Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-09
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340609
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193406091
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340609
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-06
- Tag1934-06-09
- Monat1934-06
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
132, g. Juni 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. sondern diese Sorge auszudehnen auf das gesamte gute Schrifttum der Nation. Die Dichtung selbst, nicht nur seine eigene, muß ihm am Herzen liegen, und er muß das Gefühl haben, daß er dem Aufstieg des gesamten deutschen Schrifttums so zu dienen hat wie dem eigenen Werk. Die deutschen Dichter und Schriftsteller leben über das ganze Reich verstreut. Jeder hat seine Bezirke, in denen er arbeiten kann, jeder einen Aktionsradius, in dem seine Macht wirksam ist, manch mal sogar bis zur Popularität. Wenn man diese Wirkungskreise feststellt, so bin ich überzeugt, wird man mit ihnen den ganzen deutschen Raum erfassen. Bon dieser Propagandaaktion der Dichter selbst für das Schrifttum kann man sich viel versprechen. Es ist eine bekannte Tatsache, daß man die Stimmen der Dichter lieber hört als die der Kritiker und Literarhistoriker, der Philologen und sonstigen Erzieher. Nur müssen eben die Dichter für die Zukunft lernen, was in diesem Staate eigentlich alle lernen sollen: absehen von sich selbst, sich einsetzen für das Ganze; denn der Aufstieg des Ganzen, hier des gesamten deutschen Schrifttums und Buchwesens, wird auch dem einzelnen Dichter nützlich sein. Zum Beispiel: Dichter pflegen häufig aus eigenen Werken zu lesen. Warum sollen sie nicht einmal auch aus den Werken ihrer Mitdichter lesen. Man wird sie hören, und man wird es ihnen hoch anrechnen. Sie tun ein Werk für das Ganze! Die zweite, wichtige Forderung betrifft die deutsche Ju genderziehung. Es mutz dafür gesorgt werden, daß in der Jugend wieder Leser heranwachfen, nicht nur junge Politiker, nicht nur solche, die selber schreiben, sondern auch solche, die sich hinzu geben vermögen an die kulturellen Geschenke, die ihnen bereitet sind. Vor allem muß das Gefühl in ihnen erzogen werden, daß viele Dinge recht und wichtig find, daß man aber dies, eine nicht vergessen dürfe, was nun einmal »not ist«, und für das es auch Opfer zu bringen gilt, die sich selber reichlich belohnen. Es ist wichtig, Zigaretten zu rauchen, um die Zigarettenarbeiter nicht brotlos zu machen, wichtig zuweilen einen Film zu besuchen, um die Filmtheater mit ihren vielen Angestellten am Leben zu er halten, es ist aber auch wichtig Bücher zu kaufen und zu lesen, -- zu kaufen, um den Buchmarkt nicht zugrunde zu richten, zu lesen, um das Herz nicht sterben zu lassen; denn auch das Herz ist wichtig. Das möge man unter anderem den jungen Menschen beibringen, die heute ihren Weg anfangen. Eine dritte, große Aufgabe erwächst in der Vernichtung des literarischen Dilettantismus, und zwar halte ich es hier für durchaus möglich, aus schlechten Dichtern gute Leser zu machen. Denn die zahlreichen Dilettanten, die wir in Deutsch land haben, sind Dilettanten geworden aus einer Liebe, wenn auch unglücklichen Liebe zum Schrifttum. Man muß ihnen klar machen, daß sie den Wert ihres Menschentums verlieren als literarische Dilettanten, daß sie aber ein neues und würdiges Menschentum erlangen, wenn sie aus durchschnittlichen Schreibern hervorragende Leser werden. Es heißt Land urbar machen, wenn man die schrei benden Dilettanten, von denen es in Deutschland wimmelt, mehr und mehr zu guten Empfangenden erzieht. Wenn sie einmal Leser geworden sind, so sind es bestimmt nicht die schlechtesten, eben wegen ihrer ursprünglichen Liebe zum Schrifttum. Endlich aber muß das Reich selberUnen un aufhörlichen Feldzug für das Buch der Nation führen, und dieser Feldzug ist allenthalben schon eingeleitet worden. Hier einzelnes zu sagen, ist nicht am Platz. Es fei denn, man wiese auf die neue »Reichsschristtumsstelle beim Reichsmini sterium für Volksaufklärung und Propaganda« hin, die eine stän dige und höchst großzügige Aktion für das gute deutsche Buch über das gesamte Reich ausbreiten wird. Vergessen wir nicht: Das Buch ist das ewig Lebendige. Die Musik muß immer wieder verklingen, die Bilder verlieren ihren ursprünglichen Glanz, die Denkmäler zerfallen, aber die Worte großer Menschen dauern im Buche über die Jahrtausende. Platons Staat ist eine sehr moderne Lektüre, und die Ziegelsteinbibliothek eines babylonischen Königs, die steinernen Bücher von einst, schei nen mit ihrer Weisheit die Welt überdauern zu wollen. Zur Wirtschaftslage. Von Prof. vr. G. Menz. IDas Transfer-Problem — Konjunkturberichte — Buchgewerbe und Buchhandel.! Die Berichterstattung zur Wirtschaftslage zeigt sich mehr und mehr von der Tatsache beherrscht, daß sich die Entwicklung in Deutschland selbst in steigendem Umfang in ihrer Gestaltung deut lich von dem Lauf der Dinge außerhalb abhebt. Als vor einem Jahr die Londoner Weltwirtschaftskonserenz mit ihrem ergebnis losen Ausgang unmißverständlich zu erkennen gab, daß auf diesem Wege nichts mehr zu erwarten war, wurde gerade von deutscher Seite ausgesprochen, es bleibe nun nichts anderes übrig, als sich ganz auf das eigene Können einzustellen und nur noch Selbsthilfe zu suchen und zu üben. Damit ist im neuen Deutschland in ganz klarer, folgerichtiger Einstellung Ernst gemacht worden. Die Re gierung Adolf Hitlers nahm die Dinge fest in die Hand und hat ihre Erfolge erzielt. Daß anderwärts im selben Sinne verfahren, vor allem aber auch ähnliche Fortschritte erzielt worden seien, kann man nicht jagen. Auch Ansätze zu neuen Lösungsversuchen auf internationaler Basis sind bisher trotz hier und da ange deuteter Verständigungsbereitschaft nicht zur Entwicklung gelangt. Zweifelsohne hängt das in erster Linie davon ab, daß die all gemeinen politischen Gegensätze in der Welt noch in keiner Weise bereinigt werden konnten. Um so, mehr bleibt für Deutschland die Losung, nur auf die eigene Kraft zu vertrauen, alle eigenen Mittel pfleglichst zu behandeln und zu höchster Leistung zu steigern, namentlich aber einmütig zusammenzuhalten und vertrauensvoll der Führung zu folgen. Der Kampf muß durchgestanden werden. Der Ausgang der Transferverhandlungen, die den ganzen Mai hindurch fortgegangen sind, hat diese Lage noch einmal klar beleuchtet. Nach den Berichten zu urteilen, waren die Gläubigervertreter mit recht viel Mißtrauen und einem ganzen Sack von Vorwürfen erschienen. Demgegenüber ist erreicht worden, daß nun wohl niemand mehr an der Ehrlichkeit Deutschlands zweifelt, daß vielmehr alle eingesehen haben, wie wenig es Deutsch land an gutem Willen mangelt, wie sehr vielmehr die harte Not wendigkeit seine Haltung und die Vorschläge völlig zwangsläufig bestimmt, die schließlich von der Reichsbank gemacht worden sind. Auch im Ausland wird nunmehr zugegeben, daß man von Deutsch land keine Zahlung verlangen kann, wenn man ihm nicht die Möglichkeit gibt, in der Form zu zahlen, die allein in Frage kom men kann, nämlich in Gestalt einer gesteigerten Ausfuhr. Es ge hört dazu, daß es auch von den Versuchen mit irgendwelchen Clearingzwangsmaßnahmen still geworden ist, von denen anfangs noch sehr laut die Rede war. Nur in einem Teil der französischen Presse spukt der Gedanke immer noch. Die Tatsachen werden aber stärker sein. Zweierlei macht es unmöglich, über diese Erkenntnisse hinaus in den Mai-Verhandlungen zu positiven Ergebnissen zu kommen: Einmal die Tatsache, daß die Gläubigervertreter unter sich nicht zu der erforderlichen Einigkeit zu gelangen vermochten; zum andern die Tatsache, daß die Vollmachten der Delegierten nicht ausreichten, um über die Dinge zu sprechen und zu beschließen, auf die es wirklich allein ankam: eben die Bereitschaft der Gläu bigerländer, entsprechende deutsche Warenlieferungen entgegenzu nehmen. Dazu werden sich vielmehr neue weitere Verhandlungen anschließen müssen. Zum Teil sind sie durch die vorsorglich vor genommene Kündigung der am 30. Juni ablaufenden Verein barungen mit der Schweiz und mit Holland schon eingeleitet. Daß sie schwierig sein werden, ist bekannt. Wie sie ausgchen werden, ist noch nicht abzusehcn. Daß wir bei der allgemeinen Unsicher heit des Gesamtausganges mit Rücksicht auf die Aufrechterhaltung unserer glücklich erreichten Arbeitsbelebung um der Rückwirkungen auf die Rohstoffbeschaffung willen unsere Einfuhr bis auf weiteres einschränken und zweckmäßigst regeln müssen, versteht sich von selbst. Das bestimmt die Lage der nächsten Zeit. Einsicht und Vor sicht sind demgemäß erste Pflicht. Das deutsche Volk wird sich durchsetzen, wenn es sich nicht selbst aufgibt. Dafür bürgt die Re gierung Adolf Hitlers. Die Konjunkturberichte bestätigen auch diesmal wieder den Erfolg der neuen Führung. Die Belebung des Jnland- 518
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder