Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1887
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- 1887-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1887
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- Deutsch
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Ein Angriff und seine Abwehr. II. (Vergl. Nr. 127.) Im Anschluß an die unter obiger Überschrift in Nr. 127 gebrachte Wiedergabe eines Artikels der »Vossischen Zeitung« und eines diesem entgegentretenden aus der »Post« sind uns weitere Entgegnungen der Berliner Tagespresse zugegangen, u. a. auch eine Richtigstellung in der »Vossischen Zeitung« selbst Das »Berliner Tageblatt« widmet in seinem Abendblatt Nr. 279 dem Gegenstände folgende Betrachtung an leitender Stelle: Die Gewerbesreiheit und der deutsche Buchhandel. Man schreibt uns von fachmännischer Seite: Seit einigen Jahren machen sich im deutschen Buchhandel Be strebungen geltend, die sehr gedrückte Lage der Sortimentsbnchhändler zu verbessern. Die teils durchgesührten, teils angestrebten Maßregeln betreffen den gesamten Buchhandel Deutschlands, viele Tausende von Firmen. Es konnte daher nicht fehlen, daß auch in weitere Kreise Gerüchte von diesen Plänen gelangten und zwar häufig in einer Form, die de» thatsächlicheu Verhältnissen schnurstracks entgegensteht. In nachstehenden Zeilen soll der Versuch gemacht werden, die Bewegung im Buchhandel zu schildern und ihre Berechtigung zu prüfen. Die Grundlage des Verkehrs im Buchhandel sowohl zwischen dem Verleger mit dem Detaillistcn, dem Sortimentsbuchhändler, wie zwischen diesem und dem Publikum bildet der Ladenpreis, das ist derjenige Preis, den der Verleger als Verkaufspreis für das Publikum sestsetzt und den innezuhalten er die Sortimentsgeschäfte durch Ge währung eines Rabatts befähigt. Ein solcher Ladenpreis ist eine Not wendigkeit, da die Anzeigen neuer Bücher beim Publikum sehr an Wert verlieren würden, wenn nicht der Preis, z» dem überall das Werk zu haben ist, gleichzeitig bekannt gegeben wird. In der Thal findet sich ausnahmslos bei allen Kulturvölkern die gleiche Ein richtung. Im Lause der Jahrzehnte hat sich die Praxis herausgebildet, daß einzelne Sortimentsbuchhändler, namentlich solche, die in der Nähe der Verlagscentre» Berlin und Leipzig gelegen und daher für Frachten viel geringere Unkosten aufzuwenden haben wie Firmen, die sich etwa au den Grenzen des Deutschen Reichs befinden, einen Teil des ihnen vom Verleger gewährten Rabatts dem Publikum zukommen lassen. Von säst allen Seiten wird zugegeben, daß hierin an und für sich eine Gefahr nicht liegt, daß vielmehr dem freien Wettbewerb ein ge wisser Spielraum auch bezüglich der Preise eingeräumt werden müsse. Als indessen die Konkurrenz durch Unterbieten eine immer maß losere wurde und schließlich die Grenzen überschritten wurden, die für die Lebensfähigkeit kleinerer Geschäfte notwendig sind, da trat zunächst eine große Anzahl deutscher Verlagsbuchhändler zusammen, um über die Mittel zu beratschlagen, wie ihren bedrängten Standesgenossen zu helfen sei. Sie untersagten die öffentliche Anzeige ihrer Verlagsartikel mit anderen, als den von ihnen festgesetzten Ladenpreisen und verbaten sich, daß über eine bestimmte Grenze in der Gewährung von Rabatt dem Publikum gegenüber hinausgegangen werde. Als Mittel, ihren Beschlüssen Geltung zu verschaffen, erklärten sie, den Verkehr mit Firmen, die sich nicht fügen wollten, ganz abzubrechen oder die Bezugsbe dingungen diesen Firmen gegenüber so einzuschränken, daß ein ferneres Unterbieten unmöglich werde. Es wird ferner in Erwägung gezogen, ob es sich nicht empfiehlt, durch eine Statutenänderung diejenigen Firmen, welche durchaus bei ihrer schrankenlosen Preiskonkurrenz beharren, aus dem Börsenverein deutscher Buchhändler auszuschließen und ihnen die Vorteile, welche dieser Verein durch eine Reihe praktischer Einrichtungen bietet, zu entziehen. Die von den teils ausgeführten, teils in Vorbereitung befindlichen Maßregeln Bedrohten stellen die Sachlage als einen Angriff aus die Gewerbesreiheit dar. Aus der vorgehenden, ganz objektiven Darstellung der Thatsachen wird sich indessen unschwer entnehmen lassen, daß die staatliche Ein richtung der Gewerbesreiheit in keiner Weise von den Maßnahmen der Verlagsbuchhändler oder des die meisten Buchhändler Deutschlands um fassenden Börsenvereins berührt wird. Gerade im Gegensatz zu den bekannten agrarischen und schutz- zöllnerischen, auf Staatshilfe gerichteten Bestrebungen handelt es sich für den deutschen Buchhandel ausschließlich um ein Werk der Selbst hilfe, beziehungsweise um eine Hilfe, welche ein Teil dieses Standes, der Verlagsbuchhandel, freiwillig einem andern Teil, dem Sortiments buchhandel, angedeihen läßt. Die beteiligten Verleger sind der Meinung, daß — weit davon krststrnt, die Gewerbefreiheit beschränken zu wollen — sie vielmehr solche auch für sich in Anspruch nehmen und auszunutzen gedenke». So gut wie es jedem Sortimenter frei steht, da zu kaufen, wo es ihm beliebt, und zu verkaufen, wie es ihm beliebt, muß es auch jedem Verleger überlassen bleiben, die Preise für seine Ware festzustellc» und unter Umständen ein Kaufgesuch ganz abzulehnen. Allerdings wird der Laie die Fragen aufwerfen: Muß nicht dem Verleger in erster Linie daran gelegen sein, seine Berlagsartikel zu verkaufen? Kann es ihm nicht gleichgiltig sein — vorausgesetzt, daß er das geforderte Geld für die Ware erhält — was der Käufer später damit treibt, ob dieser sie mit großem oder mit geringem Nutzen, selbst gar mit Schaden wieder veräußert? Im deutschen Verlagsbuchhandel finden sich alle politischen und wirthschastlichcn Parteien vertreten. Wenn er trotzdem fast einmütig sich dahin entschieden hat, daß es ihm nicht gleichgiltig sei, in welcher Weise die von ihm hergestellten und verkauften Bücher weiter verkauft werden, so läßt sich wohl der Schluß daraus ziehen, daß in der That ein schwerwiegendes, von Tagesmcinuiigen völlig unabhängiges In teresse seine Anschauung bestimmt. Thatsächlich sind es im ganzen Deutschen Reich nur einige wenige Firmen, welche die von den Verlegern festgesetzte Rabattgrenze über schreiten. Diese Geschäfte können lediglich an Centralplätzcn bestehen und sich nur bei minimalem Gewinn durch einen sehr großen Umsatz halten. Ein neues Absatzseld wird erfahrungsgemäß von ihnen in keiner Weise erschlossen; sie beschränken sich darauf, ihren Kollegen durch Unterbietung die Kunden abzujagen und ihnen, namentlich i» den kleineren Städten, die fernere Existenz unmöglich zu machen. Der Verlagsbuchhaudel, namentlich derjenige, der neue wissenschaftliche Werke dem Markte zuführt, bedarf aber der nach Tausenden zählenden Kanäle, welche seine Novitäten den Interessentenkreisen zuführen. Die großen Centralgeschäfte, die in allen Weltgegendcn Kunden haben, begnügen sich im wesentlichen damit, die bereits eingebürgerte Litteratnr zu verbreite», sie sind aber nicht im stände, die speziellen Bedürfnisse, ja häufig Liebhabereien ihrer Kunden zu übersehe» und durch Ansichtssendungen zu befriedigen. Das aber leistet der Sortiments- buchhändlcr der kleinen Städte, und mit der Vernichtung seiner Existenz geht auch die Möglichkeit zu Grunde, aus bisherigem Wege eine große Reihe wissenschaftlicher Werke in dem Maße abzusetzen, daß die Pro duktionskosten gedeckt werden. Hat somit ein großer Teil des Verlagsbuchhandels ein wesent liches materielles Interesse, die Aussaugung der kleineren solide» Provinzialgeschäste durch an sich völlig erlaubte Maßregeln zu ver hindern, so waltet bei anderen Verlegern ein rein ideeller Grund vor, um in gleicher Weise wie jene vorzngehen. Wer nur einigermaßen den Buchhandel in französischen und eng lischen Proviuzialstädten kennen gelernt hat, wird ein Stoßgebet zum Himmel richten, daß er uns vor Zuständen, wie sie dort herrschen, in Gnaden bewahren möge. Mit ganz verschwindenden Ausnahmen kann man wohl behaupten, existiert weder ei» englischer Buchhandel außer halb Londons, noch ein französischer außerhalb Paris. In der kleinsten deutschen Universitätsstadt wird man eine Reihe von Sortimentshand lungen finden, in deren jeder mehr Bücherkenntnis und ein größeres Lager wissenschaftlicher Werke zu finde» ist, als in allen Handlungen mancher französischen oder englischen Stadt von mehr als hunderttausend Einwohnern. Hat das rege geistige Leben, das nicht nur unseren Universitätsstädten, sondern auch den meisten größeren und mittleren Städten der Provinz in Deutschland eigen ist, wesentlich dazu bci- getrageu, einen blühenden Buchhandel, auf den wir stolz sein könnew zu schaffen, so ist auch umgekehrt dieser Buchhandel eine kräftige Stütze und nie versagende Anregung des geistigen Lebens in der Provinz gewesen. Man vernichte diesen Buchhandel und man wird mit ihm ein Stück Kultur in Deutschland zu Grabe tragen! Unter der gleichen Überschrift schreibt die »Vossische Zeitung« in ihrer Beilage zu Nr. 248: Wir empfangen aus buchhändlerischen Kreisen die folgende Zuschrift: Unter dieser Überschrift brachte die „Voss. Ztg." in Nr. 240. d. I- eine Mitteilung, welche unter den Angehörigen des Buchhandels sofort ein volles Verständnis und in einzelne» Punkten wenigstens Zustimmung erfahren wird. (? Red. d. Bbl.) Anders dürfte die Beurteilung den Augen des größeren Publikums sich gestalten, welches wohl »ick Interesse der Entwicklung und den Wandlungen des Buchhandels gefolgt ist, ohne doch die allein durch das praktische Geschäftslcbcn zu erwerbenden Anschauungen von der Eigenart des Buchhandels zn be- sitzen. Es ist auch vielleicht nicht ohne Grund auzunehmen, daß inanchcr Leser des Aussatzes die nicht richtige Anschauung gewönne, als ob der deutsche Buchhandel die Aufhebung der Gewerbefreiheit erstrebte die Zustände zurücksehnte, die in früherer Zeit auf die Ausbreitung der Gewerbe, auch des Buchhandels, lähmend eingewirkt haben. Daß die Gewerbefreiheit trotz mancher schwerwiegender MW- stände von den Mitgliedern des Buchhandels gewürdigt wird, kam aus das bestimmteste versichert werden; es ist dies auch von der »
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