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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1934
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- Deutsch
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113, 17. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. lyrischen Ballast! Schließlich die Wiedergewinnung des durch die faule Überproduktion der letzten Jahre gedichtentmöhnten Lesers mit den Mitteln einer liebevollen Prvpagandaaktion. Dadurch, daß der Verleger einfach Gedichtbände druckt, ist im Grunde nichts getan. Die Gedichte müssen erstens gut sein, und zweitens muß man sie kaufen. Schließlich ist der Verleger doch ein Kaufmann, und man kann ihm nicht zumute», sich in kaufmännischen Dingen anders zu verhalten wie andere Kaufleute. Ein Kaufmann, der schlechte Geschäfte betreibt, macht bankrott, was zur Folge hat, daß er sein Geschäft nicht mehr weiterfiihren kann. Man kann also nicht von ihm verlangen, daß er seine Regale mit einer Ware, für die keine Nachfrage besteht, anfüllt, nur um die Erzeuger dieser Ware zu unterstützen. Lyrik als Ware ist ein schlechtes Geschäft, und selbst wenn man die schlechte Ware dieser Gattung ausschaltet, so muß man sagen, daß auch die gute ein schlechtes Geschäft ist und mit wenigen Ausnahmen schon immer ein schlechtes Geschäft war. Fritz Diettrich meint aber, daß sich große, kapitalkräftige Ver leger ein schlechtes Geschäft leisten könnten und daß sie deshalb die Verpflichtung hätten, dieses unsichere Geschäft a koncks peixl'u zu übernehmen. Darin liegt Tiettrichs Fehlforderung: denn wenn man mit großen deutschen Verlegern nicht nur in oberflächlicher Unterhaltung spricht, sondern in ihre Sorgen und Geheimnisse ein dringt, so erhält man zu seinem Staunen den glaubhaften Beweis, daß selbst diese großen Verleger kein schlechtes Geschäft mehr vertragen können, daß mit der Ausdehnung ihres geschäftlichen Wirkungs bereiches auch ihre Sorgen sich ausgedehnt haben, sodaß es meist unmöglich ist, ihnen noch neue Sorgen aufzuzwingen. Die großen Verleger ringen fast durchweg genau so um ihren Bestand, müssen genau so vorsichtig kalkulieren wie die kleinen. Man kann also nicht von Staats wegen den Abdruck von Versbänden bei ihnen fordern, man könnte höchstens den Staat bitten, gute Gedichtbände, trotz der geringen Nachfrage, zu subventionieren: das wäre wenigstens eine logische Forderung. Ich bin fest überzeugt, daß Fritz Diettrich seine Angriffe gegen die deutschen Verleger nur um der Sache willen erhoben hat, und gerade deshalb wird er einsehen müssen, daß er sich rein sachlich geirrt hat. Er spricht zum Beispiel in seinen Sätzen gar nicht davon, daß eine ganze Reihe großer Verleger den unbekannteren Auto ren stark entgegenkommen, indem sie lediglich die Forderung stellen, daß man ihnen zur ersten Veröffentlichung ein geeignetes Prosawerk anbietct, worauf sie sich gern bereit erklären, auch die Lyrik des Autors herauszubringen. Auf diese Weise können die betreffenden Verleger die Hoffnung hegen, wenigstens die Herstellungs- und Propagandakosten wieder hereinzubekommen, wenngleich auch das nicht ganz sicher ist. Nein, so geht es natürlich nicht, daß man einfach den großen Verlegern Lyrikmanuskripte aufdiktiert, gleichgültig, ob diese Auf lagen Leser finden oder nach einem halben Jahrzehnt im Sortiment vergilben. Außerdem erscheint es mir nach allen bisherigen Erfah rungen völlig unwahrscheinlich, daß ein wirklich gutes Lyrikmanu skript keinen Verleger findet, wo doch darüber hinaus alles gute Mittelmaß sogar irgendwo Platz findet. Es könnte bei guten Lyrik manuskripten höchstens sein, daß ein großer Verlag, wie eben geschil dert, den Vorbehalt eines Prosawerkes macht, lind ist das so eine unbillige Forderung? Nein: denn erstens bleibt es eine Er fahrungstatsache, daß Prosa den unbekannten Antor leichter einführt, und daß die meisten erst dann — wenn überhaupt — zu seinen Versen greifen, wenn sie seine Prosa lieben. Nebenher ist es aber auch dem Verlag eine bessere Gewähr für die einsatzlohnende dichterische Kraft eines Autors, wenn nicht nur Verse sondern auch Prosa von ihm vorliegeu. Diejenigen Autoren, die sich im Laufe der Jahre als typische und immer schaffenskräftige Lyriker, als Lyriker ohne jede charakteriell-epische Beimischung erweisen, dürften wie immer eine winzige Minderheit sein. So wie Diettrich es tut, läßt sich das Problem nicht angreifen,« wenn ich auch vollauf verstehen kann, daß ein Lyriker grundsätzlich grollt: aber er muß seinen Groll, um ihn fruchtbar werden zu lassen, auf die richtigen Schäden lenken. Es fehlt nicht an Verlegern, die Lyrik drucken, sondern es fehlt an solchen, die keine drucken, wenigstens keine schlechte. Die gute kommt aus irgendeine Weise schon zum Druck, wenn auch nicht — wie nichts auf der Welt — vou heute auf morgen. Wir müssen uns aber immer wieder daran erinnern: Mit dem Druck guter Versbücher sind sie noch lange nicht gekauft und noch lange nicht gelesen. Dafür erscheint es mir notwendig, unter Zu sammenfassung aller dem Schrifttum verbundenen Menschen, aller geistig kämpferischen Mächte der Nation einen unaufhörlichen und unbeirrten Propagandafeldzug einzuleiten für 8as deutsche Buch und im Rahmen dessen auch für das deutsche Gedicht, dem Fritz Diettrich mit vollem Recht eine so hohe Bedeutung beimißt. Gerade Sie, Herr Langenbucher, werden eine solche Gemeinschaft der Geistigen zum Kampf für das geistige Gut der Nation aus Ihrer ganzen bisherigen Haltung heraus begrüßen, und ich denke, auch der Dichter Fritz Diettrich, zumal es hier ihm wie uns um die »Sache« geht. Heil Hitler! Ihr Theo L. Goerlitz. Mutter und Buch. (S. a. die anläßlich des Muttertages in Nr. 109 erschienenen Aufsätze.) Tausend Wege hat uns die Mutter geführt, Wege ins heitere Dasein, Wege in ernste Arbeit, Wege zum Glück und zum Glauben. Tausend Wege hat uns die Mutter geführt: den Weg zur Schule und den ins Leben, den Weg zur Schönheit in Kunst und Natur. Tausendfach gebührt der Mutter unser Dank. Denn alle Wege, die sie uns führte, mündeten in Werte, die uns heute und immer wichtig und beständig bleiben. Tausend Wege hat uns die Mutter geführt — und viele davon gehen zum Buch. Das Buch aber ist Freude des Kindes, Mittler zur Arbeit, Künder der Kunst. Einen Faust, als er das Ideal der klassischen Schönheit suchte, führte Mephisto zu den Müttern. Nur diesen einen Weg kannte der böse Geist, nannte ihn widerwillig: Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit, Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit; Von ihnen sprechen ist Verlegenheit, Die Mütter sind es!«. Verlegenheit für ihn mußte es sein, da er das Göttliche nur zu nennen sich schon scheute. Denn auch um Gott ist kein Ort, keine Zeit. So fand Goethe das reichste Bild für die schöpferischen Kräfte in ber Natur in den Müttern. Sie offenbaren dem suchenden Faust den höchsten Wert, der alle Kunst gestaltet, zu dem sich alle Kunst emporbildet. Und wenn wir den Schritt zurückgehen vom erhabenen Gleichnis zum Leben in der Alltäglichkeit, so verliert diese Erkenntnis doch nicht das Mindeste au Bedeutung: nicht allein in den hohen Gefilden der Kunst sind die Mütter die Träger der Offenbarung — in unfern- Stuben und Zimmern, im Bereich unserer Familie bleibt die Mutter Mittlerin zwischen äußerem Leben und Buch, zwischen Mensch und Kunst. 446 Zum Muttertag wird viel gesprochen und geschrieben von den Müttern i n den Büchern, in den Bekenntnissen unserer Dichter. Hier sei die Rede von den Müttern u n d den Büchern. Sie gerade haben teil an ihnen, sind die Trägerinnen ihrer Werte im Kreis der Kinder und der Familie. Das Dritte Reich hat die Bedeutung der Familie für das Volk wiedererkannt, hat in ihr wieder den Hort der Kultur erblickt und darum für -den Muttertag 1934 die Losung ausgcgeben, daß er ein Tag der Familie sein solle. Denn Herz der Familie bleibt die Hüterin und Walterin des Heims: die Mutter. So gebührt ihr ein Zwie faches: der Dank unser aller als der Kinder und die Verantwortung und Pflege der deutschen Kultur innerhalb der Familie. Hier aber ist wie überall im neuen Reich Verantwortung nicht belastende, sondern ehrende, erfreuende Pflicht, Beweis der Hochschätzung und letzten Vertrauens. Darum: Mutter, führe deine Kinder den rechten Weg zum deut schen Buch! Mutter vergiß nicht, daß dir eine erhabene Aufgabe anvertraut ist: es liegt in deinen Händen, die Gefahren zu bannen, die deinem Sohn, deiner Tochter aus dem schlechten und falschen Buch drohen, es liegt in deinen Händen, deinem Kind die Schönheit und den bildenden Wert des guten Buches zu vermitteln. Und dafür, daß du das immer schon bedacht hast, deutsche Mutter, dafür, daß du es heute mehr denn je begreifst, gebührt dir unser Dank. Du hast bei uns gesessen in den Schummerstunden unserer Kind heit, hast gelesen und erzählt, gezeigt und gedeutet. Du selbst hattest aus deiner Jugend den Schatz an Märchen und Geschichten mitgebracht, hattest ihn gehört von deiner Mutter, hattest ihn dir erlesen. Und uns gabst du ihn weiter. Du brauchtest kein Buch, denn du wußtest aus dem Buch und botest es uns in unserer Art. Wir aber nahmen die Geschichten als die deinen und fanden sie später, buchstabierend und suchend, in den Büchern wieder und fanden damit auch dich in den Büchern. Du hast bei uns gesessen in den gespannt erregten
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