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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1887
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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ein Rosenbouquet barg, die Herren Hübel L Denck hatten eines der Festlieder mit einem prachtvollen Deckel versehen, die aller liebste Liederstandarie haben wir bereits erwähnt. Das Fest komitee hatte außer diesen Schätzen neben jedes Gedeck ein ge heimnisvolles Paketchen legen lassen, welches die Ausschrift trug: »Eiserner Bestand, nur bei Heißhunger zu öffnen!« Das Päckchen enthielt zwei steinharte Zwiebacke. Ein fröhlicher Scherz, der recht gut war; aber eine gute Festcigarre (wie im Vorjahre) wäre doch noch besser gewesen! Der Abend des ersten Meßtages, des Montages, ist gewöhn lich der Heiterkeit gewidmet. Wir haben schon manchen lustigen Montagabend nach Kantate gefeiert (es sei hier nur an das un vergeßliche bayrische Kellerfest von 1885 mit seinen Radiweibern erinnert); aber ein so vergnügter blauer Montag wie der dies jährige war doch wohl noch niemals dagewesen. Das Komitee hatte, uni etwas Neues zu bieten, eine Art »decenten Tingeltangels« insceniert und nicht Dilettanten, deren Leistungen ja wohl kaum befriedigt hätten, sondern wirkliche »Artisten« dafür engagiert. Der Zwerg Ulpts, der fidele Esel der Brüder Brcro, der Wiener »Gspaßmacher« Schnabel (den Zeitverhältnissen entsprechend »Schnäbele« genannt), die anmutige japanesische (ob echt?) Zauberin Okita und endlich Elsa PernL, »der Liebling Leipzigs«, thaten alles, was sie konnten — und sie können viel — um den Abend zu einem äußerst genußreichen zu gestalten. Das prächtige »blaue Fahnenlied gesungen von blauem Papier im blauen Saale am blauen Montage der Buchhändler« sang in witziger Weise das Lob der Frauen im Buchhandel. Herr Direktor Eisenreich in Leipzig ist der Dichter dieses wirkungsvollen Festliedes. Für den Unterstützungsverein wurde natürlich auch an diesem Abend alles Mögliche zusammengefochten. Zu seinem Besten wurden die von Arthur Lewin geistreich gezeichneten Programme verkauft, wurde das große Bild der neuen Börse für 100 Mark von Herrn W. Moeser-Berlin ersteigert, wurde endlich ein Raritätenkabinett verbunden mit Schreckenskammer und Diorama eröffnet. Über die darin aufgestellten Gegenstände wollen wir zur Schonung der Nerven unserer Leser nichts verraten. Wer sich aber auf seine Nerven verlassen kann oder das Gruseln lernen will, der ver schreibe sich von irgend einem Mitglied? des Festausschusses den witzigen und für sich allein schon verständlichen »Führer« (für 25 Pf. netto). Andeutungsweise sei nur erwähnt, daß ein im Raritätenkabinett ausgestellter »kompletter Anzug für Kommittenten jäger« auf einen sehr beliebten Kommissionär einen so furcht bar niederschmetternden Eindruck machte, daß er durch sofortige Spende von 100 Mark für die Unterstützungskasse den Zorn der Götter eilig zu versöhnen trachtete. Zur Schreckenskammer und zum Diorama hatten überhaupt nur Leute im Besitze von Lebensversicherungspolicen Zutritt. — x — Z. Stimmenvertretung. Die Messe hat uns den Beschluß gebracht, daß das Statut des Börsenvereins nach Maßgabe der Verhältnisse abgeändert werden soll, die sich in der letzten Zeit entwickelt haben; die Kom mission, welche dasselbe nach vorgezeichneten Grundzügen be arbeiten wird, die den Anschauungen der Mehrheit der Stimmenden in der diesjährigen Hauptversammlung des Bvrsenvereins und der Mitglieder der Provinzial- und Lokalvereine entsprechen, ist gewählt, und man kann hoffen, daß wieder ein großer Schritt zur Herbeiführung ersprießlicher Zustände im Buchhandel geschieht. Es ist aber neben der genannten Mehrheit eine Minderheit vorhanden, die an manchem in den Grundzügen Anstoß nimmt und sehr schwerwiegende und gerechtfertigte Bedenken hegt, wie das bei einer Sache erklärlich ist, die den Interessen ganz verschieden artiger Berufsklassen, wie es Verleger, Sortimenter, Antiquare und Kommissionäre sind, gerecht werden soll. Hierher gehört die Stimmenvertretung in den Haupt versammlungen des Börsenvereins, für die unser Vorsitzender, Herr Kröner, mit sehr starker Betonung eingetruten ist. Ich möchte mir gestatten, über diese Sache einige Bemerkungen zu machen. Von vornherein ist zuzugeben, daß jedes Börsenvereins mitglied, welches seinen Teil an den Lasten des Vereins zu tragen hat, auch das Recht beanspruchen darf, daß es auch in dem Falle, wenn es verhindert ist, an wichtigen Verhandlungen und Entschei dungen in Leipzig persönlich teilzunehmen, seine Stimme seiner Überzeugung gemäß in die Wagschale werfen kann. Es ist bei Stimmvertretung allerdings stets der Mißstand vorhanden, daß die Vertreter mit gebundener Marschroute erscheinen und dann, trotz vielleicht in den Debatten gewonnener besserer Überzeugung, ihrem Auftrag entsprechend abstimmen müssen, daß somit von Leipzig fernbleibende Stimmer ihr Votum abgeben, ehe sie Gelegenheit gehabt haben, wie die sich an den Debatten persönlich Beteiligenden, die Stichhaltigkeit ihrer Anschauungen von allen Seiten zu prüfen; denn einseitig wird leicht alles, was nur von einem Gesichtspunkte aus betrachtet wird. Aber dieser Mißstand ist nicht so schwerwiegend; denn man wird auch zum Teil — von vornherein oder gewissen Fragen gegenüber — mit Aktionsfreiheit hierher kommen. Dagegen liegt ein außerordentlich schwer wiegender Mißstand unzweifelhaft darin, daß eine Stimme soviel gilt, wie die andere, obgleich ihre Träger sehr verschiedene An sprüche auf das Gewicht ihrer Stimme zu machen berechtigt sind. In dem jetzigen Nahmen des Börsenvereins wäre auch dies noch nicht von sehr erheblicher Bedeutung; es ist immer noch ge lungen, auch bei sehr weit auseinandergehenden Meinungen und Interessen Kompromisse zu schaffen, die für alle Parteien annehm bar waren. Die Verhältnisse werden sich aber jetzt gewaltig ver ändern, wenn durch das neue Statut einem paar Tausend Sorti- mentsbnchhandlungen der Weg in den Börsenverein geöffnet wird, oder sie vielmehr zum Betreten dieses Weges veranlaßt werden. Dann werden bei der erdrückenden Masse der Vertreter eines Standes durch die Stimmvertrctuug die Machtverhältnisse so er heblich verschoben, daß die Vertreter der anderen Stände in ein unter Umständen gar nicht erträgliches Ohnmachtsverhülinis ge bracht werden. Es wird deshalb der eingesetzten Kommission und dem Vor stande zu erwägen obliegen, in welcher Weise die sich ans diesem neu entstehenden Verhältnisse wohl sicher entwickelnden Unzuträg lichkeiten und deren Konsequenzen verhindert werden können. Und das würde geschehen, wenn es möglich wäre, »gleiches Recht« und ?>gleiche Luft und gleiches Licht« für Alle zu schaffen. Diese sind aber nicht damit gegeben, das jeder so viel zu sagen hat, wie der andere, sondern damit, daß jeder so viel Gewicht geltend zu machen hat, wie ihm von Natur, d. h dem Umfang und der Be deutung seines Geschäfts entsprechend eigen ist. Allerdings müssen dann auch nach gleichem Verhältnis die Lasten verteilt werden. Es würde also dem Recht, daß jeder seine Stimme zur Gel tung bringen darf, das meines Erachtens entsprechende Recht gegenüberstehen müssen, daß der einzelne für sich selbst mehrere Stimmen abzugeben habe; und zwar scheint es mir ganz in der Ordnung zu sein, daß ein Verleger ersten Ranges, ein Kommis sionär ersten Ranges, ein Sortimenter ersten Ranges mehr in die Börsenvereinsangelegenheiten hineinznreden habe, oder ich will lieber sagen, größeren Stimmeneinfluß auf dessen Entscheidungen hat, als der Inhaber eines ganz kleinen Geschäftes. Es würde also darauf onkommen, die Mitglieder des Börsen vereins zu klassifizieren und ihnen eine verschiedene Anzahl von Stimmen zuzuteilen je nach der Klasse, vielleicht in der gleichen Höhe der Stimmenzahl, wie sie bei der Vertretung üblich ist, jetzt eine bis sechs; sodaß jedes Mitglied der ersten Klasse etwa sechs Stimmen, jedes Mitglied der letzten Klaffe eine Stimme hätte für sich. Der Gedanke einer solchen Klasseneinteilung erscheint vielleicht auf den ersten Blick schwer ausführbar. Aber die Abschätzung kann in die einzelnen Vereine, welche den Verband des Börsenvereins'
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