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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. . V l, 2. Januar 1914. aber die Aufnahme, die es allenthalben gefunden hat, zeigt, daß cs oft nur des Weckrufs bedarf, um Gleichgesinnte zu gemein samer Arbeit im Interesse der Allgemeinheit zu Verbünden. Von dem moralischen Erfolg dieser Betätigung abgesehen, wird sich als eine notwendige Folge des Zusammenwirkens zwischen dem Buchhandel, der Stadt Leipzig und der sächsischen Regie rung, wie es durch die Errichtung der Deutschen Bücherei be dingt ist, ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche unseres Berufes ergeben, das sich umso förderlicher erweisen wird, als der Buchhandel selbst bisher wenig getan hat, größere Kreise der Volksgenossen über die Vorbedingungen seiner Aufgaben und Arbeit zu unterrichten. Nur so ist es ver ständlich, daß nicht nur über den Buchhandel, seine Organisation und Einrichtungen, sondern auch über seine Erwerbsmöglich keiten die sonderbarsten Vorstellungen im Publikum anzutreffen sind, obwohl wenige Berufe ein tieferes Verständnis für ihre Tätigkeit seitens der Öffentlichkeit so notwendig haben wie der Buchhandel, dessen eigene Interessen Hand in Hand mit denen der Allgemeinheit gehen. Freilich muß immer wieder betont werden, daß diese Interessengemeinschaft erst dann vor handen ist, wenn der Buchhändler seiner Aufgabe ge wachsen und zur Übernahme fruchtbringender Arbeit pro pagandistischer Natur bereit ist. Denn so wichtig auch die Bücherbesorgung sein mag, so wird doch die bloße Deckung des Bedarfs, das Genügen der Nachfrage, immer nur einen kleinen Teil seiner Tätigkeit ausmachen, der Schwer punkt dagegen aus der Gewinnung der dem Buche bisher noch Fernstehenden liegen. Ihnen mutz er die Notwendigkeit klar machen, sich im Interesse ihrer beruflichen Ausbildung, ihres Fortkommens dem Buche zuzuwenden, oder sie ihren bisherigen Interessen und Neigungen dadurch entfremden, daß er sie über zeugt, wie viel mehr Genuß und Anregung ihnen ein gutes Buch zu geben vermag als irgend eine andere Sache. Aus diesem Grunde halten wir es auch für richtig, was wir bereits früher aussührten, daß, wenn sich jetzt überall Bücherverkäufer austun und dem Buchhandel ins Handwerk pfuschen, dies nichts anderes bedeute, als daß der Buchhandel in der einen oder an deren Richtung seine Pflicht versäumt hat. Entweder die Pflicht, mehr und Besseres zu leisten, als die Auchbuchhändler, oder die Pflicht, das Publikum darüber auszuklären, was es von diesen erwarten kann und was er ihm zu bieten hat. Unterscheidet sich der Buchhändler in nichts von dem Auchbuchhändler, als allenfalls durch das Matz erhöhter Rabattansprüche an den Ver leger, so kann es dem Publikum gleich sein, wer aus diesem Kampfe als Sieger hervorgeht, da ihm ja dann die eine Partei nicht mehr zu bieten hat als die andere. Gerade das vergangene Jahr mit seinen Gedenktagen an die Vergangenheit unseres Volkes sollte uns eine Mahnung sein, den Lehren der Geschichte mehr Beachtung zu schenken und uns klar über den Zusammenhang von Ursache und Wirkung auch in der Entwicklung unseres Berufes zu werden. Es ist dazu nicht ein mal nötig, hundert Jahre zurückzugehen: schon der Blick in die jüngste Vergangenheit unseres Wirtschaftslebens zeigt uns die Wechselwirkung der Dinge zueinander, die Aufeinanderfolge von Wirkung und Gegenwirkung. Sie sollte uns lehren, unsere Stellungnahme nicht von Maßnahmen abhängig zu machen, die wirtschaftliche und berufliche Fragen anscheinend im Sinne unse rer Interessen lösen, in Wirklichkeit aber bloß den Weg für eine diesen Interessen entgegengesetzte Entwicklung frei machen, auf die wir dann meist ohne Einfluß sind. Eine solche Entwicklung wird sich überall da gegen unfern Willen vollziehen, wo wir uns gegen Bedürfnisse und Notwendigkeiten einer Zeit stemmen, die den Wert jedes Einzelnen danach bemißt, wie er ihren Erfordernissen gerecht zu werden oder sich mit ihnen abzufinden versteht. So man nigfach und vielgestaltig diese Erfordernisse nun auch sein mögen, in einem Punkt gehen sie doch zusammen: in der unbedingten Notwendigkeit für jeden Berufsgenossen, sich mit seiner Person und seinem ganzen Können für ihre Befriedi gung einzusetzen, wenn er nicht ausgeschaltet und durch andere, geeignetere Kräfte ersetzt werden will. Aus die sem Grunde werden sich auch auf die Dauer alle Maß nahmen als unzweckmäßig erweisen, die auf die Begünstigung eines Berufs gerichtet sind, ohne dieser Forderung Rechnung zu s tragen. Lassen wir die Entwicklung der letzten Jahre in unse rem Berufe an uns vorüberziehen, so können wir beob achten, wie alle dahingehenden Versuche gescheitert sind, ja in vielen Fällen das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung zur Folge gehabt haben. Statt vieler nur wenige Beispiele: Die Erhöhung des Ver legerrabatts auf populäre Werke hat dem Sortiment in folge der Vermehrung der Auchbuchhändler weit mehr Schaden als Nutzen gebracht und seinen Besitzstand und seine Erwerbsmöglichkeiten in einer Weise eingeschränkt, die ihn heute weit mehr in der Vermehrung dieser Kon kurrenz als in der Unzulänglichkeit des Rabatts die Ursachen seiner prekären wirtschastlichenLage erblicken läßt. Gleichwohl sucht man auch dieses Übel mit Palliativmitteln zu bekämpfen, indem man, über die berechtigte Forderung der Rabattbeschränkung aus nicht populärwissenschaftliche Literatur gegenüber den Auchbuch- häudlern hinausgehend, sie in Bausch und Bogen einer besonderen Reglementierung unterstellen will, ohne die Frage zu prüfen, was sie für den einzelnen Verleger bedeuten. Nicht minder lehr reich sind die Erfahrungen des Buchhandels mit den Waren häusern. Auch hier hat die Entwicklung gezeigt, daß sie stärker ist als der ihr entgegengesetzte Widerstand, und daß es - wenn mau die Gesamtheit aller Interessen und die tatsächlichen Ver hältnisse in Betracht zieht — klüger ist, die Warenhäuser zu sich herüberzuziehen, als sich ihnen entgegenzustellen. Macht kann immer nur von Macht oder — wo sie, wie im Sortiment, fehlt — von Klugheit überwunden werden. An sic wird man auch appel lieren müssen, wenn man die Wirkungen der gänzlichen Abschaf fung des Kundenrabatts, die Gleichstellung aller Kunden ohne Rücksicht auf die Höhe ihres Bedarfs und ihre Zahlungsweise richtig einschätzen will. Auch hier wird sich das Heilmittel ge fährlicher als die Krankheit erweisen. Es haben schon viele Doktoren am Krankenlager des Sorti ments gesessen, ihm den Puls gefühlt und Mittel und Mittelchen verordnet. Der Patient ist trotzdem nicht gestorben, und er wird weiter leben, wenn er erst wieder denGlauben an sich selbst zurück- gcwinnt, den Glauben, daß ihm nur geholfen werden kann, wenn er sich selbst hilft. Was den einen Sortimenter drückt, drückt tau sende, nur daß es dem einen ungleich schwerer ist, sich dem Drucke zu entziehen, als einer großen Körperschaft, die den Einzelwil len zum Gesamtwillen erhebt. Es stände heute noch schlecht uni unser deutsches Vaterland, wenn sich nicht der Gedanke durchge setzt hätte, daß die Gemeinsamkeit der Interessen über alle Stammeseigenheiten hinweg einen Zusammenschluß und gemein sames Handeln erfordert. Es kann und darf nicht die Aufgabe des Börsenvereins als der Interessenvertretung des gesamten Buchhandels sein, sich einseitig aus den Boden einer Partei zu stellen und deren Interessen in überwiegendem Maße zur Gel tung zu bringen, wenn er sich dadurch nicht seiner Hauptaufgabe: der Vertretung der Interessen des Ge samtbuchhandels in und gegenüber der Öffentlichkeit entfrem den und in seiner Aktionsfreiheit lahmgelegt sehen will. Mit diesem Zusammenschluß der Sortimenter in den Kreis- und Ortsvereinen wäre freilich nur die äußere Form ge geben: sie mit lebendigem Geiste zu erfüllen, wird allein von der Arbeit des einzelnen und dem Grade seiner Interessiertheit an allen buchhändlerischen Fragen abhängen, also nicht nur an jenen, bei denen er sich unmittelbar oder persönlich beteiligt glaubt. Denn erst die Kenntnis des Verhältnisses der Dinge zu einander wird ihm das rechte Verständnis nicht nur für die Be rechtigung seiner Forderungen, sondern auch für die anderer vermitteln.AusdiesemGrunde ist es auch ausgeschlossen, daß dieser Zusammenschluß seineSpitze gegen denVerlag richten könnte: wer würde Wohl den Ast absägen, auf dem er sitzt? Eine Verständigung von Organisation zu Organisation würde im Gegenteil auch zu einem besseren Verständnis für die Existenzbedingungen des Verlags führen und dessen berechtigte Forderungen nicht mehr im Lichte der Willkür, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeiten erscheinen lassen, sobald Männer an der Spitze der beiderseitigen Interessenvertretungen stehen, die sich ihrer Verantwort lichkeit gegenüber ihren nächsten Bcrufsgenossen und ihrer Pflichten gegen die Allgemeinheit bewußt sind. Tritt ! dazu die Anteilnahme jedes einzelnen an den allen ge- 2
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