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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1912
- Strukturtyp
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- 1912-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
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«0550 LSrsrnblüki f. d. Ltschn. vuchhandkl. Nichtamtlicher Teil. pv LI3, 12. September 1S11, Prüfungsausschüsse geleistet worden ist. Dieser Sammlung sind viele Anregungen zu entnehmen. Es wird die Aufgabe der Kreis- und Ortsvereine sein, eine Verständigung mit den Prüfungsausschüssen herbeizuführen, mit ihnen und anderen Volksbildungsfreunden zu beraten, die überall zerstreuten An regungen und die von einigen gemachten Versuche und Er fahrungen zu sammeln und sie untereinander auszutauschen. Auf diese Weise wird dem Buchhandel ein neues Absatzgebiet gewonnen, das gute Früchte verheißt. Der Buchhandel bedarf dessen dringend. Möge er nicht den richtigen Zeitpunkt ver passen ! Ich hoffe, Sie werden einiges aus meinen Ausführungen benutzen können. Ich schrieb es auf Ihre Veranlassung und stelle Ihnen anheim, welchen Gebrauch Sie davon machen wollen. Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, daß Sie zur Ver ständigung mahnen. Es wird Ihnen in Bayreuth ein Leich tes sein, den Buchhandel vom Kampf hinweg zu frischer, fröh licher Arbeit zu führen.« Kreis Norden in Lübeck. 31. August, 1. u. 2. September 1912. »Lübeck, Stadt der alten Ehren, Mit den Türmen, mit den hehren, Weithin ragend übers Land, Stadt, wo Geibels Wiege stand: Lübeck Heil und Segen!« Obiges Motto ist der Schlußvers eines unserer Festlicher, das die Überschrift trug »Kreis Nordens Städtekranz« und in dem alle die Städte besungen wurden, wo Kreis Norden schon getagt hat. Es sind ihrer zwölf, so daß wir wirklich von W a n d c r Versammlungen sprechen dürfen, zumal die Ent fernung zwischen den beiden äußersten Polen etwa 30Ü Kilo meter beträgt. Unsere Art des Manderns hat sich entschieden bewährt; wo wir auch hinzogen, haben wir befruchtend ge wirkt, namentlich in den kleinen Städten. Der Sinn für die Zusammengehörigkeit wurde dadurch gestärkt und meistens auch ein Zuwachs an Mitgliedern erzielt. Unbestreitbares Verdienst hat hierbei unser jetziger Präsident, der mit zäher Beharrlichkeit so lange an den Delinquenten »bohrt« — wie wir zu sagen Pflegen —, bis sie zu ihrem eigenen Heil I a sagen. Darauf ist auch der außerordentliche Besuch in Lübeck mitzurückzuführen, so daß wir von einer großen Tagung sprechen dürfen. Große Tagung? Kommen in den Kreisvereins-Vcrsamm- lungen wichtige, den ganzen Buchhandel betreffende Dinge zur Entscheidung? Das eigentlich nicht, Wohl aber kann die Entscheidung dort vorbereitet werden. Wenn ich von einer großen Tagung sprach, so hatte ich dabei nicht die Teilnehmcr- zahl allein im Auge — wir waren einschließlich der Gäste weit über 60 Personen —, sondern namentlich die Qualität der Teilnehmer. Bei Anwesenheit des ersten Vorstehers des Börsenvereins und des Vorsitzenden des Verbandes der Kreis- und Ortsvercinc, des Vorsitzenden des Verbandes Hannover- Braunschweig, dazu mehrerer Verleger aus Berlin, Stuttgart und Wismar, darf man in der Tat von einer großen Tagung sprechen. Und die Aussprache über den Versuch der Schaffung einer Wiederverkäufe! - Ordnung und das Verhältnis zwischen dem Buchhandel einerseits und den Lehrer-Jugend- schristenausschllssen und Volksbildnern andererseits hat sicher klärend gewirkt für die demnächstigen Verhandlungen der De legierten in Bayreuth. Doch darüber habe ich nicht zu be richten. Schon am Sonnabend mittag hatte sich eine stattliche Schar in Lübeck eingesunden. Die Nachmittags- und Abend züge brachten immer neue Gäste, so daß sich abends im Schab- belhause schon mehr als 40 Personen versammelten. Von diesem Schabbelhause mutz ich. als einer einzigartigen Sehens würdigkeit, zunächst berichten. Der Sinn sür heimatliche Kunst und für die Erhaltung der Denkmäler aus alter Zeit ist überall erwacht. Das Schabbelhaus ist ein solches Denkmal, ein altes Lübecker Kaufmannshaus, das dem Abbruch und einem demnächstigen modernen Neubau verfallen wäre, wenn man nicht beherzt und unter Aufwendung bedeutender Geld mittel zugegriffen hätte. So blieb es der Mit- und Nachwelt in unveränderter alter Eigenart und Schönheit erhalten. Im Erdgeschoß betritt man zunächst eine sehr große, mit breiten Feldsteinen belegte Diele. Diese ist mit einigen hinten an stoßenden Räumen zur Weinstube eingerichtet. Hier sind viel leicht einige neuere Tische und Stühle, sonst jedoch besteht die ganze Einrichtung in allen Stockwerken mit ihren zahl reichen Zimmern, in Küche und sonstigen Nebenräumen nur aus Großväter- und Urgroßväter-Hausrat. Was sich davon nicht schon im Hause selbst befand, hat man aus Museen oder auch aus anderem Privatbesitz horbeigeschafft und angemessen aufgestellt. Tische, Stühle, Sofas, Bilder, Ofen nebst Feuer zeug, Tapeten, alles mögliche Haus- und Küchengerät sonst ist alt und echt, patzt zueinander und in die Räume, die in dieser Ausstattung einen überaus behaglichen und wohnlichen Eindruck Hervorrufen. Selbst ein altes Spinell ist anstelle des Klaviers vorhanden. Ich weih, daß z. B. Bremen in seinem Essighause etwas Ähnliches hat, finde aber doch, daß das Schabbelhaus in Lübeck viel stilvoller ist. Mir ist es der Mühe wert, daß ich demnächst mit Frau und Kindern einmal hinllber- fahre, um ihnen diese Märchenräume zu zeigen. Im Schabbelhause, in dessen Hinteren Räumen zu ebener Erde, versammelte sich also der Kreis Norden am Sonnabend in der Abendstunde. Weil es ein altes Haus ist, fehlt natürlich Gas-, geschweige denn elektrische Beleuchtung gänzlich da rinnen. Dafür stecken in schöne» Kandelabern über den Tischen und an den Wänden Wachskerzen, die ein mildes Licht aus strahlen. Wir neuzeitlichen Menschen mußten uns natürlich erst an die altertümliche Beleuchtung gewöhnen, was jedoch überraschend schnell gelang. Jede andere Beleuchtung wäre in diesen Räumen unmöglich. Nur eins beeinträchtigte schlietz- das Licht: der sich immer mehr zusammenballende Tabaks- öampf. Ich entsinne mich noch der Erzählung eines längst verstorbenen Buchhändlers, M. Bruhn, früher Inhaber der Firma C. A. Schwetschke L Sohn, wonach er mit anderen jungen Leuten so stark geraucht hätte, daß sie die brennende Unschlittkcrze auf dem Tisch nicht mehr hätten erkennen können, somit das Licht sozusagen aufgeraucht hätten. Ganz so arg war es hier zwar nicht, aber es ist doch begreiflich, daß man schließlich nach anderer Luft verlangte. Diese fand sich in dem alten und btcrberühmten Schifferhause. Knapper war es dort mit dem Platz, aber dafür ward schließlich auch Rat geschafft. Nun ist es fast unglaublich, jedoch eine gut verbürgte Tatsache, daß dort nur eine Rede noch gehalten wurde, natürlich ooram pubiieo, denn weshalb sollten die übrigen Gäste des Schiffer- Hauses nicht Mttgenntz an der Tagung des Kreises Norden haben! Für den Sonntag-Morgen stand ein Spaziergang durch die Buchenwaldungen um Schwartau mit sich daranschließendcm Frühstück in der Waldhalle, gegeben von den Lübecker Kol legen, auf dem Programm. Das Wetter war trocken und heiter. O Waldcsluft und -duft, o Buchendom! Geibel besingt dich, jauchzend Und über sanften Hügeln schwebend, wipfelreich, Der Bnchcnforst ans sciulcnhohen Stämmen wogt. Wie wohltuend war das Wandern unter diesem wogenden grünen Dach! — Wohltuend war aber auch das Frühstück in der Waldhalle. Ich weiß zwar aus eigener Erfahrung, wie herrlich Schwarzbrot und Speck, aus dem nicht ganz säubern Brotbeutel hervorgeholt, schmeckt; und Bismarck schreibt in einem seiner Briese aus dem Kriege 1870/71, er babe sich nie
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