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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1930
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- III, 15. Mai 1930. Sprechsaal. BSrI-nblatt s. d.Dtschn. Buchhandel. Sprecksaal Zu frühzeitiges Erscheinen der Kalender. Aus den Erfahrungen meiner früheren Tätigkeit als Sorti menter möchte ich die Herren Verleger auf einen llbelstand auf merksam machen, der bei gutem Willen leicht abgestellt werden kann. Die Kalender für das nächste Jahr pflegen in den Monaten Juli und August zu erscheinen. Der Sortimenter ist gezwungen, so fort nach Ankündigung zu bestellen, weil später einige Kalender ver griffen sind. Da nun erfahrungsgemäß letztere erst im Dezember vom Publikum gekauft werden, liegen sie über ein Vierteljahr auf dem Sortimentslager, und zwar zinslos, weil sie meistens sofort nach Empfang bezahlt werden müssen. Es empfiehlt sich daher, entweder die Kalender Ende Oktober er scheinen zu lassen, oder, falls dies Schwierigkeiten verursacht, den Zahlungstermin ausnahmslos auf den 1. November festzulegen. Wenn auch der Sortimenter nicht auf gut Glück, sondern nach Maßgabe seines vorjährigen Absatzes bestellen soll, so ist der Be zug von Kalendern immerhin ein Risiko. Werden nicht alle ver kauft, dann steckt oft der ganze Verdienst in den übriggebliebenen, d. h. man hat zwar keinen Verlust, aber auch keinen Gewinn. Erschwerend auf den Absatz wirkt auch die Konkurrenz der Papier handlungen, die von manchen Verlegern reichlich mit Material ver sorgt werden, und zwar mitunter sogar in Kommission. A. St. Welche Menge Schund» und Schmutz-Literatur gibt es in Deutschland? Vor einigen Jahren stand in einer Stuttgarter Zeitung ein Aufsatz aus der Feder eines Neligionslehrers, worin er eine (mir heute nicht mehr erinnerliche) Zentnerzahl für die jährliche Ver breitung von Schund- und Schmutzschriften in Deutschland nannte. Diese Zahl bedeutete eine so unglaublich große Menge von Litera tur, daß ich den Herrn deswegen zur Rede stellte. Ich machte ihm klar, daß man von derartigen Büchermassen doch immer wieder irgendwo etwas sehen müsse: in Läden, in Vorortszügen und Straßenbahnen usw. — Nein, der Religionslchrer hatte selber keine Massen von Schundliteratur gesehen. »Aber«, so belehrte er mich, »diese Erzeugnisse gehen ja bekanntlich auf ihren eigenen verborgenen Wegen ins Volk; an der Tatsache ist nicht zu zweifeln.« Darauf mußte ich ihm entgegenhaltcn, daß seine behaupteten Massen ganz unmöglich auf eine der Sicht einigermaßen ent zogene Weise verbreitet und gelesen werden könnten. In die Enge getrieben gab er mir dann an, er hätte seine Zahl einem Zeitschriften aufsatz entnommen, und deshalb müsse er jene Zahl für richtig Hallen. Ich schrieb sofort an die Zeitschrift mit beigefügtem frei- gemachtem Briefumschlag und bat um die Bekanntgabe der Schätzungsgrundlagen und der Schätzungsmethode, damit man in der Lage sei, die Wahrscheinlichkeit der »gefundenen« Zahl nach- zvprüsen. Auf die Antwort warte ich heute noch! Dieser Vorgang scheint mir bezüglich der deutschen Schund literatur typisch zu sein: irgend wer behauptet eine Zahl, ein anderer übernimmt sie ungeprüft und gibt sie weiter. Jedem von uns sind ja solche Zahlen wiederholt zu Gesicht gekommen; sie spuken ständig in den Aufsätzen und Vorträgen der Leute, die »im Schundkampf stehen«. Kürzlich war nun in München eine Versammlung der Beisitzer der dortigen Prüfstelle für Schund- und Schmutzschriften. Dort gab ein Redner den Wert der jährlich verkauften deutschen Schund- und Schmutzliteratur mit zwei Milliarden Reichsmark an. Zwei, zwo Milliarden!! Nehmen wir an, daß von den 60 Millionen Deutschen nur etwa ein Viertel als Nichtleser zu streichen sind (ganz junge; reine Landbevölkerung; sonstige »Jlliteraten« usw.), dann bleiben 40 Millionen Leser, von denen jeder jährlich 50 NM. für Schund- und Schmutzliteratur ausgeben müßte. Das Land Württem berg müßte dann z. B. bei 2 580 000 Einwohnern jährlich 06 750 000 RM. dafür aufwenden. Meine persönliche Ansicht ist die, daß es selbst für den Buch händler keine Möglichkeit gibt, auch nur annähernd zu schätzen, wieviele Zentner oder für wieviele Reichsmark jährlich deutsche Schund- und Schmutzliteratur verkauft wird. Ich wäre den Herren Kollegen sehr dankbar, wenn sie sich hierzu äußern wollten. Auf Grund von vielen Beobach tungen allgemeiner Art bin ich überzeugt, daß die Menge in Deutsch land verbreiteter Schund- und Schmutzschriften so klein ist, daß sie wirtschaftlich gar nicht ins Gewicht fällt und auch ihr moralisches bzw. unmoralisches Gewicht unwägbar klein ist im Vergleich mit dem Gewicht anderer Faktoren in unserem heutigen Leben, die sittlich nachteilig auf unser Volk stündlich fast einwirken. Was insbesondere die Kriminalität Jugendlicher anlangt, so glaube ich, daß z. B. die Reize, die vom Besitz eines blanken Stilettmessers oder eines ge ladenen Revolvers oder von einem unbewacht einsam dastehenden Fahrrad ausgehen, sehr viel stärker sind als die aus der Schund literatur geholten Reize. Man braucht übrigens nur Lampels »Jungen in Not« zu lesen: stets war es das Leben, nie die Literatur, die den jungen Menschen auf die schiefe Bahn brachte. Stuttgart. Robert Lutz. Wie lange noch? Wenn unlängst im Börsenblatt ein namhafter Verlag »ein reizend ausgestatleles Buch in außergewöbnlichem For mat« anzeigt, so soll das ja wohl eine Empfehlung sein. Indes möchte es leicht gerade die gegenteilige Wirkung auf die ausüben, die in den vielen willkürlichen Formaten unserer Bücher eine Rück ständigkeit sehen, die schnellstens behoben werden sollte. Nicht viele können sich heute einen Bücherschrank gestatten; sehr viele sind davon überzeugt, daß Bücher auf offene Regale gehören, wo sie leicht er reichbar sind und dem Zimmer eine warme, persönliche Note geben. Daß sie den Raum auch schmücken sollen, beweist der Verleger durch zunehmende Verwendung edlerer Einbände. Und doch werden heute im Zeitalter der Sachlichkeit die Bücher dieses Ziel nur erreichen, wenn sie sich dem ruhigen Rhythmus der Linien anpassen und nicht in störendem, weil gefühlsmäßig unbegründetem »Auf und Ab« die Harmonie des Raumes durchbrechen. Zugegeben, daß dieses eine Betrachtung der Aesthetik ist, über die die rauhe Wirklichkeit zur Tagesordnung übergehen könnte; die ganze Frage hat aber auch noch eine überaus praktische Seite: wie schwer ist heute ein Bücherregal staubfrei zu halten und wie leicht ist eine genormte Buch reihe von Staub zu reinigen und zu pflegen! Damit aber wächst die Freude am Buch und mit ihr der Wunsch, nach Erweiterung des Besitzes — und sollte das nicht im Sinne der Herren Verleger sein? Zweifellos ist mit sechs Buchgrößen allen Anforderungen vom größten Bildwerk bis zum handlichen Reelamband gerecht zu werden; kleinere Formate sollten allein Kalendarien usw. Vorbehalten bleiben. Dgdn. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachungen: Vereinigung der Berliner Mitglieder des B.-V. betr. Neuwahlen. S. 457 / Mitteldtschr. Buchh.-Verb. betr. Neuwahlen. S. 457 / Provinzialvercin der Schief. Buch händler betr. Neuwahlen. S. 457 / Schweizer. Buchh.-Ver. betr. Studentenbuchh. in Zürich. S. 457 / AUgem. Ttschr. Buchh.- Geh.-Verb. betr. Hauptversammlung. S. 457. Artikel: Buchhändler-Sterbekasse. Von W. Hermann. S. 458. Lesesrüchte. S. 458. Die Sachverständigen-Aussprache über »Fraktur und Antiqua«. Von Robert Voigtländer. S. 450. Die soziale Frage im Buchhandel. S. 461. Ein Netter in der Not. Von Max Hinrichscn. S. 462. Besprechung: Minerva-Jahrbuch. S. 463. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. S. 463. Kleine Mitteilungen S. 464—467: Sommerfreizeit in Wer nigerode / 6. Arbeitswoche des Allgem. Dtschn. Buchh.-Geh.-Vcrb. / Internationaler Verlegerkongrcß / Neues bei Horst Stobbe / Aus der 36. dtschn. landwirtsch. Wander-Ausstellung / Die Ge sellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg / Mit dem Nordisch». Lloyd nach Norwegen und Spitzbergen / Palm, München / Deutsche Buchwerbung im Ausland / Verzeichnis Pariser Ver leger / Die literarische Produktion Lettlands / Ans den Vereinigten Staaten / Die Ausstellung dtschr. Pressendrucke / Brasilianisches / Ein Land ohne Buchhandlung / Bilanzen: Friedr. Vieweg L Sohn, Braunschweig: Gerhard Stalling, Oldenburg; Otto Gustav Zehrfeld, Leipzig / Walther-Feier in Würzburg / Geistige For mung der Jugend in der Gegenwart / Verbotene Bücher. V e r k e h r s n a ch r i ch t e n S. 467: Falsche Neichsbanknoten zu 50 NM. Personalnachrichten S. 467: Auszeichnung vr. Pflaum, Mün chen / Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst. Sprechsaal S. 468: Zu frühzeitiges Erscheinen der Kalender / Welche Menge Schund- und Schmutzliteratur gibt es in Deutsch land? / Wie lange noch? Verantwort!. Schriftletter: Franz Wagner. — Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS. Druck: E. HedrichNachf. Sämtl. in Leipzig. — Anschrist d. Schriftlritung u. Expedition: Leipzig C 1, Gerichtsweg 26 tBuchhändlerhausl, Postschließfach 274/76. 468
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