Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1888
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- 1888-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1888
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- Deutsch
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Jl? 25g, 7. November 1888, Nichtamtlicher Teil, 5625 und Rechtfertigung anführen; es muß genügen, hier auf Lessings Wc.t vom vielen Lobe und wenigen Lesen hinzuweisen, da das lctztc Wort nur die Handlungsbücher der Firma sprechen lönncu. Wir brechen hier unsre Betrachtungen über die Thätigkeit des Verlegers ab und nennen, ehe wir uns nun dem Mensche» widmen, nur noch zwei seiner Anregung entsprossene Schriften, beide dem Andenken seines Großvaters gewidmet, Bruchstücke aus einer Geschichte des Hauses und Bausteine für eine Geschichte des Buchhandels in den letzten hundert Jahren, beide von herzlicher Verehrung und Dankbarkeit diktiert: den von Vollmer herausge gebenen Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta und Schäfsles Schrift über Joh, Fricdr, Cotta, letztere zu Gelegenheit des hun dertsten Geburtstages des berühmten Vorfahren verfaßt, beide an neuen Aufschlüssen der wichtigsten und wertvollsten Art überreich. Diese Werke und ihr Erscheinen auf seine Anregung ehren ihn gleichermaßen wie den Großvater, an dein er, wie wir wiederholt sagten, mit unendlicher Liebe hing: ihm, dem Hochverdienten und viel zu wenig Gekannten, endlieh in unwiderlegbaren Ouellenwcrkcn gerecht zu werden, war stets seine vornehmste Sorge gewesen, und der Enkel hat es erleben dürfen, daß man dank seinen Bemüh ungen im Großvater jetzt allgemein den aufopferungssähigsten, edel wütigsten und selbstlosesten Förderer deutscher Kultur und gleicher maßen den geistvollen Politiker und Volkswirt erblickt. Aber cs wäre auf diesem Gebiete das Tagewerk des nur zu früh zeitig entschlafenen dankbaren Freiherrn noch nicht abgeschlossen gewesen, da er beabsichtigte, seinem hochverdienten Vater ein gleiches Ehrendeukmal zu setzen und auf Grund des reichen Familien- nnd Geschäftsarchivs eine Geschichte der I, G, Cotta'schen Buch handlung von ihrer Entstehung an schreiben zu lassen. Nachdem wir den Geschäftsmann kennen lernten, tragen wir nun um so mehr Verlangen, dem Menschen näher zu treten, dessen Leben wir bereits früher ein im besten Sinne des Wortes innerliches nannten. Der Frhr, v, Cotta ist, wie wir oben sagten, nur in engstem Kreise Persönlich bekannt gewesen. Dieser Umstand darf nicht mißdeutet werden. Obwohl der Verstorbene seines Wertes sich durchaus bewußt und demgemäß nicht ohne berechtigten Stolz war, lag es doch nicht in seiner Natur, sich vorzudrängen und in Ansehung seines Namens und seiner persönlichen Bedeutung um Anerkennung zu bitten. Er liebte den Lärm des Tages nicht und wollte gesucht sein; wo sein warmes Herz Liebe und Neigung entgegenbringen sollte, mußte es sich gleicher Gefühle von der anderen Seite bewußt sein. Ihn freute aber jede ihm und seinem Hause bewiesene Aufmerksamkeit, und er wußte es vollauf zu würdigen, wenn man insbesondere diesem letzteren, wo es immer sein mochte, die Stellung anbot, auf die es seiner Meinung nach begründeten Anspruch zu erheben berechtigt war. Eine solche Anerkennung sollte ihm noch in seinem letzten Lebensjahre werden und einen verklärenden Schein aus den Aus gang seiner Erdentage werfen. Für die zum 25jährigen Re- giernngsjubiläum des Königs Karl von Württemberg geplante Graphische Landesausstellung war er durch Akklamation eines engeren Kreises von Berufsgenossen einstimmig zun, Vorsitzenden gewählt worden, und seitdem widmete er sich seinem Amte mit Vorliebe, Für die Ausstellung selbst, die er dem Range seiner Firma gemäß großartig beschicken wollte, hatte er aus seiner kost baren Privat und der Geschästsbibliothck alles, was sein Haus seit Jahrhunderten an illustrierten Werken erzeugt hatte, für diese Herrichten lassen: Schätze, von denen außer ihm wohl kauni noch jemand wußte. Er hat diese Ausstellung, wie so manches an dere, nicht mehr erleben sollen, aber ins Grab soll ihm bezeugt werden, daß, wenn das Jahr 188S jene Ausstellung bringt, für ihn ein angemessener Teil des Gelingens in Anspruch genommen werde» darf, — Ehrenstellen im buchhändlerischen Vercinswesen hat der Verstorbene nie bekleidet, an Beratungen wenigstens seit längeren Jahren nicht teilgenomiuen, aber mit Strenge darauf ge halten, daß sein Haus stets dabei vertreten sei. Sein Bevoll mächtigter hatte seine eigensten Instruktionen auszuführen, und so milde sein Wesen sonst war, so nachdrücklich wußte er, Ivo es sich bei ihn, um Fragen prinzipieller Natur handelte, Absicht und Willensmeinung zu begründen und unwiderruflich festzustelle». Das Wohl des Gesamtbuchhandels lag ihm überaus warm an, Herzen, und den Bestrebungen desselben in den letzten Jahren, das Rabattunwesen abzuschassen, schloß er sich gen, an; seiner innersten Natur zuwider aber waren die Unterschriften für Ab machungen, deren Tendenz und Endziele er nicht kannte. Er war sich bewußt, unverbrüchlich an seiner Zusage festzuhalten, auch wenn es große Opfer kosten sollte — dies schriftlich zu erkläre», wider strebte ihm. Es wird bei solcher Naturanlage begreiflich erscheinen, daß der Frhr, v, Cotta politisch noch weniger von sich reden machte, Parteistreitigkciten waren ihm im tiefsten Herzen zuwider. Er fühlte sich als Deutscher, ohne darum den Württemberger zu ver leugnen, und in dem greisen Kaiser Wilhelm, dem Gründer des neuen Reiches und dessen Schirmherr», sah er zugleich den För derer und Mehrer des Friedens und der allgemeinen Wohlfahrt; der alte Kaiser hat schwerlich einen treueren Verehrer gehabt. Auch in Kommunalangelegcnheiten war der Freiherr vor langen Jahren als Mitglied des Bürgerausschusses nur kurze Zeit thätig — er sprach gern lächelnd von jenen Zeiten und der Rede- Wut einzelner seiner Herren Kollegen, und er durfte dies mit Recht thun, da bei ihm die Worte teuer waren. Dahingegen hat er lange Jahre der Württembergischc» Sparkasse als einer der von der Regierung verordneten Vorstände und ebenso dem Litte^arischeu Sachverständigen-Verein sür Württemberg als stellvertretender Vor stand angehört: er mußte aus seiner Thätigkeit wirklich einen Nutzen entspringen sehen, um weder Mühe noch Opfer zu scheuen, Wohlwollen und Mildthätigkeit war überhaupt der Grund zug seines Charakters; wo es wirklichem Elend galt, hatte er stets eine offene Hand, ohne die Linke wissen zu lassen, was die Rechte that, und wenn seine Firma nach seinem Dafürhalten mit Hilfe nicht cintreten durfte, so half er, um sich im Herzen nicht gedrückt zu fühlen, gewiß persönlich. Wer je in dieses Mannes mildes, blaues Auge sah, den sympathischen Klang der Rede vernahm, wer nur einmal mit ihm intimeren Verkehr pflegte, der hat sich der gedrungenen, korpulenten Gestalt mit dem eigenartigen, von früh zeitig weißem Haar und Bollbart umrahmten Kopfe gewiß stets mit Freude erinnert, der Reiz seines wohlwollend freundlichen Wesens mußte jeden gewinnen. Müssen wir erwähnen, daß des Verstorbenen Wirken von Königen und Fürsten anerkannt wurde und es ihm an Dekorationen nicht fehlte? Dem Sinne des Heimgegangenen dürfte es sicher widerstreben, — Seine kkneigennützigkeit und Opferwilligkeit hat er noch vor wenigen Jahren schön erprobt. Er hatte vor Jahren von den, letzten Enkel Goethes die Originale des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe um eine bedeutende Summe angekauft; es war ihm eine Herzenssache, diese Schätze, die zu jener Zeit keine Käufer fanden, nicht zersplittert zu sehen. Er wollte sie seinem Hause und der Wissenschaft nutzbar gemacht sehen, hatte auch sonst seine Freude daran, da er ein verständnisvoller Sammler und Besitzer einer wertvollen Handschriftensammlung war. Als dann dieser Enkel des Dichtere- starb, als die Großherzogin von Sachsen das Goethe-Museum gründete und sür dieses jene Briefe nicht entbehren zu können glaubte, überließ er sie ihr zum Ankaufs preise — mit wie schweren, Herzen, braucht nicht gesagt zu werden. Ehe wir dem Schlüsse zueilen, sei noch mit kurzen Worten der Familie des Abgeschiedenen gedacht. Im Jahre 1862 hatte er sich mit dem Fräulein Amelie de la Harpe aus Lausanne ver mählt und damit ein Ehebündnis eingegangen, das, wie es gegen seitig auf reinster Neigung beruhte, ihm zu stetem Segen gediehen ist. In dieser Ehe, der eine nunmehr glücklich verheiratete Tochter und ein Sohn, der einundzwanzigjährige Baron Friedrich, entsprossen, hat der Freiherr eine Fülle des Glückes an sich er fahren, das nur der Tod zu enden vermochte. Was das Leben
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