Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1856
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1856-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1856
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18560519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185605194
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18560519
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1856
- Monat1856-05
- Tag1856-05-19
- Monat1856-05
- Jahr1856
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^1? 64, 19. Mai. Vorschläge zur Hebung des Verlags und Sortiments- Handels. Als der deutsche Buchhandel seine jetzige Gestaltung annahm, da wurde diese Einrichtung, sowohl von Verlegern als Sortimentern, freudig begrüßt. Den Ersteren wurde dadurch Gelegenheit, die von ihnen verlangten Werke an die meisten der mit Leipzig in Verbin dung stehenden Handlungen auf Kosten der Letzteren einzuscnden, die sie ihrerseits wieder an solche Kunden zur Ansicht sandten, von denen zu erwarten war, daß sie sich dafür interessicen würden. Auf diese Weise wurden — während diese Einrichtung noch neu war — gewiß eine große Menge Bücher im combinirten Vortheil der Verleger und Sortimenter abgesetzt, die sonst nicht einmal be kannt geworden waren. Das zufriedenstellende Resultat veranlaßte Wiederholungen in immer steigender Progression, und so ist es denn seit einigen Decennien dahin gekommen, daß, weil das büchcrkau- fende Publicum mit solchen Neuigkeits-Sendungen so sehr überhäuft wurde, es in eine Belästigung ausartete, viele übersättigte Bücher käufer sich alle unverlangten Zusendungen verbaten, sie unberück sichtigt ließen und grvßtentheils zurücksandten. Ein solches ungünstiges Resultat veranlaßte nun ferner die Sortimentshändler, sich ihrerseits alle unverlangten Zusendungen zu verbitten, und da auch die Verleger, erschreckt durch die vielen Krebse, endlich zur Einsicht gelangten, daß die durch unverlangte Einsendung von Novitäten nöthig werdenden größeren Auflagen und die damit verknüpfte Mühe, sowie das erforderliche größere Comptoir-Personal in keinem Vechältniß zu den erlangten Resul taten stehe, so gibt es jetzt viele Verleger, die unverlangt nichts ein senden, und viele Sortimentshändler, welche unverlangt nichts annehmen. Hiermit ist nun aber der eigentliche Zweck der ursprüng lichen allgemeinen Novitäten-Sendungen so gut wie völlig aufgehoben. Ein zweiter Zweck der Eingangs erwähnten Neugestaltung betraf die Erzielung gleicher Bücherpreise in ganz Deutschland. Diese wurden von den Verlegern bestimmt, und die Sortimenter durch Rabatt in den Stand gesetzt, diese sogenannten Ladenpreise überall einzuhalten Der Verleger calculirte nun: von meinem neuen Verlagswerke wird doch wohl jeder Sortimenter 2 oder doch wenigstens 1 Expl. absetzen! — Wäre dies der Fall, würden alle Sortimentshändler von allen Novitäten 2 oder 1 Expl. absetzen und könnten sie die daran verdienten 33 ßh als reinen Vortheil er übrigen, dann allerdings würde diese Einrichtung sich als sehr heil sam bewähren. Dies ist aber nicht der Fall; von wie vielen Verlags artikeln sind, wenn die eben so sehr erwünschte als gefürchtete Osier- meffc vorüber ist, keine 100, keine 50, ja keine 25 Expl. abgesetzt! Es würde also zur Hebung dieses Mißverhältnisses nicht einmal helfen, wenn das so oft vertheidigte und von ganzen Vereinen accep- tirte Princip, „an Kunden keinen Rabatt zu bewilligen", überall durchgeführt würde und sich durchführen ließe. Es scheint freilich auf den ersten Blick sehr einleuchtend und zweckmäßig zu sein, wenn alle Buchhändler Deutschlands sich ver einigten und einstimmig erklärten. „Wir lassen uns den vom Ver leger ertheilten Rabatt nicht kürzen", denn dann ist jeder, der ein Buch kaufen will, genöthigt, dem Buchhändler den vollen Laden preis zu zahlen. — Die Praris stellt sich jedoch in dieser Beziehung ! anders heraus, als die Theorie. Es ist nämlich zuvörderst zu berücksichtigen, daß die Scala des von den Verlegern gewährten Rabatts sich nicht auf 33 oder 25 beschränkt, sondern bis auf75?h und noch böher hinaufsteigt. Es gibt jetzt viele Nerlagsartikel, die besonders gegen baar mit 50 A> gegeben werden. Herr G. Westermann z. B. gibt bekanntlich seine französischen und englischen Diclionnaires rheils mit 50, theils mit 60 LH, und dabei noch auf 12 oder 6 Expl. 1 Freiexpl. — Wenn nun etwa ein Schullehrer einem Sortimentshändler für 13 Kolo, viotionnsire, die dem Letzteren 9 18 N-s kosten, 19^-/? bietet, so hieße es doch in der Thal die Freiheit und Selbständigkeit des Sor timenters aufheben, wenn Diejenigen, welche die zwar gutgemeinten, aber nicht ausführbaren Statuten einiger Kceisvereine s Is ri§uour durchführen wollen, behaupten: „Nein, du darfst die 13 Kolo, vietion- »sire nicht unter 26 verkaufen und mußt den dir gebotenen Vor theil von 9 -/I 27 N-f zurückweisen, um das Princip des Nichtrabatt gebens stricte durchzuführen." Die bezüglichen Statuten schweigen aber davon, was dann zu thun ist, wenn ein solcher Schullehrer sich an ein Nichtmikglied des Vereins wendet und dann doch dieDiction- naires für 19^ bekömmt. Es liegt hier die Frage nahe, warum die Verleger, die so hohen Rabatt bewilligen, nicht lieber den ohnehin illusorischen Ladenpreis ermäßigen und den Sortimentern hiervon einen kleinen Rabatt bewilligen. Die Antwort wird jedoch größtentheils darin bestehen, daß es sowohl für das Publicum, als für Sortimentshändler einen größeren Reiz hat, Bücher zu hohen Ladenpreisen wohlfeil zu erlan gen, als bei ermäßigtem Ladenpreise mit einem kleinen Vortheil sich zu begnügen, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß doch für solche mit hohem Rabatt acquirirte Bücher mitunter der volle Ladenpreis erlangt wird, ein Vortheil, der bei ermäßigtem Ladenpreise weg fällig würde. Was nun aber die so viel gepriesene Preiseinheit im deutschen Buchhandel vollends rein illusorisch macht, das ist die jetzt so häufige Preisheruntersetzung abseiten der Verleger selbst, ein Umstand, der dem Buchhandel mehr schadet, als alle Vergehungen, welche der Sortimentshändler sich zu Schulden kommen läßt. Wenn ein Ver leger seinen Verlag 10 Jahre nach Erscheinen oder noch später her untersetzt, so ließe sich hiergegen nichts einwenden, aber wenn z. B. ein Verleger in Kiel ein 1853 erschienenes und zum Ladenpreise von 32/3-^ angesetztes topographisches Werk im November 1854 einem Hamburger Antiquar für 3 N-s jm ganzen Vorrath verkauft, ferner ein 1852 erschienenes, 58Octav-Bogen starkes historischesWerk,im La denpreise von 4»^ ihm für denselben Preis überläßt, u. der Letztere für beide Werke einen Ladenpreis von 18 N-s, mit ^ Rabatt an- sttzt, wo bleibt da — frage ich — die Preiseinheit i — Und dieser Fall ist noch dazu keineswegs isolirt. Anstatt daß die Verleger die jenigen Sortimentshändler vorzugsweise begünstigen sollten, welche auf ihren Verlag vor dessen Erscheinen subscribiren und ihn dadurch wesentlich fördern, später aber diese ersten Norlheile nie wieder be willigen sollten, schlagen sie gerade den entgegengesetzten Weg ein; sic bewilligen zuerst nur den gewöhnlichen Rabatt; kaum hat jedoch der Sortimenter durch Anstrengungen, Mühe, Verwendungen und thcure Anzeigen dem Werke beim Publicum Eingang verschafft und selbst eine Anzahl Exemplare für's Lager bezogen, so gelüstet den Verleger schon darnach, seine vorhandenen Vorräthe zu versilbern, um Platz und Geld für neue Unternehmungen zu gewinnen, womit dann derselbe Kreislauf wieder beginnt. Daß der gutmüthige Sor timenter dadurch empfindlichen Schaden an seinen Lager-Vorräthen erleidet, daß das Publicum dadurch im Allgemeinen vom Ankauf neuer Bücher zurückgeschreckt wird, die es 12 bis 18 Monate später für die Hälfte und das Viertel des bezahlten Preises hätte erlangen können, dies alles kümmert solche Verleger nicht, mögen die Sorti-- menter sehen, wie sie fertig werden. Und das ist nicht etwa nur ein durch Geldverlegenheit erzeugter
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder