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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1934
- Strukturtyp
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- 1934-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1934
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- Deutsch
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Xr 49, 27. Februar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. ü. Dtschn vuchhauüel. ist, im einzelnen keineswegs engherzige Grenzen gezogen werden, lind soweit Zurückhaltung geboten ist, darf sic selbstverständlich auch nur von den dafür verantwortlichen Stellen auserlegt wer den. Jene amtliche Erklärung gegen unzulässige Anweisungen an die Presse dürscn wir sinngemäß durchaus auch für das politische Buch gesagt ansehcn: »In letzter Zeit sind wiederholt Fälle vor- gclommcn, in denen von unberufenen Stellen, von Organisatio nen, Verbänden usw. die Presse angewiesen worden ist, über be stimmte Fragen entweder in bestimmter Weise zu berichten oder nicht zu berichten oder auch Aufsätze über bestimmte Fragen den betreffenden Stellen, Organisationen, Verbänden usw. vor der Veröffentlichung zur Prüfung vorzulegen. Ein derartiges Ver fahren ist unzulässig. Zur Anordnung an die Presse sind aus schließlich die zum Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gehörende Prcsseabtcilung der Reichsregierung so wie die im Einvernehmen mit dieser arbeitende behördliche Presse stelle befugt. Anordnungen anderer Stellen brauchen von der Presse nicht befolgt zu werden«. Ein anderer Punkt, auf den bei der Arbeit für das politische Buch zu achten ist, betrifft das Verhältnis von Partei und Staat. Viele operieren hier immer noch mit dem Schlag wort eines mißverstandenen »totalen Staates-, gehen von einem intellektuell gesehenen »Staat an sich- aus, was meist seinen Grund in der kleindeutschen Geschichtsauffassung, in einem ent arteten Preußentum und einer Überschätzung der Allmacht des Staates hat. Wie wir schon eingangs sagten, zielt der National sozialismus aber auf mehr als nur auf den starken Machtstaat, er will dazu das innere V e r w u r z c l t s e i n im Volke. Wieder ist hier ein Aufsatz von Alfred Rosenbcrg »Totaler Staat?- richtungweisend, in dem der Auffassung cntgegenge- trelen wird, als sei mit dem Nationalsozialismus an die Stelle des Parteicnstaates nun der sogenannte totale Staat getreten, der gleichsam das gesamte politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Nation beschlagnahme und Vormund, Leiter und Kommandierender aller Lcbensäußerungcn des Volkes sei. Ro- seubcrg verweist demgegenüber auf das Begründelsein des Na tionalsozialismus im Volke und sagt: »Die Revolution des 30. Januar 1933 ist nicht etwa die Fortsetzung des absolutistischen Staates, wieder mit einem neuen Vorzeichen, sondern der Staat wird hier zun, Volk und Volkstum in eine andere Beziehung ge setzt wie 1918, aber auch anders wie 1871. Was sich in diesem vergangenen Jahre vollzogen hat und in weiterem Umfange noch vollziehen wird, ist nicht die sogenannte Totalität des Staates, sondern die Totalität der nativ n also zia- listisehen Bewegung. Der Staat ist nicht mehr etwas, was neben dem Volk und neben der Bewegung bestehen soll, sondern er ist Werkzeug der herrschenden nationalsozialisti schen Weltanschauung. Dies ist nur scheinbar ein geringer Unter schied zwischen den Betonungen im Schwergewicht eines staats politischen oder erkenntniskrilischen Denkens, und doch ist die Klä rung der gedanklichen Voraussetzungen von ungeheurer Wichtig keit, weil auf Grund einer falschen Begriffsbildung vielleicht im Anfang noch nicht, aber unweigerlich im Laufe der Zeit auch eine Praktische Konsequenz sich für die Handlungen der Politik ergibt. Würden wir fortlaufend vom totalen Staat sprechen, so würde nach und nach bei jüngeren Nationalsozia listen und kommenden Geschlechtern wieder der Begriff des Staates an sich ins Zentrum rücken und die Handlungen der Staatsbeamten als das Primäre empfunden werden. Betonen wir aber heute schon mit aller Deutlichkeit, daß es eine bestimmte politische Weltanschauung und Bewegung ist, die das Recht der Totalität beansprucht, so werden die Blicke der Generationen sich eben auf diese Bewegung richten und das Verhältnis zwischen Staat und NSDAP, in einem ganz anderen Lichte erblicken, als wenn man die Staatlichkeit an sich als das Höchste bezeichnen würde. Aus all diesen Gründen empfiehlt cs sich für alle Natio nalsozialisten, deshalb nicht mehr vom totalen Staat zu sprechen, sondern von der Ganzheit (Totalität) der natio nalsozialistischen Weltanschauung, der NSDAP, als Körper dieser Weltanschauung und vom nationalsozialistischen Staat als dem Werkzeug zur Sicherung von Seele, Geist und Blut des Nationalsozialismus als der epochalen Erscheinung, die im 20. Jahrhundert ihren Anfang genommen hat-. Für die Ausrichtung unserer Arbeit am Politischen Buch sind auch diese grundsätzlichen Feststellungen von großer Bedeutung. Eine weitere Aufgabe wird sein, auch dem Konjunktur- schrifttum gegenüber Wachsamkeit zu üben. Darüber ist ja inzwischen wiederholt manch unmißverständliches Wort gesagt worden, und erfreulicherweise kommt neuerdings auch aus dem Publikum dagegen merklicher Widerstand auf. Ist es nicht eigent lich aber beschämend, daß diese Seuche überhaupt bei uns hat Fuß fassen können? Wir selber haben hier durchaus die größere Schuld, denn der Buchhandel hat doch überhaupt erst die Hand geboten, diese Erzeugnisse zu verbreiten. Ebenso werden wir Zu rückhaltung üben müssen gegenüber den Versuchen bürger licher Intellektueller, das nationalsozialistische Ideen gut zu verfälschen. In bezug auf sie erinnern wir ebenfalls an die Worte Rosenbcrgs: »Es wird wachsamster Aufmerksamkeit be dürfen, damit diese Richtungen nicht das pulsierende Leben des Nationalsozialismus zu llberkrusten beginnen, sondern daß auch gegebenenfalls die betreffenden Persönlichkeiten und Gruppen entsprechend gekennzeichnet werden. Wir haben nicht vierzehn Jahre lang gekämpft, um überlebten Gestalten erneut Möglich keiten für ihre weltfremden Lehren zu schaffen, sondern um einem neuen Geschlecht und einem neuen Lebensgcfühl Raum zu er obern. Es wird Aufgabe eines unbefangenen Geschlechtes in allen Berufen und Ständen sein, diese an sich durchsichtigen Versuche zu überwinden und sich einzureihen in jenes Gesetz des Denkens und Handelns, wie cs seit vierzehn Jahren dauernd schöpferisch in der nationalsozialistischen Bewegung tätig gewesen ist. Der Nationalsozialismus soll nicht zerredet, sondern er muß erlebt und gestaltet werden. Wachsamkeit ist die Pflicht aller jener, die instinktiv und bewußt an dem geistigen Ausbau Deutschlands tätig gewesen sind-. Diese Worte sind durchaus auch ein Appell an den Buchhan del. Das zweite Jahr des Nationalsozialismus wird gerade ihn und bei ihm insbesondere den politischen Verleger vor neue große Aufgaben stellen. Nach den wiederholten Erklärungen der Führer der Bewegung wird es vor allem das Jahr der Er ziehung und Schulung sein. Alfred Roscnberg ist mit der Überwachung der gesamten geistigen und weltanschau lichen Schulung und Erziehung der Partei und aller gleich- geschalteten Verbände sowie des Werkes »Kraft durch Freude» betraut worden und hat gerade dieser Tage seinen wegweisenden Bortrag über den Kampf um die Weltanschauung ge halten, aus den noch besonders zurückzukommcn sein wird. Seinen Erklärungen wird für die Arbeit am politischen Buch in Zukunft noch mehr als bisher Bedeutung zukommcn. Sind wir auf diese neuen Aufgaben gerüstet? Politische Erziehung — gewiß, sie wird anders als in der liberalen Ara weniger über das Buch, als im unmittelbaren gemeinschaftlichen Zusammenleben in der SA., im Arbeitsdienst, in der Hitler jugend usw. vor sich gehen. Aber als Hilfsmittel, als Unter lage für sie wird das politische und Weltanschauungsbuch auch in Zukunft seine große Aufgabe haben. Diese Aufgaben werden wir in zureichender Weise nur lösen können, wenn wir uns in allen Sparten des Buchhandels der Verantwortung, die wir gegenüber Partei und Staat tragen, bewußt sind. Das politische Buch ist ein Mittel der politischen Erziehung, cs ist mit dazu berufen, den neuen Menschen bilden zu helfen. Die Aufgabe ist schwer, aber ihre Lösung, an der wir alle Mitarbeiten müssen, wird entscheidend sein für die weitere und dauerhafte Festigung der nationalsozialistischen Revolution. Wir brauchen uns nur die Worte des Führers: »Der neue Staat wird dann ein Phantasieprodukt sein, wenn er' nicht einen neuen Menschen schafft. Seit zw eiein halbtau- send Jahren sind mit ganz wenigen Ausnahmen nahezu sämtliche Revolutionen gescheitert, weil ihre Führer nicht erkannt hatten, daß das Wesentliche einer Revolution nicht die Macht übernahme, sondern die Erziehung der Men schen ist« zu vergegenwärtigen, um die Größe, aber auch die Verantwortung, die uns damit auferlegt ist, zu erkennen. PaulWetnreich. 187
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