Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1887
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- 1887-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1887
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- Deutsch
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Der laute Festesjubel des 22. März ist verhallt. Aber fort und fort wirkt und wird bis in die fernsten Zeiten un erschöpflich wirken der von Kaiser Wilhelm ausgehende Segen, wie auch die dankbare Liebe und Verehrung sich nicht er schöpfen kann, welche ihm das deutsche Volk weiht, und welcher auch wir — hier wie überall — freudigen Ausdruck geben wollen. Aber wir haben noch eine weitere Dankespflicht zu er füllen, und thun es freudigen Herzens — eine Dankespflicht gegen den erhabenen Regenten Sachsens, unter dessen landes väterlicher Fürsorge die Stadt so herrlich blüht und gedeiht, welche wir zur Haupt- und Residenzstadt des deutschen Buch handels für immer erkoren haben. Ich lade Sie, hochverehrte Gäste und werte Kollegen, ein, Ihre Gläser zu ergreifen und mit mir einzustimmen in den begeisterten Ruf: Kaiser Wilhelm und König Albert, sie leben hoch!« Die Webersche Jubelouverture brauste durch den Saal, das »Heil dir im Siegerkranz«, mit welchem sie schließt, wurde von der Versammlung mitgesungen; hierauf bestieg der Wortführer des Vergnügungsausschusses, Herr Conrad, die Rednerbühne und sprach ungefähr folgendes: »Hochgeehrte Herren! Als Mitglied des Fest-Komitees ist mir die ehrenvolle Aufgabe zu teil geworden, Sie alle, die Sie hier versammelt sind, um in üblicher Weise den wich tigsten Tag des deutschen Buchhändlers, den Kantatesonntag, bei festlichem Mahle zu begehen, herzlich und freudig will kommen zu heißen und Sie zu bitten, uns, dem sogenannten Vergnügungs-Komitee, das Vergnügen zu machen, recht ver gnügt zu sein. (Heiterkeit.) Ihnen, verehrte Kollegen von auswärts, brauche ich wohl keinen besonder:: Willkommengruß zuzurufen. Sie fühlen sich ja auf diesem Boden heimisch und wissen, auch ohne daß es ausgesprochen zu werden braucht, welche große Freude es uns Leipzigern macht, Sie wenigstens einmal im Jahre hier sehen zu können. Diesmal versammeln wir uns wohl zum letzten Male in diesen Räumen, die schon so oft Zeugen buchhändlerischen Frohsinns waren, im nächsten Jahre feiern wir ein schönes Wiedersehen in unserem eigenen neuen Heim, das sich hier Ihren Augen in seiner Vollendung entrollt«. (Bei diesen Worten des Redners fällt ein hinter der Tribüne befindlicher Vorhang, und eine große, sehr schön ausgeführte farbige Kreidezeichnung, den Börsenneubau dar stellend, zeigt sich im Hintergründe. Lauter Beifall.) »Dagegen ist es uns ein Bedürfnis, alle die hochver ehrten Herren, die unserem Stande nicht angehören, die uns aber heute die Ehre geben unsere Gäste zu sein, und deren Gegenwart ganz besonders diesem Mahle das Gepräge des Festlichen aufdrückt, herzlich und dankbar willkommen zu heißen: die Vertreter des obersten Gerichtshofes des Reichs und der Reichs- und Landesbehörden, die Spitze unseres Militärs, die Vertreter der Geistlichkeit, die Zierden der Wissenschaft, das Haupt und die Glieder unserer altehrwürdigen Universität, den Herrn Bürgermeister dieser Stadt und die Mitglieder der städtischen Kollegien, die treuen Verbündeten unseres Standes, die Herren Autoren und Schriftsteller und alle anderen werten Gäste. Ihnen allen weihe ich dieses Glas mit dem Ruf: Unsere hochverehrten Gäste, sie leben hoch!« (Großer Beifall.) Nun wird das ernste und gediegene, von dem anwesenden Herrn vr. Fr. Hofmann gedichtete »Kantate-Festlied 1887« (nach der Weise »Sind wir vereint re.«) gesungen. Darauf nahm der Rektor der Universität, Herr Professor vr. Woldemar Schmidt das Wort: »Die Versammlung habe vorhin die Freundlichkeit gehabt, der Universität huldigend zu gedenken; wenn er nun zum Danke dafür jetzt auffordere, auf das Wohl des Buchhandels das Glas zu leeren, so werde man das nicht als eine Art von Rückversicherung aufnehmen, welche die Höflichkeit oder die Klugheit ihm eingegeben hätten. Nein, das Hoch auf den Buchhandel käme ihm und wohl jedem Mitglied des Pro fessorenkollegiums aus dem Herzen; denn nichts sei inniger mit einander verbunden als der akademische Lehrer und der Buch händler, welche mit einander vereinigt seien durch das feste Band der gemeinsamen Freuden und des gemeinsamen Leides. Nur ein Beispiel: Kaum werde das Kindlein eines Buches geboren, so beherrsche Autor und Verleger sofort eine gemein same Angst, die Angst vor der Rezension (Heiterkeit); aber aus diesem gemeinsamen Leide werde eine gemeinsame Freude, wenn die Rezensenten gnädig seien. Gewiß sei das Streben des Mannes der Wissenschaft ein ideelles, aber doch sei jede der vier Fakultäten von dem praktischen Endzweck ihres Stre- bens durchdrungen, welcher darin bestehe, auf das Volk zu wirken und es zu heben. Zur Erfüllung dieses praktischen Endzwecks bedarf aber die Wissenschaft des Mittlers, des Buchhändlers, welcher das, was die Stille der Studierstube gereift habe, unter die Leute bringt und im Volke verbreitet. Möge der Buchhandel immer wie heute mit der Wissenschaft Hand in Hand gehen und ibr in Freud und Leid zur Seite stehen«!—Auf die dauernde,feste,unlösbareVerbindung zwischen Universität und Buchhandel und ans das Wohl und Gedeihen des letzteren leerte der Herr Redner unter großem Beifall sein Glas. Mit Hühnersuppe, Rindslende und Hummern hatte man nun den heißesten Hunger gestillt, die erste geleerte Kantatcwein- flasche hatte selbst die steifsten Tischnachbarn zu guten Bekannten gemacht, man lachte, man scherzte, man trank sich zu, an einem Tische in der Mitte knallten sogar schon die Champagnerpfropsen. Der immer lustiger werdenden Stimmung entsprach das nächste, wie man sagt, von Herrn Mayer-Köln gedichtete Festlied prächtig. Schon die Melodie aus Mamsell Angot (»Mit Fischen in der Halle«) übte wie immer ihre prickelnde Wirkung, und der witzige Text setzte die Lachmuskeln nicht wenig in Bewegung. Nun erschien, von lebhaftem Beifall begrüßt, die sympa thische Erscheinung des Leipziger Reichstagsabgeordneten, des Herrn Bürgermeisters vr. Tröndlin auf der Rednerbühne, um auf die vorhergegangene Begrüßung der städtischen Behörden ungefähr folgendes zu erwidern: »Meine Herren! Der Herr Vorsitzende des Festausschusses hat vorhin einen wahrhaften Regen von Begrüßungsbouqucts in den Saal geschleudert, dem Staate, dem Heere, dem Reichs gerichte, der Universität, der Geistlichkeit und der Stadt ge widmet. Es war eine Massenproduktion (Heiterkeit), aber eine solche, die man sich wohl gefallen lassen kann. Ich ergreife von diesen Bouquets das für mich gewundene, das der Stadt Leipzig bestimmte und sage Ihnen mit schlichten Worten — über andere verfüge ich nicht — im Namen der Stadt meinen herzlichsten Dank. Zugleich versichere ich, daß die Zusammen gehörigkeit, die innige Beziehung Leipzigs zum Buchhandel unser Stolz ist und daß wir ihr die allergrößte Wichtigkeit beilegen. Oft schon glauben wir hiervon Beweise gegeben zu 'haben; als ein neuer Beweis — wenn auch nur ein ganz kleiner — möge Ihnen meine heutige Anwesenheit in diesen Räumen dienen, denn ich bin, da der Herr Oberbürgermeister vr. Georgi verhindert war unter Ihnen zu erscheinen, zum alleinigen Zwecke Ihrer Begrüßung heute direkt von Berlin hierhergeeilt. (Lebhafter Beifall.) Unsere Stadt hat sich im Laufe der Jahre nicht weniger geändert als der Buchhandel in ihren Mauern. Welcher Unter schied zwischen der Periode, da die Buchsührer ihre Büchcr- ware durch unsere Thore schleppten, und dem Zeitalter der Postpakete Stephans! Aber so ungeheuer auch sonst die Ver hältnisse sich wandelten, eines ist doch immer unverändert ge blieben: die Gastfreundschaft zwischen Leipzig und dem Buchhandel, sie hat dem Zahn der Zeiten widerstanden und
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