Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1887
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- 1887-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1887
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- Deutsch
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wird ihm weiter widerstehen, das ist unser Stolz und unsere Zuversicht. (Lebhafter Beifall.) Wenn man den Einfluß der Litteratur auf das Volk ins Auge faßt, wird man neben der Presse vornehmlich des Buchhandels gedenken müssen. Von beiden gilt das Wort des Dichters: »Des Volkes Seele ist in Eure Hand gegeben, bewahret sie!« Und dieser heiligen Ehrenpflicht gegen die Volksseele ist der Buchhandel — mit verschwindenden Ausnahmen — aufs treuste nachgekommen. Das ist sein höchster Ruhm Bald wird der Buchhandel sein neues Prächtiges Haus beziehen, dessen getreues Konterfei Sie hier vor sich sehen, und in ihm für Arbeit und Fest eine bleibende Stätte finden. Aber selbst dieser glänzende Palast wird den Buchhandel kaum imponierender zu machen vermögen — denn achtungsgebietender als er schon ist, kann und braucht er nicht zu werden! Beredtere Lippen als die meinen haben heute bereits den Buchhandel als Stand gefeiert. Ich glaube ihn ebenso ehren zu können, wenn ich der Korporation huldige, welche den Buchhandel ja eigentlich darstellt, in welcher sich die freund schaftliche Beziehung des Buchhandels zu Leipzig verkörpert: dem Börsenverein. Der Börsenverein und sein trefflicher, hoch- begabter Vorsteher Herr Kröner sie leben hoch!« (Lang anhaltender Beifall.) Die bannerspendendcn Frauen durften diesmal natürlich nicht vergessen werden. Rudolph von Gottschalls Lied »Zur Bannerstiftung«, aufs gcschmacksvollstc und sinnreichste in Stan dartenform hergestellt, feierte das schöne Geschlecht in hochpoetischer Weise. Leider kam das schöne und gedankenreiche Lied wegen seiner getragenen Melodie bei der schon herrschenden überheitern Stimmung nicht recht zur Geltung; desto mehr aber schlug der Trinkspruch auf die Buchhändlerfrauen ein, den Herr Mayer- Köln ausbrachte und der ungefähr (eine genaue Wiedergabe ist durch die im Saale herrschende Unruhe unmöglich) folgenden Wortlaut gehabt haben dürfte: »Meine Herren! Soeben haben wir in dem herrlichen Lied eines gefeierten Dichters der Frauen Preis vernommen, gestatten Sie mir des Sängers Lob ans die Frauen im all gemeinen durch ein Lob speziell ans die Frauen im Buchhandel zu ergänzen. Der Buchhandel ist im großen und ganzen kein Stand, in welchem die Einigkeit zu Hause ist, im Gegenteil, ich könnte — einen Bibelspruch variierend — sagen: Ich bin jung gewesen und bin alt geworden, aber ans den Differenzen mit den Kollegen bin ich mein ganzes Leben lang nicht heraus gekommen. (Heiterkeit.) Die Differenzen sind bei uns chronisch und zeigen sich fast in allen Fragen. Nur in einem Falle treten sie zurück, bei der Verehrung der Frauen. Hier sind wir alle einig, Junge und Alte, Ehemänner und Hagestolze, Schlendcrer und Solide. Wir alle freuen uns, daß unsere Frauen, Mütter, Töchter (Ruf: Schwiegermütter), auch die Schwiegermütter (Heiterkeit) ein Herz für unfern Stand haben, daß sie sich znsammcngethan haben um dem Buchhandel ein Banner zu stiften. Sic Alle haben gewiß, gleich mir, die langen Schenkungslisten im Börsenblatte mit Wohlgefallen gelesen und haben daraus ersehen, daß nicht nur die Großen und Selb ständigen, nein, daß auch die Kleinen und Kleinsten etwas für uns übrig haben. Ans den Sparbüchern der kleinen Elsas, Annas, Marien, Gertruds, Claras rc. ist mancher runde Thaler für den guten Zweck abgefallen. Ist diese Fülle vorhandener Töchter an und für sich schon erfreulich (Heiterkeit), so ist es noch viel erfreulicher, daß alle diese Kleinen schon einen Spar- pfcnnig bei Seite gebracht haben. Glücklicher Jungbuchhandel, . der du diese sparenden Kollegentöchter einst hcimführcn wirst! Ich fordere Sic auf, meine Herren, den Damen im Buch handel für ihr Opfer und ihr Interesse ein donnerndes Hoch zu bringen; stoßen Sie an auf das Wohl unserer Frauen und Jungfrauen: Allen Frauen, Müttern, Schwestern, Bräuten Sollen jetzt die Ohren läuten, Und wenn ein Liebchen hold und fein Ein deutscher Kollege nennet sein, Es soll tausendfach gepriesen sein — Den Frauen perle unser Wein!« (Lebhafter Beifall.) Ein drittes Festlied (Schleudcrers Klagelied) war gesungen, mit Stangenspargel und Schinken war aufgeräumt, die Metzer Hühner waren bereits den Weg alles Fleisches gegangen, man näherte sich schon der Eisperiode, und noch immer war nichts für den Unterstützungsverein geschehen. Aber auch dieser war nicht vergessen worden. Man hatte sogar eine hervorragende Kapazität für die Unterstützungsvereinssache gewonnen. Der be rühmte Specialist, der, wenn es sich um den Unterstütznngsvercin handelt, mit Leichtigkeit einen Bleistift oder auch einen Knopf im künstlichen Auktionsverfahren für 100 Mark und darüber an den Mann zu bringen versteht, Herr Petters-Heidelberg, hatte es unternommen, für die Sache der Wohlthäligkeit zu wirken; seine kräftige Stimme drang durch den Lärm durch. Er sprach ungefähr wie folgt: »Hochverehrte Festversammlung! Nach den donnernden Hochs, die beim heutigen Festmahle in diesen Räumen erbraust sind, gestatten Sie auch mir einige Worte an Sie zu richten. Sind sie doch dazu bestimmt die Saite des menschlichen Herzens anzuschlagen, die in so inniger Harmonie mit der Saite der Freude und der Fröhlichkeit erklingt, ich meine die der Wohl- thätigkcit. Es ist ein schöner Zug des menschlichen Charakters, daß gerade da, wo das Gemüt freudig sich bewegt, wo das Herz höher schlägt im Gefühl ungezwungenen Frohsinns, daß wir gerade in solchen Augenblicken jener schönen und edlen Regung zugänglicher sind, dem Drange wohlzuthun und mit zuteilen. — Und wenn eine Versammlung den Stempel des Frohsinns trägt, so ist es sicher die Vereinigung deutscher Buchhändler am Kantate-Sonntag in Leipzig. Sind doch aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes von nah und fern die Berufsgcnossen zusammengeströmt in der Metropole des deutschen Buchhandels, um nach einem Jahre voller Last und Arbeit die geschäftlichen Sorgen für eine kurze Spanne Zeit iin Kreise guter Freunde und Kollegen von sich abzuschütteln. Und so ist denn auch das Kantate-Festmahl wie keine andere Vereinigung dazu berufen zur Linderung von Not und Elend armer und kranker Berufsgenossen ein Scherflein beizusteuern, und dem Unterstützungsverein eine Spende zuzuführen. Nun, meine Herren, öffnen Sie Ihre mildthätige Hand; möchte das kleinste Scherflein nicht kleiner als eine Mark sein, nach oben hin verbietet mir meine Bescheidenheit Ihnen eine Grenze zu ziehen. Lassen Sie die rechte Hand nicht wissen, was die linke thut, und im nächsten Jahre lassen Sie die linke nicht wissen, was die rechte thut: so wird der Nuter- stützungsverein dabei am besten fahren. Sind wir das ganze Jahr hindurch auch erbitterte Feinde der Schleuderei, so lassen Sie uns heute einmal nach Herzens lust schleudern, geben wir dem Vereine nicht 5"/, nicht 25 sondern 99"/g.« (Großer Beifall.) Die sofort vorgenommene Sammlung ergab 886 Mark. Herr Jacobi-Aachen brachte noch einen Trinkspruch auf das Festkomitee aus, dessen Wortlaut wir leider nicht verstanden; dann war das Mahl zu Ende, man wandte sich dem nützlichen Moccatranke im blauen Saale zu. Reichbeladen gingen die Festteilnehmcr heim; denn die großen Buchbinderfirmen hatten auch in diesem Jahre eine Anzahl aller liebster Kleinigkeiten gestiftet. Herr I. R. Herzog lieferte einen japanesischen Fächer, dessen Rückseite die Speisekarte trug, Herr Gustav Fritzsche spendete einen sehr schön gemusterten Servietten- !ring; Herr H. Sperling eine Champagnerflasche, deren Inneres
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