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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1934
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- Deutsch
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telpunkte nationalsozialistischer Kulturpolitik stehen, daß Sprache und Volksdichtung (Volkslied, Kinderlied und Kinderspiel, Bolks- schauspiel, Sage und Märchen, Rätsel, Volkshumor und Volks spott), Sitte, Brauch. Volksglaube (fälschlich oft »Aberglaube- genannt), Siedlung, Haus, Hof, Hausrat, Tracht und die übri gen Sachgüter ein fast unerschöpflicher Lebensborn für unser deutsches Volk sind. Aus dieser Aufzählung ersieht auch der Buch händler die freundnachbarlichcn Beziehungen der Volkskunde zur Soziologie, Kunsthistorie, Vorgeschichte, Kulturgeschichte, Philo logie, Völkerkunde, Siedlungsgeschichte, Rechtshistorie, Medizin, Pädagogik u. a. und weiß daraus auch die Interessenten für diese Bücher zu finden. Wenn wir nun noch einen Schritt weitergehen und einen Augenblick verweilen wollen bei einigen grundlegenden Einzel schriften, so ist hier vor allem Naumanns »Primitive Geinein- schastskultur« ") ^ nennen, Görres »Teutsche Volksbücher-") (als ebenso wertvolle Quellenschrift wie etwa »Des Knaben Wunderhorn- oder Grimms »Kinder- und Hausmärchen-), Karl Spieß, »Bauernkunst, ihre Art und ihr Sinn- ">, Fehrles »Deutsche Feste und Volksbrkuche» '"), Lauffers »Deutsche Alter tümer« ") und »Das deutsche Haus« "), Mielkes »Dorf« "), Wes selskis »Märchen des Mittelalters« "), Klappers ausgezeichnete »Schlesische Volkskunde« ") usw. Man findet neben den schon obengenannten Literaturnachweisen erschöpfend alles in Hoff- mann-Krayers »Volkskundlicher Bibliographie- ") und wird wei ter unten sehen, warum ich hier etwas ausführlicher geworden bin, als es auf den ersten Augenblick notwendig erscheinen mag. So liegt hier ein Gebiet vor uns, das zu beackern sich für den »Sortimenter als Kulturträger« schon verlohnt, das zu Pflegen ihm zur heiligsten Pflicht werden muß, will er wirkliche Aufbau arbeit im Sinne des neuen Staates der nationalsozialistischen Re volution leisten. Aber wie leistet er diese Arbeit? Mit der Kennt nis der Materie ist es ja zweifellos nicht getan, wenngleich diese Kenntnis Voraussetzung aller förderlichen buchhändlerischen Arbeit auf diesem zukunftsreichen Gebiete ist. Man wird darum hier mit einem gewissen Recht praktische Verkaufsvorschläge erwarten. Obwohl der Raum mehr als be schränkt ist, will ich doch versuchen, wenigstens einige Hinweise zu geben. Der Buchhändler tut gut daran, sich eine möglichst umfas sende Jnteressentenkartei seines Verkaufsbezirkes an zulegen. In sie gehören wegen der Vielfältigkeit des Stoffes nicht nur die öffentlichen Bibliotheken, die Schulen und wissenschaft lichen Institute und Museen, sondern vor allem auch die Lehrer, denn nach den ministeriellen Anweisungen muß die Volkskunde heute in jedem Lehrpläne ihr Recht erhalten, auch der Zeichen unterricht oder die Gesangsstunde hat nach volkskundlichen Ge sichtspunkten zu erfolgen. Soziologen. Historiker aller Diszi plinen, also nicht nur etwa Kunsthistoriker müssen in dieser Kar tei enthalten sein; und dann muß allgemein darauf geachtet wer den, daß die gute volkskundliche Literatur mehr als bisher als Geschenkbuch verwendet wird. Hampes »Zinnsoldat«"), O. A. Erichs »Deutsche Trachten-"), Fraengers »Altdeutsches Bilderbuch-'»), Riehls »Kulturgeschichtliche Novellen-'»), Heierlis »Schweizer Volkstrachten- "), Chauccrs »Canterbury Erzählun gen« ") oder Johannes Paulis »Schimpf (d. h. Scherz) und Ernst«") sind ausgezeichnete, würdige Geschenkbücher und als solche auch ausgeslattct. Man vergesse auch nicht, daß jeder, der für die Volkskunde als Interessent gewonnen wird, Käufer und Leser der Bücher von Blunck, Grimm, Paul Ernst, Wehner, Stehr und vieler ähnlicher Schriftsteller wird. Und dann gibt es kaum wieder eine so günstige Gelegenheit, farbenfrohe, reichausgestattete und anziehende Sonderfen sterzu machen als mit volkskundlicher Literatur, wenn inan nur selbst mit seiner Heimat und ihren Menschen etwas verbunden ist und ein wenig Liebe und Interesse für die Sache hat. Da wird man gern vom ortsansässigen Heimatmuseum oder einem Kunden dies oder jenes alte Trachtenstück ge liehen bekommen: eine alte Bänderhaube, eine Brautkrone, ein buntes reichgesticktes Schultertuch, eine Schürze, einen bäuer lichen Knotenstock mit Schnitzereien, ein Mieder aus Sammet oder etwas ähnliches. Dazu läßt sich auch ein Bild auftreiben, altes Dorfleben zeigend in heimatlicher Landschaft. Das gibt mit der vorhandenen Trachtenliteratur ein ganz erstaunlich schönes Fenster, und mancher moderne Kunstgewerbler wird nach längst verschollenen Motiven in den Büchern suchen, die er wieder be leben kann; Schulkinder werden mit dem Lehrer vor solch billiges Anschauungsmaterial wandern und der Freund der Heimat wird dankbarer Kunde sein. Ebenso ist es mit altem, bäuerlichen Hausrat. Da findet sich so leicht mit einigem guten Willen der Besitzer eines alten Spinnrades, bunte Bauernschüsseln und Krüge, altes Kinderspielzeug, primitiv bemalt, Zinnkrüge und Leuch ter, eine alte Bibel auf den Tisch, und schon haben wir wieder ein ebenso abwechslungsreiches wie sesselndes Volkskundefenster. Mit ein paar Schachteln Bleisoldaten und etwas Liebe kann man die herrlichste Schlacht im Schaufenster aufbauen und ein Sonderfenster für Hampes reizendes Zinnsoldatenbuch") machen; in Berlin-Charlottenburg gingen die Buben überhaupt nicht weg von einem solchen Fenster und schleppten Eltern und Verwandte hin; manches Buch ist dabei abgesetzt worden. Mit einem Mahnwort »Was weißt Du von Deiner Väter Leben?« oder »Kennst Du das Erbe Deiner Väter?«, »DiedeutscheBolkskundei st dasFunda- ment einer deutschen Kultur» kann man schon eine an ziehende und lehrreiche Ausstellung Herrichten"). Vor allem Buchhandlungen in Universitäts städten tun gut daran, regelmäßige Ausstellungen volkskund licher Literatur zu veranstalten und nicht erst abzuwarten, bis Studenten fragend und suchend kommen — und wieder gehen müssen, um sich dann mühsam auf den Bibliotheken alles Not wendige zusammenzuklauben. Mit den örtlichen heimatkundlichen, altertumsforschenden und Trachten-Vereinen muß zusammengearbeitet, Mundartvor träge sollten veranstaltet oder unterstützt, Heimatvereine sorg fältig bearbeitet werden (es gibt fast in jeder größeren Stadt Vernachlässigte Lyrik? Zu unserm Aufsatz: »Vernachlässigte Lyrik? Ist der Ver leger der Schuldige?« in Nr. 92 des Börsenblattes, mit dem wir zur Diskussion und damit zur Klärung des viel beschworenen Problems der lyrischen Produktion anregen wollten, sind uns mehrere Zuschriften und Äußerungen zugegangen, mit deren Ab druck wir hier beginnen. Wir veröffentlichen zunächst einen Brief wechsel mit Fritz Diettrich und als zweites einen Brief des jungen Lyrikers TheoL. Goerlitz. Lehr geehrter Herr vr. H. Langenbucher, ich übergehe die merkwürdige Behauptung im Rahmen Ihres An griffs, daß ich, iveil ich Lyriker bin, auf alle Fälle in meinem Urteil über Lyrik befangen sein müsse. Ferner möchte ich nur kurz Ihre versteckte Bemerkung anfgreifen, ich gehöre zu einer »gewissen Sorte von verhinderten Lyrikern«, die alle Verlagslektoren als Trottel ansieht. Meine eigenen Verlagserfahrnngen als Lyriker sind keines wegs schlecht; ich hatte es also nicht nötig, wie Sie glaubten an nehmen zu müssen, pro ckomo zu sprechen. Daß ich trotzdem die Echolosigkeit wertvoller junger Dichter bedanre und in jedem Jahre erneut darauf Hinweise, werden Sie wohl begreiflich finden, wenn Sie bedenken, daß es ein Verantwortungsgefühl der Substanz gegen über gibt, die ein Recht hat, eingesetzt zu werden. Seit acht Jahren beobachte ich den Pegelstand der deutschen Lyrik mit einer Auf merksamkeit, die Ihnen vielleicht entgangen ist; sonst würden Sie sicher Ihre Ausführungen auf einen anderen Ton abgestimmt haben. Sie haben, und damit komme ich zum Kern, völlig unbedacht gehandelt, als Sie im Börsenblatt gegen meine Ausführungen in der »Literatur« Front machten. Ich kann Sie daher nur als An walt der Verleger und Sortimenter ansehen, der beauftragt ist, deren Interessen entschieden wahrznnehmen. Wenn Sie wirklich den red lichen Willen gehabt hätten, mit mir über die Lage des deutschen Verswortes zu diskutieren, wenn Sie wirklich eine Besorgnis um 443
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