesem die kaiserlichen Waffen unterlagen, so hörte man von den Vexationen der Bücher kommission nichts; waren sie aber siegreich, so trat die letztere ungestüm fordernd und befehlend auf, namentlich als der Kaiser 1629 auf der Höhe seines Erfolges stand. Als im Jahre 1630 die Schweden siegreich waren, stellte sich die Kommission tot und erschien erst 1636 wieder unter den Lebendigen, um in dem folgenden Jahre den Frankfurter Rat in allen wichtigen buch händlerischen Fragen beiseite zu schieben, besonders aber, um durch die Erpressung von immer sich mehrenden Freiexemplaren die Buchhändler zu peinigen. Der so sehnsüchtig erwartete Friede war endlich erlangt; während aber die anderen Gewerbe sich nach und nach zu be leben anfingen, hörte für den Buchhandel der Kriegszustand nicht auf. »Wer mit der Stillung des Hungers, dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser, der Neubestellung der verwüsteten Felder zu thun hat, kann nicht Sinn für geistigen Genuß haben.« Wer soll Bücher kaufen, wenn es an Brot fehlt! Unter solchen Ver hältnissen hatten höchstens Gebet- und Erbauungsbücher, in denen man Trost und Hoffnung suchte, einige Aussicht auf Erfolg. Die Messe war bald in Frankfurt, bald in Leipzig gehindert, der Handelsverkehr teilweise gar nicht, teilweise nur auf großen Um wegen möglich. Der Nachdruck entwickelte sich zu einem fast un erträglichen Krebsschaden, Privilegien wurden nicht beachtet, nichts destoweniger aber die fiskalischen Erpressungen schonungslos geübt. Die sächsische Bücherkvmmission gab erst nur seltene, dann gar keine Lebenszeichen von sich und erwachte erst um 1650. Statt aber ihre Kräfte auf Hebung des Vertrauens und auf treue Handhabung des verheißenen Rechtsschutzes zu richten, zeigte sie nur Eifer in Vermehrung der fiskalischen Einnahmen; die Pflichtexemplare wurden bis ans zwanzig gesteigert. Man er wartete das Heil durch Einführung der Büchertaxe, vergaß aber, daß diese dann wenigstens mit der Regelung der Druckpreise Hand in Hand gehen müßte. Mit den Papierpreisen hatte man wenigstens einen Versuch gemacht. Die 1623 in Sachsen ein- gcführte Taxe wurde glücklich 1668 zu Grabe getragen (S.681u- fl.). Die Buchhändler ihrerseits hofften Verbesserung durch ört liche Beschränkung der Zahl der Geschäfte; als Einsatz versprach mau, sich der Zensur zu unterwerfen und bahnte damit der späteren staatlichen Koueessivuicrung den Weg. Sehr großen Schaden brachte der holländische Nachdruck, namentlich aus Grund der besseren Ausstattung, während diese in Deutschland immer schlechter und schlechter wurde. Überhaupt dominierte der trotz innerer Unruhen blühende holländische Buchhandel auf eine das deutsche Geschäft sehr beeinträchtigende Weise in Frankfurt. Dazu war der Kaiser Leopold I. mit nie erlahmender Er bitterung erfolgreich bemüht, das, was noch vom deutschen Bnch- haüdcl übrig geblieben war, zu vernichten. Gegen den Rat ver fuhr er mit äußerster Härte. »Er, der Kaiser, befehle dem Rat ein für allemal den Büchercommissar ohne Anmaßung eiutziger Cognition alle erfordernde und uothwendige Hülfe und Assistenz zu leisten«, so lautete seine Sprache am 20. März 1660. Bereits unter der Regierung des Kaisers Ferdinand III. waren 1655, wie 1623 in Sachsen, Versuche gemacht, den Buch handel mit einer Büchertaxe zu beglücken, die jedoch, nachdem sie zwanzig Jahre hindurch vielen Staub aufgewirbelt hatten, auch hier im Sande verliefen. Die Büchertaxe sollte sich, ganz abgesehen vom Inhalt, Herstellungskosten und Absatzfähigkeit eines Buches, gleichviel, ob dies ein teures Original oder ein billiger Nachdruck sei, nur nach dem Forniat richten. In ähnlicher Weise sollte der Verdienst des Sortimentshäudlers geregelt werden. Im Jahre 1672 folgte man ebenfalls Sachsens Beispiels und die Taxe wurde, nachdem die Sache sehr viel böses Blut gemacht hatte und namentlich eine gehässige Stimmung bei den ausländi schen Buchhändlern gegen Frankfurt und seine Messe hervorgebracht hatte, stillschweigend acl aeta gelegt. Dafür wurden die anderen Quälereien wo möglich vermehrt und in der Hofburg hatte man nur taube Ohren für alle Klagen. Der Niedergang der Frank furter Messe war besiegelt. Trotz alledem hatte der materielle Jammer den deutschen Buchhandel nicht zu brechen vermocht, und die Leistungsfähigkeit war noch nicht ganz verloren gegangen. »Mit dein Ende des siebzehnten Jahrhunderts beginnt sich eine Reaktion zu entwickeln; der Verlagshandel fängt wieder an eine energische Thätigkeit zu entfalten, eine Verschiebung der hervorragenden Produktionsstätten macht sich bemerklich, und sichtlich blühte der deutsche Buchhandel wieder empor unter der Führung der Endter in Nürnberg, der Cotta in Tübingen, Veith in Augsburg, Zunner in Frankfurt a./M., Metternich in Köln, Weidmann, Gleditsch und Fritsch in Leipzig, Zimmermann in Wittenberg.« »Aber der alten Herrlichkeit der Frankfurter Messe grub diese Renaissance das Grab.« In derselben Weise wie die Biographie Kobergers dem fünften Kapitel hinzugefügt wurde, sind zwei historisch-typogra phisch-bibliopolische Tableaux an das Drama der Frankfurter Messe (Kap. VIII) angehängt, welche uns die Geschichte der zwei großen Firmen Belgiens und Hollands, Plantin und Elzevier, vorführeu; an und für sich recht hübsche, wenn auch ziemlich bekannte Schilderungen, aus welchen die für Deutschland wichtigen Einzelheiten bereits in die Geschichte der Frankfurter Messe mit hinein verwebt sind. Die Geschichte einer ganzen Periode um eine einzelne hervorragende Persönlichkeit derselben in anziehender Weise zu gruppieren, ist ja eine vollständig erlaubte, oft mit vielem Glück benutzte Darstellungsweise — wir erwähnten bereits vr. v. Hases »Koberger«. — Die biographische Skizze jedoch, nachdem die betreffende Persönlichkeit bereits in der vorher- gegaugenen Geschichte der Periode Gegenstand der Besprechung gewesen ist, isoliert nochmals einzusühren und somit, wenn der Vergleich erlaubt ist, noch einen kräftigen Braten als Nachtisch zu einer historischen Festtafel mit vielen Gerichten aufzutragen, hat keine litterarisch-kuliuarische Berechtigung. Wollte der Ver fasser jedoch einmal von seinem Grundsatz nicht abgehen, so hätte die Familie Stephanus, wie schon oben angedeutet wurde, jeden falls auch einen Platz verdient. Hiermit wäre zugleich, da eine ausführliche Würdigung des Aldus bereits im sechsten Kapitel ihren Platz fand, allen den Ländern, deren Buchhandel einen wirklichen Einfluß auf das damalige deutsche Geschäft geübt hak, ihr Recht geworden. Zwar würde der trübe Schluß des achten Kapitels durch den Zutritt der Familie Stephanus einen erfreu licheren Ausgang nicht gefunden haben, denn dieselbe war von mancherlei Ungemach heimgesucht, und der letzte der Stephane endete unter Sorge und Not, während der Verkauf des Elzevir- schen Geschäfts für die Summe von 2000 Gulden »einen kläg lichen Abschluß für die einst so große und berühmte Familie bildet.« Besser erging es dem Geschlecht Plantin-Morctus, dessen Geschichte der der Elzeviere vorangeht. Zwar schwand die ge schäftliche Größe auch, und mit dem Beginn des achtzehnten Jahr hunderts war diese erloschen, damit aber nicht die bedeutende bürgerliche Stellung der Familie. Sie bewahrte treu die An denken au die große Zeit im Museum Plantin, das einen Wallfahrtsort für alle Verehrer der Typographie bildet. Auch der verewigte Verfasser des uns vorliegenden Werkes gehörte zu den Wallfahrern; d.r Besuch der ehrwürdigen Druckstätte sollte ihm jedoch leider verhängnisvoll und zu seinem schnell darauf folgenden frühen Tode Veranlassung werden. (Fortsetzung folgt.) 334*
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