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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1930
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- 1930-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1930
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x° 111, 15. Mai 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Die Verhandlungen der Deutschen Akademie haben Hein rich von Recklinghausen bestimmt, eine neue Druck schrift zu erfinden, die seiner Absicht nach im täglichen Leben an Stelle der Fraktur treten soll; diese will er nur noch für gottesdienstliche Zwecke verwendet wissen, da sie für den All tagsgebrauch zu schade sei. Dieser neuen Schrift und ihrer Be gründung dient das ganze zweite Heft des Jahrganges 1929 der Akademie-Mitteilungen. Da die neue Schrift so unleserlich und unschön ist, daß an ihre Einführung nicht gedacht werden kann, und da der Oberbaurat a. D. vr. b. c. O t t o S t i e h l in Berlin im sechsten Heft 1929 der Akademie-Mitteilungen sie gründlich besprochen hat, so ist es nicht nötig, hier bei ihr zu verweilen*). Auch muß hier darauf verzichtet werden, über die mün d- lichen Verhandlungen am 20./21. Juni 1927 zu be richten. Kommt doch alles Wesentliche in den gedruckten Refe raten zum Ausdruck. Von Buchhändlern haben teilgenommen vr. Friedrich Oldenbourg und Gustav Ruprecht. Nachwort. Man wird es mir, der ich seit fünf Jahrzehnten die Gegen sätze »Fraktur—Antiqua«: beobachtet und gelegentlich ein wenig mitgekämpft habe, wohl gestatten, der objektiven Übersicht über die Münchener Verhandlungen ganz kurz die persönliche Auf fassung anzufügen. Wir Deutschen haben, seit Bücher gedruckt werden, in der Fraktur die unserer Eigenart entsprechende Schrift. Sie be friedigt vollkommen das praktische Bedürfnis, sie ist die künst lerisch veredelte Form der lateinischen Schrift und das der deut schen Sprache angemessene und seit fünf Jahrhunderten ge wohnte und liebgewordene Kleid. Wer die lateinisch-romanische Schrift vorzieht, den wollen wir nicht hindern; die Entwicklung mag frei ihren Lauf neh men. Uns aber wird unbedenklich, bis zum Überdruß zugemutet, unser deutsches Schriftgut aufzugeben! Woher kommt diese Zumutung? Die landläufig vorgeschobenen Gründe: Mindere Lesbar keit, Belastung mit der Doppelschriftigkeit u. a. — halten der Prüfung nicht stand. Die wahren Gründe der Frakturgegner schaft liegen tiefer. Zum Teil bestehen die Gegner aus den weltbürgerlich Ge sinnten, die in der Wandlung der Völker zu einem Menschheits gemisch ein Wunschbild sehen; die nicht der Meinung sind, daß ein Völkerbund der Zukunft doch Völler zur Voraussetzung hat, und daß Völker nur in Eigenart möglich sind. Einen anderen Teil der. Gegner, vielleicht den mächtigsten, bildet die G e l e h r t e n s ch a s t mit der Behauptung, die latei nische Schrift sei die Schrift »der Wissenschaft«:. Da darf doch an einige in diesem Zusammenhang den meisten nicht bewußte Tatsachen erinnert werden: Daß eine deutsche Bildung sich nicht frei aus deutschem Wesen hat ent wickeln können — das über dem deutschen Volke waltende Ver hängnis —, sondern daß dieses deutsche Wesen über ein Jahr tausend, bis in das 17. Jahrhundert hinein, mit römischer Bil dung überkrustet worden ist; daß noch vor zweihundert Jahren alle, noch vor hundert Jahren viele Vorlesungen an deutschen Universitäten in lateinischer Sprache gehalten worden sind; daß in der deutschen Gelehrtenrepublik und in den deutschen Gym nasien eine Todsünde eher Vergebung fand (noch hie und da findet?) als eine Verfehlung gegen die Latinität. Da darf das Kleben an der lateinischen Schrift kaum Wunder nehmen. Bei kraftvoller Weiterentwicklung des deutschen Wesens — durste man hoffen und hoffen Viele noch — kann auch in wissenschaft lichen Druckwerken deutscher Sprache jener Rest Vergangenheit von selbst verschwinden, kann deutsche Schrift ebenso wie die deutsche Wissenschaft stolz und erfolgsicher vor die Welt hin treten mit der Forderung: Nehmt uns wie wir sind, oder nehmt *) Probe s. Bbl. 182g, Nr. 238. uns nicht. Daß die Anderen unsere Druckschrift nicht lesen »könnten«:, ist ja nur ein längst erwiesener, aber immer wieder aufgetischter Irrtum*). Freilich: die Gefahr ist jetzt riesengroß geworden, daß unser deutsches Volk überhaupt sich selbst aufgebe und zur Aus beutungskolonie kräftigerer, selbstbewußterer Völker werde. Kommt es wirklich so, dann lohnt es sich allerdings nicht mehr, sich um das Schicksal der deutschen Schrift besonders auszuregen. Noch sind wir nicht ganz so weit. Wer hofft, säet Hoffnung. Aber klar ist damit herausgestcllt, daß in dem Kamps um das Deutschtum als Ganzes der Kamps um die deutsche Schrift ein Teil ist. Die soziale Drage im Buchhandel. Eine Aussprache des Jungbuchhandels in Dessau. Die geistige Auseinandersetzung, die der Jungbuchhandel in ört lichen Arbeitsgemeinschaften, Freizeiten und in seinen »Rund briefen« führt, hat ihn langsam an S p e z i a l fragen herangebracht: in den beiden letzten Jahren ist es vor allem um die Ausbildungs und Fortbildungsfragen gegangen, und von hier aus ist man nun auf die soziale Frage im Buchhandel gekommen. Dieser Ausgangspunkt ist ganz wichtig: nicht als spezifische Angestellten vertretung oder als Gewerkschaft geht der Jungbuchhandel an diese Dinge heran, sondern er behandelt sie als Frage des Buchhandels *) Neu und überzeugend sind die Mitteilungen, die Karl Ruprecht in der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« 1930, Nr. 15 über die Vorarbeiten seines Vaters Gustav Ruprecht zu dessen Schrift »Das Kleid der deutschen Sprache« (5. Auflage 1912, leider vergriffen) macht. Er schreibt dort: »Bereits vor mehr als 20 Jahren begann mein Vater systema tische Nachprüfungen, ob die Anschauung über die leichtere Lesbar keit der Antiqua für Ausländer richtig sei. Dabei war er sich von vornherein klar darüber, daß es zur Gewinnung einwandfreier Ergebnisse notwendig sei, jede Beeinflussung durch nationale Ge fühlsmomente, durch künstlerische Gesichtspunkte und vor allem auch durch Sprachschwierigkeiten auszuschalten. Deshalb ließ er fremd sprachige Texte in mehreren Sprachen zunächst in Offenbacher Schwabacher-Schrift drucken und sandte diese Blätter an Geschäfts freunde und Gelehrte in allen Kulturländern mit der Bitte, sie ohne Angabe des besonderen Versuchszweckes unvermittelt ihren Lands leuten verschiedenster Bildungsstufen: Akademikern, einfachen Dienst boten, Handwerkern und Bauern vorzulegen und zu berichten, ob diese gänzlich unbeeinflußten, der deutschen Sprache nicht mächtigen Versuchspersonen die Texte hätten lesen können oder nicht. Aus nahmslos alle derartigen Versuche hatten nun überraschenderweise das völlig übereinstimmende Ergebnis, daß auch nicht eine einzige Versuchsperson gefunden wurde, die ihre eigene Muttersprache in Frakturschrift nicht hätte lesen können. In der Mehrzahl der Fälle wurden die Texte ohne jeden Anstoß gelesen, auch wo vorher die Frage: Können Sie deutsche Schrift lesen? mit Nein beantwortet worden war, und wiederholt konnten die Berichterstatter hervor heben, daß die Versuchspersonen überhaupt nicht gemerkt hätten, daß sie eine fremde Schriftart vorgelegt bekamen und diese trotzdem glatt gelesen hätten. Mit letzterer Beobachtung stimmt auch die Tat sache überein, daß es hier in Deutschland zahlreiche Personen, selbst in gebildeten Kreisen gibt, die den Unterschied zwischen Fraktur und Antiqua kaum bemerken und kennen.« »Das überraschend günstige Ergebnis dieser Leseversuche mit Offenbacher Schwabacher-Schrift ermutigte dann zu einer umfassen den Wiederholung der Versuche mit verschiedensten anderen Fraktur schriften. Diesmal beteiligte sich auch Herr vr. Karl Klingspor innerhalb des gesamten Kreises seiner Auslandbeziehungen an der Veranstaltung. Trotz dieser erheblichen Erweiterung der Versuche in zweierlei Richtung wurde wiederum keine einzige Versuchsperson gefunden, die, völlig unbeeinflußt vor die Frakturtexte gestellt, diese nicht ohne weiteres hätte lesen können. Hiermit dürfte wohl ein wandfrei der Beweis erbracht sein, daß die Fraktur als solche dem Ausländer tatsächlich keinerlei Schwierigkeiten bereitet und daß die gegenteiligen, zahlreich vorliegenden Behauptungen von Aus ländern ihre Ursache durchweg auf anderem Gebiete haben müssen.« Man beachte auch die Darlegungen von Gustav Ruprecht im Bbl. 1926, Nr. 23 u. 25: »Fordert die Verbreitung des deutschen Buches im Auslande lateinischen Druck?« Als Sonderdruck zu be ziehen von Vandenhoeck L Ruprecht in Göttingen. 461
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