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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1934
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- Deutsch
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Ziehung zum Nationalsozialismus als zum Dienst an der Nation, Die Parte! im besonderen aber will zum politischen Führertum erziehen, ihr liegt es ob, die politische Substanz des Nationalsozia lismus lebendig weiter zu entwickeln und in dieser Fortführung immer neue Zielsetzungen des politischen Willens zu erarbeiten, nach Richtlinien, die der Führer gibt und die der Lebenskamps der Nation verlangt. Auch die Schulung, die die HI, die SA und der Arbeitsdienst der Jugend Deutschlands vermittelt, hat ihre eigenen und besonderen Aufgaben, wie sie eine Schule des deutschen Buch handels niemals erfüllen kann. Es muß im Gegenteil mit Be stimmtheit gesagt werden, daß die Schule des deutschen Buchhandels die ihr gesetzten Aufgaben nur dann erfüllen kann, wenn die Werte, die'die Staats- und Wehrerziehung von HI und SA, die die Er ziehung zur Kameradschaft der Arbeit unter dem Zeichen von Spaten und Ähre dem jungen Menschen vermittelt und zum Be wußtsein bringt, bereits fester Besitz aller jungen Buchhändler ge worden sind, die in oder vor dem Abschluß ihrer Lehrzeit stehen. Ähnlich verhält es sich mit dem Mißverständnis, das die neu gegründete Schule lediglich zu einer »Berufsschule« stempeln will, wie sic der Buchhandel in der Buchhändler-Lehranstalt schon besitzt und wie sie in anderen Berufen je nach Eigenart auch vorhanden sind, um neben die praktische Ausbildung der Lehrlinge auch eine sorgfältige theoretische und allgemeinbildende zu stellen, D i e Schule des Buchhandels vermittelt keine Kennt nisseim Sinne der engeren Berufsausbildung, sondernsetztsievoraus! Wenn bei den Vorbereitungen die Anregung auftauchtc, man solle die Schüler des Jahrcskursus der Buchhändler-Lehranstalt von der Besuchs-Pflicht in der Schule des Buchhandels entbinden, oder wenn man so etwas wie eine »bessere Konkurrenz« zur Lehranstalt befürchtet, so zeigt das, wie sehr man den Gedanken der Schulgründung mißversteht oder — nicht be greifen will. Es soll in der neuen Schule nichts gelehrt, son dern etwas erlebt werden, und das Zeugnis über eine mit Er folg durchmcsscne Ausbildung kann nicht das Erlebnis ersetzen, das der Grundgehalt der neuen Schule sein wird. Wie es denn überhaupt nur einen überalterten und libcralistischen Begriff von Bildung und Ausbildung kennzeichnet, wenn das Ergebnis von Unterrichtsstunden und das intellektuelle Aufnehmen eines zugemes- scncn Bildungsstoffes in der Persönlichkeitsbildung überschätzt und das lückenlose Wissen in einem Ausbildungsgcbiet der Erlcbnis- fähigkcit und der Erlcbnismöglichkeit gleichgesetzt oder gar über geordnet wird. Wenn früher von »Kenntnissen« gesprochen wurde, dann meinte man ein bestimmtes Wissen, dasstm Gedächtnis jeder zeit bereit liegt, — wir meinen die »Erkenntnisse« oder, wie man es romantisch und nicht ohne Spott dafür ertragen zu müssen aus drückt: das Wissen u m die Dinge, Es hat nämlich mit diesem »Wissen um ,,,» mehr auf sich, als es diejenigen wahrhabcn wol len, die betont auf ihr »Wissen von,,.« pochen und billig die Hände über dem Kopfe zusammenschlagen über den Mangel an »positiven» Kenntnissen in der heutigen Jugend, Denn diese so genannten »positiven« Kenntnisse sind eine Angelegenheit des leder nen Hosenbodens und sehr häufig des dem entsprechenden ledernen Kopfes, wenn sic nicht erworben werden durch lebendiges, tiefes Erlebnis, und die Erlebnisse, die die heutige Jugend in dem leiden schaftlichen Vorwärtsstürzen der Zeit seit den Tagen des Welt krieges und insbesondere seit eineinhalb Jahren überfluten, sie tragen die Schuld, — oder besser gesagt: ihnen ist es zu danken, daß diese Jugend ein Wissen erhalten hat, das jenem Wissen des Erlernbaren allerdings wenig Raum gelassen hat und viele »Lücken« deutlich macht, das aber gemessen an den Anforderungen, die unser Volk im tiefsten an seine Jugend, die auch der Berufs stand des Buchhandels an seinen Nachwuchs stellen muß, und ge messen an dem, was man in früheren, ruhigen Zeiten des Vvr- krieges »wissen« mußte, unvergleichlich umfassend, tief und erschüt ternd ist. Man frage diejenigen, die heute so sehr über jenen Mangel an «positivem« Wissen klagen, was sie denn in ihrer Jugend von dem »gewußt«, erkannt, innerlich erworben haben, was heute Ju gend von Rasse und Volk, Politik und Kultur, von Waffen, Ham mer und Sichel, von Völkern und Wirtschaften dieser Erde weiß. Was erlebt wird, wird gewußt, und so kommt es denn in der Aus bildung unseres buchhändlerischen Nachwuchses und insbesondere 882 bei dem Besuch der neuen Schule daraus an, daß das- Erlebnis aller der Bereiche des buchhändlerischen Berufsstandes in den Vor dergrund gerückt wird, daß den jungen Buchhändlern bewußt ge macht wird, was es mit dem Schicksal unseres Buchhandels inner halb der nationalen Aufgaben auf sich hat, was es bedeutet, heute Buchhändler zu sein, welch besonders schwer zu erfüllende Pslichtcn des Buchhändlers harren, nämlich nicht nur ein Diener am deut schen Geist und deutschen Schrifttum zu sein, sondern auch ein guter, ein vorzüglicher Kaufmann, wenn anders dieses »Instru ment Buchhandel« dem geistigen Kampfe der Nation nicht verloren gehen soll, und endlich: welche Entscheidungen, welche Triebkräfte, welche Kämpfe in Büchern und Zeitschriften beschlossen liegen, die durch die Hände des Buchhandels gehen und so — auch der »unbe deutende» Kriminalroman, auch das einfache Bilderbuch — an der Entwicklung unseres Volkes Mitarbeiten, Gelingt es dem Lehr herren/gelingt es den Lehrern an der Schule dem Lehrling dies alles zum Erlebnis werden zu lassen — freilich muß der Lehrende und Führende selbst von diesem Erlebnis im Innersten erfaßt und nicht gleichgültig, abgebrüht oder von engem Krämerhorizonte sein —, dann werden sich auch die »positiven Kenntnisse« einfinden und mit dem Wissen »um« die Dinge verbinden, dann können selbst so anscheinend nüchterne Formalitäten unseres Berufsstandes wie »Bar über Leipzig«, Kommissionswcsen und »BAG«, Bestellbuch und Katalog sinnvolle Erlebnisse werden, die sich, weil auch hier eine hohe wirtschaftliche und damit politische, volkskämpscrische und — das ist auch von diesen Dingen nicht zuviel gesagt — schicksals- entschcidende Bedeutung zutage tritt, tiefer dem Gedächtnis cin- prägcn, als wenn sie nur »erlernt« werden würden. Die neue Schule, die diese-Erlebnisse und Erkenntnisse vor- aussetzt und vertiefen will, sie soll dem jungen Buchhändler noch ein anderes Erlebnis vermitteln, das nur in der Gemeinschaft des Zusammenlebens und Zusammenarbeitcns erwächst. Wer wie ich das Glück und die Ehre gehabt hat, in einem der berühmtesten Alumnate Deutschlands zur Schule gegangen zu sein, weiß, was es mit dem entscheidenden Wert solcher Einrichtungen aus sich hat. Es bildet sich nämlich in diesen Schulen aus Lebcnskameradschaft und Schicksalsverbundenheit etwas heraus, was sich als »Tradition« oder »Ethos«, als der »Geist« einer solchen Schule fruchtbar bis an das Lebensende bewahrt und nicht zerstörbar ist, was, um in meinem Falle zu reden, noch Männer, die nach vielen Jahren und ohne, daß sie zufällig zur gleichen Zeit die Schule besuchten, in irgendeiner Stadt oder einem Lande Zusammenstößen und sich als Söhne der gleichen »älmu mutor kortonsis« erkennen, sofort ver bindet und füreinander eintreten läßt. Ähnlich erlebt es der Buch händler, der mit einer Anzahl von Bcrufskameraden etwa auf einer gut gelungenen Freizeit dieses Gemeinschaftserlebnis gehabt hat und sich für immer mit den Männern verbunden fühlt, die an dem glei chen Erlebnis tcilgenommen haben. Die Schule des deutschen Buch handels zu Leipzig wird dieser Schmelztiegel sein, aus dem die Unverbrüchlichkeit von Erlcbnisgemcinschaft und Kameradschafts geist hervorgchen soll, die bis zum Tode Männer verbindet, ein ander am gleichen Geist erkennen und einander helfen lassen soll, den Königsberger und den Freiburger, den Hamburger und den Münchner, und nicht zuletzt den Vorposten in Buenos Aires und, New Uork mit dem in Thorn und Budapest, Es soll sich etwas her ausbilden, was man auch mit dem vergleichen kann, woran man in der mittelalterlichen Malere! und Plastik eine »Schule« erkennt, die Arbeiten einer Gemeinschaft und einer »Tradition«, die im Zei chen eines Mannes, einer Landschaft, einer Stadt gelebt und erlebt haben. Die Leipziger Schule soll kein Name einer Bildungsanstalt bleiben, sondern ein Gemeinschafts- und Arbeitsbcgriff, an dem jeder Buchhändler — und deshalb m u ß jeder junge Buchhändler die Schule besuchen und kann keiner, er sei »ausgebildet« worden wo er wolle, ausgenommen werden teil hat, damit er dauernd Zeugnis abgcbc von dem Geist, der ihn dort für immer beseelt hat. Und noch auf eines sei dabei hingewiesen: es werden sich dort die Landschaften treffen, es werden Kinder der Großstädte, der kleinen Orte und des Dorfes zueinander stoßen, werden Schicksale und Erfahrungen einander bekannt machen und werden, wenn sie wie der auseinandergehen, dazu beitragen, daß Deutschland und im engeren Gesichtsfelde auch der deutsche Buchhandel sich in sich besser und tiefer begreifen lernt.
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