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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1934
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- Deutsch
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ssP 170, 24. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. In alten Zeiten des Buchhandels war der kein rechter Buch händler, der nicht durch Lehrzeit und regelmäßigen Messebesuch einen guten Schuß Leipziger Tradition im Blute hatte. So soll es wieder werden, und wenn für den Berufsstand des Handels das Wort vom »königlichen« Kaufmann gilt, so soll für den Buch handel das Wort vom »Leipziger« Buchhändler als von dem, der von dem Geist der Leipziger Schule ergriffen wurde, nicht weniger stolz, ehrbar und königlich, nicht weniger verpflichtend sein. Die Stadt Leipzig und ihr Oberbürgermeister haben in der Erkenntnis der alten Bedeutung des Platzes für den Buchhandel durch groß zügige Bereitwilligkeit mitgeholfen, daß die Schule des deutschen Buchhandels zustande kommt. So wird die Schule, durch alte Tra dition des Standes und des Ortes gesegnet und von dem neuen Geist des jungen Deutschlands gezeichnet, ein Wahrzeichen werden für Ansehen, Recht und Pflicht des deutschen Buchhandels, und alle, die an ihr arbeiten und ihre Schüler sind, werden nicht ver gessen, daß sie eine Verantwortung zu tragen haben, vor Volk und Reich und vor dem Manne, der unser aller Führer ist. Aus der Arbeit der Neichsstelle zur Förde rung des deutschen Schrifttums im Reichs überwachungsamt der NSDAP. Von den vielfältigen Aufgaben und Arbeiten, die die Reichs stelle zur Förderung des deutschen Schrifttums laufend zu bewäl tigen hat, sind es nur wenige, die der Öffentlichkeit in breiterem Umfange bekannt zu werden pflegen. Sehr viele und entscheidende Dinge werden hier absichtlich im stillen und unter bewußter Ver meidung von Aufsehen geschaffen; denn geistige Werte vertragen es nur schwer, in das grelle Jupiterlampenlicht der Massenpropa- ganda gezerrt zu werden, und ein früher, allzulauter Bucherfolg steht nur allzu oft im umgekehrten Verhältnis zur künftigen Schaf fenskraft eines jungen Talentes. »Der Dichter muß ganz sich, ganz seinen geliebten Gegen ständen leben« — sagt Goethe im »Wilhelm Meister«. »Er, der vom Himmel innerlich auf das köstlichste begabt ist, der einen sich immer selbst vermehrenden Schatz im Busen bewahrt, er muß auch von außen ungestört mit seinen Schätzen in der stillen Glückselig keit leben, die ein Reicher vergebens mit aufgehäuften Gütern um sich hcrvorzubringcn sucht. Genugsam in ihrem Innersten aus gestattet, bedurften sie (die Dichter) wenig von außen; die Gabe, schöne Empfindungen, herrliche Bilder den Menschen in süßen, sich an jeden Gegenstand anschmiegenden Worten und Melodien mitzuteilen, bezauberte von jeher die Welt und war für den Be gabten ein reichliches Erbteil.« »Die Lebensführung des Dichters sollte so einfach sein,« schrieb der englische Dichter Emerson, »daß die allergewöhnlichsten Dinge ihn bewegen können; seine Freudigkeit mühte wie eine Frucht einem bloßen Sonnenstrahl entwachsen, die bloße Lust müßte die Kraft haben, ihn zu begeistern, Wasser müßte genügen, um ihn trunken zu machen.« In unserer vertcchnisierten Welt, die jahr zehntelang an den »Fortschritt der Menschheit» glaubte, an das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl, das eudämonistische Ideal, das dem liberalistischen Menschen als höchstes Ziel vor schwebte, mußte die Ehrfurcht verkümmern und das Leben ge heimnisloser und inhaltsleerer werden. Wir stehen heute an einer Schicksalswende, die auch in diesen letzten Fragen Wandel erheischt und schon begonnen hat, uns den versperrten Weg nach innen wieder frei zu machen. Wir haben wieder glauben gelernt und uns abgewendet von den tagfälligen Sensationen und der Ehrfurchtslosigkeit einer entgötterten Welt, die keine Offenbarungen und Erschütterungen mehr kannte. Wir sind dabei aber in keiner Weise weltfremd oder zeitenfern geworden, sondern stehen mit beiden Füßen fest in einer Wirklichkeit, die Ge fahr und Risiko bedeutet, wenn man ihr mit dem Einsatz der ganzen Person begegnet. So wissen wir heute den berechtigten Erforder nissen des Tages ebenso Rechnung zu tragen wie den überzeitlichen Forderungen, die erfüllt sein wollen, wenn unser Leben einen Sinn haben soll. Diese allgemeinen Betrachtungen sollen zunächst den geistigen Standort umrcißcn, von dem aus die Beratung und Betreuung der zahllosen jungen und unbekannten Autoren erfolgt, die von der Rcichsstcllc Rat und Hilfe erbitten. Erstes Erfordernis wird immer eine gewissenhafte und sachkundige Prüfung jeder einzelnen eingereichtcn Arbeit bleiben müssen. Hier liegt die große Aufgabe der Vorlektoratsabtcilung, die mit der erforderlichen Feinfühligkeit und Menschenkenntnis die vorgclcgten Manuskripte an die geeig neten Kräfte aus dem großen Stab der vierhundert Lektoren weiterzuleiten hat. Der hohe Maßstab, der an jedes Werk angelegt werden muß, sofern die Reichsstelle einen Einsatz ihrer amtlichen Autorität dafür verantworten soll, bringt es naturgemäß mit sich, daß eine große Anzahl von Werken abgelehnt wird. Die genaue Begründung dieser Ablehnung, die der Einsender des Werkes zu erfahren berechtigt ist, erfolgt stets streng sachlich und ohne jede Voreingenommenheit. Wenn sie dennoch bisweilen Verstimmung verursacht, so liegen die Ursachen hierfür zumeist in der gekränkten Eigenliebe des Verfassers, der sich verkannt glaubt. Zahlreich sind jedoch erfreulicherweise die Fälle, wo der Kritik der Reichsstelle, die — wenn irgend möglich — aufbauen und helfen will, anstatt niederzureißen, und die darum mit praktischen Vorschlägen zu Ab änderung oder Umarbeitung nicht spart, dankbar und achtungsvoll von den Betroffenen anerkannt wird. Die Registratur der Reichs stelle enthält heute schon eine ganze Reihe von Zuschriften, in denen ihre gradlinige, weltanschauliche und künstlerische Haltung auch dann noch gewürdigt worden ist, wenn sic feststcllcn mußte, daß der Wert eines vorgelcgten Werkes den höchsten Anforderungen nicht gerecht wurde. Tritt einmal der begrüßenswerte Fall ein, daß ein Ma nuskript die volle Förderung der Reichsstelle verdient, so wird diese dem Verfasser bei der Suche nach einem geeigneten Verleger unbedenklich ihre Hilfe und Unterstützung gewähren. Anders frei lich liegt der Fall, wenn der Verleger selbst hinsichtlich der Her ausgabe eines Manuskriptes beraten zu sein wünscht; denn cs hieße die persönliche Verantwortlichkeit des Verlagsbuchhändlers, die im Dritten Reiche mehr denn je gefordert werden muß, stark hcrab- mindern, wollte man ihm etwa jede eigene Entscheidung über An nahme oder Ablehnung von eingereichtcn Werken abnchmen und lediglich rein kaufmännische Dinge seiner eigenen Initiative über lassen. Die Reichsstelle pflegt daher in Fällen, wo die Verlags- Welt durch sie direkt beraten wird, Sondervercinbarungcn über die zu entrichtenden Prüfungsgebühren zu treffen. Eine grundsätz liche Ablehnung von Manuskriptprüfungcn für Verlage kann jedoch deshalb nicht in Frage kommen, weil dadurch immerhin die Möglichkeit besteht, daß ein finanzieller Schaden verhindert wird und ein Unheil verhütet, das sich insbesondere auf dem Gebiete der Populärwissenschaft verhängnisvoll auswirken kann. So hat beispielsweise die Reichsstelle kürzlich ein größeres, für weiteste Kreise bestimmtes Geschichtswerk, das ihr in der Urschrift vorgelcgt wurde, durch einen ihrer fähigsten Fachlektoren grund legend überarbeiten und verbessern lassen. Noch häufiger tritt frei lich der Fall ein, daß ein Verleger, dessen bereits seit einiger Zeit im Handel befindliches Werk eine Ablehnung erfuhr, an die Rcichs- stelle zunächst mit Protest, dann aber mit der Bitte herantritt, ihm für die sachliche Umarbeitung einer Neuauflage die geeigneten Kräfte aus dem Kreise ihrer Fachbcarbcitcr zur Verfügung zu stellen. Einer solchen Bitte hat die Neichsstelle schon verschiedene Male entsprochen, und so werden sich noch im Laufe dieses Jahres die Werke mehren, die auf dem Titelblatt einen entsprechenden Hin weis auf - eine vorgenommene amtliche Überarbeitung tragen. Schließlich ist die Reichsstelle auch dazu übergegangen, die Ab fassung bestimmter Werke von sich aus anzuregen und geeignete Schriftsteller und Journalisten gegebenenfalls mit Aufträgen zu bedenken, die im Zuge des großen Zeitgeschehens liegen. Sie glaubt, damit zugleich einen dienlichen Anteil an der praktischen Arbeits beschaffung auf dem Gebiete des Schrifttums zu nehmen. Auch denkt sie an die Herausgabe bestimmter Anthologien und Jahr bücher und hält sich für verpflichtet, die beste Auslese ihrer Lek toratsarbeiten publizistisch zu verwerten. Wenn freilich von derartigen Plänen und Aufträgen die Rede ist, so muß hinzugefügt werden, daß die Reichsstelle niemals einem 683
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