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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 113, 17. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchkandel. Bei etwas gutem Willen müßten Sie übrigens ganz genau erkennen, welcher Sorte von Lyrik meine schärferen Ausfälle galten! Zurück- weisen muß ich Ihre Behauptung, als ob ich Sie mit den »ver hinderten Lyrikern« gemeint hätte — wenn Sie ehrlichen Kampf wollten, dürften Sie diese Bemerkung ganz von selbst nicht auf sich beziehen. Ich hatte es in meinem Aufsatz nicht mit Ihnen als Lyriker, sondern als Kritiker zu tun. Z iv e i t e n s: Von meiner Ansicht, daß Sie als Lyriker befangen seien in Ihrem Urteil über Lyrik, kann ich nicht abweichen. Aber ich kann nicht ver stehen, daß Sie das wiederum auf sich selbst bezogen und daher als persönlichen Angriff auffaßten! Ich habe während meiner Tätigkeit als Literaturkritiker beobachtet, daß Dichter schlechte Buchbesprecher sind. Ich verfolge laufend von Dichtern verfaßte Buchbesprechungen, und ich habe diese Meinung immer wieder be stätigt gefunden. Die tieferen psychologischen Gründe für diese Tat sache brauchen hier nicht erörtert zu werden, aber wenn ich eine literarische Zeitschrift oder Beilage zu leiten hätte, bekäme bestimmt nie ein Dichter von mir einen Besprechungsaustrag. Drittens: Sie werfen mir vor, ich sei »Anwalt der Verleger und Sorti menter«, und als solcher »beauftragt, deren Interessen entschieden wahrzunehmen«. Sehr geehrter Herr Diettrich, als ich mein Amt beim Börsenverein übernahm, existierte, soviel ich weiß, das Schrift leitergesetz noch nicht. Jenes Gesetz also, das das Verhältnis zwischen Verlag und Schriftleiter regelt. Aber ich hätte von je allen deut schen Schriftleitern gewünscht, in ihrer ganzen Tätigkeit so absolut unabhängig zu sein, wie ich es beim Börsenverein von Anfang an war! Bis heute wurde mir von dort von niemand auch nur die geringste Vorschrift gemacht. Und in vielen Aufsätzen, von mir selbst geschriebenen oder nur aufgenommenen, mußte sich der Gesamtbuchhandel, Verlag und Sortiment, in seinem eigenen Fach blatt sehr sehr viel von meinen Mitarbeitern und mir sagen lassen im Hinblick auf seine Arbeit in der vergangenen Zeit. Das soll man uns auf anderen Gebieten erst einmal nach machen. Auch dabei wurde ich nie von der Leitung des Börsen vereins im geringsten gehindert. W i r haben mit der geforderten Selbstkritik wahrhaftig Ernst gemacht. Aber ganz abgesehen davon: wäre es denn, beruflich gesehen, unehrenhaft, nach dem Grundsatz zu arbeiten: »Weß Brot ich ess', dcss' Lied ich sing'«? Nun liegt der Fall aber doch so: Sic haben den Verlag der Pflichtvergcssenheit geziehen, haben dagegen sogar ein Eingreifen der Negierung beschworen, und nun wollen Sie mir als dem kultur politischen Treuhänder des Buchhandels verbieten, mich in dessen Namen und Auftrag und in dessen Fachblatt zur Wehr zu setzen? Das Forum, das ich für meine Diskussionen wählte, mar also das in diesem Falle einzig gegebene — Sie können mir ruhig glauben, daß ich weder die Angst zu haben brauchte, ein anderes Organ hätte mir nicht offen gestanden, noch, daß ich es nötig habe, bei Verlag oder Sortiment um »gut Wetter« zu bitten. Die in Frage kommenden Verleger werden schon das Nichtige aus meinen Aus führungen herauslesen, daran habe ich gar keinen Zweifel. Ich kann nicht verstehen, mit welchem Recht Sie in Ihrem Brief dem Buch handel nun wieder die Haltung von »nun erst recht keine Lyrik« unterstellen. In der Form der Verärgerung solche Diskussionen zu führen hat gar keinen Zweck! Viertens: Ihr Eintreten für die Lyrik verfolge ich seit Jahren: Ihr Vor wurf der Unwissenheit trifft mich also ebenfalls nicht. Wenn ich nicht an einer Klärung auf diesem Gebiet im Interesse der deutschen Lyrik so großen Anteil nähme, hätte ich meinen Vorstoß gar nicht unternommen. Fünftens: In meinem Aufsatz mar von der Lyrik die Rede, wie auch in dem Ihren, auf den er eine Antwort darstellte. Die Prosa stand also nicht zur Debatte. Sie kommt auch noch dran, verlassen Sie sich darauf. Aber: eins nach dem andern! Sechstens: »Aber besonders werden sich die Lyriker Ihrer erinnern und . . .« Bitte, sehr geehrter Herr Diettrich, keine Drohungen! Was bat denn das für einen Sinn? — Wer meine Arbeit in den Jahren vor dem Umschwung ver folgte, der weiß ganz genau, wo er mit mir dran ist. Ich brauche mich heute bei niemand in Empfehlung zu bringen, habe aber zu einem offenen Wort ein gutes Recht. Ich wollte, alle Mittler deutscher Wortkunst hätten ihren Beruf von jeher so verantwortungs voll und ernst aufgefaßt, wie ich das getan habe als alter National sozialist und lange bevor andere Kritikerkreise ihr Naziherz entdeckt hatten. Ich schlage Ihnen vor, meinem Aufsatz, der sowieso noch Er widerungen und Ergänzungen von anderen Seiten finden wird, im Börsenblatt zu entgegnen. Scharf meinetwegen, aber sachlich. In meinem Aufsatz waren mit keinem Wort Sie gemeint, also lassen Sie, bitte, auch meine Person aus dem Spiel. Nur die Sache ist wichtig! Heil Hitler! vr. Hellmuth Langenbucher. Herr Diettrich zieht es jedoch vor, dieser Auseinandersetzung auszuweichen, da sie angeblich »mit Weitschweifigkeiten den Kern der Frage zudecke und somit gegen den preußischen Stil zu ver stoßen drohe« (!) (Wir sind der Ansicht, daß die unlogischen Vorwürfe ssiehe den nachstehenden Brief von Theo L. Goerlitz^j, die Diettrich in seinem von uns zitierten Aufsatz den deutschen Verlegern macht, mit »preußischem Stil« nichts zu tun haben.) Da Diettrich jedoch nach wie vor behauptet, unser Aufsatz stelle einen »versteckten Persönlichen Angriff« gegen ihn dar (wozu wir nicht die geringste Veranlassung hatten), da er behauptet, wir hätten ihn »unbedacht« angegriffen und ihn als einen ^-Lyriker hingestellt, der einer lyrischen Inflation das Wort redet«, so gaben wir seinen Brief aus Gründen der Loyalität wieder, ohne uns damit selbstverständlich für unsere weitere Arbeit zu derartigen Diskussionsmethoden von gestern und vor gestern zu bekennen. Denn darum handelt es sich, wenn Diettrich, anstatt auf einen offenen Schlag mit einem ebenso offenen Gegenschlag (wir sprachen für den deutschen Verlag, den wir gegen ungerechte und undurchdachte Vorwürfe in Schutz nehmen mußten, gut: Herr Diettrich hatte ja Gelegenheit, an der gleichen Stelle für die deutsche Lyrik zu sprechen, wenn er glaubte, daß ihr von uns Unrecht geschehen war!) zu erwidern, es vorzieht, Persönliche Verärgerung, die vollkommen unbegründet ist, über sachliche Forderungen zu stellen. vr. Langenbucher. Lieber Herr vr. Langenbucher! Ich habe Ihre Ausführungen »Vernachlässigte Lyrik« mit großer Anteilnahme gelesen und dabei ist es mir merkwürdig ergangen. Mich ergriff nämlich das zwiespältige Gefühl, daß ich auf der einen Seite als selbst Schaffender sehr gut verstand, was einen edlen und zuchtvollen Lyriker wie Fritz Diettrich so in Harnisch gebracht hat, daß mich aber andererseits eine gerechte Erkenntnis zwingt, Ihre Worte zu billigen. Die gerechte Erkenntnis verlangt natürlich, daß ich sie bekenne, und dieses Bekenntnis spreche ich heute nicht zum erstenmal aus, sondern ich gebe sie seit Jahren der Öffentlichkeit preis, als Lyrikreferent der Rheinisch-Westfälischen Zeitung, als Publizist in Zeitschriften und im deutschen Rundfunk. Im November des Jabres 1932 schrieb ich in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung als Einleitung eines großen Lyrikreferates die folgenden Sätze, die ich hier wörtlich zitiere und die sich mit Ihren Erfahrungen decken: »Wer durch seinen Beruf gezwungen ist, die täglichen Eingänge von Gedichten zu prüfen, der resigniert bald vor der unübersehbaren Fülle einer lyrischen Produktion, die zu neunzig von hundert leider noch nicht einmal schlecht ist. Gerade das hüllt den besorgten Beur teiler allmählich in eine Wolke der Skepsis, daß heute nicht nur viel gedichtet wird, sondern viel gut gedichtet: und wenn man die unzäh ligen kleinen Dinger so recht philologisch-intellektuell von außen be trachtet, so erstickt man in einem Meer des Netten und Schönen, des Geschmackvollen und des Formgewandten . . .« Das ist es. lieber Herr vr. Langenbucher, was den wenigen würdigen Lyrikern auf dem Buchmarkt den Garaus gemacht bat: die überfülle einer lyrischen Mittelmaßproduktion, die zügellose Her stellung durchschnittlicher Versbllchcr, nicht aber, wie Fritz Diettrich meint, das mangeluöe Interesse des Verlegers für das Gedicht. Im Gegenteil! Wenn man den deutschen Verlegern in dieser Hinsicht einen Vorwurf machen kann, so nicht den eines allzu geringen Ein satzes. sondern den einer allzu geringen Vorsicht in der Auswahl der Verse. Das ganze Problem muß aus dieser Blickrichtung gesehen werden: Abminöerung des Druckes von Lnrikbüchern bis auf das Maß der wenigen originalen Schöpfungen! Erziehung der Verlagslektoren und Verleger zu schärfster Verantwortlichkeit der Auswahl — wenn auch einer Auswahl ohne Einseitigkeit. (Das Letzte ist heute mehr denn je zu beachten.) Entlastung des Buchmarktes von allem überflüssigen 445
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