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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1902
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- 1902-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1902
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6560 Nichtamtlicher Teil. 193, 21. August 1902. schrieben,*) der es nicht nur als einen Vorläufer des genannten Psalters ansah, sondern sogar den Druck in jene dunkle Zeit zurückoerlegte, in der Gutenberg noch Versuche anstellte in der Kunst, dessen Erfindung die Deutschen ihm so gern zuschreiben. Natürlich unterließen die Gegner dieses Standpunktes nichts, um die Behauptung Hupps zu erschüttern, und sie bewirkten damit auch ihrerseits, daß das »missals spsoials- zu großer Berühmtheit gelangte. Inzwischen wurde die Aufmerksamkeit der Bibliophilen noch mehr erregt, als 1899 in der Bibliothek des Benediktiner Klosters St. Paul in Levanthal ein gekürztes Missale gefunden wurde, das so viel llebereinstimmung mit dem Münchener Exem plar aufwies, daß mit Sicherheit festgestellt werden konnte, beide Missale seien sowohl durch den Inhalt, wie durch das Druck verfahren eng miteinander verwandt. Die Ausstellung in Mainz 1900 brachte beide Werke vielen Besuchern vor Augen, und die Liberalität der deutschen Bibliographen, namentlich des Mainzer Stadtbibliothekars vr. Velke, bot jedem Gelegenheit, die seltenen Drucke genau zu untersuchen. Auch mich interessierte die Sache, und gern machte ich bei meinem Besuche der Gutenberg-Aus stellung von der Einladung Gebrauch, die beiden Missale sorgfältig zu vergleichen und mich zu überzeugen, daß die Behauptung, sie gehörten zu den allerältesten Druckwerken, richtig sei. Wenn ich nun auch mit denjenigen völlig übereinstimme, welche den beiden Missalen ein hohes Alter zuerkennen, so glaube ich doch nicht, daß sie aus der frühesten Druckperiode Gutcnbergs abstammen. Ich habe mich deshalb auch nicht in meinem Werke -Isodvisest OnäsrElr-**) damit beschäftigt. Da jetzt aber Herr Hupp, gereizt durch den Widerspruch, den seine Meinung hervor gerufen hat, sich aufs neue rüstet, Gutenbergs Arbeit bei dem Missale zu beweisen, so will ich doch auch mit meiner Ansicht darüber nicht zurückhalten. Ich benutze zugleich die Gelegenheit, mich gegen die Angriffe zu verteidigen, welche Hupp gegen meine Beweisführung in der Erfindungssrage gerichtet hat. -Man kann die neueste Schrift des Herrn Hupp, betitelt -Gutenberg's erste Drucke***), sehr wohl in zwei Teile zerlegen. Der erste enthält den Versuch, das missals spsoials und das diesem verwandte wissals abbrsviatuw zu den allerersten Drucken Guten bergs zurückzuführen, während der zweite Teil eine Abhandlung über die Annahme des Verfassers enthält, wie der angebliche Erfinder zum Drucken mit beweglichen gegossenen Typen gelangt sei. -Die bekannte Stelle in der kölnischen Chronik, die als historisches Dokument ein so kräftiger Beweis für das ist, was ich technisch erklären zu können geglaubt habe, wird vom Verfasser in seiner letzten Studie nur beiläufig erwähnt. Er bezeichnet sie als ein Geschwätz, dem man nicht zu viel Gewicht beilegen dürfe. Dieser Ausspruch ist bemerkenswert, nachdem in Hupps erster Schrift <1, 28)f) zu lesen war, daß die Zellsche Erzählung nicht nur eine der -wichtigsten- und die älteste -eingehende- Quelle sei, die wir über die Erfindung der Buchdruckerkunst besitzen, sondern auch, daß Zells Mitteilung schon deshalb von großer Bedeutung sei, weil er in Mainz in Schössers Druckerei gearbeitet habe. Den holländischen Donat überging Herr Hupp damals mit Still schweigen. Nunmehr giebt der Verfasser zu (11, 67), daß wenigstens Zell dem Geschwätz Glauben schenkte und unzweifelhaft der Meinung war und ausdrücken wollte, daß Gutenberg seine Er findung dem in Holland von Holzstöcken gedruckten Donaten ent lehnt hatte. Einen Versuch zur Entkräftung der Beweise, die ich für die Unhaltbarkeit dieser Annahme ansühren zu müssen ge glaubt habe, suche ich bei Hupp vergebens, ja noch stärker ist, daß er '1e Gründe völlig unberücksichtigt läßt, die Herr Schreiber in der Mainzer Festschrift anführt, um die Unmöglichkeit der hölzernen Formen, die für den Druck der Donate gedient haben sollen, nachzuweisen. Wenn schon Schreibers Autorität in tech nischen Angelegenheiten für mich keine besonders große ist, und seine Beweisgründe nicht immer stichhaltig sind (man erinnere sich nur der von ihm angegebenen Gründe, mir nicht mehr antworten zu wollen), so ist doch dies Stillschweigen des Herrn Hupp be merkenswert, weil er sich in anderer Hinsicht wiederholt auf Schreiber beruft, als den vorzüglichen Kenner alter Holzschnitte. -In einer Anmerkung (II, 67) wird mir der Vorwurf ge macht, daß ich in einer Studie keine Abbildungen derjenigen *) Otto Hupp, Ein miseals spsoials, Vorläufer des Psalteriums von 1457. 4". 30 S. m. Faksimile. Regensburg 1898. Verlags anstalt vorm. G. I. Manz. ^ 5.—. **) CH. Enschede, Nsodvisoü Onäsraosir vas-r äs uitvinäivA van äs boskäruleleuvst. Haarlem 1901, Erven Bohn. 4 sv 86 dir. ro^.-M. 1 FI. 25 Cts.) ***) Hupp, Gutenberg's erste Drucke. Ein weiterer Beitrag zur Geschichte der ältesten Druckwerke. 98 S. mit Abbildungen. Gr. 41 Regensburg 1902, Verlagsanstalt vorm G. I. Manz. 18 f) Der Einfachheit halber nenne ich beim Zitieren der beiden Huppschen Schriften die ältere: I.; die jetzt erschienene: 11. Druckwerke gegeben habe, auf die ich mich als Stützen meiner Meinung berufen habe. Das habe ich aus zwei Gründen unter lassen. Erstens würde inein Werk dadurch zu teuer geworden sein (Hupps Werk, 86 Seiten 41, kostet 18 ./6!); zweitens, und be sonders deshalb, weil Reproduktionen für eine technische Unter suchung nicht nur unzureichend sind, sondern, schlimmer noch, den Untersuchenden geradezu irreführen. Die Gießfehler, um nur ein Beispiel zu nennen, lassen sich nur durch eine genaue Betrachtung des Originals erkennen. Die Details, deren der Schriftgießer bedarf, um die für die Anfertigung der Typen befolgte Methode des Gießens zu beurteilen, gehen bei der photographischen Repro duktion alle verloren. Ein Anhänger Gutenbergs, der etwa Lust haben sollte, mich von meinem -Irrtum- zu überzeugen, muß schon notwendig eine Reise nach dem Haag oder Haarlem unter nehmen, ebenso wie ich meine Wissenschaft erworben habe auf der Mainzer Ausstellung und bei meinen Besuchen verschiedener Bibliotheken in Deutschland. Dank meiner persönlichen Bekannt schaft mit den beiden Missalen, kann ich die schönen, dem Huppschen Werke beigefügten Lichtdrucke beurteilen, doch wird mir der Verfasser recht geben, wenn ich behaupte, daß nur die Originale imstande sind, mir die Gewähr zu geben, daß die Typen durch -abklatschen- gewonnen sind, und daß sie, als sie für die Missalen benutzt wurden, schon vorher für andere Druckwerke gedient hatten. -Die besten Kopien reichen zu feinen Typenvergleichungen nicht aus-, sagt Herr Hupp (I. 23) und wenn wir heute bis aus den Kern des Schriftgießerei-Wesens durchdringen wollen, so werden noch ganz andere Anforderungen gestellt. -Ohne sich weiter um die Frage zu bekümmern, wie Guten berg zu seiner Erfindung gekommen ist, nimmt Herr Hupp als feststehend an, daß er in Straßburg mit seiner -geheimen Kunst nichts andres ausübte als die Buchdruckkunst, und daß er schon damals mit den vorbereitenden Proben der Schriftgießerei sich beschäftigte, die er erst in Mainz vollendete. Es ist Herrn Hupp unbegreiflich, wie man in der Kunst die Buchbinderei hat sehen können, und er weist dann auch meine Auffassung weit ab, die er einem Jdeengange aus meinem -Nsednisob oväorrosL- ent lehnt, -daß es auf der Hand liegt, daß wir es hier mit der Aus übung der Buchbindcrkunst zu thun haben, in der durch Guten burg einige Neuigkeiten angewendet wurden.» Den Vorwurf halte ich für unverdient. Denn meine ganze Abhandlung über den Straßburger Prozeß ist lediglich auf den Nachweis gerichtet, daß die -geheime Kunst- Gutenbergs uns noch bis auf den heutigen Tag ebenso unbekannt geblieben ist, wie sie cs zur Zeit der Prozeßführung war. Die wenigen Anhaltspunkte, die uns geboten sind, um klug daraus zu werden, sind sämtlich ungenügend; doch, so sagte ich, -will man die geheime Kunst mit Gewalt in Verbindung mit dem Buche bringen, so liegt es doch viel näher .... re.« Mich dünkt, cs kann wohl nicht deutlicher gesagt werden, daß auch ich kein Verteidiger der Ansicht bin, man müsse in der geheimen Kunst den Betrieb des Buchbindens erkennen. -Die Behandlung der Straßburger Prozesses hat für mich etwas Komisches. Mit den wenigen gegebenen Worten bemüht man sich, sie so zu gruppieren und zu gebrauchen, daß eine erträgliche Erzählung daraus wird. Ein erschwerender Umstand dabei ist natürlich, daß die Erzählung den Anfang der Buchdrucker- kunst zum Gegenstände haben muß, aber die Aufgabe wird dadurch erleichtert, daß die Worte so fraglich und unsicher sind, daß man mit ihrer Auslegung freie Hand hat. Herr Hupp macht von den Worten geschickten Gebrauch und glaubt oder hält es wenigstens für sehr wahrscheinlich, daß Gutenberg fick in Straß burg mit dem Drucken von gegossenen Platten beschäftigte, die durch -Abklatschen- von bleiernen Matrizen genonnen waren, in die mittels Stempels einige Zeilen eingedruckt waren. Das Wort -Stücke» (in dem Prozeß) widersetzt fick) dieser Auslegung nicht. Ein gelehrter Sprachkundiger erklärt Herrn Hupp, daß unter diesem Worte allerlei Gießwerk verstanden werden kann mit Einbegriff sogar der Militär-Geschütze. Und nun druckt Herr Hupp, um die Möglichkeit seines Systems weiter zu zeigen, zwei -abgeklatschte. Platten ab (II, 7l), die eine farbig hergestellt von der Firma Gensch in München, die ihm aber noch nicht genügt, die andere, von Gensch und Heyse in Hamburg angesertigt, die, was die Linien der Lettern betrifft, den Vorzug ver dient. Ob der Verfasser nun durch diese Proben bewiesen hat, daß Gutenberg imstande war, solche Platten anzufertigen (man denke nur an die unsägliche Beschwerlichkeit, mit gebrechlichen Hilfsmitteln die Stempel alle gleichmäßig tief in das Blei hinein zudrücken), und daß man nach dieser Methode Bücher drucken konnte, das will ich dahingestellt sein lassen, nachdem Herr Hupp meine Argumente, die gegen den Buchdruck oder das Schrift gießen als Inhalt der geheimen Kunst sich richten, unerörtert bei seite läßt. Nur auf meine beiläufige Bemerkung, daß in dem ganzen Prozeß die Worte -Papier- und -Druckerschwärze- nicht gebraucht sind, antwortet er, daß nicht alle Aussagen uns erhalten
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