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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1902
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- Deutsch
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^ 193, 21. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6561 geblieben sind, daß diese Ingredienzien bei den Versuchen keine besondere Rolle gespielt haben, und daß einer der Geschäftsteilhaber an einer Papiermühle beteiligt war. Das Letztere aber weiß man nicht. Fest steht allerdings, daß der Bruder des Teilhabers Eigen tümer einer Papiermühle war, dieser aber, der doch wohl an der Herstellung von -Büchern- das größte Interesse haben sollte, wußte von Gutenbergs -geheimer Kunst- ebensoviel wie wir. -Herr Hupp baut sein phantastisches System auf, wie er sagt, trotz meines Lachens über Herrn Schreiber. Nun will ich nicht bestreiten, daß beim Lesen seines Systems ebenfalls ein Lächeln meine Lippen umspielte, aber ich empfand doch auch einige Genug- thuung, als ich sah, daß er die Ansicht Schreibers verwarf. Und warum sie sonst verwerfen, als, weil sie mit jeder Technik der Schriftgießerei in Widerspruch steht? Eine Metallplatte, in welche die Form der Lettern durch Stempel eingeschlagen ist, läßt sich nicht mehr abdrucken, ebensowenig wie es möglich ist, eine Form von Stempeln für die Buchdruckerpresse in Bereitschaft zu setzen. Die Phantasie des Herrn Hupp wirkte deshalb auf meine Lach muskeln, weil hier aufs neue die Möglichkeit aufgestellt wird, daß die beweglichen Lettern entstanden sind, indem man eine an gefertigte Druckplatte durchsägte und bearbeitete, eine Methode, die vormals von den Anhängern Costers erdacht war, um diesen wenigstens die Beweglichkeit der Druckertypen erfinden zu lassen. Da Gutenberg unzweifelhaft begriff, daß das Geheimnis der Schriftgießerei auf der Quadratur des Letternstäbchens beruhte, so wird er wohl niemals Versuche mit einem System angestellt haben, das doch nicht zum Ziele führen konnte. -Von dem -Abklatschen- der bleiernen Platten und dem Durchsagen der fest aneinandergcgossenen Letterntypen in Straß burg springt Herr Hupp über zehn Fahre nach Mainz, wo er Gutenberg beschäftigt findet mit dem Gravieren der Stempel für die Lettern der beiden Missale und nicht für die der 36zeiligen Bibel, wie früher allgemein und jetzt noch von mir angenommen wird. Hierauf komme ich später zurück. Für die -technische- Untersuchung der Erfindung ist es mir völlig gleichgiltig, welche von den beiden Typen Gutenberg zuerst unter Händen hatte, weil sie beide größer sind, als die der 8 42, und weil ihre Anfertigung auf gleiche Weise vor sich gegangen. Die ursprüngliche Type war in Messing graviert, diese abgedruckt in, oder umgossen mit Blei, um eine Matrize zu erhalten, welche ihrerseits in Letternspezies abgeschlagen wurde, wodurch die Druckletter geformt wurde. -Obwohl ich den Sprung des Herrn Hupp etwas groß finde, stimmen wir doch darin überein, daß Gutenberg in Mainz mit beweglichen Lettern druckte,- aber wir weichen in der befolgten Methode voneinander ab. -Ueber das eigentliche Gießen läßt sich der Verfasser wenig aus. In seinem ersten Aufsatz (I, 16) stellt Herr Hupp es so dar, als wären die Lettern in einem Tempo gegossen, und da er in seinem zweiten Aufsatz (II, 72) glaubt, daß die von Gutenberg benutzte Gießform von Unserer gewöhnlichen Gießform wenig abgewichen, so nehme ich an, daß ich ihn nicht habe überzeugen können, daß die Letterngießerei in ihrer frühesten Zeit, als Gutenberg mit Fust sich zur Ausübung der Typographie verband, noch kein vollendeter Betrieb war, und daß die Lettern der beiden Missale, von 8 36 und 8 42 durch die untaugliche Methode des -Abklatschens- zu stände gekommen sind. Da dieser Punkt in meiner Beweisführung eine Hauptsache ist, so bedaure ich sehr, daß Herr Hupp darüber hin weggeht und ihm nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat. Da der Verfasser aber mir die Ehre erweist, zu sagen, daß ich als Fachmann nichts Unmögliches voraebracht habe, und er Gutenberg in Straßburg als einen mit dem -Abklatschen- Vertrauten hinstellt, so will ich annehmen, daß er sich gegen die von mir ausgestellte Gießmethode nicht bestimmt aussprechen will und daß er wenigstens die Möglichkeit zugiebt, daß Gutenberg in Mainz von Blei- Matrizen Gebrauch gemacht habe. -Ich lege hieraus besondern Wert, denn wenn es bewiesen wäre, daß dieser erste Mainzer Buchdruck-Letterngießer, wie Herr Hupp meint, Kupfer-Matrizen benutzte, dann hätten wir Holländer leichtes Spiel, uns die Ehre der Erfindung anzueignen. Denn dann wäre sofort entschieden, daß der Drucker des Abecedariums nach einer selbständig erfundenen Gießmethode seine Lettern an fertigte, weil ohne Widerspruch angenommen werden könnte, daß seine Matrizen aus weichem Blei zusammengestellt waren. Aber Herr Hupp läßt sich verleiten, schon den Gebrauch von Kupfer- Matrizen Gutenberg zuzuschreiben, weil er sich mit aller Gewalt gegen meine Behauptung auflehnen muß, daß die Verbreitung und Entwickelung der Typographie insbesondere der Thätigkeit Schössers zu verdanken sei, wenigstens scheint er mir zuzugeben, obgleich er es nicht ausdrücklich sagt, daß ohne Kupfer-Matrizen die Aus übung der Schriftgießerei als selbständiger Betrieb nicht möglich ist. Schösser, nach meiner Auffassung der Buchdruck-Techniker xar oxosllsves, muß jetzt durch die Anhänger Gutenbergs zu gunsten des von ihnen verehrten Meisters verkleinert werden, und in der ganzen zweiten Studie des Herrn Hupp erkenne ich denn auch das Börsenblatt sllr den deutichen Buchhandel. 69. Jahrgang. Bemühen, den großen Ruf, der Schösser als Fachmann stets zu erkannt ist, zu vermindern, wenn nicht ganz zu vernichten. -Daß dieser zweite Mainzer Drucker Stahlstempel geschnitten hat, wird wohl von niemand bezweifelt. Es sind zu viel Druck werke seiner Einrichtung erschienen, deren Schrifttypen aus Stahl- Stempeln hervorgegangen sind. Aber das Metall des Schrift gießerstempels ist für mich noch nicht einmal die Hauptsache. Auf die Form kommt cs an. Will man nicht zugeben, daß die kleinen Buchstaben der Ablaßbriefe und des Oatüolioovs ursprünglich in Stahl geschnitten waren, so wird man doch anerkennen müssen, daß die Kupfer-Stempel in derselben Weise wie unsere gewöhn lichen stählernen Schriftgießerstempel in der Form eines Stiftes gearbeitet waren. Und weil nun für diese Bearbeitung eine her vorragende Geschicklichkeit verlangt wird, und ich nur zwischen Gutenberg und Schösser die Wahl habe, so entscheide ich mich für letzteren, weil er alle Vorbedingungen, die ein Stempelschneider besitzen muß, in sich vereinigt, während sie dem ersteren fehlen. -Gewiß, wenn man die Frage so stellt (8, 41), wer ist eher imstande, Schriftgießerstempel zu gravieren, derjenige, welcher jahrelang das Gewerbe eines Goldschmiedes ausgeübt und Metall arbeiter gewesen ist, oder derjenige, der für den Beruf eines Geist lichen erzogen wurde, dann ist die zu erwartende Antwort ge geben. Aber wenn wir uns die Frage etwas genauer ansehen, dann erscheint sie doch in anderem Lichte. Denn von der Gold- schmiederei und der Metallarbeit ist uns bekannt, daß die Per sönlichkeit Gutenbergs als Goldschmied nur ein einziges Mal in einem authentischen Aktenstück vorkommt; von dieser Wirksamkeit ist aber nicht ein einziges Produkt uns überliefert, und damit verliert die Berufung auf diese Wirksamkeit viel von ihrer Be weiskraft. Herr Hupp fühlt das selbst. Sagt er nicht, von mir redend (II, 74.): -Enscheds ist ein tüchtiger Fachmann oder wenigstens Eigentümer einer altbekannten Schriftgießerei-, und hat er darin nicht durchaus recht? Mit dem Amt kommt nicht der Verstand, und mit dem Patronat nicht die Fachkenntnis. Und so kann der Notariatsakt mich wohl lehren, daß Gutenberg Goldschmied war; aber es bleibt noch zu beweisen, daß er dies Gewerbe auch ausgeübt habe. Ich für meine Person halte nicht viel von seiner Fähigkeit als Goldschmied. Absolut nichts ist davon bekannt, daß er irgend etwas angefertigt, sicher ist nur, daß er diesem Gewerbe nur kurze Zeit hindurch angehörte. Ange nommen, er habe in diesem Fache etwas geleistet, dann sollte man meinen, er würde Goldschmied geblieben sein. Er hat aber so und so oft seine Thätigkeit gewechselt und kehrt auch nicht wieder dazu zurück, selbst dann nicht, als er in die größte Armut geriet. Aber selbst angenommen, daß Gutenberg ein geschickter Goldschmied war, nicht geringer als Benvenuto Cellini, den Herr Hupp als ein Muster von Unbeständigkeit erwähnt, so folgt daraus immer noch nicht, daß er auch die Geschicklichkeit des Stempelschneidens besaß. Das Schneiden einer ganzen Schrift in stählerne oder kupferne Schristqießer - Stempel ist ganz was andres, als das Gravieren von Äiedaillen, Ringen, ja selbst von schwierigeren der artigen Arbeiten. Denn der Graveur ist hierbei nicht so gebunden, und ein unruhiger Geist macht ihn für diese Arbeit noch nicht ungeschickt. Herr Hupp, der selbst Stempelschneider gewesen ist, kann es ja besser, als jeder andere wissen, daß ein Mann, der über die Fünfzig hinaus ist und der niemals Schriftgießer- Stempel angefertigt hat, nicht mehr imstande ist, mit gutem Er folge eine derartige Arbeit zu unternehmen. Aber die Messing type zu gravieren für eine Schrift so großen Kalibers, wie die der 8 36 oder 8 42 und, wie ich gern hinzufügen will, der beiden Missale, dafür halte ich ihn für ausreichend geschickt. (Fortsetzung folgt). Kleine Mitteilungen. Handelsvertrag mit Guatemala. — Der Freundschafts- Handels-, Schiffahrts- und Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und dem Freistaate Guatemala vom 20. September 1887 (Reichsgesetzblatt 1888, S. 238) ist durch die Regierung von Guate mala unter Abänderung der früheren Kündigungserklärung (Centralblatt für das Deutsche Reich 1902 Nr. 3, S. 8) von neuem zum 22. Juni 1904 gekündigt worden. (Centralblatt für das Deutsche Reich Nr. 34 vom 15. August 1902.) Die frühere Kündigung Guatemalas lautete auf den 22. Juni 1903. Der Vertrag bleibt also zunächst noch ein weiteres Jahr in Wirkung. Sächsisch-Thüringischer Buchhändler-Verband. — Der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband wird am Sonn abend den 13. September d. I. zu seiner neunzehnten ordentlichen Verbandsversammlung zusammentreten. Die Versammlung wird in Frankenhausen am Kyffhäuser, abends 8 Uhr, im Hotel zum Mohren stattfinden. (Vergl. die Anzeige im amtlichen Teil.) 863
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