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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1930
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X? IN, 15. Mai 1830. Radaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. Buchhändler-Sterbekaffe. Vorweg richte ich an alle Mitglieder des Börsenvcreins die Bitte, sich zwei Minuten Zeit zu nehmen, um diese Zeilen zu lesen, weitere zwei Minuten, um zu handeln. Im Börsenblatt Nr. 99 standen der Jahresbericht und der Abschluß der Buchhändler-Sterbekasse. Wer Zahlen zu lesen ver steht, findet folgendes: 1. daß die Sterbekasse schon vielen geholfen hat, 2. daß die Sterbekasse überaltert ist und 3. daß diese einen Reservefonds hat, der jeden in Erstaunen setzen muß. Wären die an uns gerichteten Briefe jedem zugängig, so würden manche Börsenvereinsmitglieder sicherlich sich auf ihre Pflicht besinnen und beitreten. Sie würden eine große Not im deutschen Buchhandel kennenlernen und sich ihrer Pflicht be wußt werden, daß der deutsche Buchhandel die vornehmste Auf gabe, »einander zu helfen«, bis heute versäumt hat. Was Göschen vor 100 Jahren in seinem kleinen Buch: »Meine Gedanken über den Buchhandel« geschrieben hat, ist un beachtet geblieben. Man fühlte sich s o sicher und dachte nicht an die Not der anderen, obwohl schon damals Göschen aus diese hingewiesen hat und vor alleiii die Witwen der verstorbenen Buchhändler stützen wollte. Das Versäumnis ist nicht einzu holen, aber der Börscuverein stände heute fester in sich gefügt da, wenn er seinen Mitgliedern das bieten könnte, was durch das Jahrhundert hindurch versäumt worden ist. Als Kasse des Bör- senvercins würde dieses Jahr die Prämie sür 4891 X 20 — Mk. 97 820.—, das Sterbegeld Mk. 09 000.— gewesen sein. Dem Reservefonds hätten Mk. 28 820.— überwiesen «erden können. Man denke über diese Zahlen nur einen Augenblick nach und man cmpsindct den ganze» Schmerz über das Versäumte. Jedoch hat es keinen Zweck, rückwärts zu schauen, über Verfehltes nachzuden- ken, sondern es gilt vorwärts zu schauen, fest die Hand an den Pflug zu legen und ein Gebiet weiter zu Pflügen und zu be ackern, welches dornig und steinig ist. Und dornig und steinig sieht es im deutschen Buchhandel aus, denn sonst könnte nicht nach sieben Jahren kaum ein Fünftel der Mitglieder des Börsenver- cins Mitglied der Buchhändler-Sterbekasse geworden sein. Als wir vor sieben Jahren einen Aufruf erließen, meldeten sich zu erst sehr viele. Als auf Grund dieser Zustimmungen die Kasse gegründet wurde, versagten sehr viele, es blieben die Alten — die Jungen schwiegen. Und so ist es die Jahre hindurch ge gangen: die Alten meldeten sich weiter, wir mußten zusehen, wie di? Kasse überalterte, und an Stelle großzügiger Hilfe muß ten wir sparen sür die Zukunft. Wir mußten, anstatt aus dem Vollen geben zu können, von dem Wenigen nehmen und zurück legen, um für den Augenblick gerüstet zu sein, wenn die Alten in die Jahre kommen würden, wo der Tod reiche — überreiche Ernte hält. Dieser Augenblick ist jetzt gekommen. Die Hälfte unserer Mitglieder ist über 50 Jahre alt und wir müssen uns rein ver standesmäßig sagen, daß wir in den nächsten Jahren mit einer Anzahl von Toten rechnen müssen, die weit über dem Durchschnitt steht, und daß wir bald die Zinsen des Reservefonds benötigen. Nicht einen Augenblick braucht irgendein Mit- gliedsich zu beunruhigen. Wir sind gerüstet, unsere Mittel reichen immer aus. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache für jeden, der lesen kann und will. Diese Worte aber möchten sich gern an diejenigen Mitglie der des Börsenvereins richten, die vielleicht gedankenlos beiseite stehen, die ganz gewiß ohne Schwierigkeit beitreten und dadurch ein groß angelegtes Werk, welches in der Zukunft reiche und schwere Früchte bringen soll, stützen könnten. Rein geschäfts mäßig sage ich jedem, daß jeder, der 20 Mark zahlt, 15 Jahre, 8 Prozent mit Zinseszins gerechnet, leben kann und noch kein Verlustgeschäft macht. Bis dahin aber ist hoffentlich Beitrags freiheit oder Erhöhung des Sterbegeldes durchgeführt worden. Wer nur mit dem Verstände arbeitet, komme getrost zu uns, wer aber mit dem Herzen denkt, komme freudig, um das Bewußt sein in sich zu tragen, eine Pflicht zu erfüllen. Wohl weiß ich, daß manche Mitglieder bereits einer Sterbelasse oder Lebens- 458 Versicherung angehören, aber ich weiß auch genau, daß in den weitesten Kreisen der Vereine immer mehr und mehr sich das Bedürfnis geltend macht, innerhalb des Vereins eine Standes kasse zu gründen; so die Ärzte, die Logen, der ganze Klein handel in den einzelnen Städten, geschweige der Arbeit der Ge werkschaften, vor deren Erfolgen wir uns schämen müssen. Ich wiederhole immer wieder: Für den eigenen Stand muß man vor allen Dingen das Bewußtsein in sich tragen, gern und freu dig Opfer zu bringen. Das Vereinsleben kann nur gesunden, wenn unsere Mitglieder davon überzeugt sind, daß wir einander tragen, fördern und helfen wollen. 20 Mark muß jeder für seine Familie übrig haben. Ich möchte den kennenlernen, der im De zember nicht einen Zwanzigmarkschein in einen Umschlag legen und an Herrn Carl Otto, Delmenhorst i. O., senden kann, ohne auch nur einen Druck zu empfinden, wohl aber die Freude — die Weihnachtsfreude —, für die Seinen nach Kräften gesorgt zu haben. Also nochmals die Bitte: sofort einen Umschlag zu nehmen, 20 Mark einzusenden, die Stammrolle auszufüllen, die in diesem Börsenblatt auf der dritten Umschlagseite noch einmal abge druckt ist. Folge Deinem innersten Impuls und Du tust recht! Bremen, Am Wall 143. W. Hermann. Nachsatz: Im Börsenblatt Nr. 99 ist leider vergessen worden, den Schlußsatz hinzuzufügen, der folgendermaßen lautet: »Die Bücher wurden seitens des beeidigten Bücherrevisors Joh. Rogge geprüft und in jeder Weise in Ordnung befunden.« Lefefrüchte. Es ist nicht uninteressant und auch nicht unwichtig, die all gemein in der Presse erfolgenden Äußerungen über Fragen des Buchhandels und seiner Organisation zu verfolgen. Der Tag des Buches insbesondere hat natürlicherweise wieder sehr zahl reiche Veröffentlichungen gebracht, überblickt man sie aber in ihrer Gesamtheit, so ist das Ergebnis im Grunde etwas mager, wenigstens so weit der Buchhandel selbst in Frage kommt. Zwar muß der Buchhandel dankbar anerkennen, in wie großem Um fang Buchfragen behandelt worden sind. Das Thema »Jugend und Buch« ist in umfassender Weise und unter vielseitigen Ge sichtspunkten abgchandelt worden. Der Kritiker der Kreuzzeitung » hatte aber doch nicht ganz unrecht, wenn er kürzlich in einem letzten zusammenfassenden Rückblick glaubte seststcllen zu müssen, es sei in der ganzen Auseinandersetzung doch über die Kernfragen hinweggeredet worden. Er vermißte ein ernsteres Eingehen dar auf, was denn nun letzte Ursache der unbestreitbar nicht restlos befriedigenden Lage sei und was geändert werden müsse, sofern eine Besserung sollte erwartet werden können. Nach seiner An sicht müßte aber gerade in diesem Punkt Ernst gemacht werden, wenn der Tag des Buches seinen Sinn sollte erfüllen können. Der Buchhandel selbst kann im übrigen zunächst mit Befriedi gung seststellen, daß er aufgehört hat, Prügelknabe zu sein. Man braucht gar nicht so lange rurückzudenken, um sich zu erinnern, wie gern und wie ungehemmt da am Buchhandel und seinen Ein richtungen von Berufenen und Unberufenen herumkritisiert zu werden Pflegte. Das ist unstreitig anders geworden. Wenn das mit ein Erfolg der Tage des Buches ist, so kann der Buchhandel, wie gesagt, sehr zufrieden sein. Freilich muß er eben trotzdem wünschen, daß die wirklichen Probleme doch nicht aus dem Auge verloren werden, daß sich vielmehr alle Beteiligten ernsthast da mit beschäftigen und ihre Lösung anstreben. Soweit kritische Stellungnahme bei den Äußerungen zum Tage des Buches erkennbar wurde, fiel ein wenig die manchmal ziemlich einseitige, ablehnende Haltung sozialistischer Organe auf. Es wäre beklagenswert, wenn sich hier die bisher so erfreulich geschlossene Front lockern sollte. Anderwärts wirkten noch in einigem Umfang die seinerzeitigen Ausführungen Rudolf Bor- chardts in Bremen nach, die ja gerade in Broschürenform ver öffentlicht worden waren. Hier sei insbesondere der recht tref fenden Artikel von Dietrich Rintelen in Heft 1 und 2 des »Merk wort« gedacht, in denen in sachverständiger, überzeugender Weise
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