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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1894
- Sprache
- Deutsch
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äS 132, 11. Juni 1894. Nichtamtlicher Teil. 3555 trachte es als schuldige Dankbarkeit, hier das Bild des einzigen Zeitungskorrespondenten oi xrokosso mitzuteilen, der mich auf einer meiner Polarreisen begleitet hat. Im weiteren Verlaus meines Werkes werde ich noch Proben seiner Zeichnungen von der Eis wanderung mitteilen. Wenn die Schilderungen mit der Feder ebenso naturgetreu sind, wie diejenigen mit dem Zeichenstiste, so bedaure ich aufrichtig, nicht in der Lage gewesen zu sein, von dem Inhalte seiner Korrespondenzen Kenntnis zu nehmen.« Die von Nordenskiöld gegebenen Abbildungen nach Zeich nungen Möllers, sowie das Porträt desselben rechtfertigen durch aus das so sehr günstige Urteil, das er über den Eskimo- Redakteur fällt. Die Zeichnungen zeigen wirklich einen Blick für die groteske Poesie der Eisbildungen seines Heimatlandes, und das Porträt zeigt uns Gesichtszüge, die zwar den Typus des Eskimo nicht verleugnen, aber doch eine unverkennbare Intelligenz verraten. (Man findet diese Abbildungen ebenfalls abgedruckt im Journal für Buchdruckerkunst 1886, Nr. 24.) Wir sehen also, daß unser unternehmender Eskimo sich nunmehr auch eine illustrierte Zeitung zugelegt hatte, und man muß sich wirklich über die Kühnheit dieses Verlegers wundern, wenn man bedenkt, daß ihm nur eine Handvoll Abnehmer zu Gebote stand und noch dazu in Ermangelung regelmäßiger Ver bindung mit civilisierten Gegenden der Stoff leicht ausgehen mußte. Seitdem ist eine Reihe von Jahren ins Land gegangen, und nunmehr erfährt die Buchdruckerwelt durch ein amerikanisches Blatt, daß ihr Kollege im Norden unermüdlich weitergear beitet hat. Ein neues Ergebnis dieser Arbeit ist die Photo graphie der Gattin des dänischen Gouverneurs im Eskimo kostüm, die Möller angesertigt hat und die in dem Blatt reproduziert wird. Damit ist auch die Photographie in Grön land eingezogen, und bei dem bekanntlich außerordentlich eitlen und selbstgefälligen Sinn seiner Landsleute, denen ein eigenes Konterfei selbstverständlich am Herzen liegt, wird es dem Eskimo-Photographen an Zuspruch nicht fehlen. Unendlich sind natürlich die Schwierigkeiten, die sich in den Polarländern der Ausübung der Photographie entgegenstellen, und wiederum zeugt es von außerordentlicher Energie und Zähig keit unseres nördlichsten Typographen, wenn er es trotzdem durchgesetzt hat, Erfolge zu erreichen. Das »^moriean ckoarnat ok ktiotoAiapüx« giebt eine Schil derung der Thätigkeit Lars Möllers .und seiner Einrichtungen, die reich an interessanten Details ist. Nach dem Blatte soll die Kolonie Goodhaab die einzige Ansiedlung sein, in der ein photo graphisches Unternehmen auch nur einen leisen Schatten von Erfolg haben konnte. Wundervoll in einer kleinen Ebene gelegen und von allen Seiten, ausgenommen der Seeseite, von hohen Felsen umgeben, hat die Kolonie etwa hundert Wohnhäuser mit drei- bis vierhundert Einwohnern. Diese bestehen, von den Eingeborenen abgesehen, etwa aus zwanzig bis fünfundzwanzig Dänen und dänischen Beamten mit Frauen und Kindern. Die Ansiedlung hat eine ansehnliche Kirche, ein umfangreiches Proviantmagazin, eine kleine Brauerei und die schon oben erwähnte Monatsschrift. Ueber das Aeußere des Lars Möller entwirft das amerikanische Blatt folgende Schilderung: Herr Möller ist ein typischer Südgrönland-Eskimo; aber ein eigentümlicher Schimmer auf seinem Antlitz zeigt, daß er seine Stammesgenossen an Intelligenz weit überragt. An statt des schwermütigen und oft mürrischen Ausdrucks dieser liest man Schlauheit, Klugheit und Gutmütigkeit in jeder Miene. Seine Augen blicken freundlich und gescheit in die Welt und beweisen, daß er seiner Rasse in geistiger Hinsicht überlegen ist. Nun ist es die Politik der dänischen Beamten in Grön land, alle Eigentümlichkeiten der unter ihrer Aussicht stehenden Eingeborenen zu beobachten und, wo sie bei ihnen ein Talent oder eine Fertigkeit finden, fördernd einzugreifen. Indem sie die geistigen Fähigkeiten Möllers, als dieser noch ein junger Einundsechzigster Jahrgang. Mann war, erkannten, machten sie ihn zunächst zum Leiter eines kleinen Regierungsmagazins und gaben ihm schließlich nach und nach die Kontrolle des Ganzen. Später verschrieb man aus Dänemark eine Camera, und nachdem diese ein getroffen, erhielt Möller von dem Gouverneur von Goodhaab Unterricht in den ersten photographischen Handgriffen, soweit sie in diesem abgelegenen Lande auszusühren waren. Die Camera war schon damals keine von den neuesten Konstruktionen und auch nicht gerade die beste ihrer Art; aber sie entsprach ihrem Zweck, und es zeigte sich bald, daß der Schüler ebenso viel wußte wie der Lehrer. Durch die immer währende Ausübung des Prozesses gewann Möller allmählich eine große Geschicklichkeit, und jetzt arbeitet er mit einer Sicher heit, wie sie in den ersten Ateliers der civilisierten Länder nicht besser zu finden ist. Mehrere Jahre hindurch brauchte er nasse Platten, aber gerade mit diesen in der Kälte zu arbeiten, ist sehr schwierig, und so konnte er es denn als einen großen Fortschritt betrachten, daß ihm in den letzten Jahren gelegentlich ein Schiff aus Kopenhagen Trockenplatten mitbrachte, mit denen er seinen jährlichen Bedarf decken konnte. Im Hinblick auf die Kürze der Zeit des Hellen Lichtes ist das Arbeiten im Freien auf wenige Monate des Jahres, genau genommen aus wenige Wochen beschränkt, und gerade diese Helle Zeit wird noch verkürzt durch die an den Küsten Süd-Grön lands während der Sommermonate häufig austretenden dichten Nebel. Vom ersten Auftreten des Tageslichtes im Frühling an bis zum teilweisen Aushören desselben im August ist Möller eifrigst beschäftigt, die herrliche Scencrie des wilden eisumgebenen Landes zu photographieren; die fertigen Bilder werden nach Dänemark zum Verkauf gesandt. Die Karten, auf denen die Kopieen aufgeklebt sind, werden in Kopenhagen mit der Goldschrist bedruckt, die den Namen des Gegenstandes in dänischer und Eskimo-Sprache angiebt. Die Aufträge aber werden vorher an den Südgrönländer Photo graphen gesandt. Aber Möller hat sich auch ein »Atelier« eingerichtet, und hatte er bei der Photographie im Freien Schwierigkeiten, so sind sie gering zu nennen gegen die, die sich beim Arbeiten in diesem Atelier ihm entgegenstellen. Sein Atelier würde auch den bescheidensten Photographen zur Verzweiflung bringen, und selbst die Leute, die mit ihren Dunkelkammern und Operations räumen aus Rädern über Land fahren, würden diese gegenüber den Möllerschen als Paläste betrachten. Ein Zimmer seiner Wohnung ist das Atelier, und zur Er langung des geeigneten Lichtes mußten einige Fenster verhangen werden; denn Oberlicht und entsprechende Gardinen hat er nicht. Alles photographische Beiwerk besteht in einem großen Wand vorhang aus ungebleichtem Musselin; dies ist sein einziger schmuckloser Hintergrund. Im gegebenen Fall wird der Musselin schnell als Hinter grund aufgehängt und vielleicht ein zweiter als Reflektor seitlich, die große altmodische Camera eingestellt, exponiert und in kurzer Zeit ein Bild reproduziert, dessen sich der Künstler nicht zu schämen braucht. Wenn das Licht im »Atelier« nicht hell genug ist, wird der Kunde außerhalb desselben photographiert. Die geweißte Wand des Hauses bildet den Hintergrund. — Soweit die Mitteilungen über den nördlichsten Vertreter des Buchgewerbes, der, wie versichert wird, durch seinen Verlag und die Photographie ein ganz angenehmes Leben führt; und trotzdem möchte wohl keiner von uns mit ihm tauschen, auch nicht, wenn man bedenkt, daß ihm Schmutzkonkurrenz unbekannt ist, Reisende von Schriftgießereien, Utensilienhändlern, Farbesabriken rc. ihn verschonen, Streike ihm unbekannt sind, und sich überhaupt das Geschäft dort eben besser »rentiert«. Otto Schlotke. 480
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